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Mo Mai 6 19:51:55 CEST 2013


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Tschernobyl-Rekordstrahlung-bei-Wildsau-in-der-Region-id24979641.html


Atomkraft
27 Jahre nach Tschernobyl: Rekordstrahlung bei Wildsau in der Region

Jedes erlegte Schwein wird auf Radioaktivität untersucht. Heuer 
überschritt ein Tier in der Region den Grenzwert um das Zwanzigfache.

Von Cordula Homann

Jedes einzelne geschossene Wildschwein wird getestet, bevor es in den 
Handel kommt. Denn immer wieder ist ein Tier verstrahlt: Sein Fleisch 
weist über 600 Becquerel auf und darf somit nicht verzehrt werden. 
Zwischen 20 und 40 Prozent der Schweine im Landkreis sind jedes Jahr 
belastet und werden nicht gegessen. Dieses Jahr hatte ein Tier einen 
extrem hohen Wert: 12000 Becquerel. Ein belastetes Schwein hat meist 
zwischen 2000 und 3000 Becquerel.

Stauden mehr belastet als der Rest des Landkreises

Hubert Droste, Forstbetriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten, 
sagt: "Auch nach 27 Jahren haben wir an diesem Erbe zu tragen." Die 
radioaktive Wolke, die nach dem Reaktorunglück am 26. April 1986 gen 
Westen zog, erreichte auch den Landkreis Augsburg. Und in den sauren 
Böden des Walds hält sich das Cäsium 137 seitdem hartnäckig, anders 
als in landwirtschaftlich genutzten Feldern, die regelmäßig gedüngt 
werden. Nicht jede Region ist gleich belastet. Die Stauden sind es 
etwas mehr als der Rest des Landkreises und werden vom Forstbetrieb 
intensiv beprobt.

Wildschweine haben ein besonders hohes Strahlenrisiko, weil sie im 
Waldboden wühlen. Droste: "Offensichtlich geht die Belastung darauf 
zurück, dass der Hirschtrüffel in hoher Konzentration Cäsium enthält. 
Schweine nehmen diesen Pilz gezielt auf." Wenn es viele Bucheckern im 
Wald gibt oder wenn Schweine sich mit Mais den Bauch vollschlagen, 
sind sie in der Regel nicht so belastet. Im November steige die 
Strahlenbelastung, weil die Schweine dann mehr Pilze fressen. Und 
auch Genießer von Wildschweinbraten müssen sich keine Sorgen machen. 
Das Schwarzwild wird intensiv getestet, bevor es in den Handel kommt.

Auch für ein verstrahltes Schwein gibt es Geld

Ein Jäger hat auch keinen Nachteil, wenn sein Wildschwein einen 
erhöhten Becquerel-Wert hat. Er bekommt Geld vom 
Bundesverwaltungsamt, wenn das Fleisch ordnungsgemäß getestet und zur 
Tierkörperbeseitigung im Kreis Aichach-Friedberg gebracht wird. Das 
ist meist mehr, als wenn das Fleisch als Lebensmittel 
weiterverarbeitet wird. Für einen verstrahlten Frischling werden vom 
Bundesverwaltungsamt 102 Euro bezahlt, für ein älteres Schwein gibt 
es 204 Euro.

Weil das Angebot in ganz Europa viel höher ist als die Nachfrage, sei 
der Preis für Wildschweine auf dem Markt derzeit zu niedrig, sagt 
Droste, der das Fleisch selbst sehr gerne isst. "Für mich gibt es 
nichts Besseres. Und wenn man das verspeist, dann weiß man auch, dass 
es die Arbeit wert war", schwärmt er. Der aktuelle Preis werde diesem 
hochwertigen Lebensmittel nicht gerecht.

Dass ein Wildschwein einen so hohen Strahlwert hatte, war für Droste 
eine große Überraschung. "Ich kann mich nicht erinnern, dass wir 
schon mal so einen hohen Wert hatten. Aber mit diesem Erbe werden wir 
noch länger leben müssen."





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