[fessenheim-fr] Japan: Hohe Cäsium-Belastung der Luft...
Klaus Schramm
klausjschramm at t-online.de
Mo Jan 11 23:15:38 CET 2016
Hallo Leute!
Hier ein Artikel mit neuen unerfreulichen Untersuchungs-
Ergebnissen:
www.linkszeitung.de/akwjap160111liz.html
Japan: Hohe Cäsium-Belastung der Luft
auch lange nach Fukushima-Katastrophe
Ciao
Klaus
11.01.2016
Japan: Hohe Cäsium-Belastung der Luft
auch lange nach Fukushima-Katastrophe
Tokio (LiZ). In der 26 Kilometer von den Reaktor-Ruinen des AKW
Fukushima Daiichi entfernten Stadt Minamisoma wurden deutlich erhöhte
Konzentrationen von radioaktivem Cäsium-137 in der Luft gemessen. Dies
ergaben Auswertungen eines europäisch-japanischen ForscherInnen-Teams.
Die Analyse der Meß-Werte von drei Luftfilter-Stationen ergab, daß es in
der Nähe der Stadt Minamisoma im Mai, im Juni und im August 2013 zu
deutlich erhöhten Konzentrationen von radioaktivem Cäsium-137 in der
Luft gekommen war. Ausgewertet wurden die Daten des Zeitraums Oktober
2012 bis März 2014.
Die größte Konzentration - 30-fach über dem Durchschnitt - wurde für die
Woche vom 15. bis zum 22. August 2013 ermittelt. Für die anderen beiden
Luftfilter-Stationen, 48 Kilometer nordwestlich (Tamano/Soma) und 22
Kilometer südwestlich (Kamikawauchi/Kawauchi) des havarierten AKW
Fukushima Daiichi wurden die Zeiten mit erhöhten Cäsium-Konzentrationen
nicht veröffentlicht.
Zusätzlich wurden in Bodenproben erhöhte Strontium-90-Konzentration
gefunden (78 Bq/kg), die in einer solchen Entfernung vom AKW-Standort
nicht erwartet worden waren. Strontium-90 stellt - wie Cäsium-137 - ein
langlebiges radioaktives Isotop dar, welches nach Atom-Katastrophen die
Umwelt über Jahrhunderte verseucht. Aufgrund seiner langen biologischen
Halbwertszeit kann es vom Körper - einmal aufgenommen - praktisch nicht
mehr ausgeschieden werden. Es wird in Knochen eingelagert und verstrahlt
dort lebenslang das empfindliche Knochenmark.
Leukämien und Knochen-Tumoren sind die möglichen Folgen. Strontium ist
technisch schwer nachweisbar und so besteht die begründete Sorge, dass
das Isotop in Japan eine weitaus größere populationsmedizinische
Bedeutung haben wird als bislang vermutet. Da es nun auch in großer
Entfernung zum havarierten Kraftwerk gefunden wurde, gehen die
AutorInnen davon aus, daß Erdarbeiten auf dem AKW-Gelände als Ursache in
Betracht kommen. Die Frage, ob es sich unter Umständen um neue
radioaktive Freisetzungen aus den havarierten Reaktoren selbst gehandelt
haben könnte, wird in der Arbeit nicht diskutiert.
Zudem geben die AutorInnen selbst zu Bedenken, daß ihre Feststellungen
von radioaktiven Freisetzung Zufallsbefunde durch mehrstündige
Stichproben an einigen Tagen im Jahr darstellen. Daher ist davon
auszugehen, daß viel öfter und möglicher Weise auch mehr radioaktive
Stoffe mit der Luft quer über Japan verbreitet werden. Stürme,
Pollenflug, Dekontaminations-Arbeiten und andere Ereignisse, die
radioaktiven Staub aufwirbeln können, stellen somit eine weitere
relevante gesundheitliche Gefahr für die japanische Bevölkerung dar.
Doch nicht nur die Menschen in Japan, sondern viele andere Lebewesen
sind von der freigesetzten Radioaktivität betroffen. Japanische
ForscherInnen stellten kürzlich in der Sperrzone massive
Wachstums-Anomalien an Nadelbäumen fest. Die Mißbildungen häufen sich
umso mehr, je geringer der Abstand zu den drei vom Super-GAU zerstörten
Reaktoren ist. Aus der Relation zwischen dem Ausmaß der Mißbildungen und
dem Abstand läßt sich ein Dosis-Wirkungs-Verhältnis ablesen.
Die Studie zur radioaktiven Belastung der Luft ist zu finden unter:
Georg Steinhauser et al.: Post-Accident Sporadic Releases of Airborne
Radionuclides from the Fukushima Daiichi Nuclear Power Plant Site.
Environ. Sci. Technol. 2015, 49, 14028-14035
Link: http://pubs.acs.org/doi/pdf/10.1021/acs.est.5b03155
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