[fessenheim-fr] Greenpeace in Frankreich bespitzelt

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Fr Apr 3 13:20:21 CEST 2009


Hallo Leute!

Da mein eMail-Anschluß zwischenzeitlich ausgefallen war, hier
leider erst heute die Nachricht zu Greenpeace.

Ciao
   Klaus Schramm


1.04.2009

Greenpeace
in Frankreich bespitzelt

Kam der Auftrag von EdF?

Das französische Greenpeace-Büro ist offenbar systematisch 
ausspioniert worden. Gegen zwei hochrangige Mitarbeiter des 
französischen Energie-Konzerns und AKW-Betreibers EdF ('Électricité 
de France) ermittelt die Staatsanwaltschaft in Paris. Ihnen wird 
vorgeworfen, illegal in Greenpeace-Computer eingedrungen zu sein und 
Daten ausspioniert zu haben.

Büroräume des Konzerns wurden bereits von der Staatsanwaltschaft 
durchsucht, bestätigte EdF gegenüber der Nachrichtenagentur afp. Das 
genaue Ausmaß der Spionage-Aktivitäten ist noch unklar. Es zeichnet 
sich laut Medienberichten ab, daß EdF im Rahmen ihrer 
Sicherheitsstrategien eine private Agentur damit beauftragt hatte.

"Wir sind bestürzt darüber, daß Greenpeace in Frankreich offenbar 
systematisch bespitzelt worden ist", sagt Thomas Breuer, Leiter des 
Energiebereichs von Greenpeace in Deutschland. Der Atomstrom-Konzern 
EdF versuche anscheinend, über illegale Methoden seine schärfsten 
Gegner auszuschalten. Damit trete der Konzern nicht nur Greenpeace, 
sondern auch demokratische Grundwerte mit Füßen.

Die Spionage-Aktivitäten waren offenbar nur durch einen Zufall 
aufgeflogen. Die Wochenzeitung 'Le Canard Enchaîné', die in 
Frankreich für investigativen Journalismus steht, war im Zusammenhang 
mit der Computer-Spionage beim nationalen Antidopingzentrum darauf 
gestoßen, daß es noch weitere Opfer der professioneller Schnüffler 
gab: Auch die Computer von Yannick Jadot seien von Unbekannten 
ausspioniert worden. Jadot war bis September 2008 sieben Jahre lang 
Kampagnenleiter bei Greenpeace Frankreich. Am 2. April soll Jadot 
seine Aussage vor Gericht zu Protokoll geben.

Der vom ehemaligen 'Le-Monde'-Chef Edwy Plenel gegründete Internet-
Informationsdienst Médiapart fand heraus, daß gegen zwei 
Verantwortliche für Sicherheitsfragen bei EdF wegen Eindringens in 
Datensysteme ermittelt wird. Bereits im Februar seien deswegen auch 
Büros am Geschäftssitz von EdF durchsucht worden. Als Hacker soll der 
Konzern laut Médiapart eine auf Beschaffung von Firmenangaben und 
Risikoeinschätzung spezialisierte Firma namens Kargus Consulting 
engagiert haben. Diese weist jedoch die Vorwürfe zurück und belastet 
einen ihrer Angestellten, einen Informatikspezialisten, der angeblich 
"weiter gegangen ist, als dies vereinbart war". Der betreffende 
Angestellte ist bisher der einzige unter den Beschuldigten und 
Verdächtigten, der die Vorwürfe nicht rundweg abstreitet.

Seit Jahren arbeitet Greenpeace gegen das EdF-Vorhaben, in 
Flamanville (Nordfrankreich) ein neues Atomkraftwerk zu bauen. Es 
wäre das erste seit 18 Jahren. Die Risiken der Atomkraft, seien auch 
bei der Realisierung eines Atomkraftwerks vom Typ EPR nicht 
verantwortbar. Immer noch seien die radioaktiven Verseuchungen durch 
Störfälle und durch die Plutoniumfabrik von La Hague aktuell.

Einen Beleg für die Risiken des neuen EPR-Atommeilers fanden die 
UmweltschützerInnen bei den Betreibern selbst: 2006 deckte Greenpeace 
auf, daß nach einem geheimen EdF-Bericht das geplante AKW dem Terror-
Angriff mit einem Flugzeug nach dem Vorbild des 11. September 2001 
nicht standhalten könne.

"Statt sich demokratisch mit den Argumenten ihrer KritikerInnen wie 
Greenpeace auseinanderzusetzen, zieht EdF offenbar Stasi-Methoden 
vor", so Breuer. Es sei erschreckend, daß in unserer 
Industriegesellschaft Großkonzerne es offensichtlich zunehmend für 
normal halten, ihre Mitarbeiter und zivilgesellschaftliche 
Organisationen auszuspionieren. Dem müsse ein Riegel vorgeschoben 
werden.

Frankreichs "Umwelt"-Minister Jean-Louis Borloo äußerte am Mittwoch 
mit besorgter Miene gegenüber dem im Sender France-Info: "Wenn die 
Anschuldigungen stimmen sollten, in was für einer Welt leben wir 
dann?" Vielleicht erinnert er sich nicht daran, daß die französische 
Regierung nachweislich den Tod eines Menschen verursacht hatte, als 
deren Geheimdienst 1985 das Greenpeace-Schiff 'Rainbow Warrior' im 
neuseeländischen Hafen Auckland bei einem Sprengstoffanschlag 
versenkte. Greenpeace hatte sich damals bei der französische 
Regierung unbeliebt gemacht, weil die Umwelt-Organisation hartnäckig 
gegen die französischen Atombomben-Versuche im Pazifik und 
insbesondere auf Moruroa protestierte.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unseren Artikel:

      Frankreichs Verbrechen auf Moruroa
      188 Atom-Bomben und die Folgen (12.03.09) 



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