[fessenheim-fr] EU-Projekte für Atomenergie / Hochspannungs-Trassen als Atomstrom-Autobahnen
Klaus Schramm
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Mo Feb 18 18:52:09 CET 2008
17.02.2008
EU-Projekte für Atomenergie
Hochspannungs-Trassen als Atomstrom-Autobahnen
Auf dem EU-Gipfeltreffen im März 2007 brachten die Staats- und
Regierungschefs ein Projekt zum Ausbau des europäischen
Stromnetzes auf den Weg. Dieses sei nötig, um den
"grenzüberschreitenden Wettbewerb" zu erleichtern.[1] Darüber hinaus
solle so die "Versorgungssicherheit" gewährleistet werden.
Laut EU-Kommission könne der Ausbau des Stromnetzes einen
"wesentlichen Beitrag zur Vermeidung von Stromausfällen" leisten und
"eine entscheidende Voraussetzung für die (...) Integration von
Ökostrom ins Netz" schaffen. Die ÄrztInnen-Organisation IPPNW warf
Deutschland und Österreich nun vor, sich in der Öffentlichkeit als
Atomskeptiker und Freunde der erneuerbaren Energien zu
präsentieren, auf EU-Ebene jedoch klammheinlich
"Atomstrom-Autobahnen" für Europa voranzutreiben.
"Es geht hierbei um Atomstrom-Importe aus geplanten
Atomkraftwerken in Litauen und der Slowakei, sowie aus dem
tschechischen Dukovany", erläutert IPPNW-Energie-Experte Henrik
Paulitz. "Die geplanten Stromtrassen dienen offenbar dem
europaweiten Transport von Atomstrom." Als vorrangiges Projekt will
die EU insbesondere "die Stromverbindungen zwischen Deutschland,
Polen und Litauen" vorantreiben. Polen und Litauen haben im Februar
laut 'Nucleonics Week' vereinbart, am litauischen Standort Ignalia zwei
neue Atomkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 3.200 MW zu
errichten. Im Gespräch sind zwei Reaktoren vom Typ 'Europäischer
Druckwasser-Reaktor' (EPR), der von einem Konsortium aus Siemens
und Areva (Ex-Framatome) angeboten wird. Die EPR-Reaktoren sollen
Reaktoren vom Tschernoby-Typ ersetzen.
"Dieses Vorhaben erinnert an Gespräche von vor einigen Jahren
zwischen Siemens, der deutschen, der französischen und der
russischen Regierung," so Paulitz. "Damals wollte man am
westrussischen Standort Smolensk einen EPR errichten und den
Atomstrom mit Hilfe einer Stromtrasse über Weißrußland und Polen bis
nach Berlin und Kassel leiten."
Im übrigen plant die EU bis 2009 eine zusätzliche
900-Megawatt-Stromtrasse zwischen der tschechischen Republik und
Österreich. "Diese Stromtrasse beginnt im tschechischen Slavetice und
das liegt nur drei Kilometer vom Atomkraftwerk Dukovany entfernt. Das
ist nichts anderes als eine Atomstromtrasse zur Lieferung von
Nuklearenergie nach Österreich," kritisiert Paulitz. Offenbar soll so der
1979 in Österreich durchgesetzte Atomausstieg ausgehebelt werden.
Die EU-Kommission benennt in ihrer Mitteilung vom 10. Januar 2007
selbst das wichtigste "Hemmnis" gegen das Prokekt: "Der Widerstand
in Österreich gegen die Kernenergie."
Mit einer weiteren 1800-Megawatt-Trasse von der Slowakei nach Wien
soll Atomstrom nach Österreich und mit Hilfe weiterer Stromtrassen in
das ebenfalls atomkraftwerkfreie Italien geleitet werden, so IPPNW.
Diese Stromtrasse soll im slowakischen Umspannwerk Stupava
beginnen. An diesem Knotenpunkt im Stromnetz sind die
Atomkraftwerke Bohunice und Mochovce angebunden.
Der italienische Stromkonzern ENEL, der bereits seit Jahren entgegen
der politischen Vorgabe des 1987 per Volksentscheid in Italien
durchgesetzten Atomausstiegs mit französischem Atomstrom dealt, hat
sich 2007 festgelegt, in Mochovce zwei weitere Reaktorblöcke als
Ersatz für in Bälde stillzulegende Reaktorblöcke des AKW Bohunice zu
errichten. ENEL-Chef Fulvio Conti erklärte gegenüber der
Nachrichtenagentur Bloomberg, daß der Atomstrom aus Mochovce
auch nach Zentraleuropa transportiert werden soll.
Die EU und ihre Mitgliedstaaten planen offenbar zudem eine Richtlinie
zur "Verschlankung der Planungs- und Genehmigungsverfahren" mit
dem Ziel, die Atomstrom-Autobahnen im Schnellverfahren durchsetzen
zu können.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
1 Siehe hierzu unsere Artikel:
Strom-Kartell auch in Großbritannien
"Big Six" treiben mit Absprachen Preise nach oben (19.01.08)
E.on, RWE, EnBW und Vattenfall treiben die Strompreise hoch
Kartellamt sitzt auf brisanten Ermittlungsdaten (5.11.07)
Siehe auch unsere Artikel zum Thema:
Rußland baut AKW in Bulgarien
Deutsche Steuergelder für AKW-Neubauh (18.01.08)
Neubau britischer AKWs aus Steuermitteln?
Sterbende britische Atom-Branche hofft auf Brown (11.01.08)
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