[fessenheim-fr] Bundesverdienstkreuz
klausjschramm at t-online.de
klausjschramm at t-online.de
Di Dez 6 10:50:15 CET 2011
Hallo Leute!
Bei allen Vorbehalten gegen die Mainstream-Medien -
das Positive muß auch mal herausgestellt werden.
Hier ein richtig netter Artikel aus der 'Süddeutschen'.
Ciao
Klaus Schramm
Anti-Atom-Proteste Bundesverdienstkreuz für die Castor-Gegner!
Ein Kommentar von Thorsten Denkler
Der Atomausstieg ist beschlossene Sache, so wollen es Opposition und
Regierung. Warum also noch gegen Castor-Transporte demonstrieren?
Ganz einfach: Weil es notwendig ist. Wer die Demos für
anachronistisch hält, der unterschätzt die Wendigkeit der Politik.
Vielleicht ist es an dieser Stelle einmal angebracht, danke zu sagen.
Der Dank gebührt den Zigtausenden Demonstranten, die bald in der
dritten Generation gegen Atomkraft auf die Straßen und Felder gehen.
Sie lassen sich mit Tränengas besprühen oder von Wasserwerfern
ummähen, werden von Polizeiknüppeln grün und blau geschlagen und
harren auch bei Sturm, Frost und Regen aus - um letztlich doch
zusehen zu müssen, wie die Castoren im Zwischenlager Gorleben
ankommen.
Es lässt sich viel gegen diese Demonstrationen sagen. Dass sie
anachronistisch seien, weil der Atomausstieg ja jetzt in einem großen
Konsens beschlossen sei. Schließlich muss der Atommüll ja nun
irgendwo hin und im Moment gibt es zumindest noch keinen besseren
Ort.
Alles richtig. Aber geht es darum? Nein. Was die Atomgegner jetzt
wieder ins Wendland ziehen lässt, ist ihr tiefes Misstrauen gegenüber
der politischen Klasse.
Schon einmal war ein Atomausstieg beschlossene Sache. Rot-Grün hatte
ihn durchgesetzt. Damals hieß der Umweltminister Jürgen Trittin. Er
forderte die Castor-Demonstranten auf, endlich Ruhe zu geben.
Schließlich sei der Ausstieg unumkehrbar. Doch das war er nicht.
Trittin hätte auch damals besser mitdemonstriert. Auch ihm hätte klar
sein müssen, dass trotz des Ausstiegsbeschlusses der
gesellschaftliche Druck nicht nachlassen darf.
Das mussten alle zur Kenntnis nehmen, als vor gut einem Jahr die
schwarz-gelbe Bundesregierung die Laufzeiten der Atomkraftwerke
kurzerhand verlängerte.
Dass dann der Super-GAU von Fukushima-1 Kanzlerin Angela Merkel zur
Umkehr bewegt hat, war nicht etwa ihrer angeblich neuen Erkenntnis
geschuldet, dass Atomkraft gefährlich sein kann. Merkel ist
Physikerin. Mit dem Argument beleidigt sie ihre eigene Intelligenz.
Nicht locker lassen
Nein, der Ausstieg II war nur möglich, weil die gesellschaftliche
Mehrheit klar gegen Atomkraft ist. Daran hat die Beharrlichkeit der
Anti-Atom-Bewegung einen gehörigen Anteil. Dass eine schwarz-gelbe
Bundesregierung sich genötigt sieht, die Kernkraft aufzugeben, ist
ein Erfolg der Bewegung.
Es ist übrigens ein Erfolg, von dem auch all die Sessel- und Sofa-
Demonstranten profitieren, die zwar gegen Atomkraft sind, aber sich
die Proteste lieber im Fernsehen anschauen.
Glaube bitte keiner, die Atomlobby würde jetzt stillhalten. Noch ist
der Ausstieg nicht vollzogen. Laut Gesetz laufen die Meiler noch bis
zum Jahr 2022. Dies lässt genug Zeit, auch diesen Ausstieg wieder
rückgängig zu machen oder zumindest auszuhöhlen. So richtig engagiert
scheint Merkels Regierung derzeit nicht zu sein, den Ausbau der
erneuerbaren Energien und den der Netze voranzubringen.
Ohne diesen Ausbau wird die Energieversorgung in Deutschland
irgendwann zu einer wackeligen Angelegenheit. Und plötzlich könnte
die Atomkraft wieder en vogue sein. Ein Schelm, wer dahinter einen
perfiden Plan der Atomlobby vermutet.
Darum sind die Demonstrationen richtig und wichtig. Nicht die
Politik, sondern der Protest hat das Land verändert. Hätte Japan so
eine Bewegung gehabt, es wäre vielleicht nie zum GAU von Fukushima
gekommen. Es wäre schön, wenn die Grünen das nicht wieder wie einst
Jürgen Trittin und jetzt Winfried Kretschmann vergessen, wenn sie
demnächst im Bund wieder mitregieren sollten.
Die Atomgegner haben sich in einem ganz klassischen Sinne um das Wohl
des
Landes verdient gemacht. Dafür gebührt jedem Teilnehmer der Bewegung
das
Bundesverdienstkreuz. Mindestens.
URL:
http://www.sueddeutsche.de/politik/anti-atom-proteste-
bundesverdienstkreuz-fuer-die-castor-gegner-1.1218511
Mehr Informationen über die Mailingliste fessenheim-fr