[fessenheim-fr] Menschenversuche der britischen Atom-Mafia aufgedeckt
Klaus Schramm
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Di Apr 24 14:31:58 CEST 2007
Hallo Leute!
Gegen Ende seiner Karriere kann auch Anthony Blair nicht mehr alles
unter der Decke halten.
Ciao
Klaus Schramm
klaus.schramm at bund.net
23.04.2007
Menschenversuche der britischen
Atom-Mafia aufgedeckt
Der 'Observer' veröffentlicht brisante Dokumente
MitarbeiterInnen der britischen Nuklearindustrie wurden
über Jahre hinweg für faschistoide Menschenversuche
mißbraucht. Auch RegierungswissenschaftlerInnen
waren in die menschenverachtenden Experimente
verwickelt. Dies geht aus einem Bericht der
renommierten britischen Tageszeitung 'Observer'
(22.04.07) hervor.
Bisher konnten die Menschenversuche der britischen
Atom-Mafia geheim gehalten werden. Doch aus am
Sonntag veröffentlichten Dokumenten, die dem
'Observer' zugespielt wurden, geht hervor, daß
MitarbeiterInnen der britischen Nuklearindustrie in den
sechziger und siebziger Jahren unter anderem
Flüssigkeit mit radioaktivem Cäsium-134 verabreicht
worden war. Damit sollte die Reaktion des menschlichen
Organismus auf radioaktive Isotope verschieden hoher
Dosis getestet werden.
Vielfach hieß es bereits in den letzten Jahren
verharmlosend und wohl auch vorbereitend auf das
Durchsickern solcher auf Dauer nicht geheim zu
haltenden Informationen, das Bewußtsein für die
Gefahren der Radioaktivität sei in dieser Zeit noch wenig
unterentwickelt gewesen. Verwiesen wird dabei unter
anderem auf dümmliche James-Bond-Filme. Tatsächlich
jedoch lagen mit der Auswertung der Folgen der
Atombombenabwürfe auf Hirohima und Nagasaki 1945
bereits ausreichend Daten vor.
Außer mit Cäsium-134 experimentierten britische
RegierungswissenschaftlerInnen auch mit radioaktiven
Substanzen wie Strontium-85, Uran und Plutonium.
Diese Menschenversuche wurden in der Plutoniumfabrik
Windscale (später umbenannt in Sellafield) sowie in
Dounreay, Winfrith und Harwell durchgeführt. In einem
Memorandum der britischen 'Radiobiologischen Einheit'
von 1962 ist nachzulesen, welche Versuchsgruppen
vorrangig interessierten: "Schwangere Frauen und
Jugendliche unter 18, Patienten mit
nicht-lebensbedrohenden Krankheiten; und Patienten in
Krankenhäusern, die bereits auf Strahlenschäden
untersucht werden."
Über die Folgen dieser Menschenversuche ist bislang
nichts bekannt. Der britische Regierung war aber
offenbar sehr wohl bewußt, daß solche Experimente
ethisch bedenklich seien. Der damals im britischen
Gesundheitswesen an höchster Stelle verantwortliche
Beamte, K. P. Duncan, schrieb am 12. Februar 1965, man
müsse die Pläne mit der Rechtsabteilung absprechen.
Selbst die britische Atomenergiebehörde schätzte die
Menschenversuche als recht heikel ein. Ebenfalls 1965
warnte sie die britische Regierung in einem der
vorliegenden Dokumente, daß geschädigte
MitarbeiterInnen vor Gericht gehen könnten, um
Schadensersatz einzuklagen. Um dem vorzubeugen
wurde - wie aus einem anderen nun veröffentlichten
Memorandum hervorgeht - empfohlen, eine
Vernebelungs-Stategie zu fahren, damit die Experimente
nicht publik würden.
David Lowry, britischer Nuklearexperte, äußerte sich
gegenüber dem 'Observer' Kritik: "Diese Dokumente
stellen die offiziellen Beschwichtigungen der
Atomindustrie gegenüber einer ganzen Reihe von
öffentlichen Untersuchungen in Frage. Wir müssen
herausfinden, wann diese Experimente endeten und wie
viele Menschen davon betroffen waren."
In Großbritannien wurde bereits in den letzten Tagen
bekannt, daß die britische Atomindustrie Gesetze
übertreten hatten, um so Nachforschungen zu
erschweren. Durch die neuesten Veröffentlichungen
erscheint es in einem ganz anderen Licht, daß die
britischen Atomindustrie seit den sechziger Jahren auch
von Leichen ehemaliger Sellafield-ArbeiterInnen sowie
AnwohnerInnen der Plutoniumfabrik heimlich und ohne
Zustimmung der Familien Herzen, Lungen und andere
Organe entnehmen ließ. Die entfernten Organe wurden
danach offenbar verbrannt und als Atommüll eingelagert.
Aus den vom 'Observer' veröffentlichen Dokumenten
geht darüber hinaus hervor, daß sie eine
überdurchschnittliche Plutonium-Konzentration
enthielten. Die britische Regierung unter Anthony Blair
sah sich heute genötigt, eine Untersuchung von 65
Fällen aus den Jahren 1962 bis 1992 anzuordnen.
Anmerkung
Siehe auch unsere Artikel:
Leukämiefälle in Geesthacht
ExpertInnen-Anhörung / Neue Analysen angekündigt
(13.04.07)
WAA Sellafield: 30 Kilogramm Plutonium
verschwunden
Material für acht Atombomben (17.02.05)
'British Energy' und der europäische Atom-Ausstieg
Blair kämpft ums Überleben des Atom-Konzerns
'British Energy'
(8.05.04)
Atom-Mafia europaweit im Aufwind? (26.04.04)
Zwangsweiser Atomausstieg in Großbritannien?
(11.04.04)
Noch sieben Jahre radioaktive Verseuchung?
Sellafield soll 2010 stillgelegt werden (28.08.03)
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