[fessenheim-fr] AKW-Unfall in China drei Wochen verheimlicht

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Fr Sep 19 21:45:27 CEST 2008


19.09.2008 

                    AKW-Unfall in China 
                  drei Wochen verheimlicht 

             Technik von Siemens unfallträchtig 

      Am heutigen Freitag meldete die chinesische Nachrichtenagentur
      Xinhua einen drei Wochen zurückliegenden Transformator-Brand im
      Atomkraftwerk Tianwan im oatchinesischen Jiangsu. Die Behörde für
      "Nuklearsicherheit" habe den Unfall, der am 28. August durch einen
      Kurzschluß ausgelöst worden war, erst jetzt bestätigt. Das AKW
      Tianwan hatte China von Rußland gekauft; die Sicherheitsleittechnik
      wurde von Siemens geliefert. 

      Wie auch in Europa und den USA üblich, heißt es zunächst, es habe
      sich um einen "normalen Unfall" gehandelt, bei dem keine
      Radioaktivität austreten sei. Inzwischen wurde bekannt, daß Reaktor I
      des AKW Tianwan mit einer Schnellabschaltung heruntergefahren
      werden mußte. 

      Nach Angaben des österreichischen Nachrichtendienstes new.com
      dauerte es offenbar 5 Stunden, bis die brennenden Transformatoren
      des Kraftwerks gelöscht werden konnten. Auch die russische
      Nachrichtenagentur RIA Novosti meldete den Vorfall. Eine Person soll
      verletzt worden sein. 

      Die Transformatoren stammen aus ukrainischer Fertigung. Block I des
      Atomkraftwerks vom neuen russischen Typ WWER-91 ging erst im Jahr
      2006 ans Netz. Block 2 folgte im Jahr 2007. Mit einer elektrischen
      Leistung von zweimal 1060 Megawatt ist das AKW Tianwan das Größte
      in Chinas. Der Druckwasser-Reaktor wurde unter Beteiligung der
      deutschen Siemens AG in der chinesischen Sonderwirtschaftszone
      Lianyungang errichtet. 

      Siemens lieferte in Kooperation mit dem französischen Areva-Konzern
      die digitale Sicherheitsleittechnik TELEPERM XS. Nach Angaben von
      IPPNW (Internationale ÄrztInnen zur Verhütung des Atomkriegs) führte
      diese digitale Siemens-Leittechnik am 10. Mai 2000 im deutschen AKW
      Neckarwestheim I zu einer "gefährlichen Blockade eines Steuerstabes
      im Reaktorkern". Bei der Errichtung des neuen finnischen
      Atomkraftwerks Olkiluoto-3 habe man offenbar unter anderem wegen
      dieses Vorfalls darauf verzichtet, die Sicherheitsleittechnik
      ausschließlich auf das unausgereifte Siemens-System zu stützen, so
      die IPPNW. 

      Der Transformator-Brand im AKW Tianwan I wird von IPPNW in eine
      Reihe mit dem Transformator-Brand am 28. Juni 2007 im deutschen
      AKW Krümmel gestellt.1 Bei diesem Unfall war es wegen der
      Schnellabschaltung und weiterer Komplikationen zu einem
      gefährlichen und rasanten Druck- und Füllstandsabfall im
      Reaktordruckbehälter gekommen. Weitere Parallelen sind im
      Beinahe-GAU des schwedischen AKW Forsmark am 26. Juli 2006 zu
      sehen, wo ebenfalls ein Kurzschluß außerhalb des Sicherheitsbereichs
      auftrat. Dieser hatte zu einer Schnellabschaltung und Überspannung
      geführt, sodaß die Notkühlung gefährlich lange versagte. Von IPPNW
      wird der Notstromfall am 8. Februar 2004 im AKW Biblis B genannt, der
      ebenfalls zeigte, welche Risiken mit der schlagartigen Trennung eines
      Atomkraftwerks vom Stromnetz verbunden sind. Der Notstromfall
      zählten in allen AKW-Risikostudien zu den so genannten auslösenden
      Ereignissen, die zur Kernschmelze führen können. 1 

        

      REGENBOGEN NACHRICHTEN 

        

      Anmerkungen 

      1 Siehe hierzu: 

            Brand im AKW Krümmel 
            Reaktor heruntergefahren (28.06.07) 

            AKW Krümmel knapp an GAU vorbei 
            Schnellabschaltung infolge des Brands gefährdete Reaktor (3.07.07) 

      Siehe auch unsere Artikel: 

            Ein Leuchtturm mit waffenfähigem Uran 
            Die TU München hält den zugesagten Termin für Garching II nicht ein
      (9.09.08) 

            Atomkraftwerke sind potentielle Terror-Ziele 
            BUND warnt vor 9/11 in Deutschland (9.09.08) 

            Asse II: Der Wechsel zum BfS ist nur Pop 
            Rückholung des radioaktiven Mülls bislang nicht geplant (5.09.08) 

            Gefahr durch atomares Versuchslager Asse II nicht länger geleugnet 
            Atom-Minister Gabriel: "Zustände in Asse sind unhaltbar" 
            Wird das Bergwerk geräumt? (2.09.08) 

            Spanisches AKW nach Brand abgeschaltet 
            Skandalöse Zustände in spanischen Atomkraftwerken (25.08.08) 

            Schweizer AKW Leibstadt: 
            Zwei Mitarbeiter radioaktiv kontaminiert (8.08.08) 

            Erneut Atom-Unfall in Frankreich 
            100 Menschen radioaktiv kontaminiert (24.07.08) 

            Erneut Atom-Unfall in Frankreich 
            15 Menschen radioaktiv kontaminiert (22.07.08) 

            Globaler Energie-Vergleich: 
            13 mal soviel Zubau an Windenergie wie an Atomenergie (20.07.08) 

            Französische Atom-Industrie bleibt im Gespräch 
            Erneute Leckage (18.07.08) 

            Nach Unfall beim AKW Tricastin 
            Überprüfung des Grundwassers bei französischen AKW (17.07.08) 

            AKW Tricastin: 
            Flüsse in Südfrankreich radioaktiv kontaminiert (8.07.08) 

            AKW Neckarwestheim: 
            Hohe Tritium-Konzentration im Neckar (23.06.08) 

            Skandal-Grube Asse II 
            Eindringendes Wasser radioaktiv kontaminiert (12.06.08) 

            Schwerer Störfall im AKW Philippsburg I 
            Reaktor heruntergefahren (6.06.08) 

            Schwerer AKW-Störfall in Slowenien 
            Radioaktives Kühlwasser trat aus (4.06.08) 

            AKW Neckarwestheim I heruntergefahren 
            Reaktordruckbehälter undicht (23.05.08) 

            Minderwertiger Beton bei Bau des "Zwischenlagers" 
            beim AKW Neckarwestheim? (8.05.08) 

            AKW-Unfall in Spanien 
            Greenpeace ortet Radioaktivität bei Tarragona (8.04.08) 

            Brand im AKW Brokdorf (14.03.2008) 

            AKW Fessenheim: Block 2 abgeschaltet 
            Leck im Primärkreislauf (20.02.08) 

            AKW Gundremmingen Block B abgeschaltet 
            Weitere Indizien für illegales "AKW-Tuning" (9.01.08) 

            Krebs-Häufung in der Nähe von AKWs 
            Neue Studie im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz 
            (7.12.07) 

            Informationen zum deutschen "Atom-Ausstieg" 

            Atom-Ausstieg selber machen!




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