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Mo Dez 15 14:51:45 CET 2008


BZ
15.12.08

Schweizer Kraftwerke  
Widerstand gegen Atompläne wächst

In der Schweiz haben mehrere Energieversorger gleich für drei neue Kernkraftwerke 
Baugesuche eingereicht. Weil Reaktoren und Meiler in Nähe der deutschen Grenze 
entstehen könnten, stoßen die Pläne in Südbaden auf Kritik.

    Gleich nebenan soll ein weiterer Reaktor gebaut werden: Das Kernkraftwerk Gösgen 
zwischen Aarau und Olten. | Foto: Marcel Studer

Inzwischen setzt sich eine Anti-Atom-Allianz dafür ein, dass das Volk über diese 
Energieform grundsätzlich abstimmen soll. Eine Umfrage im Auftrag des Bundesamts für 
Energie hat unlängst bestätigt, dass die Schweizer gegenüber der Atomenergie heute eher 
kritisch eingestellt sind. 52 Prozent der Befragten hatten sich gegen die nukleare 
Stromproduktion ausgesprochen, in der EU lehnen sie dagegen nur 45 Prozent der Bürger 
ab, wie Anfang des Jahres eine Studie der Europäischen Kommission ergeben hatte.

Dem entspricht, dass immer mehr Schweizer Bürger und Kantone sich gegen die 
Nuklearenergie stellen. Die Zürcher haben per Referendum mit klarer Mehrheit entschieden, 
dass ihre Stadt künftig ohne Atomstrom auskommen muss. Die Stadt Basel will gemäß ihrer 
Verfassung und ihres Atomschutzgesetzes jährlich 65 000 Euro in Informationskampagnen 
und Expertisen investieren, um gegen neue Reaktoren anzukämpfen.

Und die Baselbieter Regierung will verhindern, dass im nahen Kanton Solothurn ein weiterer 
Meiler neben dem jetzigen AKW Gösgen entsteht. Denn auch in Basel-Land verlangt die 
Verfassung, dass sich Behörden gegen den Bau von AKW, Aufbereitungsanlagen und 
Atommülllagerstätten einsetzen. Sogar im sonst atomfreundlichen Aargau, wo ein 
Ersatzbau für die zwei Beznauer Meiler geplant ist, regt sich Widerstand. Dieser richtet sich 
allerdings gegen die Standortvorauswahl der Behörden zum geplanten Endlager für 
Atommüll: Sie haben den Bözberg, den Jura-Südfuß und das teilweise zum Kanton 
gehörende Gebiet Nördlich Lägeren für gut geeignet erklärt. Im Kantonsparlament verlangte 
deshalb die sozialdemokratische Fraktion, kein Endlager zuzulassen: Mit drei Meilern und 
einem Zwischenlager drohe der Aargau sonst "zum Atommüll-, AKW- und Risikokanton" zu 
verkommen.

Auch in Solothurn will die Gemeinde Niederamt, in der das zweite AKW Gösgen entstehen 
soll, nicht durch ein Endlager "zum Abfallkübel der Nation degradiert" werden, wie im 
Kantonsrat zu hören war. Ein Verein "Niederamt ohne Endlager" besteht bereits. Die AKW-
Gegner können auf Zulauf hoffen, wenn die Angst vor dem Endlager die Vorbehalte auch 
gegenüber den Abfallproduzenten wachsen lässt - wie sich vor kurzem im aargauischen 
Oberbözberg bei einer Informationsveranstaltung zu den Endlagerplänen zeigte.

Droht wirklich eine Lücke in der Stromversorgung?
Die Stimmungslage ist entscheidend, wenn die Allianz "Stopp Atom", ein Zusammenschluss 
von 32 Organisationen, wie angekündigt das Referendum ergreift und die Bürger über die 
Atompolitik abstimmen lässt. Die Frage ist, ob die Stimmbürger noch an die von der 
Energieindustrie drohend an die Wand gemalte Lücke in der Stromversorgung glauben. Die 
Schweizerische Energie-Stiftung (SES) hat schon vorgerechnet, dass eine Schweiz, die auf 
Energieeffizienz und erneuerbare Energien setzt, keine drei neuen AKW braucht. Denn die 
aus Altersgründen von 2020 an vom Netz gehenden Meiler Beznau I und II (Hochrhein) und 
Mühleberg (bei Bern) liefern laut SES nur etwa 15 Prozent des Strombedarfs. Die geplanten 
AKW Beznau, Gösgen und Mühleberg würden dagegen die heutige Menge an Schweizer 
Atomstrom verfünffachen: Nach Ersatz sieht das nicht aus. Die Anti-Atom-Allianz sieht darin 
den Beweis, dass den Konzernen weniger an Versorgungssicherheit gelegen ist als an 
"Umsatz- und Profitmaximierung".
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