[fessenheim-fr] Stilllegung des AKW Fessenheim

Klaus Schramm klausjschramm at t-online.de
Fr Feb 13 15:10:41 CET 2015


Hallo Leute!

Zur Zeit werden nahezu täglich "Meldungen" in den
Mainstream-Medien verbreitet, die jene, die an
den Schnullern der Mächtigen nuckeln, einem Wechselbad
der Gefühle aussetzen: Am einen Tag scheint bekräftigt
zu werden, daß das AKW Fessenheim 2016 (oder 2017 oder
2018?) ganz sicher stillgelegt wird - kurz darauf
scheint wieder das Gegenteil zuzutreffen...

So hieß es heute in den SWR Nachrichten:
"Eine Schließung des elsässischen Atomkraftwerks Fessenheim ist
möglicherweise in weite Ferne gerückt. Das ließ der französische
Stromkonzern..."

"möglicherweise"... oder auch nicht! Das sind keine Nachrichten -
das ist der Versuch, die Gerüchteküche anzuheizen und das Thema
im Gespräch zu halten!

Ich möchte dem Schwall inhaltsleerer "Nachrichten" der vergangenen
Wochen und Monate deshalb vier Texte aus den Jahren 2011 und 2012
entgegensetzen, die bis heute Substanz haben:

Aus einem Artikel vom 16.10.2011
www.linkszeitung.de/akwfrk111016liz.html
"In Frankreich muß sich der amtierende Atom-Konzern-hörige Präsident 
Nicolas Sarkozy im kommenden Frühjahr der Wahl stellen. Dabei besteht 
die Chance, Sarkozy gegen eine ebenfalls Atom-Konzern-hörige andere 
Person auszutauschen."

Aus einem Artikel vom 25.04.2012
www.linkszeitung.de/akwfes120425liz.html
"Während der amtierende französische Präsident und vermutliche 
Wahlverlierer Nicolas Sarkozy sich explizit für den Weiterbetrieb des 
AKW Fessenheim aussprach, signalisierte der pseudo-sozialistische 
Gegenkandidat François Hollande allen Seiten, was sie hören wollten. 
Ähnlich wie in Deutschland vor 14 Jahren beim Antritt Gerhard Schröders 
als "rot-grüner" Bundeskanzler, der die Stilllegung von sechs 
Atomkraftwerken innerhalb von vier Jahren versprochen hatte, ist auch in 
Frankreich kein Atom-Ausstieg von der Parteien-Politik zu erwarten. 
Aussicht auf eine baldige Stilllegung des ältesten französischen 
Atomkraftwerks besteht allenfalls dann, wenn der nächste Super-GAU in 
Zentraleuropa stattfindet."

In einem Artikel v. 21.09.2012
www.linkszeitung.de/akwfes120921liz.html
findet sich
Stellungnahme der Anti-Atom-Gruppe Freiburg:
"Die Ankündigung des französischen Präsidenten François Hollande, das 
AKW Fessenheim Ende 2016 stillzulegen, ist wertlos," meint Thomas Rosa 
von der Anti-Atom-Gruppe Freiburg. Es gebe genügend Beispiele, bei denen 
Stilllegungsversprechen für Atomkraftwerke zurückgenommen wurden. Vor 
diesem Hintergrund ist es äußerst fragwürdig, wenn die Mainstream-Medien 
von einer "endgültigen Abschaltung" des AKW Fessenheim berichten.
"Ein Blick nach Schweden und Spanien genügt um zu verstehen, daß 
Versprechen einer Regierung zu einem Atomausstieg auch wieder rückgängig 
gemacht werden können," so Thomas Rosa. Bereits 1980 hatte sich eine 
Mehrheit bei einer Volksabstimmung in Schweden gegen Atomenergie 
ausgesprochen. 1998 versprach die schwedische Regierung die Stilllegung 
von zwei der insgesamt 12 Atom-Reaktoren an vier Standorten. Doch 
während die Einlösung des Versprechens verzögert wurde, konnte durch 
Aufrüstung der übrigen Reaktoren erreicht werden, daß Schweden heute 
mehr Atomstrom produziert als zuvor.
In Spanien hatte Ministerpräsident José Zapatero im Wahlkampf 
versprochen, das älteste spanische AKW Garoña im Jahr 2010 stillzulegen. 
Im Juli 2009 brach Zapatero sein Wahlversprechen und verlängerte die 
Betriebsdauer des AKW Garoña um vier Jahre. Übrigens bezeichnen sich 
sowohl Zapatero als auch Hollande als Sozialisten.
Die französische Regierung plant keineswegs eine Energie-Wende. François 
Hollande setzt sich stattdessen für eine schnellere Inbetriebnahme einer 
neuen Uranmine im Niger ein, hält an der Fertigstellung des im Bau 
befindlichen Europäischen Druckwasserreaktors (EPR) in Flamanville fest 
und verspricht für die ferne Zukunft eine Reduzierung des 
Atomstromanteils auf 50 Prozent des Strombedarfs.

Und in einem Artikel v. 25.11.2012 wird aufgedeckt, daß unter der
"sozialistischen" französischen Regierung Milliarden Euro für die
Atomtechnologie fließen.
www.linkszeitung.de/akwfrk121115liz.html
15.11.2012
Französische Regierung will Kernfusions-Reaktor
15 Prozent mehr EU-Finanzmittel für Atomenergie

Wer weiter träumen möchte, wird sich auch von diesen Argumenten
nicht davon abhalten lassen. Wer erst in den vergangenen Jahren
zur Anti-AKW-Bewegung gestoßen ist und sich bislang auf die
"Informationen" der Mainstream-Medien verlassen hat, wird
vielleicht ins Grübeln kommen.

Und noch eins zum Schluß: Auch wenn es von Manchen nicht
gerne gesehen wird, wenn über den Rhein hinweg "kluge Rat-
schläge" verabreicht werden (daß die in Frankreich weit
verbreitete Vokabel vom "deutschen Atomausstieg" nichts
als Propaganda ist, merken sie hingegen oft gar nicht),
möchte ich daran erinnern, daß unter der "rot-grünen"
Bundesregierung Gerhard Schröders in der ersten Amtsperiode
zwischen 1998 und 2002 lediglich 2 von 19 Atom-Reaktoren,
die beide zudem nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden
konnten, stillegelegt wurden. Der im Jahr 2001 verkündete
"Atomausstieg" führte dazu, daß in der zweiten Amtsperiode
von 2002 bis 2005 kein einziger weiterer Atom-Reaktor
stillgelegt wurde. Erst im Sommer 2011 wurde 8 von 17
Atom-Reaktoren die Betriebsgenehmigung entzogen. Wann
die restlichen 9 stillgelegt werden, ist völlig offen.

Wenn schon spekuliert wird, was Hollande in den kommenden
Monaten sagen oder tun könnte, sollte daher eine mögliche
Variante nicht außer acht gelassen werden:
"Ihr müßt mich wiederwählen, damit ich mein Versprechen in
der zweiten Amtsperiode realisieren kann!"

Ciao
    Klaus



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