[fessenheim-fr] Endlager-Pläne in Ton zerbröseln
Klaus Schramm
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Fr Jan 4 20:51:53 CET 2008
4.01.2008
Endlager-Pläne in Ton
zerbröseln
Konsequenzen für Benken (Schweiz) und Bure (Frankreich)
Der Geologieprofessor an der Eidgenössische Technische Hochschule
(ETH) Zürich, Simon Löw, und eine Doktorandin haben untersucht, wie
sich der Opalinuston, in dem die Schweizer Nuklear-Industrie ihre
radioaktiven Abfälle lagern will, verhält, wenn man darin gräbt. Bei der
Schweizer Behörde für die Endlagerung radioaktiven Mülls (NAGRA)
wurde nun das Prinzip Technikglauben durch das Prinzip Hoffnung
ersetzt.
Das Wissenschafts-Team der ETH fand heraus, daß Opalinuston
offenbar ganz andere Eigenschaften hat, als bisher von der NAGRA
angenommen wurde. Unter bestimmten Bedingungen, die bei der
Einlagerung radioaktiver und stark Wärme abstrahlender Stoffe
angenommen werden müssen, bilden sich im Opalinuston beträchtliche
Risse. Dies wurde bereits im November-Heft des Hochschulmagazins
'ETH Globe' berichtet.
Opalinuston ist unter allen bislang untersuchten Endlager-Alternativen
die einzige, die beim Auswahl-Verfahren in der Schweiz übrig blieb. Das
nun beschriebene Verhalten des Tons ist weder durch die bisherigen
Untersuchungen der NAGRA aufgedeckt, noch durch
Modellrechnungen vorhergesehen worden. Der sicherlich nicht neutrale
Geologieprofessor, der von HSK1 bei den Untersuchungen finanziert
wurde, erklärte: "Wir haben nun gesehen, daß die Sache viel
komplizierter ist." Und: "Das Gebirge hat auf den Stollenausbruch
reagiert, und zwar nicht so, wie man das anhand der bisherigen Modelle
hätte erwarten können."
Politisch brisant sind die geologischen Erkenntnisse allemal, da hiervon
die Schweizer Endlager-Pläne im kleinen Ort Benken an der
deutsch-schweizer Grenze betroffen sind. Noch vor Jahren verfolgte
Pläne, den für Millionen Jahre strahlenden Müll in Granit einzulagern,
mußten bereits wegen des nachweislich ungeeigneten Materials
aufgegeben werden. Auch die französische Nuklear-Industrie setzt auf
ein Endlager in einer rund 500 Meter unter der Erdoberfläche
befindlichen Schicht Opalinuston. Auserkoren wurde ein Standort in
Bure, einem kleinen Ort in Lothringen.2
Sowohl in Benken als auch in Bure wehren sich Bürgerinitiativen gegen
die Endlagerpläne. Die von unabhängigen WissenschaftlerInnen schon
bislang vorgebrachten Argumente gegen die Eignung von Opalinuston
als Trägermedium eines radioaktiven Endlagers erfahren durch die
aktuellen Untersuchungsergebnisse eine unerwartete Aufwertung. Die
Zweifel, ob sich Benken und Bure als atomare Endlager eignen, werden
sicherlich weiter verstärken.
Hans Wanner von der HSK glaubt dagegen nicht, daß die
Forschungsergebnisse des ETH-Teams die Eignung von Opalinuston
für ein atomares Endlager in Frage stellt. Daß es "Auflockerungen"
gebe, sei bekannt gewesen. Es gebe die Hoffnung, daß der Opalinuston
über "Selbstheilungskräfte" verfügt und sich Risse nach und nach
wieder schließen.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
1 HSK
Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen
im Bundesamt für Energie (Schweizer Atomaufsichtsbehörde)
2 Siehe auch unsere Artikel:
Festival der Endlager-GegnerInnen in Bure (31.07.06)
Benken: Schweizer Kirchenvertreter
kritisieren geplantes Endlager für Atommüll (26.10.05)
Schweiz: Alternativen zum Atom-Endlager Benken? (29.09.04)
Atomares Endlager Yucca Mountain gestoppt (22.07.04)
Öko-Institut schadet Schweizer Atomkraft-GegnerInnen (3.02.04)
ItalienerInnen erfolgreich - kein Endlager weltweit (2.12.03)
AK End
Nichts anderes als eine weitere Propaganda-Kommission (17.11.02)
Die Schweiz zwischen Atom und "direkter Demokratie" (10.03.01)
Atomare Endlagerpläne bei Schaffhausen (CH) (22.01.01)
Hier strahlt die Schweiz:
Atomklo Hochrhein
Siehe auch die aktuelle Folge aus unserer Info-Serie zum Thema
Atomenergie in Frankreich
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