[fessenheim-fr] Notfall im suedd. Stromnetz?

klausjschramm at t-online.de klausjschramm at t-online.de
Fr Jan 13 23:21:34 CET 2012


Hallo Leute!

Gab es tatsächlich Anfang Dezember einen Notfall im
süddeutschen Stromnetz, sodaß österreichische
Kraftwerke einspringen mußten? ...oder was steckt
dahinter?

Ciao
   Klaus Schramm


13.01.2012

Stimmungsmache gegen Erneuerbare
im Dienste der "Großen Vier"

Die Großen Vier Von deutschen Mainstream-Medien wurde verbreitet, 
Anfang Dezember habe es einen Notfall bei der Stromversorgung 
Süddeutschlands gegeben. Strom aus Österreich habe importiert werden 
müssen. Mit diesem angeblichen Notfall wurde Stimmungsmache im 
Dienste der "Großen Vier" betrieben. Denn ein Atom-Ausstieg und der 
weitere Ausbau der erneuerbaren Energien bedroht die 
marktbeherrschende Stellung von E.on, RWE, Vattenfall und EnBW.

Am 8. und 9. Dezember wurde Strom aus österreichischen 
Reservekraftwerken nach Süddeutschland geleitet. "Österreich rettet 
deutsche Stromversorgung" titelte die 'Welt', "Deutschland muss 
österreichische Kraftwerke anzapfen" skandalisierte 'spiegel-online'. 
Es sollte der Eindruck entstehen, der angebliche Atom-Ausstieg 
Deutschlands (siehe unseren Artikel vom 30.05.11) mit der Stilllegung 
von 8 von insgesamt 17 Atom-Reaktoren habe zu Strom-Engpässen und 
einer mangelnden Versorgungssicherheit geführt. Auch wurde erneut die 
Legende bemüht, auf die erneuerbaren Energien, die seit 2011 über 20 
Prozent des deutschen Stromverbrauchs decken, sei kein Verlaß.

Tatsache ist jedoch, daß die Stromübertragen am 8. und 9. Dezember 
langfristig vertraglich vereinbart waren. Und daß bestehende 
Leistungsreserven auf deutscher Seite nicht genutzt wurden, hatte 
ausschließlich betriebswirtschaftliche Gründe. So hätte 
beispielsweise auf das Kraftwerk Irsching im bayerischen Vohburg, das 
Kraftwerk Staudinger in Großkrotzenburg bei Frankfurt a.M. und das 
Kraftwerk Franken in Nürnberg - allesamt E.on-Kraftwerke - 
zurückgegriffen werden können. Daß überhaupt ein Rückgriff auf 
Reserve-Kraftwerke nötig war, lag zudem an der nach wie vor für die 
Grundlast eingesetzten Atomenergie: Überraschend war Reaktor C des 
AKW Gundremmingen ausgefallen.

Übrigens ist es wenig bekannt, daß Reaktor A dieses bayerischen 
Atomkraftwerks nach einem Totalschaden am 13. Januar 1977 stillgelegt 
werden mußte. Nach einer wegen versagender Stromleitungen 
eingeleiteten Schnellabschaltung floß Wasser ins Reaktorgebäude, das 
innerhalb von zehn Minuten auf über 3 Meter Höhe stieg, wobei die 
Temperatur rund 80 Grad Celsius erreichte.

Anfang Dezember 2011 sorgte das Sturmtief Ekkehard in Norddeutschland 
für ausgesprochen viel Windstrom. Doch die schwach ausgebauten Nord-
Süd-Leitungen waren zu überlastet, um den Strom-Überschuß nach 
Süddeutschland zu transportieren. Insgesamt ist die Ausrichtung des 
deutschen Stromnetzes problematisch. Viel Geld wurde von den "Großen 
Vier" nach 1990 in West-Ost-Trassen in Erwartung eines Bau-Boom an 
Atomkraftwerken in den Staaten des ehemaligen Ostblocks - 
beispielsweise das AKW-Projekt Cernavoda in Rumänien - investiert. 
Zugleich wurden dringende Investitionen in Netz-Verbindungen nach 
Frankreich und in die innerdeutschen Süd-Nord-Stromtrassen 
vernachlässigt.

Bereits im September war ein Versuch gescheitert, die Energie-Wende 
hin zu den erneuerbaren Energien durch eine Medien-Kampagne zu 
diffamieren. Etliche der Mainstream-Medien hatten die Falschmeldung 
verbreitet, "nach AKW-Abschaltung" habe Deutschland mehr Strom 
importieren müssen als im selben Zeitraum exportiert wurde. Doch 
ebenso wie in den Jahren zuvor war de facto unterm Strich ein 
deutlicher Export-Überschuß an Strom von Deutschland ins benachbarte 
Ausland zu verzeichnen (Siehe unseren Artikel vom 12.09.11).


REGENBOGEN NACHRICHTEN


Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Solon insolvent
      Rückschlag für erneuerbare Energien (15.12.11)

      David gegen Goliath
      8KU in Konkurrenz zu den "Großen Vier" (17.10.11)

      Energiewende - Neue Speichermethode
      für Wasserstoff entdeckt (26.09.11)

      Neuartiges Energie-Projekt
      Kombination von Wind- und Wasserkraft (18.09.11)

      Strom-Importe wegen Merkels "Atom-Ausstieg"?
      Lügen! Lügen! Lügen! (12.09.11)

      Erneuerbare bei über 20 Prozent
      Energiewende dennoch gebremst (29.08.11)

      David gegen Goliath
      Neckargemünd kann Stromnetz kaufen (20.08.11)

      Steuergelder für CO2-Schleudern
      Kohlekraftwerke weiterhin subventioniert (14.07.11)

      Atom-Ausstieg?
      Lügenpack! (1.07.11)

      Merkels "Atom-Ausstieg"
      Täuschungsversuch wie vor 11 Jahren
      Wie Kretschmann 2002 einen
      "politischen Selbstmord" überlebte (30.05.11)

      Atom-Ausstieg teuer?
      Im Gegenteil: Ersparnis von jährlich
      mehr als 8 Milliarden Euro (10.05.11)

      David gegen Goliath
      Titisee-Neustadt übernimmt Stromnetz (6.04.11)

      Erneuerbare Energien
      Auszeichnung für Planegg (27.01.11)

      Erfolgsmeldung: RWE steigt
      steigt aus AKW-Projekt Cernavoda aus (21.01.11)

      Madagaskar
      Solarenergie für die Rettung der Wälder (18.01.11)

      Vattenfall
      Ein Fall von Greenwashing (6.01.11)

      Bürger-Energie Alpirsbach
      mit zweiter Photovoltaik-Anlage (19.12.10)

      86 Prozent der Deutschen:
      Erneuerbare Energien sind wichtig
      Wieviel kostet Öko-Strom wirklich? (16.10.10)

      Photovoltaik statt Atomenergie
      Zwentendorf wird Forschungszentrum (11.10.10)

      Verbände fordern Energieeffizienz
      und zukunftsweisendes Energiekonzept (24.08.10)

      Greenpeace deckt auf: Deutsche Kohle-Subvention
      mit jährlich 13 Milliarden Euro (4.06.10)

      Umweltverbände warnen vor Hype um Elektro-Auto:
      "Potemkinsches Dorf der Elektromobilität" (29.04.10)

      Konkurrenz für die Großen Vier
      Kommunen drängen auf den Strom-Markt (14.04.10)

      Energie-Kommune Wildpoldsried im Allgäu
      Dreimal soviel Ökostrom wie Eigenverbrauch (8.04.10) 





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