[fessenheim-fr] sehr lesenswert! Das Atomgeschaeft ist korrupt
Klaus Schramm
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Sa Mär 17 20:30:03 CET 2007
e-mail von Axel Mayer:
Ich werde selten auf einen Zeitungsartikel angesprochen. Bei diesem
Beitrag von Rudi ist mir das mehrfach passiert. Eine solch deutliche
Sprache von
Politikern ist zwischenzeitlich eine Seltenheit.
Gruss
Axel
"*Atomgeschäft ist korrupt"*
12 Der Sonntag /: Menschen und Märkte /4. März 2007
/Sudoku -- der Rät sel spaß präsent ier t von/
/Interview: Tras-Vizepräsident Rechsteiner über neue Schweizer
Kernkraftwerke/
*Die Schweizer Regierung setzt sich für den Bau neuer Atomkraftwerke
ein. Auch die werden an der Grenze zu Deutschland stehen. Für Rudolf
Rechsteiner, sozialdemokratischer Basler Nationalrat und Vize-Präsident
des Atomschutzverbandes Tras ist die Schweiz energiepolitisch korrupt
und schlecht beraten. René Zipperlen sprach mit ihm.*
/*Herr Rechsteiner, hatten Sie damit gerechnet, dass der Bundesrat so
stark auf Atomstrom setzt? */
Der Bundesrat ist,war undwird für Atomkraftwerke sein, solange es eine
Atomlobby gibt. In den bürgerlichen Parteien wird man gar nicht
Bundesrat, wenn man kein Bekenntnis zur Atomenergie abgegeben hat.
/*Das klingt polemisch. */
Die Elektrizitätswirtschaft gehört zu den stärksten Schweizer Branchen.
Die haben unbeschränkt Geld und kaufen alles: Parteien, Politiker,
Mehrheiten. Zumindest versuchen sie es. Das Atomgeschäft ist so
offensichtlich korrupt, verfilzt und operiert mit Lügen, dass es keine
Unabhängigen gibt. Jeder, der irgendwo das Maul aufmacht, sitzt auf der
Gehaltsliste eines Atomkonzerns.
/*Sie sprechen von der Schweiz wie von einer Bananenrepublik. */
Man muss etwa in der Schweiz Parteispenden nicht offenlegen, Sie können
als Parlamentsmitglied in Aufsichts- und Verwaltungsräten abkassieren
und sind keine Rechenschaft schuldig.
/*Die Posten sind aber anzugeben. */
Aber nicht die Höhe der Honorare und der Spenden. Wenn Abstimmungskämpfe
mit riesigen Spenden finanziert werden, ist die Schweiz ist ein Stück
weit eine Bananenrepublik. Dass hier technologische Geisterfahrer
unterwegs sind, merken die Schweizer ja kaum. Zahl und Marktanteil von
Atomreaktoren sind aber weltweit rückläufig. Doch die Medien bekommen
dicke Inserate, und dann schauen sie nicht genau hin. So funktioniert
die Schweiz.
/*Der Schweizer Strommarkt ist noch nicht liberalisiert. */
Wir haben keinen strategischen Gegenspieler. In Deutschland haben Sie
die Windbranche, die Solarbranche, die Biostrom einspeisenden Bauern. In
der Schweiz gibt es noch keine kostendeckenden Einspeisevergütungen. Die
Atom- und Wasserkraftlobby ist identisch. Man hat die Atomkraft aus
derWasserkraft heraus finanziert. Die Gebirgskantone sind Kolonien der
Stromkonzerne.
/*Inwiefern? */
Wasserkraft ist eine wichtige Bedingung für das Funktionieren der
Atomkraftwerke und den Stromhandel, wegen der Speicherund Regelenergie.
Die Gebirgskantone sind von den Einnahmen abhängig. Man speist sie ab
mit Geschenken, Steuern, Wasserzinsen, hoch bezahlten Pöstchen, dann
haben sie zu gehorchen. Das ist ein Feudalsystem.
/*Die Regierung spricht von einer "Energielücke", wenn drei Meiler bis
2020 vom Netz gehen. Weil man nicht von Importen abhängig seinwill,
sollen neue AKW her. */
Die Atomlobby sagt, sie wolle nicht von Importen abhängig werden, aber
in einem offenen Markt kann man das nicht kontrollieren.
/*Zumal es ja bereits Importe gibt -- aber von Atomstrom. */
Aus französischen Werken, ja. Man hat 2,5 GW, also zweieinhalb Mal das
AKW Gösgen dort eingekauft, und jetzt tun sie so, als wären Importe
etwas ganz Neues.
/*2008 führt Ihr Land Einspeisevergütungen ein. Glauben Sie, dass dann
eine ähnliche Entwicklung beginntwie in Deutschland? Oder sind die
Potenziale zu gering? */
Die Potenziale sind enorm. Die große Industrie hat jahrelang versucht,
die Einspeisevergütungen zu verhindern, und jetzt reißen sie sich die
besten Projekte mit ihren Monopolgewinnen unter den Nagel und verhindern
so die Entstehung eines dezentral strukturierten Gegengewichts wie in
Deutschland. Gleichzeitig haben sie die
Photovoltaik-Einspeisevergütungen mengenmäßig so stark eingeengt, dass
private Hausbesitzer nicht in größerer Zahl investieren können.
/*Das widerspricht doch aber der politischen Idee. */
Ja natürlich. Es sind einfach die Machtverhältnisse. Wir haben da ganze
ETH-Abteilungen gegen uns, es geht um Pöstchen und Pfründe. Und wie in
Baden-Württemberg sind unsereVerbundwerke von der Electricité de France
unterwandert. Die hat überall Beteiligungen, und ihre Vertreter pflegen
eine sehr markante Einflussnahme Richtung Kernkraft, wobei Frankreich
dann die Reaktoren liefern will, die es sonst nirgends verkaufen kann.
/*Immerhin muss seit 2003 ein AKW-Bauhaben vors Volk. */
Bei der Abstimmung über ein Atom-Moratorium mussten die Bürgerlichen
Konzessionen machen. Undman kann nun erstmals mit Beschwerden vors
Bundesgericht. Das kann zu erheblichen Bauverzögerungen führen. Was
jetzt in Sachen Politparolen so toll für die Atomlobby aussieht, wird zu
einem ganz beschwerlichen Weg. Deshalb bin ich auch nicht pessimistisch,
dass wir verlieren, weil wir weniger Geld haben.
/*Was macht Sie so optimistisch, dass die Schweizer gegen Atomkraftwerke
stimmen, nachdem die letzten beiden Ausstiegs-Referenden gescheitert
sind? */
Die Formulierung. Ein "Nein" zu gewinnen ist mindestens doppelt so
einfach wie eine "Ja"-Parole. Sogar in den rechten Parteien gibt es
viele, die um keinen Preis neue Atomkraftwerke wollen, die werden auch
abstimmen gehen. */Der größte Konzern, Axpo, hat uns gesagt, 2008
vielleicht ein Baugesuch einreichen zu wollen./*
Atel ebenfalls. Das ist alles keine Überraschung, die entscheidende
Hürde ist aber dieVolksabstimmung. Das Ziel der Konzerne ist es, der
Einspeisung regenerativer Energien zuvorzukommen. Man will nicht, dass
der mögliche Umstieg und die enormen Fortschritte der erneuerbaren
Energien vor der Volksabstimmung bereits sichtbar werden, so wie in
Deutschland. Deshalb diese Eile.
/*Wir sind von Ihrer Atompolitik und Entsorgung stark betroffen. Wir
kommt diese Drängung von Reaktoren an der Grenze? */
Das hat zumeinenmit den hydrologischen Verhältnissen der Kühlwasser zu
tun. Zum andern würde man ja den Müll am liebsten auf Ihrer Seite des
Rheines vergraben. Aber auch Gorleben lag einmal an der Zonengrenze, das
war dieselbe Idee. Ich habe vorgeschlagen, man solle das Endlager an der
Züricher Bahnhofstraße bauen, dort sitzen dieVerantwortlichen. Das fand
man dort aber nicht lustig.
/*Was sind die nächsten Schritte der Atomgegner? */
Wenn der Markt am 1. Januar geöffnet wird, möchten wir allen
Gemeindewerken eine Offerte machen mit deutschem Windstrom, ohne dass
sie bei Axpo oder Atel einkaufen müssen. Von denen werden sie verarscht.
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mehr Infos:
*Ein neues Atomkraftwerk für die Schweiz ?*
http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/projekte/atomklo/neues-akw-schweiz.h
tm
Atomlügen und die Manipulation der öffentlichen Meinung
http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/projekte/atomklo/burson-marsteller-n
uklearforum-schweiz.htm
-------------- nächster Teil --------------
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