[fessenheim-fr] neues Gutachten - nichts Neues!
Klaus Schramm
klausjschramm at t-online.de
Do Apr 21 17:52:17 CEST 2016
Hallo Leute!
Aus Finanzmitteln einer MdEP wurde mal wieder ein
Gutachten bezahlt, das nichts Neues liefert.
Alles, was darin aufgelistet wird, ist längst
öffentlich bekannt...
Bemerkenswert ist an diesem Gutachten des Prof.
Manfred Mertins allenfalls, daß es sich auch
(wie so viele andere "ExpertInnen" bislang)
um eine klare Aussage herumdrückt, ob nun am
9.04.14 die Steuerstäbe (per Gravitation)
noch hätten eingefahren werden können oder
nicht.
Ciao
Klaus Schramm
P.S.: Übrigens müßte es korrekterweise in dem
weiter unten einkopierten Text heißen: Der
*Reaktor* wurde durch Zugabe von Bor in das
Kühlsystem abgefahren - nicht: "die Turbine".
Dampferzeuger und Generator sind sekundäre
Anlagenteile des jeweiligen Reaktorblocks.
+++
21. Apr 2016 - 14:29 Uhr
Atomkraftwerk Fessenheim in Frankreich - Neue Analyse des Störfalls vom
9.4.2014
Anfang März 2016 wurde öffentlich bekannt, dass ein Störfall im
Atomkraftwerk Fessenheim am 9.4.2014 deutlich schwerer war als zunächst
vom Betreiber angegeben worden war. Eine interne Überschwemmung hatte
eine Abfolge von technischem Versagen nach sich gezogen. Dabei drang
Wasser auch in Schaltschränke ein, wodurch eines der beiden parallelen
Sicherheitssysteme außer Gefecht gesetzt wurde. Der Reaktor ließ sich
kurzfristig nicht mehr steuern und wurde schließlich per Einleitung von
Bor in das Kühlsystem heruntergefahren.
Im Auftrag von Rebecca Harms, Fraktionsvorsitzende der
Grüne/EFA-Fraktion im Europaparlament, analysierte Prof. Manfred Mertins
(Sachverständiger für Reaktorsicherheit) den Vorfall näher.
Prof. Mertins kommt zu dem Ergebnis, dass das Atomkraftwerk Fessenheim,
das seit 1978 in Betrieb und damit eines der ältesten AKWs in Frankreich
ist, in mehreren Punkten von heutigen Sicherheitsanforderungen abweicht.
Besonders schwerwiegend ist der unzureichende Redundanzgrad der
sicherheitsrelevanten Einrichtungen (n+1). Diese einfache Redundanz ist
zwar einzelfehlerfest, kann aber beispielsweise während Wartungsarbeiten
komplett ausfallen.
Auch sind einzelne Stränge sicherheitstechnisch wichtiger Einrichtungen
nicht vollständig unabhängig voneinander. Beides erhöht die Gefahr eines
Ausfalls des gesamten Sicherheitssystems durch eine gemeinsame Ursache.
Darüber hinaus sind wichtige sicherheitsrelevante Einrichtungen nicht
erdbebenfest, obwohl das Rheintal als erdbebengefährdet gilt. Zudem
werden Anforderungen zum Hochwasserschutz nicht erfüllt. Dabei liegen
sicherheitsrelevante Teile der Anlage unter dem Niveau des
Rheinseitenkanals und werden nur durch einen Deich geschützt.
Auch die für französische Anlagen vorgesehenen Upgrades ("Hardened
Safety Core") werden hier keine Abhilfe schaffen. Sie werden erst bis
2020 und danach greifen und auch dann gelten sie in erster Linie dem
anlageninternen Notfallschutz, was die Defizite bei Sicherheitssystemen
und Störfallprozeduren nicht ausgleichen kann.
2009 untersuchte eine OSART-Mission (Operational Safety Review Team der
Internationalen Atomenergiebehörde) die betriebliche Sicherheit des
Atomkraftwerks in Fessenheim und deckte Mängel in der Betriebsführung
auf. Diese Mängel bestanden offensichtlich mindestens teilweise 2014
fort und waren ursächlich für den Störfall. Das ist besonders
bemerkenswert, da diese Mängel bei einer Folgemission der
internationalen Atomenergiebehörde als behoben deklariert wurden.
Verlauf des Zwischenfalls vom 9.4.2014
Beim Befüllen eines Behälters kam es zu einer Überschwemmung im
Reaktorblock 1. Da Rohrleitungen, die das überlaufende Wasser hätten
abführen können durch Rost und Schmutz verstopft waren, verteilten sich
etwa 3 Kubikmeter Wasser über Räume und Flure, drangen in Schaltkästen
des Reaktorschutzsystems ein und lösten Fehlsignale aus. Durch den
Wassereintrag wurden einzelne Signale eines Strangs des zweisträngigen
Reaktorschutzsystems gestört. Daraufhin wurde die Turbine durch Zugabe
von Bor in das Kühlsystem abgefahren. Dabei kam es kurzzeitig zu
Abweichungen vom vorgesehenen Temperaturverlauf.
Es bestand die Gefahr eines redundanzübergreifenen Ausfalls der
Sicherheitseinrichtungen durch gemeinsame Ursache (interne Überflutung).
Ursächlich für den Zwischenfall waren der mängelbehaftete Zustand im
Bereich der Sicherheitseinrichtungen sowie die Zusammenwirkung von
Mensch-Technik-Organisation.
Fazit:
Die im AKW Fessenheim bestehenden Defizite im Vergleich mit heute
geltenden Sicherheitsanforderungen an Atomanlagen werden durch Mängel im
Sicherheitsmanagement verstärkt. Dadurch besteht die Gefahr
folgenschwerer Zwischenfälle oder Unfälle.
Mehr Informationen über die Mailingliste fessenheim-fr