[fessenheim-fr] britische AKWs / Risse in Reaktordruckbehältern

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Fr Jul 7 23:27:14 CEST 2006


Hallo Leute!

Hier - unten einkopiert - ein Artikel aus der gestrigen 'taz'.
Vermutlich sieht es in deutschen und französischen AKWs nicht
besser aus.

Ciao
   Klaus Schramm
   klaus.schramm at bund.net


Risse in britischen AKWs

Die britische Atomsicherheitsbehörde stellte Risse in mehreren Reaktorkernen 
fest. Regierungsberater fordert sofortiges Abschalten

AUS DUBLIN RALF SOTSCHECK

Der Zeitpunkt könnte kaum ungünstiger sein. Die Enthüllung, dass ein halbes 
Dutzend britischer Atomkraftwerke schwere Schäden aufweist, trifft die
Labour-Regierung unvorbereitet. Eigentlich wollte sie in ihrem Strategiepapier 
zur Energieversorgung einer neuen Generation von Atomkraftwerken schon nächste
Woche grünes Licht geben. Nun muss sie das wohl um ein paar Wochen verschieben.

Die Atomsicherheitsbehörde hat in verschiedenen Untersuchungen bei mehreren 
Atomkraftwerken Risse im Reaktorkern festgestellt. Die Berichte mussten auf
Antrag von Greenpeace und der Bürgerinitiative "Stop Hinkley", die sich auf das 
Gesetz zur Informationsfreiheit beriefen, veröffentlicht werden. Die Behörde 
kennt nach eigenen Angaben weder das genaue Ausmaß der Schäden noch die Ursache 
der Risse. Die Behörde warnt jedoch, dass der weitere Betrieb des AKWs
Hinkley Point B in der Grafschaft Somerset das Risiko eines Unfalls vergrößere. 
Zwar bestehe keine unmittelbare Strahlengefahr für die Öffentlichkeit, aber es 
sei möglich, dass sich die Schäden verschlimmern und die endgültige Schließung 
von Hinkley und anderen Atomkraftwerken derselben Bauart erfordern.

Neben Hinkley sind die graphitmoderierten, gasgekühlten Reaktoren Hartlepool in 
Cleveland sowie Hunterston und Torness in Schottland betroffen. Aber auch in
Heysham und Dungeness werden Risse im Reaktorkern vermutet. Die 
Atomsicherheitsbehörde fordert häufigere und vor allem tiefer gehende Kontrollen 
sämtlicher britischer Atomkraftwerke, die dann jedoch für mehrere Wochen 
abgeschaltet werden müssten. Das staatliche Unternehmen British Energy, das 14
Atomkraftwerke betreibt, will die ursprünglich angegebene Lebensdauer von 30 
Jahren für gasgekühlte Reaktoren gerne erheblich verlängern, räumte aber in 
einem Papier 2004 ein, dass das vielleicht nicht möglich sei.

Die Risse in den Reaktorkernen waren British Energy damals bekannt, aber man hat 
die Öffentlichkeit nicht informiert. Hinkley und Hunterston sind 1976 ans Netz
gegangen - 2006 müsste also eigentlich Schluss sein.

Der Atomingenieur John Large, der die Regierung bei ihrer Energiepolitik beriet, 
sagte vorgestern, der weitere Betrieb von Hinkley sei "ein Roulettspiel mit der
öffentlichen Sicherheit". British Energy habe keine Ahnung, wie robust der 
Reaktorkern in Hinkley noch sei. Die Risse könnten dazu führen, dass die 
Kontrollstäbe nicht mehr in die Präzisionslöcher passen und man den Reaktor im 
Notfall nicht mehr abschalten könne. "Die gasgekühlten Reaktoren sollten deshalb 
sofort abgeschaltet werden", so Large. Er warf der Atomsicherheitsbehörde vor, 
sich davor zu drücken. "Welcher Atominspektor", so fragte er, "schließt zu einem 
politisch so kritischen Zeitpunkt schon ein AKW?"

Der britische Premierminister Tony Blair und sein designierter Nachfolger, 
Schatzkanzler Gordon Brown, wünschen sich wegen der Treibhausgase und der
steigenden Ölpreise neue Atomkraftwerke, obwohl die Regierung das in ihrem 
Weißbuch zur Energie vor drei Jahren noch strikt ablehnte. Stephen Tindale, der
Geschäftsführer von Greenpeace, sagte: "Die Dokumente der Atomsicherheitsbehörde 
machen die Inkompetenz von Regierung und British Energy deutlich. Sie
wussten seit Jahren von den Rissen, weigerten sich aber, etwas zu unternehmen."

taz vom 6.7.2006, S. 7, 118 Z. (TAZ-Bericht), RALF SOTSCHECK

http://www.taz.de/pt/2006/07/06/a0125.1/text




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