[fessenheim-fr] Hochradioaktiver Atommuelltransport ueber suedwestdeutsche Autobahnen
klausjschramm at t-online.de
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Fr Jun 25 19:39:23 CEST 2010
Pressemitteilung der Südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen
Freiburg, 25. Juni 2010
Hochradioaktiver Atommülltransport über südwestdeutsche Autobahnen
steht kurz bevor
In den kommenden Tagen soll hochradioaktiver Atommüll vom
Kernforschungszentrum GKSS bei Geesthacht an der Unterelbe über eine
Strecke von 1500 km zum Kernforschungszentrum Cadarache in
Südfrankreich nahe Marseille gebracht werden. Bereits seit
Dienstagvormittag haben Atomkraftgegner/innen in Geesthacht gegen den
bevorstehenden Abtransport von radioaktiven Brennstäben
protestiert.(a)
Dieser Transport soll per LKW im allgemeinen Straßenverkehr erfolgen
und wird dabei auch Südwestdeutschland durchqueren. Der Atommüll in
Form von 52 Brennstäben stammt vom einzigen deutschen Frachter mit
Atomantrieb, der 1979 stillgelegten "Otto Hahn". Seit 30 Jahren
lagerte das radioaktive Material auf dem Gelände der GKSS und soll
nun im französischen Cadarache zusammen mit Atommüll aus dem
ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe umverpackt werden. In vier
Transport- und Lagerbehältern vom Typ CASTOR KNK soll anschließend
wiederum ein Transport erfolgen. Diesmal über eine Strecke von 1800
km in das Zwischenlager Nord bei Greifswald-Lubmin - per Bahn.
"Wir fordern den Stopp dieser völlig absurden Atommüllverschiebung.
Der Transport gefährdet Millionen Menschen entlang der Fahrstrecke
quer durch Deutschland und Frankreich, ein Unfall mit massiver
Freisetzung von Radioaktivität könnte ganze Ballungsräume unbewohnbar
machen und viele Todesopfer fordern. Wegen der behördlichen
Geheimhaltungspolitik bezüglich der Transportzeit und -route wird ein
derartiger Unfall die lokalen Katastrophenschutzbehörden und
Einsatzkräfte wie Feuerwehr, Rettungsdienste oder THW völlig
unvorbereitet treffen. Wir bitten Verkehrsteilnehmer/innen im Umfeld
polizeilich begleiteter Schwerlasttransporte in den kommenden Tagen
besonders vorsichtig zu fahren, falls der Transport
unverantwortlicherweise doch rollen sollte. Den Müll vom Parkplatz
Geesthacht zum Parkplatz Lubmin mit einem Umweg von 3.000 km zu
verschieben, bringt ihm seiner Entsorgung keinen Millimeter näher,
deshalb sollte er bleiben wo er ist. Die Problematik der ungelösten
Endlagerung lässt nur einen Schluss zu: Jegliche weitere
Atommüllproduktion ist einzustellen, alle Atomanlagen müssen sofort
abgeschaltet werden", erklärte Thomas Rosa von den Südwestdeutschen
Anti-Atom-Initiativen.
(a) Näheres zu den Protestaktionen in Geesthacht: Artikel:
http://wendland-net.de/index.php/artikel/20100623/geesthacht-luftiger-
protest-gegen- atommuell-23770
Fotos: http://yfrog.com/mwgeesthachtj (Quelle "Eichhörnchen")
http://www.eichhoernchen.ouvaton.org/deutsch/anti-
atom/gkss/bilder.html (Fotos frei nutzbar unter Angabe der Quelle
"Eichhörnchen")
*Hintergrund*:
1. Das GKSS-Forschungszentrum
Das GKSS-Forschungszentrum wurde 1956 als Gesellschaft für
Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schifffahrt GmbH (GKSS) im
Geesthachter Ortsteil Krümmel gegründet. Den Vorsitz übernahmen u.a.
Erich Bagge (1) und Kurt Diebner (2), zwei Physiker welche bereits in
der Nazizeit an der Atombombe forschten und diese Forschungen in der
Nachkriegszeit fortsetzten. In der Folge wurden auf dem Gelände zwei
Forschungsreaktoren errichtet, der Forschungsreaktor Geesthacht 1
(FRG 1) nahm 1958 den Betrieb auf und wurde 2010 stillgelegt. Der FRG
2 startete 1963 und wurde 1993 stillgelegt.
Das im Wesentlichen vom Bund (90%) und den Ländern Schleswig-
Holstein, Niedersachsen, Hamburg und Brandenburg (10%) finanzierte
GKSS ist Mitglied der Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher
Forschungszentren. Auf dem Gelände befindet sich ebenfalls die
Landessammelstelle für radioaktive Abfälle der Länder Bremen,
Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein.
In der Umgebung des GKSS und des Atomkraftwerkes Krümmel wurde eine
der höchsten Leukämieraten bei Kindern weltweit festgestellt. Als
eine mögliche Ursache ist die Freisetzung von radioaktiven Kügelchen
durch einen Unfall auf dem Gelände der GKSS im Gespräch.(3)
2. Atommüll der "Otto Hahn"
Der atomgetriebene Frachter "NS Otto Hahn" wurde 1968 fertiggestellt
und ab 1979 stillgelegt. Die damaligen Stillegungskosten betrugen
laut Angaben der GKSS 46 Millionen DM. Das Schiff wurde nach dem
Ausbau des Reaktors mit einem konventionellen Antrieb weiterbetrieben
und 2010 abgewrackt.(4)
Auf dem Gelände des GKSS wurden anschließend die 52 Brennstäbe, der
Reaktordruckbehälter und weitere Abfälle wie gebrauchte
Schutzkleidung, Filter und Rohre gelagert.(5) Die Öffentlichkeit
erfuhr von den im FRG 1 gelagerten Brennstäben erst durch den
geplanten Abtransport, bis dato vermutete man diese im ehemaligen
Kernforschungszentrum Karlsruhe.(6)
Das GKSS hat das Unternehmen Nuclear Cargo & Service (NCS)
beauftragt, die 52 Brennstäbe aus dem Atomschiff in
Transportbehältern des Typs TN 7-2 mit dem LKW in das französische
Kernforschungszentrum Cadarache zu transportieren.(7) Das Bundesamt
für Strahlenschutz (BfS) hat am 1. Juni 2010 die Genehmigung für
diesen Transport erteilt.
Die 49 bestrahlten und 3 unbestrahlten Brennstäbe der "Otto Hahn"
sollen in Cadarache zusammen mit abgebrannten Brennstäben aus der
Kompakten Natriumgekühlten Kernreaktoranlage KNK ('Schneller Brüter')
und bestrahlten und unbestrahlten Brennstäben aus Nuklearexperimenten
des ehemaligen Kernforschungszentrums Karlsruhe in vier Behälter des
Typs CASTOR KNK umgeladen werden.
Anschließend sollen diese Behälter per Bahn in das Zwischenlager Nord
auf dem Gelände des ehemaligen Atomkraftwerks Greifswald-Lubmin
verfrachtet werden und dort für unbestimmte Zeit gelagert werden.(8)
Das BfS hatte diesen Transport bereits am 30. April 2010 genehmigt.
Der Abfahrtstermin und die Transportroute werden von den Behörden
geheimgehalten, für den Transport zuständig sind die jeweiligen
Innenministerien der Bundesländer.
(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Bagge
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Diebner
(3) http://www.anti-atom-aktuell.de/archiv/174/174schweigen.html /
http://www.anti-atom-aktuell.de/archiv/136/136grauzone.htm
(4)http://www.gkss.de/imperia/md/content/gkss/presse/geschichte/gkss_5
0ja h re_kapitel1.pdf - S. 25
(5) http://www.bergedorfer-
zeitung.de/geesthacht/article73212/Noch_mehr_Atom_Muell_auf_dem_GKSS_G
ela e nde.html
(6) http://www.bergedorfer-
zeitung.de/geesthacht/article72996/Noch_immer_52_Brennstaebe_in_Geesth
ach t .html
(7) http://www.taz.de/1/nord/artikel/1/der-transporteur-hat-das-
sagen/
(8) http://linkszeitung.de/akwcas100615liz.html
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- Die Südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen sind ein seit über 10
Jahren bestehender Zusammenschluss von Gruppen der Anti-Atom-Bewegung
aus Südwestdeutschland. Sie haben einen wesentlichen Teil der Aktion
"Anti-Atom-Umzingelung" in Biblis organisiert. Webseite der
Initiativen: http://www.atomausstieg-sofort.de/ Webseite der Biblis-
Umzingelung: http://www.anti-atom-umzingelung.de/
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