[fessenheim-fr] Französische Atom-Industrie...

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Sa Jul 19 19:35:47 CEST 2008


18.07.2008 

                     Französische Atom-Industrie 
                          bleibt im Gespräch 

                            Erneute Leckage 

      Nur 11 Tage nach dem Austritt von Uran-Lösung auf dem Gelände des
      AKW Tricastin und der radioaktiven Kontamination von Grundwasser
      und Flüssen wurde in einer Brennelemente-Fabrik in Romans-sur-Isère
      im Südosten Frankreichs ein undichtes unterirdisches Rohr entdeckt,
      aus dem ebenfalls Uran austrat. 

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      Der Areva-Konzern gab zwar in einer heute verbreiteten Erklärung zu
      Protokoll, das ausgetretene, leicht angereicherte Uran habe das
      Grundstück der Anlage nicht verlassen und stelle "absolut keine
      Bedrohung für die Umwelt" dar. Die Pipeline sei inzwischen stillgelegt.
      Dennoch ist der Prestige-Verlust für eine Branche, die sich eben erst
      aufmachte, die eigene Wiedergeburt zu feiern, verheerend. 

      Die Brennelemente-Fabrik südlich von Lyon gehört dem
      franko-belgischen Unternehmen FBFC, einer Tochter des
      Areva-Konzerns. Die französische Atomaufsichtsbehörde ASN gab die
      neue Panne heute (Freitag) bekannt, nachdem sie am Vorabend
      informiert worden war. Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht, da es
      sich lediglich um wenige hundert Gramm Uran handle. 

      Die undichte Stelle befinde sich an einem unterirdischen Rohr, das
      flüssiges Uran transportiere, teilte Areva mit. Der Riß an der Leitung sei
      vermutlich bei Arbeiten im Jahr 2006 entstanden, teilte die ASN unter
      Berufung auf das Unternehmen mit. Areva wollte noch am Freitag mit
      der Säuberung des betroffenen Gebietes beginnen. 

      Offenbar war dem Betreiber die Leckage der Rohrleitung seit Jahren
      bekannt. Dies sei ein klarer Verstoß gegen die Auflagen, erklärte die
      ASN. Die Leitung verband nach Auskunft des Betreibers ein Gebäude,
      in dem Brennelemente für Atomkraftwerke produziert werden, mit einer
      Verarbeitungsanlage. 

      In der Nacht zum 8. Juli waren auf dem Gelände des AKW Tricastin laut
      den zuletzt verbreiteten Angaben 18.000 Liter eines Reinigungsmittels
      mit 74 Kilo Uran in zwei Flüsse gelangt. Areva, dessen Tochter Socatri
      die Anlage betreibt, war danach in die Kritik geraten. Der Vorfall war 
erst
      mit einem Tag Verspätung bekanntgegeben worden. Noch immer treten
      bei Messungen in Flüssen und Gewässern schwankende Uranwerte
      auf. Mittlerweile ordnete die französische Regierung eine Überprüfung
      aller 19 Atomkraftwerke des Landes an. 

      Die neue Leckage bedeutet einen herben Prestige-Verlust für Areva. Der
      Konzern versucht zusammen Siemens mit dem Bau zweier Reaktoren
      in Finnland und im nordfranzösischen Flamanville die Atomenergie
      nach einer Zeit der Stagnation in die Offensive zu bringen. Areva steht
      auch hinter den Bemühungen des französischen Präsidenten Nicolas
      Sarkozy, international Aufträge für einen AKW-Neubau zu requirieren. 

      Der Umweltschutzdachverband France Nature Environnement (FNE)
      forderte heute (Freitag) eine öffentliche Untersuchung der beiden
      Pannen und schloß eine Klage gegen Areva nicht aus. Bei der
      Untersuchung der Strahlenbelastung im Umfeld des AKW Tricastin
      wurde zudem Uran im Grundwasser festgestellt, das bereits früher in
      die Umwelt gelangt sein muß. ExpertInnen vermuten einen
      Zusammenhang mit einer ungesicherten Atommüll-Deponie auf dem
      weitläufigen Gelände, in der seit den 70er Jahren etwa 760 Tonnen
      uranhaltigen Atomabfalls aus Militärbeständen lagern. Umweltverbände
      fordern daher neben der angekündigten Untersuchung an
      AKW-Standorten die Einbeziehung sämtlicher Nuklear-Anlagen wie der
      Plutoniumfabrik La Hague (sogenannte Wiederaufarbeitungsanlage) als
      auch der Uranerzaufbereitungsanlage in Bessines, des
      Kernforschungszentrum Cadarache, des stillgelegten AKW Marcoule,
      der Ruine des Schnellen Brüters "Superphénix" bei Malville, der
      militärischen Anlagen in Valduc und der Atomabfalllagerungsstätten
      Centre de la Manche und in Soulaines. 

        

      REGENBOGEN NACHRICHTEN 

        

      Anmerkungen 

      Siehe auch unsere Artikel 

            Nach Unfall beim AKW Tricastin 
            Überprüfung des Grundwassers bei französischen AKW (17.07.08) 

            AKW Tricastin: 
            Flüsse in Südfrankreich radioaktiv kontaminiert (8.07.08) 

            AKW Neckarwestheim: 
            Hohe Tritium-Konzentration im Neckar (23.06.08) 

            Skandal-Grube Asse II 
            Eindringendes Wasser radioaktiv kontaminiert (12.06.08) 

            Schwerer Störfall im AKW Philippsburg I 
            Reaktor heruntergefahren (6.06.08) 

            Schwerer AKW-Störfall in Slowenien 
            Radioaktives Kühlwasser trat aus (4.06.08) 

            AKW Neckarwestheim I heruntergefahren 
            Reaktordruckbehälter undicht (23.05.08) 

            Minderwertiger Beton bei Bau des "Zwischenlagers" 
            beim AKW Neckarwestheim? (8.05.08) 

            AKW-Unfall in Spanien 
            Greenpeace ortet Radioaktivität bei Tarragona (8.04.08) 

            Brand im AKW Brokdorf (14.03.2008) 

            AKW Fessenheim: Block 2 abgeschaltet 
            Leck im Primärkreislauf (20.02.08) 

            AKW Gundremmingen Block B abgeschaltet 
            Weitere Indizien für illegales "AKW-Tuning" (9.01.08) 

            Krebs-Häufung in der Nähe von AKWs 
            Neue Studie im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz 
            (7.12.07) 

            Atomenergie in Frankreich 

            Informationen zum deutschen "Atom-Ausstieg" 

            Atom-Ausstieg selber machen!




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