[fessenheim-fr] BZ-Artikel u. weitere Infos

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
So Okt 21 20:26:21 CEST 2007


Hallo Leute!

Ich leite Euch hier ein e-mail von Axel Mayer aus seinem Fessenheimverteiler
weiter. Außer einem Artikel der BZ vom Freitag enthält es noch einige
interessante Infos. (Wer sich wundert, warum der BZ-Artikel auf dieser
Mailingliste übergangen wurde: Nach meiner Ansicht sind darin keine
neuen Informationen enthalten - aber das ist Ansichtssache. Zur möglichen
Verlängerung der Betriebserlaubnis um zehn Jahre wurde hier ja bereits
am 5. Oktober ein Artikel - "Laufzeit AKW Fessenheim bis 2017?" - 
weitergeleitet.)

Ciao
   Klaus Schramm
   klaus.schramm at bund.net


Liebe Leute im Fessenheimverteiler,
hier ein Fessenheim-Artikel aus der heutigen BZ. Und hinten hab ich noch 
einen Beitrag aus unserer Benken-Mailingliste angehängt....
Morgengruss
Axel

 Badische Zeitung vom Freitag, 19. Oktober 2007 

      Fessenheim bleibt ein Problem

        Gegner wie Befürworter sorgen sich um die Zukunft des
        Atomkraftwerks / Entscheidung 2009

        Von unserer Korrespondentin Bärbel Nückles


Das Kernkraftwerk am Rheinseitenkanal.(FOTO: MICHAELIS)

FESSENHEIM. Seit gestern stehen beide Reaktoren des Atomkraftwerks in 
Fessenheim still. In einem werden Brennstäbe ausgetauscht, im anderen 
Leitungsrohre kontrolliert. Atomkraftgegner vom elsässischen "Stop 
Fessenheim" und vom Trinationalen Atomschutzverband (Tras) kritisieren, 
dass der französische Stromversorger EdF plant, in die Reaktoren zu 
investieren. Denn wegen technischer Probleme müssen diese immer wieder 
abgeschaltet werden --- und produzieren dann keinen Strom.

Das Atomkraftwerk war vor 30 Jahren das erste in Frankreich. 2009 
beginnt die Zehnjahresinspektion der Druckwasserreaktoren und der 
Betonummantelung, die im Ernstfall die Umgebung schützen soll. Ob alles 
der Prüfung standhalten wird, fragen sich eher bang auch 
Atomkraft-Befürworter in der Umgebung Fessenheims. Von der EdF hängen 70 
Prozent der kommunalen Steuereinnahmen ab. "Je mehr kleine Zwischenfälle 
erfasst werden, desto besser greift die Kontrolle" , davon ist 
Fessenheims Bürgermeister Alain Foechterle überzeugt. Wie die meisten 
Bürgermeister hat er das ökonomische Wohl seiner Gemeinde im Auge. In 
der lebten 1977 lebten nur halb so viele Menschen. Heute sind es 2300, 
darunter ein Drittel der 660 AKW-Beschäftigten.

Je nach Inspektionsergebnis könnte die Laufzeit um zehn Jahre verlängert 
werden --- oder es droht die Schließung. Darauf hofft der 
schweizerisch-deutsch-französische Tras, der demnächst eine Klage bei 
der Europäischen Kommission einreichen wird. Außerdem plant er über 
seine Pariser Anwältin, Ex-Umweltministerin Corinne Lepage, deren 
Nachfolger im Ministeramt eine Liste mit Forderungen zu unterbreiten, 
der eine Klage beim höchsten französischen Gericht folgen könnte.

Seit seiner Gründung vor zwei Jahren will der Tras möglichst viele 
Kommunen und Verbände zusammenschließen. 175 Mitglieder sind es derzeit, 
darunter als einzige französische Gemeinde Mollau, ein Dorf 65 Kilometer 
von Fessenheim entfernt. "Gott weiß, bei wie vielen Gemeinden wir 
vergeblich angefragt haben" , sagt Claude Ledergerber, französisches 
Tras-Vorstandsmitglied. 451 Briefe seien allein an Gemeinderäte in 
Fessenheims Umgebung gegangen. So manche befürworteten die Tras-Ziele, 
fürchteten aber öffentlichen Druck. "Es fehlt die nötige Zivilcourage" , 
sagt Ledergerber.

Der Tras argumentiert nicht nur mit dem Alter des AKW und der 
Erdbebengefahr, sondern auch mit den Kosten: Auf 100 Millionen Euro wird 
allein die angekündigte Renovierung der beiden Reaktoren, der Primär- 
und Sekundärkreisläufe, der Ummantelung sowie der Außenbereiche 
veranschlagt.

Vom Atomkraftwerk sind es zwei Kilometer ins Dorf Fessenheim. Im Hardt 
Café sorgt sich die Wirtin mehr um die Sicherheit der Chemiefabrik 
rheinaufwärts. "Beim AKW weiß ich wenigstens, dass dort regelmäßig 
kontrolliert wird."
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*10. November | Herbstfrühstück beim AKW
wo: AKW Fessenheim, Ostseite, Zufahrt beim Wasserkraftwerk um 11 Uhr*

Der Präfekt hat die von uns gewünschte Absicherung des Dammweges hinter
dem AKW Fessenheim abgelehnt. Die harte Pro-Atomlinie von Sarkozy soll
auf regionaler Ebene umgesetzt werden.

Aus diesem Grund hat die Trinationale Fessenheim Koordination
beschlossen erneut zu einem "Protestfrühstück" hinterm AKW aufzurufen.

Kommt zum Herbstfrühstück (keine Demo) mit heißem Kaffee, Kuchen und
bringt einen Zaun mit....(evtl. schneits, regnets und es kann auch
saukalt sein...
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WOZ vom 18.10.2007 - Ressort Schweiz
*Der Strahlenbund
Ein Fünkchen Unruhe
Von Bettina Dyttrich*

Mit Garetten, Kuhknochen und Liedern gegen Atommüll: Vier junge 
Weinländer stossen Kunst und Politik nach Bern.

Ganz kurz vor dem Ziel geht es beinahe schief. Wo ist das Zentrum Paul 
Klee? Auf dem alten Stadtplan von Bern, den Beat Wipf dabeihat, ist es 
noch nicht eingezeichnet. Der Strahlenbund und seine SympathisantInnen 
steigen in der Abendsonne auf den letzten Hügel und erreichen den Rand 
von Ostermundigen. Dort erklärt ihnen eine Frau den Weg. Noch zwanzig 
Minuten. Die Wandernden atmen auf.

Es ist Sonntagabend. Vor fünf Tagen ist der Strahlenbund aufgebrochen, 
in Benken im Zürcher Weinland. Dort, wo dereinst der Atommüll der 
Schweiz endgelagert werden soll, im Opalinuston, der laut der Nationalen 
Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) die 
geeignetste geologische Schicht dafür ist. Singend sind sie losgezogen, 
in die Nacht hinein, mit Garetten, aus denen Kuhknochen ragen. Das Ziel 
ist die internationale Endlagerungskonferenz im Zentrum Paul Klee. «Und 
da wollen wir unsere Verantwortung abholen. Die Verantwortung, von der 
die Atompolitiker so gerne sprechen und die sie nicht wahrnehmen. Wir 
holen unsere Verantwortung mit den Garetten nun zurück und nehmen sie in 
Zukunft lieber selbst wahr», schreibt der Strahlenbund in seinem 
Flugblatt. Neben Beat Wipf gehören Vincent Hofmann, Hansueli Nägeli und 
Luca Fasnacht zur Gruppe. Alle sind in Benken und Umgebung aufgewachsen.

Fragen Sie nicht

Es begann mit Beat und Vincent. Beide studierten Kunst und arbeiteten 
oft zusammen. Gemeinsam besuchten sie in Marthalen eine Veranstaltung 
der Nagra zum geplanten Endlager. Und wurden dort ziemlich wütend: «Wir 
durften nicht einmal Fragen stellen», erzählt Beat. «Sie gaben uns 
einfach das Mikrofon nicht.» Wenig später standen seltsame 
Vogelscheuchen an der Weinlandautobahn. Das meterhohe, hölzerne 
«trojanische Nagra-Ross» zog durch die Dörfer. Und am Rudolfinger 
Kürbisfest tauchte eine riesige, kunstvolle Laterne auf, die der Gegend 
verseuchten Wein prophezeite.

Kunst soll eingreifen, ist Vincent Hofmanns Überzeugung. Die «Kunst in 
einem geschützten Raum», die er während des Studiums in Zürich erlebte, 
entspricht ihm nicht. «Mir ist es wichtig, unsere Aktionen künstlerisch 
weiterzuentwickeln. Ich bin nicht mit allem zufrieden, was wir gemacht 
haben. Das Trojanische Pferd war ein zu abgelutschtes Symbol, das kurze 
Zeit später auch die SVP verwendet hat ...»

In der Dämmerung erreicht der Strahlenbund das Zentrum Paul Klee. Der 
Apéro zur Konferenz, die offiziell International Conference on 
Geological Repositories (ICGR) heisst, ist bereits im Gang. Als Hansueli 
auf einen Baum steigt, um die Kuhknochen von den Ästen baumeln zu 
lassen, wird der Sicherheitsmann hinter der Scheibe unruhig. Bald kommt 
Markus Fritschi von der Nagra heraus, begleitet von zwei Herren, 
überfreundlich, er hat bereits mit dem Strahlenbund telefoniert und 
einen Gratiseintritt für zwei Strahlenbündler angeboten.

Der Kürbis strahlt

Später wird der Strahlenbund seine Zelte aufschlagen vor dem 
Klee-Glashaus, direkt neben der Autobahn. Vorher singen sie noch «Lustig 
ist es endzulagern» - «und bei der letzten Strophe», sagt Hansueli, der 
den Text geschrieben hat, «werden die Weinländer immer ganz aufmerksam.» 
Dort geht es um mutierte Kühe und verstrahlten Kürbis: «Bauern brauchen 
wir sowieso nicht, steht alles im Migros als Fertiggericht.»

Die fruchtbare Gegend zwischen Winterthur und Schaffhausen ist eine 
SVP-Hochburg. Doch hier lebt auch eine aktive Minderheit: gegen 
Gentechnik engagierte BiobäuerInnen, alternative Jugendliche und 
EndlagergegnerInnen. Diese haben sich zur Gruppe «klar!» Schweiz 
zusammengeschlossen. «Klar!»-Kopräsident ist Lucas Vater Jean-Jacques 
Fasnacht, der frühere «Radioarzt» von DRS 1, der letztes Jahr wegen 
genau dieses politischen Enga­gements seine Sendung verlor.

Gar nicht geheuer

«Bei der Nagra heisst es immer, im Weinland sei eine Mehrheit für das 
Endlager», sagt Beat. «Wer mit den Leuten spricht, merkt aber, dass es 
auch den Befürwortern unwohl ist. Das lässt sich nicht mit einer 
Statistik ausdrücken.» Der Strahlenbund will die Fotos und Statements 
von tausend WeinländerInnen festhalten. Ein aufwendiges Projekt. «Viele 
haben ein grosses Bedürfnis, über das Thema zu reden», sagt Vincent. Die 
ersten hundert Bilder und Texte hat die Gruppe schon gesammelt. Und es 
stimmt: Richtig geheuer scheint das Endlager fast niemandem. Der Bauer 
mit der Katze auf dem Arm meint, man solle den Atommüll doch besser in 
Militärbunkern lagern. Die alternative Mutter mit den Windelkindern hat 
Angst, der Lehrling vor dem Volg macht sich Sorgen um die 
Landwirtschaft. Nur ganz wenige sagen, sie vertrauten «der Wissenschaft».

Künstlerisch und politisch arbeitet der Strahlenbund mit dem 
Vorhandenen. Mit den Orten, Menschen und Gegenständen des Weinlandes. 
Mit einem alten, geflochtenen Umhängekorb, wie er bei der Obsternte 
verwendet wird. Mit den Kuhknochen, den Dorffesten und der Autobahn. Und 
mit Emotionen: «Wir nehmen diese Angst auf, die wir bei den Leuten 
spüren», sagt Beat. «Es sollen sich nicht nur jene zum Endlager äussern 
dürfen, die Physik studiert haben.» Auffallend ist die Sorgfalt der vier 
Aktivisten. Sorgfäl­tig bereiten sie ihre Aktionen vor, sorgfältig 
diskutieren sie miteinander. Auch scheinbaren Details schenken sie 
Beach­tung. Sie sind nicht fixiert auf ein Ziel; sie schauen sehr 
sorgfältig auf den Weg.

Am Montagmorgen stehen die Strahlenbündler nicht wie geplant vor dem 
Eingang des Glashauses. Sondern bei der Busendstation, die nach Paul 
Klee «Undo-Endo-Platz» heisst. Beim Aufstehen seien sie von 
PolizistInnen mit Schildern und Gummischrotgewehren umstellt und vom 
Gelände verwiesen worden, erzählen sie. Kein Fünkchen Unruhe zulassen 
ist offenbar nach den «Krawallen von Bern» die Devise. Markus Fritschi 
von der Nagra ist das etwas peinlich. Dafür verschafft er zwei 
Strahlenbündlern ein Privatgespräch mit dem am Kongress anwesenden 
Moritz Leuenberger. Dabei habe ihnen ein Sicherheitsmann die Anweisung 
gegeben, die Arme vom Körper wegzuhalten, die Hände gespreizt - und ja 
nicht in den Hosentaschen!, erzählen Luca und ­Vincent später.

Die Reste verbrennen

Später kommt Fritschi wieder, schaut enthusiastisch auf die 
­Protestliedblätter, als wolle er gleich mitsingen, beteuert immer 
wieder, wie toll er den Protest des Strahlenbundes finde - «es ist doch 
schön, wenn es ein bisschen bunt ist» -, und setzt dann zu einer langen 
Rede an über Endlagerung als gesellschaftliche Aufgabe. «Zuerst 
aussteigen aus der Atomenergie, dann können wir wieder über Entsorgung 
reden», sagt Luca, aber Fritschi betont, man müsse es getrennt 
anschauen. Das sagt die ­Nagra, das sagt auch Leuenberger in seiner 
Eröffnungsrede. Es ist ein seltsames Bild, der Nagra-Funktionär mit 
seinem schwarzen Anzug und den polier­ten Schuhen neben den weit 
Gewander­ten mit ihren Faserpelzen, Wanderschuhen und Wollmützen. Sie 
kommen nicht an gegen seine geschliffene Rhetorik. Dafür sehen sie 
ziemlich hartnäckig aus. Als könnten sie noch sehr weit gehen. Zu Fuss.

Der Strahlenbund sammelt keine Erinnerungsstücke: Vor dem Planen einer 
neuen Aktion wird das Material der alten zerstört. Die prächtige Laterne 
vom Kürbisfest landete im Feuer, Kopf und Schwanz des Trojanischen 
Pferdes ebenfalls. «Immer, wenn wir etwas verbrennen, entsteht etwas 
Neues», sagt Vincent. Zuerst wollten sie das Pferd den Rhein 
hinunterlassen. In Eglisau, wo das nächste Wehr ist, hätte es sicher für 
Verwunderung gesorgt. Und die Garetten? Die Räder abmontieren, mit 
Kerzen füllen und auch den Rhein hin­unter, war einmal eine Idee. 
Vielleicht werden sie sie auch an GärtnerInnen verschenken.

Die Knochen wurden bereits beschlagnahmt.





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