[fessenheim-fr] AKW Fessenheim: Arbeiter vor vier Tagen "leicht verstrahlt"
Klaus Schramm
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Sa Okt 27 17:48:05 CEST 2007
27.10.2007
AKW Fessenheim:
Arbeiter vor vier Tagen "leicht verstrahlt"
Informationen dürftig und zeitverzögert
Im AKW Fessenheim haben sich in dieser Woche erneut "Pannen"
ereignet. Wie bei gravierenden Ereignissen üblich wurde die
Öffentlichkeit darüber mit erheblicher Zeitverzögerung informiert.
Die dürftigen Informationen gehen aus dem gestern (Freitag)
veröffentlichten wöchentlichen Informationsblatt des AKW-Betreibers
hervor. Ob das südbadische Regierungspräsidium in Freiburg zeitnah
informiert wurde, ist bislang nicht bekannt. Bereits vor Jahren wurde
eine Standleitung vom nur 24 Kilometer vom Freiburger Stadtzentrum
an der elsässischen Seite des Rheins gelegenen AKW Fessenheim
eingerichtet und immer wieder versicherten Direktion und EdF, über
Störfälle unverzüglich zu informieren.
Laut Darstellung des Betreiber-Informationsblatts wurde am Dienstag
bei einem Arbeiter eine "leichte innere Verstrahlung" festgestellt. Die
Verstahlung habe "unter einem Hundertstel der zulässigen
Jahresdosis" gelegen. Dies entspreche in etwa einer Röntgenaufnahme
der Lunge, hieß es weiter. Der Mann habe unterdessen seine Arbeit
wieder aufnehmen können.
Wie üblich wurden keine Angaben über die Art der Verstrahlung
gemacht. In der Nuklearbranche ist die Inkorporation von radioaktiven
Stäuben nicht ungewöhnlich. Alpha-Strahler wie Plutonium sind aus
einer Entfernung von mehreren Zentimetern kaum mehr meßbar,
verursachen jedoch - einmal in der Lunge - mit hoher
Wahrscheinlichkeit Lungenkrebs. Der Vergleich mit der Strahlendosis
einer Röntgenaufnahme ist daher völlig abwegig.
Darüber hinaus wurde laut Betreiber-Informationsblatt in Block Eins der
Anlage in der Nacht zum Mittwoch ein Defekt an einer der drei Pumpen
festgestellt, die die Dampfgeneratoren mit Wasser versorgen. In einem
solchen Fall müssen der Druck und die Temperatur im radioaktiven
Primärkreislauf sofort gesenkt werden. Die Absenkung sei zwar erfolgt,
jedoch nicht in der vorgeschriebenen Zeit. Diese Panne sei auf Stufe
Eins der siebenstufigen internationalen Störfallskala eingeordnet
worden. Dies ist für die Verhältnisse im AKW Fessenheim als
ungewöhnlich anzusehen, da die Mehrzahl der jährlich rund 50
"Pannen" auf Stufe Null deklariert wird.
Ingenieure der französischen Behörde für Atomaufsicht (ASN) aus
Straßburg führten in den vergangenen Wochen zwei unangemeldete
Inspektionen im AKW Fessenheim durch. Die Behörde hatte dem Meiler
am Oberrhein Anfang Juli schlechte Noten gegeben.1 Die Sorgfalt beim
Betrieb des Kraftwerks sei "unzureichend", kritisierte damals der Leiter
des Straßburger ASN-Büros, Alain Liger. UmweltschützerInnen auf
beiden Seiten des Rheins fordern seit Jahren die Stilllegung des mit 30
Jahren ältesten Atomkraftwerks in Frankreich. Am 10. November wollen
sie ihre Forderung mit einem Prostestfrühstück auf dem Damm beim
AKW Fessenheim bekräftigen.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
1 Siehe insbesondere unseren Artikel von 5.07.07:
Laufzeit AKW Fessenheim bis 2017?
100-Millionen-Euro-Investition (3.10.07)
Störfall im AKW Fessenheim verschwiegen
Laut 'TV Südbaden' bereits Anfang August (31.08.07)
AKW Fessenheim mit schlechten Noten
49 "Störfälle" im Jahr 2006
Französische Atomaufsicht unzufrieden (5.07.07)
AKW Fessenheim: 30 Jahre tödliche Gefahr (7.03.07)
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