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Thomas Rosa t.rosa at gmx.net
Di Sep 29 17:34:17 CEST 2009


http://www.welt.de/wirtschaft/article4583641/E-on-tauscht-Kohlekraftwerke-gegen-Atommeiler.html

Energiekonzern E.on tauscht Kohlekraftwerke gegen Atommeiler

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Von Daniel Wetzel 21. September 2009, 16:20 Uhr

Der Energieriese E.on will dem französischen Versorger EDF Anteile an
Kraftwerken tauschen und damit einen Teil seiner Stromproduktion verlagern.
Der Versorger erhalte Zugang zu den EDF-Reaktoren in *Fessenheim* an der
Grenze zu Baden-Württemberg und Cattenom in der Nähe von Luxemburg.

Der Energiekonzern E.on will deutsche Kohlekraftwerke an das französische
Staatsunternehmen Electricité de France (EdF) abgeben – und im Tausch Anteile
an Atomkraftwerken jenseits der Grenze übernehmen. Wie es aus Branchenkreisen
hieß, steht der grenzüberschreitende Tausch „Kohle gegen Atom“ kurz bevor.
Damit wurde ein Bericht des „Handelsblatts“ bestätigt.

E.on will demnach offenbar Kapazitäten in französischen Kernkraftwerken von
rund 800 Megawatt übernehmen. Im Gegenzug würden E.on dem französischen
Konzern und dessen deutschen Tochterunternehmen EnBW Anteile an
Kohlekraftwerken überlassen. Laut „Handelsblatt“ könnte E.on etwa Anteile am
französischen Atomreaktor Fessenheim übernehmen. Auch Strombezugsrechte aus
oder Anteile am Reaktor Cattenom seien im Gespräch. Zudem verhandele man über
eine Beteiligung am Neubau eines neuen Europäischen Druckwasserreaktors (EPR).

Daneben sei es Ziel von E.on-Chef Wulf Bernotat, den 25-prozentigen Anteil der
EdF am französischen Kraftwerksbetreiber Snet zu übernehmen, hieß es. E.on
hatte als Folge seines Übernahmeversuchs der spanischen Endesa im vergangenen
Jahr auch eine Mehrheitsbeteiligung an Snet erworben. Jetzt sieht E.on die
Chance, hier die vollständige Kontrolle zu erreichen. Snet hat einen Anteil
von knapp fünf Prozent am französischen Strommarkt. Mit Beteiligungen an
französischen Atomkraftwerken und der Snet als Kern wäre E.on der erste
private Wettbewerber des Staatsmonopolisten EdF auf dem bislang fast
vollständig abgeschotteten französischen Energiemarkt.

Die Gespräche sind jedoch vor allem durch politischen Druck zustande gekommen.
Frankreich steht innerhalb der EU wegen des abgeschotteten Inlandsmarktes seit
längerem stark in der Kritik. Wenn jetzt das Tor zum französischen
Energiemarkt für E.on geöffnet wird, ist dies auch eine Konzession an die
wettbewerbspolitischen Forderungen der EU-Kommission. E.on wiederum hatte
Brüssel zugesagt, deutsche Kraftwerkskapazitäten über 5000 Megawatt – ein
Fünftel der inländischen Erzeugung – abzugeben, um die dominante Position auf
dem Heimatmarkt zu verringern. Als Gegenleistung sagte die EU-Kommission zu,
ein Wettbewerbsverfahren gegen E.on einzustellen. Kommt das Geschäft mit EdF
nun zustande, ist die 5000 Megawatt-Zusage an die EU erfüllt.


Zusätzlich hätte die Beteiligung an französischen Atomkraftwerken für E.on den
Vorteil, den Anteil von CO2-frei erzeugtem Strom im Konzern zu steigern. Denn
bislang muss E.on für seine Kohlekraftwerke im Emissionshandel erhebliche
Summen für Zertifikate ausgeben. Proteste gegen den Bau und Betrieb von
Kohlekraftwerken waren in Deutschland zuletzt auch immer heftiger geworden.
Zuletzt machten E.on genehmigungsrechtliche Einsprüche gegen das
Milliardenprojekt eines Steinkohlekraftwerks in Datteln zu schaffen. Politisch
wäre der Tausch inländischer Kohlekraftwerke gegen ausländische Atomkraftwerke
damit eine Entlastung für den Düsseldorfer Konzern. Denn die deutsche
Bürgerbewegung gegen Kohlekraftwerke müsste sich dann ihre Zähne an dem
französischen Staatsmonopolisten EdF ausbeißen – E.on wäre aus der Schusslinie.

Der Betrieb von Atomkraftwerken ist in Frankreich wiederum sehr viel
unproblematischer. Die Verlagerung der Erzeugungskapazitäten über die Grenze
machte für E.on versorgungstechnisch ansonsten keinen großen Unterschied: Das
französische Atomkraftwerk Fessenheim liegt unmittelbar an der deutschen
Grenze bei Weinstetten.

Der Erwerb deutscher Kohlekraftwerke wäre für die EdF ebenfalls sinnvoll. Denn
der deutsche EdF-Partner EnBW ist auf der Erzeugungsseite relativ schwach
aufgestellt – und hat ein entsprechend großes Interesse an neuen Kraftwerken.




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