[fessenheim-fr] In einer realen Marktwirtschaft muessten die Strompreise sinken
klausjschramm at t-online.de
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Sa Jul 13 22:14:52 CEST 2013
Hallo Leute!
Hier aus aktuellem Anlaß ein Artikel zur Problematik
>steigende Strompreise und Oligopol<
Ciao
Klaus Schramm
www.linkszeitung.de/energ4130712liz.html
12.07.2013
Erneuerbare Energien
In einer realen Marktwirtschaft müßten die Strompreise sinken
Leipzig (LiZ). Solarstrom hat im Juni in Deutschland erneut einen
Rekord gebrochen. An der Leipziger Strombörse EEX ist der Strompreis
bereits in den vergangenen drei Jahren kontinuierlich gesunken. Wenn
die Marktwirtschaft auf diesem Markt Realität wäre, müßten die
Strompreise für die VerbraucherInnen sinken.
Im Juni wurden nach Berechnungen des Fraunhofer Instituts für Solare
Energiesysteme 4,3 Terawattstunden (TWh) Solarstrom produziert. Erst
im Monat zuvor - Mai 2013 - hatte Solarstrom mit 4,1 TWh einen Rekord
aufgestellt. Bei steigendem Angebot und gleichbleibender Nachfrage
müßte nach den Regeln der Ökonomie der Preis sinken. Und tatsächlich
sank der Strompreis an der Leipziger Strombörse EEX (European Energy
Exchange) in den vergangenen drei Jahren. Das Oligopol der "Großen
Vier" - RWE, E.on, Vattenfall und EnBW, die den deutschen Strommarkt
beherrschen - behauptet dagegen, daß sie den Haushalten Jahr für Jahr
höhere Strompreise abverlangen müssen, weil die Konzerne an
langfristige Bezugsverträge gebunden seien.
Vergleichbar wäre dies mit einem Bäcker, der sich der Billig-
Konkurrenz eines "Backshops" der nächsten Ecke ausgesetzt sieht.
Industriell gefertigte tiefgefrorene Teiglinge, die von einer Kette
geliefert werden und nur aufbacken werden müssen, unterbieten die
Preise des Bäckers. Was würde wohl geschehen, wenn nun dieser Bäcker
gegenüber seinen KundInnen argumentierte, er müsse die Preise
erhöhen, weil seine Lieferanten nicht mit dem Preis heruntergehen?
Die "Großen Vier" jedoch können sich eine illegale Preisabsprache
leisten, weil sie zum einen kaum Konkurrenz auf dem deutschen
Strommarkt ausgesetzt sind, und weil sie zum anderen darauf vertrauen
können, daß das Bundeskartellamt nicht einschreitet.
Das Oligopol der "Großen Vier" treibt seit zwölf Jahren die
Strompreise in Deutschland mit Hilfe heimlicher Preisabsprachen so
stark nach oben, daß diese höher sind als in den meisten anderen EU-
Staaten:
Strompreise in Deutschland, 1991 bis 2012
In dieser Grafik ist deutlich erkennbar, daß der Preisanstieg
unabhängig von der Höhe der EEG-Umlage ist (Siehe auch unsere Artikel
v. 7.03.13 und v. 9.11.12). Bereits im Jahr 2007 war bekannt - auch
der 'spiegel' berichtete hierüber - , daß das Kartellamt über die
entsprechenden Beweise verfügt, um dem Treiben der "Großen Vier"
einen Riegel vorschieben zu können (Siehe unseren Artikel v.
5.11.07). Daß die Macht der "Großen Vier" seit mehr als zwölf Jahren
weder zu Zeiten einer "rot-grünen", noch einer "schwarz-roten", noch
einer "schwarz-gelben" Bundesregierung angetastet wurde, zeigt, daß
"Schwarz-Rot-Gelb-Grün" den Konzernen RWE, E.on, Vattenfall und EnBW
zu Diensten ist. Und daher ist es auch nicht weiter verwunderlich,
daß die Energie-Wende von "Schwarz-Rot-Gelb-Grün" weiterhin gebremst
und sabotiert wird.
An der Leipziger Strombörse sind nur GroßkundInnen zugelassen. Dort
kam es am 16. Juni wegen des Überangebots an Strom sogar zu einem
paradox anmutenden Phänomen: StromhändlerInnen im Auftrag der
Konzerne bekamen die Ware der Strom-Erzeuger nicht nur geschenkt,
sondern erhielten einen Bonus. Wenn sie gegen um 16 Uhr einen Vertrag
abschlossen, bekamen sie nicht nur Strom zum Nulltarif, sondern
zusätzlich noch 100 Euro pro Megawattstunde geschenkt. So würde es
sich lohnen, diesen Strom etwa in Druckluftspeicher-Kraftwerken oder
Pumpwasserspeicher-Kraftwerken zu speichern. Doch die großen Konzerne
blockieren Investitionen in solche Anlagen, weil sie damit ihre
eigene Geschäftsgrundlage - Großkraftwerke - unterminieren würden. Im
Juni wurde die Hälfte des Stroms im kurzfristigen Handel für unter 30
Euro je Megawattstunde verkauft. Doch bislang gehen die sinkenden
Strompreise an den End-KundInnen in Deutschland vorbei.
Solange die "Großen Vier" nicht zerschlagen werden, hat die
Energiewende - und damit auch ein Atomausstieg - in Deutschland keine
Chance, schnell durchgesetzt zu werden! Dies hatte schon Hermann
Scheer erkannt und unmißverständlich formuliert.
"Es bleibt keine andere Wahl, als die Strukturmacht des etablierten
Energiesystems zu brechen,... "
"Investitionen in Großkraftwerke und Infrastrukturen haben
Amortisationszeiten von zwei bis drei Jahrzehnten. Die jeweiligen
einzelnen Investitionen erfolgen nie zum gleichen Zeitpunkt. Die Zahl
vorfinanzierter Großinvestitionen ist immer ungefähr so groß wie die
der abgeschriebenen. (...) Die Lokomotivführerrolle für erneuerbare
Energien wird auch in Zukunft nicht aus dem konventionellen
Energiesystem kommen."
"... das atomar-fossile Energiesystem kann das voraussichtlich letzte
Gefecht zu seiner Selbsterhaltung nicht mehr gewinnen. Der Versuch,
die praktische Umorientierung auf erneuerbare Energien mit gezinkten
Zukunftsoptionen zu verhindern, ist zum Scheitern verurteilt. (...)
Beruhigend ist das nicht, denn die Gefahr, daß der bevorstehende
Untergang des etablierten Energiesystems die Gesellschaften mit in
den Abgrund reißt, ist zu groß."
"Jede lineare Entwicklung bricht irgendwann ab, wenn die natürlichen,
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kreisläufe ihr
entgegenstehen, wenn sie sich nicht mehr ausreichend rückkoppelt und
ihre eigenen Stellgrößen nicht mehr verändert. Ist ein System
übermächtig, kann es seine Existenz eine Zeitlang über Gebühr
verlängern. Doch auch mit wachsender Größe werden die Unternehmen der
Energieversorgung unbeweglicher - nicht trotz ihrer Kapital- und
Organisationsmacht, sondern wegen ihr. Der Selbsterhaltungsversuch
findet dann selbst wider bessere Einsicht oder Erkenntnis ihrer
Verantwortlichen statt, denen die möglichen Bruchpunkte nicht
verborgen bleiben können."
(Alle Zitate aus: Hermann Scheer, "Energieautonomie - Eine neue
Politik für erneuerbare Energien", Verlag Antje Kunstmann, 2005)
LINKSZEITUNG
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Parteien-Politik sabotiert Solarwärme
Deutschland im EU-Vergleich auf Platz 6 (27.06.13)
Sozial ist, Arbeitsplätze
zu vernichten? (28.03.13)
OLG Düsseldorf kippt Netzkosten-Befreiung
Auswirkungen auf den Strompreis? (7.03.13)
Steinbrück für höhere Strompreise
Der "rote" Lobbyist für ThyssenKrupp (8.01.13)
Rekord beim Stromexport
Eine Folge der Energie-Wende (8.01.13)
Strompreiserhöhungen wegen Energie-Wende?
Zur Zeit werden Lügen verbreitet (9.11.12)
Ist die Energie-Wende zu teuer?
Im Gegenteil: jährlich könnte
über drei Milliarden Euro eingespart werden (19.10.12)
Bundesregierung bremst
Energie-Effizienz bei Neubauten (14.09.12)
Erneuerbare Energien über 25 Prozent
Energie-Wende immer rigider gebremst (26.07.12)
Energie-Wende? Centrotherm insolvent
"Schwarz-Gelb" zerschlägt deutsche Solar-Branche
(12.07.12)
War Röttgen ein deutscher Umweltminister?
Die Rolle politischer Illusionisten (16.05.12)
Röttgen und Rösler erfolgreich:
Solarfirma Q-Cells ist pleite (3.04.12)
Rösler und Röttgen blockieren Energie-Wende
Solar-Ausstieg statt Atom-Ausstieg (23.02.12)
Massive Kürzung bei Photovoltaik
Energie-Wende erfordet realen Atom-Ausstieg (22.02.12)
Trotz Kälte
kein Strommangel in Deutschland (3.02.12)
Stimmungsmache gegen Erneuerbare
im Dienste der "Großen Vier" (13.01.12)
Solon insolvent
Rückschlag für erneuerbare Energien (15.12.11)
Südwest Presse
hängt sich an Stromimport-Lüge an (8.10.11)
Strom-Importe wegen Merkels "Atom-Ausstieg"?
Lügen! Lügen! Lügen! (12.09.11)
Erneuerbare bei über 20 Prozent
Energiewende dennoch gebremst (29.08.11)
Merkels "Atom-Ausstieg"
Täuschungsversuch wie vor 11 Jahren
Wie Kretschmann 2002 einen
"politischen Selbstmord" überlebte (30.05.11)
86 Prozent der Deutschen:
Erneuerbare Energien sind wichtig
Wieviel kostet Öko-Strom wirklich? (16.10.10)
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mit jährlich 13 Milliarden Euro (4.06.10)
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vor Hype um Elektro-Auto (29.04.10)
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