[fessenheim-fr] BfS und Asse II

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Fr Jun 1 22:17:28 CEST 2012


31.05.2012

"Versuchs-Endlager" Asse II
Rückholung des Atommülls weiter verzögert
BfS bereitet stattdessen Flutung vor

Foto: Atommüll illegal abgekippt

In den vergangenen Tagen wurde bekannt, daß die dringend nötige 
Rückholung des Atommülls aus dem "Versuchs-Endlager" Asse II 
möglicherweise bis ins Jahr 2036 verzögert werden soll. Im Januar 
2010 war nach starkem öffentlichen Druck von der Bundesregierung 
versprochen worden, den Atommüll zu bergen. In den Jahren zuvor waren 
mehr und mehr gravierende Mängel und kriminelle Vertuschungen bekannt 
geworden. Nun kommt jedoch zutage, daß das Bundesamt für 
Strahlenschutz (BfS) derzeit Planungen zu einer gefährlichen Flutung 
des ehemaligen Bergwerks vorantreibt.

Seit zweieinhalb Jahren verspricht die Bundesregierung die Rückholung 
des Atommülls aus dem vom Einsturz bedrohten "Versuchs-Endlager" Asse 
II. Ständig wechselndes Personal ist mit der Ausarbeitung von Plänen 
beschäftigt, den Atommüll, der niemals in dem ehemaligen Salzbergwerk 
hätte eingelagert werden dürfen, zu bergen. Gleichzeitig wurden immer 
neue künstliche Hindernisse aufgebaut wie etwa der Bau einer eigenen 
Stickstoff-Fabrik auf dem Gelände des Bergwerks, da Stickstoff zur 
Bekämpfung eines möglichen Brandes in den Bergwerksstollen angeblich 
nicht auf andere Weise herangeschafft werden kann.

Einen Tag vor dem Besuch des neuen Bundes-"Umwelt"-Ministers Peter 
Altmaier in dem maroden Atommüll-Lager Asse II haben 
Bürgerinitiativen und Verbände heute in Hannover Zweifel und 
Mißtrauen geäußert, daß die Bundesregierung und die Landesregierung 
von Niedersachsen es mit der Räumung des Atommülls wirklich ernst 
meinen. Die Realität widerspricht den Beteuerungen der Partei-
PolitikerInnen: Während die Maßnahmen zur Rückholung nicht 
vorankommen, wird die Flutung von Asse II - so, wie sie der alte 
Betreiber noch bis vor drei Jahren präferiert hat - unmittelbar 
vorbereitet.

"Wir haben kein Vertrauen," erklärt Andreas Riekeberg vom Asse-II-
Koordinationskreis, "daß nicht zu einem beliebigen Zeitpunkt jemand 
den Notfall ausruft und mit der Flutung beginnt. Wenn es tatsächlich 
noch bis 2036 dauern sollte, bis die Rückholung beginnt, dann wäre ja 
immerhin 24 Jahre Zeit, in der jederzeit geflutet werden kann. Sind 
jedoch erst einmal die Schleusen geöffnet, läßt sich der Atommüll 
nicht mehr zurückholen."

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) bereitet derzeit durch 
verschiedene Maßnahmen die Flutung von Asse II vor, nicht aber die 
Beherrschung größerer Wasserzutritte. Diese sind jedoch jederzeit zu 
erwarten. Bereits im Jahr 2007 wurde publik, daß seit 1988 Wasser in 
die Stollen von Asse II eindringt und dies geheim gehalten wurde. 
Bereits 1965 war bekannt, daß die beiden benachbarten Schächte Asse I 
und Asse III abgesoffen waren. Von dem weniger als zehn Kilometer 
entfernten Salzbergwerk Hedwigsburg war nach einem Wassereinbruch nur 
noch ein wassergefüllter Krater übrig geblieben.

Dr. Frank Hoffmann vom Asse-II-Koordinationskreis fand bei einem 
detaillierten Vergleich des sogenannten "Notfallkonzeptes" des BfS 
für Asse II mit dem Konzept "Vollverfüllung" des alten Betreibers GSF 
heraus, daß die Flutung mit Magnesiumchlorid-Lösung weiter planerisch 
vorbereitet wird. Bei einer Flutung der Bergwerksschächte und den 
darin enthaltenen weitgehend verrosteten Atommüll-Fässern würde es in 
unbekannten Zeiträumen an unbekannten Orten in Norddeutschland zu 
einer Freisetzung von Radioaktivität in unbekanntem Ausmaß kommen. 
Nach Berechnungen von Dr. Ralf Krupp aus dem Jahr 2010 kann dies 
innerhalb weniger Jahre geschehen.

Weiterhin lehnt der Asse-II-Koordinationskreis daher eine Flutung von 
Asse II strikt ab: "Die unabsehbaren Schädigungen von Mensch und 
Umwelt sind nicht zu verantworten." Zugleich fordern die 
UmweltschützerInnen, daß das BfS umgehend andere Konzepte für den 
"Notfall" des auslegungsüberschreitenden Lösungszutritts entwickeln 
und mit Hochdruck an der Umsetzung der Rückholung arbeiten müsse.


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