[fessenheim-fr] Artikel zur Demo am Samstag

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Mo Mär 23 00:50:43 CET 2009


22.03.2009

Demo gegen Schein-Überprüfung
des AKW Fessenheim

Nur 24 Kilometer Luftlinie vom Stadtzentrum der südbadischen 
Metropole Freiburg entfernt liegt das Atomkraftwerk Fessenheim am 
französischen Ufer des Rheins. Vor der bevorstehenden dritten Zehn-
Jahres-Inspektion des elsässischen AKW demonstrierten am gestrigen 
Samstag rund 300 Menschen. Zwei Bürgermeister aus Gemeinden der 
Region beteiligten sich an der Kundgebung vor dem Atommeiler.

Der Bürgermeister der deutschen Gemeinde Wasenweiler bei Freiburg und 
dem elsässischen Städtchen Wattwiller erklärten in ihren 
Redebeiträgen ihren Beitritt zum trinationalen Atomschutzverband 
TRAS. Zentrales Thema der Demo war die Kritik, daß es sich bei der 
Inspektion des AKW lediglich um eine Schein-Überprüfung handele. Die 
AtomkraftgegnerInnen befürchten, daß das Ergebnis bereits im Voraus 
feststeht und lediglich als Akzeptanz-Beschaffungsmaßnahme für die 
geplante Verlängerung der Betriebsdauer um weitere zehn Jahre dienen 
soll.

In anderen Redebeiträgen wurde ein Überblick über die Vielzahl an 
Argumenten für eine Stillegung des Atomkraftwerks vermittelt und an 
die lange Reihe von Atom-Unfällen und sogenannten Pannen - nicht 
zuletzt im AKW Fessenheim - erinnert.

Das älteste AKW Frankreichs mit seinen beiden 900-Megawatt-Reaktoren 
hatte erst kürzlich wieder einmal mit einer "Panne" für 
Aufmerksamkeit gesorgt. Am Samstag, 28. Februar, mußte einer der 
beiden Reaktoren abgeschaltet werden. Entgegen den Versprechungen 
einer sofortigen Information der Öffentlichkeit wurde diese "Panne" - 
wie so oft - erst fünf Tage darauf von der Kraftwerks-Leitung bekannt 
gegeben. Für UmweltschützerInnen und AtomkraftgegenerInnen ist dies 
eine weitere Bestätigung für ihre seit Jahren unermüdlich 
vorgebrachte Forderung nach sofortiger Stilllegung des AKW.

Tatsächlich reihten sich in den vergangenen zehn Jahren Pannen und 
Unfälle aneinander, bei denen immer wieder Radioaktivität ausgetreten 
ist.1 Doch der französische Strom-Konzern und Betreiber des AKW 
drängt auf eine Verlängerung der Betreibsgenehmigung um weitere zehn 
Jahre. Nun wurde zu diesem Zweck eine Inspektion der Internationalen 
Atomenergie- Agentur (IAEA) angekündigt. Die IAEA, die in den 
Mainstream-Medien mit dem Nimbus einer neutralen UN-Organisation 
ausgestattet wird, setzt sich jedoch seit Jahr und Tag dezidiert für 
die "zivile" Nutzung der Atomenergie ein und ist daher aus der Sicht 
der Anti-AKW-GegenerInnen keine überzeugende Kontrollinstanz.

Der Direktor des AKW Fessenheim, Jean-Philippe Bainier, kündigte am 
16. März vor der lokale Informationskommission des Kraftwerks an, die 
Reaktorblöcke würden besonders streng auf Sicherheitsmängel hin 
überprüft. Unter anderem solle ein Roboter in den so genannten 
Primärkreislauf eingelassen werden, um mögliche Haar-Risse oder 
undichte Stellen zu entdecken.

Bereits der Bau des AKW Fessenheim in den 70er Jahren war von 
Protesten diesseits und jenseits des Rheins begleitet. Es gab 
Demonstrationen, Hungerstreiks und einen Anschlag auf die Baustelle 
des Atommeilers. Die Proteste waren jedoch nicht massiv genug, um zu 
verhindern, daß der erste Reaktor 1977 in Betrieb ging.

AtomkraftgegnerInnen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz 
schlossen sich 2005 zum Trinationalen Atomschutzverband (TRAS) 
zusammen. Bislang sind bereits 62 Gemeinden, viele schweizerische, 
französische und deutsche Verbände sowie Bürger Mitglieder des 
Verbandes. Eines der Hauptargumente gegen das AKW Fessenheim ist, daß 
es mitten im Oberrheingraben steht, der bekanntlich 
erdbebengefährdet. Ein weiteres gewichtiges Argument ist die 
mangelhafte Abschirmung gegen einen gezielten Flugzeugabsturz nach 
dem Vorbild des 11. September 2001. Im Juli 2008 hat TRAS bei den 
zuständigen französischen Behörden eine Anzeige eingereicht mit dem 
Ziel, die Stilllegung des AKW Fessenheim juristisch durchzusetzen.

Druck soll in Frankreich insbesondere mit einem großen 
internationalen Aktionswochende und Demo am 3. und 4. Oktober 2009 im 
elsässischen Colmar gemacht werden. Die gestrige Protest-Aktion 
bildete den Auftakt für die in diesem Jahr vom französischen Netzwerk 
für den Atomausstieg (Réseau Sortir du Nucléaire) geplanten Aktionen 
und die Kundgebung im Herbst.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe hierzu:

      AKW Fessenheim: 30 Jahre tödliche Gefahr (7.03.07)

Siehe auch unsere Artikel zum Thema:

      AKW Fessenheim undicht
      Reaktor seit Samstag abgeschaltet (6.03.09)

      AKW Fessenheim für weitere Jahrzehnte?
      Versprecher oder Insider-Wissen? (4.12.08)

      AKW Fessenheim: Block 2 abgeschaltet
      Leck im Primärkreislauf (20.02.08)

      Erneut Leiharbeiter im AKW Fessenheim verstrahlt (27.11.07)

      Protestfrühstück beim AKW Fessenheim
      "Terrorgefahr wird nicht ernst genommen" (11.11.07)

      AKW Fessenheim: Arbeiter vor vier Tagen "leicht verstrahlt"
      Informationen dürftig und zeitverzögert (27.10.07)

      Laufzeit AKW Fessenheim bis 2017?
      100-Millionen-Euro-Investition (3.10.07)

      Störfall im AKW Fessenheim verschwiegen
      Laut 'TV Südbaden' bereits Anfang August (31.08.07)

      AKW Fessenheim mit schlechten Noten
      49 "Störfälle" im Jahr 2006
      Französische Atomaufsicht unzufrieden (5.07.07)

      AKW Fessenheim: 30 Jahre tödliche Gefahr (7.03.07)

      Aufruf: Atom-Ausstieg selber machen

      Info: Atom-Ausstieg 



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