[fessenheim-fr] AKW Bohunice soll wieder in Betrieb gehen
klausjschramm at t-online.de
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So Jan 11 23:20:13 CET 2009
Stillgelegtes slowakisches AKW Bohunice soll wieder in Betrieb genommen werden
Gas-Streit dient als Vorwand
Die slowakische Regierung hat angekündigt, das zum Jahreswechsel abgeschaltete
Atomkraftwerk in Jaslovske Bohunice wieder in Betrieb zu nehmen. Damit will das Land den
unterbrochenen Erdgas-Lieferungen aus Russland entgegenwirken und verletzt damit
bewußt den Beitrittsvertrag zur EU.
"Ich bin mir bewußt, daß wir damit den Beitrittsvertrag zur Europäischen Union verletzen,
und übernehme dafür die volle politische Verantwortung", sagte Ministerpräsident Robert
Fico in einer vom TV-Nachrichtensender TA3 direkt übertragenen Regierungs-
Pressekonferenz. Welche Sanktionen der EU bei einer derartigen Vertragsverletzung zur
Verfügung stehen ist bislang nicht bekannt.
Die Slowakei habe keine andere Wahl, weil sie knapp vor dem energetischen Kollaps stehe,
erklärte Wirtschaftsminister Lubomir Jahnatek. Tatsache ist jedoch, daß das AKW Bohunice
lediglich Strom zur Verfügung stellen kann und daher die durch den fortwährenden Gas-
Streit zwischen Rußland und der Ukraine (die ukrainische Regierung hat durch eine dem
eben erst ausgehandelten Vertrag beigefügte schriftliche Erklärung eine Fortsetzung der
russischen Gas-Sperre provoziert) für weite Teile der slowakischen Bevölkerung
ausgefallene Hausheizung nicht ersetzen.
Umweltschutzorganisationen hatten schon zuvor vor der Wiederinbetriebnahme des AKW
Bohunice gewarnt. Daß vor allem das Nachbarland Österreich die Pläne ablehnen und mit
Protesten reagieren werde, erwartete auch Fico. In Österreich wurde am 5. November 2008
der dreißigste Jahrestag des erfolgreichen Atomausstiegs gefeiert. Fico rechnet jedoch
nach eigenen Angaben damit, daß es in der EU "andere Stimmen" gebe, die mehr
Verständnis für die slowakische Notlage zeigten.
Die Wiederinbetriebnahme des nach sowjetischer Bauart errichteten Atomreaktors ist
politisch äußerst brisant. Besonders auf österreichischen Druck hatte sich die Slowakei zur
Schließung der Anlage bis spätestens Ende 2008 verpflichtet. Diese Verpflichtung ist im
Beitrittsvertrag festgeschrieben, der nur mit Zustimmung aller anderen EU-Mitgliedsländer
geändert werden könnte.
"Es ist klar, daß es keine Rechtsgrundlage für das Hochfahren von Bohunice gibt, und wenn
die Regierung das Atomkraftwerk wieder in Betrieb nimmt, täte sie das im klaren Verstoß
gegen EU-Recht", betonte der Sprecher von EU-Energiekommissar Andris Piebalgs. Der
österreichische Außenminister Michael Spindelegger erklärte heute (Sonntag) im ORF, daß
die Gefährlichkeit des AKW Bohunice "nicht unterschätzt werden" dürfe. Das Atomkraftwerk
vom Tschernobyl-Typ liegt nur rund 100 Kilometer nordöstlich von der österreichischen
Hauptstadt Wien entfernt.
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