[fessenheim-fr] Schweizer Studie: AKW-Neubau unwirtschaftlich

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Mi Jun 9 17:38:11 CEST 2010


Hallo Leute!

Hier ein interessanter Artikel aus der 'Linkszeitung'.

Ciao
   Klaus Schramm


8.06.2010

Schweizer Studie:
AKW-Neubau unwirtschaftlich

Bern (LiZ). Eine im Auftrag der Schweizer Kantone Basel-Stadt und 
Genf erstellte Studie kommt zum Ergebnis, daß der geplante Neubau von 
Atomkraftwerken unwirtschaftlich sei. Im Februar hatte eine Studie 
der US-amerikanischen Citibank zu Tage gebracht, daß Atomenergie - 
ohne massive staatliche Subventionen - unwirtschaftlich ist. Laut der 
nun veröffentlichten Schweizer Studie soll zur Sicherung des 
Strombedarfs vermehrt auf erneuerbare Energien und Effizienz gesetzt 
werden.

Die von den Forschungsbüros Infras und TNC erstellte Studie war neben 
den beiden Kantonen auch von der Stadt Bern und von Schweizer 
Umweltorganisationen finanziert worden. Die Untersuchung kommt auf 
der Grundlage von Daten der Schweizer Strom-Konzerne zu dem Schluß, 
daß ein im Jahr 2035 zu erwartender zusätzlicher Strombedarf von 30 
Terrawattstunden mit Hilfe milliardenschwerer Investitionen in die 
Stromeffizienz und in erneuerbare Energien bewältigt werden kann. 
Rund 11 Terrawattstunden des zusätzlichen Strombedarfs könnten durch 
erneuerbare Energien gedeckt werden, weitere 19 Terrawattstunden 
ließen sich mit Hilfe intelligenter Methoden der Energieeffizienz 
einsparen. Das so umrissene Szenario gewährleiste eine höhere 
Wertschöpfung und schaffe mehr Arbeitsplätze, erklärte Rolf Iten bei 
der Vorstellung der Studie in Bern.

Bei dem bislang von der Schweizer Politik und von den Strom-Konzernen 
verfolgten Plan, den zusätzlichen Bedarf durch den Bau von 
Großkraftwerken - die rede ist von ein bis drei neuen AKW - zu 
decken, ist laut Iten hingegen unwirtschaftlich. "Mit Investitionen 
in neue Atomkraftwerke würde die Schweizer Volkswirtschaft Verluste 
machen", heißt es in der Studie.

Der Umweltschutz-Verband WWF Schweiz, einer der Financiers der 
Studie, sieht sich in seiner Haltung bestätigt. "Unser Szenario ist 
nicht nur eine Alternative, es ist die bessere Lösung", sagte WWF-
Geschäftsführer Hans-Peter Fricker. "Atomkraftwerke führen sowohl 
ökologisch wie ökonomisch in die Sackgasse." Um dies zu vermeiden, 
benötige die Schweiz neue Rahmenbedingungen wie in der Studie 
ausgeführt. Als wichtigstes energiepolitisches Instrument empfiehlt 
die Studie eine staatsquoten-neutrale Stromlenkungs-Abgabe, die an 
die Bevölkerung und Wirtschaft zurückerstattet wird. Gute Erfahrungen 
habe damit der Kanton Basel-Stadt gemacht, betont Regierungsrat 
Christoph Brutschin. "Die Lenkungsabgabe ist bei uns etabliert", 
sagte er. "Und es gibt keinerlei Anzeichen, daß sie der Wirtschaft 
schadet." Basel hat die Lenkungsabgabe schon 1999 eingeführt und 
liegt nach Angaben von Brutschin seither beim Stromverbrauch deutlich 
unter dem nationalen Trend, bei der Wirtschaftsentwicklung aber 
deutlich darüber.

Der Genfer Ständerat und ehemaligen Staatsrat Robert Cramer fordert 
daher "mehr Gestaltungswillen auf nationaler Ebene". Die Vier-Säulen-
Strategie des Bundesrats sei widersprüchlich, betonte der Schweizer 
Politiker und forderte "klare Prioritäten". Die Schweizer 
Bundesregierung müsse "ehrgeizige Ziele" festlegen, um das Stromspar-
Potenzial auszuschöpfen, und sie müsse zudem erneuerbare Energien als 
Chance für die Wirtschaft wahrnehmen und fördern.

Für die in Basel bereits etablierte Lenkungsabgabe will sich auch der 
WWF einsetzen. WWF-Geschäftsführer Hans-Peter Fricker rechnet mit 
einer Verdoppelung der Strompreise bis 2018 - auch und gerade bei 
einem Bau neuer Atomkraftwerke in der Schweiz. Die heutigen Preise 
gehörten zu den tiefsten in Europa, "es liegt also noch etwas drin, 
ohne daß es die Haushalte und die Wirtschaft allzu sehr schmerzen 
würde".


LINKSZEITUNG


Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      5000 bei Schweizer Anti-AKW-Demo
      Für Abschaltung des AKW Gösgen und gegen neue AKW
      (25.05.10)

      Schlechte Noten für Schweizer Atomkraftwerke
      Verfahren gegen zwei AKW-Betreiber (6.05.10)

      Schweizer AKW Mühleberg
      bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag?
      Unbefristete Betriebsgenehmigung
      ohne BürgerInnenbeteiligung (22.12.09)

      August 2009: "Panne" im AKW Beznau
      Zwei Angestellte verstrahlt - bis heute verharmlost
      (9.11.09)

      Desinformation in der 'Badischen Zeitung'
      Die Schweizer Endlager-Suche (18.06.09)

      Patt bei Atomenergie in der Schweiz
      Hauptstadt Bern will auf erneuerbarre Energien umsteigen
      (29.05.09)

      Schwedische Regierung wünscht neue Atomkraftwerke
      Kommt nun doch die "Renaissance der Atomenergie"?
      (5.02.09)

      Weltwirtschaftskrise trifft Energie-Konzerne
      Keine Investitionen für AKW-Neubauten (4.02.09) 



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