[fessenheim-fr] Gabriel nennt Abschalt-Termine

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Mo Aug 14 15:19:58 CEST 2006


Hallo Leute!

Hier ein Artikel vom Donnerstag, der auf die von Gabriel erneut
öffentlich genannten "Restlaufzeiten" eingeht.

Ciao
   Klaus Schramm
   klaus.schramm at bund.net


10.08.2006 

         Gabriel nennt Abschalt-Termine 

             Statt "Atomausstieg" real bereits jetzt
             Laufzeitverlängerung 

             Statt aus dem Beihnahe-GAU im schwedischen AKW
             Forsmark Konsequenzen zu ziehen und wenigstens den
             Weiterbetrieb der gefährlichsten deutschen AKWs zu
             untersagen, gibt Atom-Minister Gabriel "Entwarnung".
             Ein "Störfall" wie in Schweden sei in Deutschland
             ausgeschlossen, sagte er am gestrigen Mittwoch. Dabei
             ist eine Liste von Notstrom-Fällen in deutschen AKWs[1]
             bekannt. Diese Beispiele zeigen, daß auch deutsche
             AKWs nicht gegen von Außen stammende
             Überspannung hinreichend gesichert werden können. 

             Um die Bevölkerung zu beruhigen wird einmal mehr auf
             den angeblichen Atomausstieg verwiesen. Wie bereits zu
             Beginn dieses Jahres[2] veröffentlicht Gabriel eine Liste
             von Terminen (diesmal ohne Nennung des exakten
             Tages), wann jedes der aktuell 17 deutschen AKWs
             stillgelegt werden soll: 

             Biblis A....................Februar 2007 
             Neckarwestheim 1...........Dezember 2008 
             Biblis B.....................Januar 2009 
             Brunsbüttel.................Februar 2009 
             Isar 1.........................März 2011 
             Unterweser................September 2011 
             Philippsburg 1.................März 2012 
             Grafenrheinfeld................Juni 2014 
             Krümmel........................März 2016 
             Gundremmingen B................Juli 2016 
             Gundremmingen C..............Januar 2017 
             Grohnde.....................Februar 2017 
             Philippsburg 2................April 2017 
             Brokdorf...................Dezember 2018 
             Isar 2........................April 2020 
             Emsland........................Juni 2020 
             Neckarwestheim 2..............April 2021 

             Quelle: Bundesumweltministerium 

             Daß diese Termine nur eingehalten werden könnten,
             wenn die AKWs mehr Strom pro Jahr produzieren als in
             der Vergangenheit, ist inzwischen bekannt. Dies würde
             kürzere Stillstandszeiten und geringere
             Reparaturanfälligkeit voraussetzen. Die Überalterung der
             Anlagen steht dem jedoch entgegen. Und zudem würde
             eine höhere Verfügbarkeit der AKWs voraussetzen, daß
             die Betreiber nicht versuchen, die 2000 im
             "Atomausstieg"-Vertrag vereinbarten Reststrommengen
             über einen längeren Zeitraum zu strecken. 

             So erklärte der bekannte Atomexperte Klaus Traube
             bereits Anfang dieses Jahres, daß bis 2009 nur zwei alte
             unrentable Schrott-Reaktoren abgeschaltet werden.
             Nach seiner Kenntnis könne durch
             Strommengen-Übertragungen die Laufzeit der beiden
             Reaktoren Biblis B und Brunsbüttel bis in die nächste
             Legislaturperiode verlängert werden. Die Betreiber
             spekulierten darauf, von der nachfolgenden
             Bundesregierung erneut Laufzeitverlängerungen
             genehmigt zu bekommen. 

             Ursprünglich war für deutsche AKWs technisch eine
             Laufzeit von 25 Jahren als Obergrenze angesetzt. Viele
             der bereits in den 70er Jahren in Betrieb genommen
             AKWs haben ihr technisches Aus längst überlebt. Doch
             zu keinem Zeitpunkt bestimmten Sicherheitserwägungen
             den Betrieb der deutschen AKWs. Sie sollen offenbar
             solange betrieben werden wie der dafür notwendige
             Brennstoff, Uran, auf dem Weltmarkt noch zu
             profitträchtigen Preisen verfügbar ist. 

             Eine Veröffentlichung von IPPNW[3] hat bereits im letzten
             Jahr gezeigt, daß die aufgrund realistischer
             Berechnungen beruhenden prognostizierten Laufzeiten
             der deutschen Atomkraftwerke (durchschnittlich drei bis
             vier Jahre über den offiziell angegebenen Laufzeiten)
             merkwürdig exakt bis in die Zeit reichen, wo wegen der
             zunehmenden Verknappung der Uran-Vorräte die
             Uran-Preise die Grenze für einen wirtschaftlichen Betrieb
             der AKWs durchbrechen. 

             IPPNW deckte folgende Daten auf: Der Uranbedarf für
             die weltweit rund 440 kommerziellen Atomkraftwerke
             liegt bei rund 62.000 Tonnen pro Jahr. Allein in der EU
             werden jährlich rund 20.000 Tonnen Uran zur
             Stromerzeugung in Atomkraftwerken benötigt. 1999 lag
             die Menge des - je nach Höhe der unterstellten
             Förderkosten - des mehr oder weniger "wirtschaftlich"
             abbaubaren Urans bei insgesamt noch 1,25 bis vier
             Millionen Tonnen. 

             Dabei handele es sich nur zum Teil um gesicherte, zum
             Teil jedoch um nur vermutete Uranvorkommen, so
             IPPNW. Die Gesamtmenge des - immer aufwendiger und
             entsprechend teuerer zu gewinnenden - Urans reicht
             demnach maximal bis in die Zeit zwischen 2019 bis 2064.
             IPPNW verweist darauf, daß knappe Güter im
             allgemeinen immer teurer werden. Demzufolge dürfte der
             Uranpreis in den kommenden Jahren drastisch
             ansteigen. IPPNW stellt dies in den
             Gesamtzusammenhang unvermeidlich steigender
             Energiepreise wegen der zunehmenden Verknappung
             der Energie-Ressourcen. Bei Erdöl war das weltweite
             Fördermaximum bereits 2000 / 2001 erreicht und seitdem
             schrumpft das Angebot. 

               

             Adriana Ascoli 

               

             Anmerkungen 

             1 Siehe auch unseren Artikel: 

                 ''Atom-Minister Gabriel läßt deutsche AKWs am Netz' 
                 IPPNW veröffentlicht Chronologie von
             Notstrom-Fällen' 
                 (7.08.06) 

             2 Siehe auch unseren Artikel: 

                 'Restlaufzeiten sind Augenauswischerei 
                 Statt "Atomausstieg" real bereits jetzt
             Laufzeitverlängerung' (6.02.06) 

             3 Siehe auch unseren Artikel: 

                 'IPPNW: Uranvorräte bestimmen 
                 Zeitpunkt für "Atomausstieg"' (31.10.05)




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