[fessenheim-fr] Lachen oder Weinen
Klaus Schramm
klausjschramm at t-online.de
Fr Apr 15 14:11:19 CEST 2016
Hallo Leute!
Hier ein Artikel der NZZ (14.04.16) zu der aktuell
deutlich erkennbaren Politik der französischen
Regierung, den Weiterbetrieb der derzeit 58
Atom-Reaktoren in 19 Atomkraftwerken für weitere
Jahrzehnte abzusichern und zugleich die Energie-Wende
in Frankreich zu sabotieren (s.u.).
Bereits lange vor dem Präsidentschafts-Wahlkampf
2011/2012 war offensichtlich, daß ein Politiker
wie Francois Hollandes als Präsident sich niemals
für einen Atom-Ausstieg einsetzen würde. Bekannt
war seine positive Einstellung zur französischen
Atom-Bewaffung, der force de frappe. Völlig
irrelevant ist hierbei die Frage, ob die frz.
Atomkraftwerke benötigt würden, um Plutonium
für die Atombombe abzuzweigen. Plutonium ist
seit einem Vierteljahrhundert im Überfluß
vorhanden. Entscheidend ist die Plutonium-
Fabrik (euphemistisch meist bezeichnet als
Wiederaufarbeitungsanlage) La Hague...
Wer hierzu mehr wissen möchte:
Info-Serie Atomenergie - Folge 11
www.netzwerk-regenbogen.de/akwinf070813.html
Wer sich für die Fakten statt für partei-
ideologische Propaganda interessiert, sollte
sich etwa darüber informieren, wie viele
Flüchtlinge Frankreich im vergangenen Jahr
aufgenommen hat und sich die Tatsache
vergegenwärtigen, daß Manual Vals in diesem
Jahr - in Einklang mit der braunen
österreichischen Regierung - Obergrenzen
für Flüchtlinge ankündigte. Dies ist ein
Bruch der Haager Konvention.
Gegen die von der französischen Regierung
angekündigten Arbeitsmarkt-"Reformen" gingen
in den vergangenen Wochen Hunderttausende in
Frankreich auf die Straßen.
Spätestens jetzt sollte klar sein, daß es sich
in Frankreich weder um eine sozialistische,
noch um eine sozialdemokratische, sondern um
eine rechte Regierung handelt.
Ciao
Klaus Schramm
www.nzz.ch/international/europa/unrealistisches-energiegesetz-paris-vertagt-reduktion-der-kernenergie-ld.13995
International
Europa
Unrealistisches Energiegesetz
Paris vertagt Reduktion der Kernenergie
Frankreichs Energiegesetz wurde als das «fortschrittlichste unter denen
der Industrieländer» präsentiert. Jetzt wird den verantwortlichen aber
klar, dass die Vorhaben unrealistisch waren.
von Nikos Tzermias, Paris
14.4.2016, 20:42 Uhr
Der Entscheid folgt erst im Jahre 2019. (Bild: Sait Serkan Gurbuz /
Keystone)
Die französische Umweltministerin Ségolène Royal hat das
Energiewende-Gesetz als das «fortschrittlichste unter denen der
Industrieländer» bezeichnet, als es im letzten Juli endgültig
verabschiedet wurde. In einem Interview mit «Le Monde» räumte Royal
jetzt ein, dass erst 2019, also zwei Jahre nach den nächsten
Präsidentschaftswahlen, über die Reduktion des Kernenergie-Anteils an
der Stromerzeugung von 76,3 Prozent (2015) auf 50 Prozent (2025)
entschieden werden könne.
Wahlversprechen gebrochen
Die Ankündigung ist keine Petitesse, war doch das Ziel, den Anteil der
Nuklearenergie auf 50 Prozent zu drosseln, nicht nur ein Kernelement des
Energiegesetzes, sondern auch eines der Hauptversprechen von Staatschef
François Hollande im letzten Wahlkampf. Der Rückzieher wurde von der
bürgerlich-konservativen Opposition und auch von einigen
Gewerkschaftsvertretern als Beleg dafür angeführt, dass das
Energiegesetz auf völlig unrealistischen Annahmen beruhe und die Kosten
der Wende kolossal unterschätze.
Laut den Projektionen des Rechnungshofs müssten 17 bis 20 der insgesamt
58 Reaktoren in Frankreich stillgelegt werden, um das Ziel eines
Kernenergieanteils von 50 Prozent im Jahr 2025 zu erreichen. Dabei
stellt der Cour des Comptes eine mehr oder weniger stagnierende
Stromnachfrage und einen sehr geringen Anteil der Wind- und
Sonnenenergie von 5 Prozent in Rechnung. Doch selbst die von Hollande
ausdrücklich versprochene Stilllegung des ältesten französischen
Kernkraftwerks südöstlich von Fessenheim im Elsass bereitet der
Regierung noch immer grosses Kopfzerbrechen.
Der Betriebsstopp in Fessenheim ist nun für Ende 2018 geplant,
ursprünglich war das Aus für dieses Jahr versprochen worden.
Voraussetzung für die Stilllegung bleibt aber, dass der
Druckwasserreaktor in Flamanville bis Ende 2018 ans Netz geht, was wegen
neuer technischer Probleme noch keineswegs sicher ist. Die Ablösung von
Fessenheim respektiert nämlich bloss die Regelung des Energiegesetzes,
dass die nukleare Produktionskapazität 63,2 Gigawatt nicht übersteigen darf.
Rettung der Nuklearindustrie
Ségolène Royals Erklärungen kommen auch insofern nicht überraschend, als
sich die Ministerin schon Ende Februar damit einverstanden erklärt
hatte, einer Verlängerung der Lebensdauer von Atomkraftwerken um zehn
auf fünfzig Jahre zuzustimmen, solange die nach Fukushima verschärften
Sicherheitsnormen eingehalten würden. Royal folgte damit einem Gesuch
des zu 85 Prozent vom Staat kontrollierten Elektrizitätskonzerns EdF,
der in die Modernisierung der AKW bis 2030 rund 55 Milliarden Euro
stecken will. Die Ministerin begründete den Entscheid nicht zuletzt mit
der günstigen Stromproduktion der Kernkraftwerke, die bereits
abgeschrieben seien.
Das Energiegesetz steht aber auch im Widerspruch zu der von Präsident
Hollande seit einiger Zeit verfolgten Politik, die französische
AKW-Industrie, die in den letzten Jahren massive Verluste erlitten
hatte, zu sanieren und wieder zu einem Exportschlager zu machen. Der
Konzern EdF, der bereits zur Rettung der ebenfalls staatlichen
AKW-Herstellerin Areva herangezogen wurde, soll nach Hollandes Willen
deshalb auch am 23 Milliarden Euro teuren Projekt von zwei modernen
Reaktoren im britischen Hinkley Point festhalten.
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