[fessenheim-fr] heruntergespielt?
Klaus Schramm
klausjschramm at t-online.de
Fr Mär 20 09:46:55 CET 2015
Hallo Leute!
Hier ein Artikel aus der heutigen 'Badischen Zeitung'.
Ciao
Klaus Schramm
20.03.2015
Atomaufsicht
Vorfall im Akw Fessenheim heruntergespielt?
Der Rohrbruch im Maschinenraum des Atomkraftwerks Fessenheim im Februar
schlägt Wellen: Die französische Atomaufsicht kritisiert das
Krisenmanagement des Akw-Betreibers heftig.
Umstrittener Atommeiler: das Akw Fessenheim. Foto: AFP
Der nun veröffentlichte Kontrollbericht der Atomaufsicht ASN legt nahe,
dass der Betreiber Electricitéde France (EdF) den Vorfall vom 28.
Februar heruntergespielt habe. Auch der Direktor der Nuklearanlage steht
in der Kritik.
"Direktor Rosso ist seiner Aufgabe nicht gerecht geworden." André Hatz
Für Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) "sind
die wiederholten Pannen im Kernkraftwerk Fessenheim und die Hinweise auf
einen mangelhaften Umgang mit ihnen ein weiteres Argument dafür, den
Meiler eher früher als später, spätestens aber, wie von der
französischen Regierung versprochen, bis Ende 2016 stillzulegen".
Atomkraftkritiker im Elsass und Südbaden werfen der Akw-Leitung
Fahrlässigkeit vor und fordern die Absetzung von Direktor Thierry Rosso.
Denn wer die Darstellung des Vorfalls von Ende Februar durch den
Betreiber mit der Sicht der Inspektoren vergleicht, sucht Übereinstimmungen.
Am Nachmittag des 28. Februar muss Block eins wegen "eines Risses an
einer Wasserleitung im nichtnuklearen Bereich" abgeschaltet werden,
berichtet die EdF. Gemeldet wurde der Vorfall auf Stufe 0 der
internationalen Störfallskala. Block zwei ist zu diesem Zeitpunkt nicht
mehr am Netz. Er ist in der Nacht zuvor heruntergefahren worden, um
einen Teil der Brennstäbe auszutauschen.
Wasser gelangte auf elektrische Einrichtungen
Die Atomaufsicht wird in ihrer Schilderung, die man im Internet
nachlesen kann, ausführlicher: Der Rohrbruch hat zur Folge, dass sich
aus der Leitung, in der ein Druck von 34 Bar herrscht, eine erhebliche
Wassermenge ergießt, heißt es. Die Rede ist von "höchstwahrscheinlich
mehr als 100 Kubikmetern". Am 5. März erfahren die ASN-Inspekteure bei
ihrem Besuch in Fessenheim, der Durchfluss habe im Februar nicht
gestoppt werden können, daher die Notabschaltung. Zudem gelangte bei der
Überschwemmung Wasser auf elektrische Einrichtungen. Um 18.10 Uhr löste
dies im Maschinenraum Alarm aus. Doch zum Erstaunen der Kontrolleure
besichtigen sie am 5. März nicht nur die bereits reparierte Bruchstelle.
Die Akw-Leitung nimmt die Leitung in Anwesenheit der ASN-Leute wieder in
Betrieb – obwohl die Ursache des Rohrbruchs nicht geklärt ist, obwohl
die EdF der Aufsicht angekündigt hatte, eine Inbetriebnahme werde noch
Wochen dauern.
Noch größer dürfte die Überraschung der Inspekteure gewesen sein, als es
nach wenigen Minuten vor ihren Augen zu einem erneuten Vorfall kommt. Im
Bericht ist von Vibrationen am selben Rohr die Rede; dann bricht es
einen Meter neben der alten Schwachstelle. Der dadurch im Maschinenraum
ausgelöste Alarm gibt für das Personal das Zeichen, diesen sofort zu
verlassen. Doch nichts geschieht. Die Anwesenden halten die Sirene
offenbar für den üblichen monatlichen Probealarm.
"Mängel beim Umgang mit Zwischenfällen"
Die ASN sieht nun "Mängel beim Umgang mit Zwischenfällen". André Hatz,
Sprecher der elsässischen Atomkraftgegner von Stop Fessenheim, sagt:
"Direktor Rosso ist seiner Aufgabe nicht gerecht geworden", er habe mit
der Sicherheit der Bevölkerung und der Angestellten gespielt.
Am 10. März, bei der Sitzung der Überwachungskommission Fessenheim,
hatte die Leiterin der ASN-Abteilung Straßburg die heiklen Details vom
28. Februar noch zurückgehalten. Letournel stellte auch am Donnerstag
auf Anfrage der BZ klar, dass die ASN keine Notwendigkeit sehe, den
Vorfall höher einzustufen. Im April 2014 hatte eine Überschwemmung im
nichtnuklearen Bereich des Akw eine elektrische Bedientafel beschädigt
und war erst nachträglich auf Niveau 1 hochgestuft worden.
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