[fessenheim-fr] Meldungen ueber Verlaengerung der Betriebsgenehmigung um 10 Jahre

Klaus Schramm klausjschramm at t-online.de
Fr Mär 4 16:03:14 CET 2016


Hallo Leute!

Derzeit kursieren Meldungen, die französische
"Umwelt"-Ministerin Ségolène Royal beabsichtige, die
Betriebsgenehmigung für die beiden Reaktoren des AKW
Fessenheim um weitere 10 Jahre zu verlängern. Abgesehen
davon, daß dies in die Zuständigkeit der ASN fällt,
ist eine "Laufzeitverlängerung" in der Realität völlig
ohne Belang - außer in finanzieller Hinsicht.

Die historischen Erfahrungen mit sogenannten Atom-Ausstiegs-
Beschlüssen von Regierungen - Schweden 1998,
Deutschland 2001, Spanien 2008 - zeigen, daß die
Entscheidung über AKW-Stilllegungen im Falle einer
schwachen Anti-Atom-Bewegung in der Realität allein
bei den Betreiber-Konzernen liegt. So wurde etwa
das AKW Obrigheim (Inbetriebnahme 1968), das laut
dem vom damaligen Bundes-Atom- und "Umwelt"-Minister
Trittin veröffentlichten Stilllegungs-Zeitplan im
Oktober 2002 hätte abgeschaltet werden müssen, erst
am 11. Mai 2005 nach knapp 37 Jahren "Laufzeit"
vom Netz genommen. Denn ab diesem Zeitpunkt hätte
es keinen Profit mehr abgeworfen.

Leider ist bei Vielen auch vergessen, daß es im Herbst
2010 unter Bundeskanzlerin Angela Merkel einen
sogenannten Ausstieg aus dem Atom-Ausstieg gab.
Die - in der Realität irrelevanten - AKW-"Laufzeiten"
wurden gesetzlich verlängert. Nach der Fukushima-
Katastrophe im März 2011 konnten jedoch Hunderttausende
auf Demonstrationen in Deutschland erzwingen, daß
wenigstens 8 von 17 Atom-Reaktoren abgeschaltet bzw.
(im Falle des AKW Krümmel) nicht wieder repariert
wurden. Ob der im Sommer 2011 veröffentlichte
Stilllegungs-Zeitplan eingehalten wird oder ob auch die
darin genannten Abschalt-Termine verstreichen werden
und die Atomkraftwerke so lange in Betrieb bleiben wie
sie Profit abwerfen (je nach Alter bis zu 1 Million Euro
pro Tag und Reaktor!) oder ob etwa auch in Deutschland
(so wie in Österreich 1978 und in Italien 1987) ein
Atom-Ausstieg - in der Realität! - durchgesetzt werden
kann, hängt nicht von "der Politik" ab, sondern einzig
und allein vom Kräfteverhältnis zwischen den Betreiber-
Konzernen und der Anti-Atom-Bewegung.

Nebenbei: Die ASN hat in Frankreich noch nie Entscheidungen
getroffen, die für die EdF merkliche negative finanzielle
Auswirkungen gehabt hätten. Die entscheidenden Stellen
sind auch in Frankreich mit VertreterInnen der "Kernkraft-
Kirche" besetzt.

Zu den finanziellen Hintergründen einer Verlängerung der
Betriebsgenehmigung der französischen Atom-Reaktoren um
10 Jahre:
In der Hauptsache geht es der EdF - wie schon einmal -
darum, so mit Hilfe fiktiver Vermögenswerte in ihren
Bilanzen aus den roten Zahlen zu kommen.

Hier noch eine Stellungnahme von Charlotte Mijeon vom RSDN:

On 01.03.2016 21:04, Charlotte Mijeon - Réseau Sortir du nucléaire wrote:

> Die französische Umweltministerin Ségolène Royal hat tatsächlich
> vor, die Laufzeit möglichst viel AKWs bis 50 Jahren zu verlängern,
> aber sie  sagt auch viel Dummes und ist eigentlich dafür
> nicht zuständig, solche  Sache zu entscheiden. Nur die
> Atomsicherheitsbehörde kann das grüne Licht geben.
>
> Für die französischsprachige, hier eine Analyse ihrer Unsinn:
> http://sortirdunucleaire.org/Prolonger-les-centrales-jusqu-a-50-ans-de

Ciao
    Klaus Schramm




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