[fessenheim-fr] AKW Fort Calhoun
klausjschramm at t-online.de
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Mo Jun 20 22:17:27 CEST 2011
20.06.2011
Lage in AKW Fort Calhoun
zunehmend bedrohlicher
AKW Fort Calhoun, Foto: www.cryptome.org, 18.06.2011
Die Lage in dem vom anhaltenden Hochwasser des Missouri
eingeschlossenen AKW Fort Calhoun wird zunehmend bedrohlicher. Nach
Einschätzung der atomkritischen ÄrztInnen-Oganisation IPPNW könnten
längst die "Kellerräume" des Atomkraftwerks geflutet sein, ohne daß
dies der Öffentlichkeit mitgeteilt werde.
Auch deutsche und französische AKW zeigten sich in der Vergangenheit
bei hohen Pegelständen von Rhein, Mosel und Gironde nicht ausreichend
gegen eindringendes Wasser geschützt. Das US-amerikanischen
Atomkraftwerk Fort Calhoun im US-Bundesstaat Nebraska ist zwar seit
dem 9. April für Revisions-Arbeiten abgeschaltet, so daß die
Nachzerfallswärme - anders als im Falle der Reaktoren des japanischen
AKW Fukushima Daiichi - vergleichsweise gering ist. Dennoch kann
beispielsweise in dem US-amerikanischen AKW infolge von Schäden an
Pumpen die Kühlung der Brennelemente-Abklingbecken versagen und so
erhebliche Mengen an Radioaktivität freigesetzt werden. Da die
Nachrichtenlage sowohl in US-amerikanischen als auch europäischen
Mainstream-Medien auf eine Nachrichtensperre im Falle des AKW Fort
Calhoun hindeutet, ist nicht auszuschließen, daß das reguläre
Kühlsystem im AKW Fort Calhoun längst nicht mehr funktioniert und die
Kühlung der Brennelemente über Notfallmaßnahmen erfolgt.
Nach Einschätzung der ÄrztInnen-Oganisation IPPNW ist nicht
auszuschließen, daß das extreme und anhaltende Hochwasser des
Missouri aufgrund von Undichtigkeiten längst die "Kellerräume" des
Atommeilers geflutet hat, in denen sich empfindliche Betriebs- und
Sicherheitssysteme befinden. "Für Deutschland liegt die Aussage eines
ehemaligen Siemens-Ingenieurs vor, wonach bei weitaus weniger
dramatischen Hochwasserständen des Rhein regelmäßig Wasser in das
Reaktorgebäude von Biblis eingedrungen ist," so IPPNW-Atomexperte
Henrik Paulitz.
Auch aus Frankreich sind vergleichbare Fälle bekannt. Im AKW Cattenom
an der Grenze zum Saarland kam es im August 1986 zu einer kritischen
Situation, als es bei einem Hochwasser der Mosel überflutet wurde. Im
Dezember 1999 drang bei einem Hochwasser der Gironde Wasser ins AKW
Blayais ein und überflutete wichtige Anlagenteile. Spätere Analysen
des Unfall-Hergangs zeigten, daß ein Zusammenbruch der
Stromversorgung kurz bevor stand. Das AKW nahe Bordeaux war nur knapp
einem schweren Unglück entgangen. Erst vor wenigen Tagen bestätigte
eine von der regionalen Überwachungskommission und dem Regionalrat in
Colmar in Auftrag gegebene Studie, daß das nur 24 Kilometer vom
südbadischen Freiburg entfernt gelegene AKW Fessenheim nicht
ausreichend gegen einen Dammbruch des Rheinseitenkanals geschützt
ist.
Bereits jetzt steht im Falle des AKW Fort Calhoun zu befürchten, daß
es aufgrund von Undichtigkeiten im Fundament zu Kontakt zwischen
radioaktivem Kühlwasser und Flußwasser gekommen ist. "Man kann nicht
ausschließen, daß es auf diese Weise zu radioaktiven Freisetzungen in
den Missouri kommt. Da der Pegel des Flusses noch weiter ansteigen
soll und weitere Dammbrüche möglich sind, könnte die Lage weiter
eskalieren," so Paulitz.
Die IPPNW kritisiert, daß selbst zwei Wochen nach Beginn des
Hochwassers weder die US-amerikanischen Behörden noch die deutsche
Bundesregierung die Öffentlichkeit adäquat informieren. "Es ist immer
wieder das gleiche Phänomen, daß Industrie und Behörden alles tun, um
derartige Vorfälle zu vertuschen und herunterzuspielen," so Paulitz.
Staaten und Atomindustrie seien viel zu sehr ineinander verstrickt
und allein daher der erforderliche Schutz der Bevölkerung nicht in
ausreichendem Maße gewährleistet. Mit Blick auf die derzeitige
Diskussion um einen deutschen Atom-Ausstieg fragt Paulitz: "Der
Umstand, daß Atomkraftwerke weltweit durch Hochwasserstände von
Flüssen jederzeit bedroht sind, belegt die Unbeherrschbarkeit dieser
Technik. Wie viele Unfälle und Beinahe-Unfälle braucht man eigentlich
noch, um endlich die erforderlichen Konsequenzen zu ziehen?"
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Studie: AKW Fessenheim
nicht ausreichend gegen Dammbruch gesichert (14.06.11)
Merkels "Atom-Ausstieg"
Täuschungsversuch wie vor 11 Jahren
Wie Kretschmann 2002 einen
"politischen Selbstmord" überlebte (30.05.11)
Notkühlfall in japanischem AKW
Situation in Reaktor
Fukushima Daiichi I spitzt sich zu (11.03.11)
Reihe schwerer Sicherheitsmängel
in französischen AKW (22.02.11)
USA: Die Atom-Mafia steht über dem Gesetz
Meldepflicht häufig ignoriert (1.04.11)
Obama verspricht
Bau neuer Atomkraftwerke in den USA (30.01.10)
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