[fessenheim-fr] Restlaufzeiten, Uran-Ressourcen, persoenlicher Angriff
Klaus Schramm
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Di Mai 9 19:32:47 CEST 2006
>Restlaufzeiten, Uran-Ressourcen, persoenlicher Angriff<
Hallo Leute!
Ich möchte hier zunächst zu den Themen "Restlaufzeiten" und "Uran-Ressourcen"
einige Informationen weitergeben, so daß sich jedEr selbst ein Urteil bilden
kann. Im letzten Teil werde ich dann auf einen persönlichen Angriff eingehen,
der damit in Zusammenhang steht, mit den Fakten aber im Grunde wenig zu tun hat.
1. Restlaufzeiten
In einem (nach Bekunden von Axel Mayer "sehr großen") e-mail-Verteiler innerhalb
der Anti-Atom-Bewegung wurde bereits vor etlichen Wochen folgendes unkommentiert
verbreitet:
Reaktor................................Ende der Regellaufzeit
Biblis A...............................26.02.2007
Neckarwestheim 1.......................01.12.2008
Biblis B...............................31.01.2009
Brunsbüttel............................09.02.2009
Isar 1.................................21.03.2011
Unterweser.............................06.09.2011
Philippsburg 1.........................26.03.2012
Grafenrheinfeld........................17.06.2014
Krümmel................................28.03.2016
Gundremmingen B........................19.07.2016
Gundremmingen C........................18.01.2017
Grohnde................................01.02.2017
Philippsburg 2.........................18.04.2017
Brokdorf...............................22.12.2018
Isar 2.................................09.04.2020
Emsland................................20.06.2020
Neckarwestheim 2.......................15.04.2021
/Quelle: Bundesumweltministerium /
Ich hatte daraufhin am 11. April darum gebeten, daß folgende Richtigstellung
ebenfalls über diesen Verteiler versendet wird:
Bei diesen Zahlen handelt es sich leider in zweifacher Hinsicht um Unfug. Es
handelt sich um Unfug, obwohl (oder weil) - tatsächlich - das
Bundesumweltministerium die Quelle dieser Zahlen ist.
Zum ersten ist der Begriff "Regellaufzeit" Unfug. Wie allgemein bekannt sein
dürfte, wurden im sogenannten Atomkonsens zwischen der "rot-grünen"
Bundesregierung und den vier AKW betreibenden Energie-Konzernen
"Reststrommengen" für die einzelnen Meiler vereinbart (siehe beispielsweise die
offiziellen Zahlen in der Graphik auf:
www.netzwerk-regenbogen.de/akwi02050102.html) - und keine "Restlaufzeiten".
Wie die in der obigen Tabelle aufgeführten "Regellaufzeiten" berechnet,
geschätzt oder gewürfelt wurden, wird vermutlich das Geheimnis des
Bundesumweltministeriums bleiben. Bedenklich ist es allerdings, wenn solche
Zahlen innerhalb der Anti-Atom-Bewegung unkritisch weiterverbreitet werden.
Aufgrund der bis zum Stichtag 31.12.1999 produzierten Strommenge und der seit
Inbetriebnahme des betreffenden Reaktors dafür benötigten Zeit läßt sich
"konservativ" eine "Restlaufzeit" berechnen. Hierzu zwei Beispiele:
Um die "Rest"-Laufzeiten für die beiden Blöcke B und C der AKW Gundremmingen
abzuschätzen, müssen wir die bisherige jährliche Stromproduktion in die Zukunft
fortrechnen. Block B hatte bis zum Stichtag 31.12..1999 in 16 Betriebsjahren
insgesamt 142,9 TWh (Terawattstunden) Strom produziert. Als "Atom-Ausstieg"
wurde eine "Rest"-Strommenge von 160,92 TWh für den Zeitraum ab 1.01.2000
vereinbart. Bei GLEICHBLEIBENDER Verfügbarkeit des Reaktors ergibt sich hieraus
rein rechnerisch eine "Restlaufzeit" von 18 Jahren - also eine Gesamt-Laufzeit
von 34 Jahren, die bis 2019 reichen würde. Zum Vergleich: In der obigen Tabelle
ist mit verblüffender Genauigkeit ein Tag im Jahr 2016 angegeben.
Block C hatte bis zum Stichtag 31.12.1999 in 16 Betriebsjahren insgesamt 134,1
TWh Strom produziert. Als "Atom-Ausstieg" wurde eine "Rest"-Strommenge von
168,35 TWh ab 1.01.2000 definiert. Bei GLEICHBLEIBENDER Verfügbarkeit des
Reaktors ergibt sich hieraus rein rechnerisch eine "Restlaufzeit" von 20 Jahren
- also eine Gesamt-Laufzeit von 36 Jahren, die bis 2021 reichen würde. Ein Blick
in die obige Tabelle erlaubt uns hingegen, auf den 18.01.2017 zu hoffen.
Vollends als Unfug stellt sich das Ganze heraus, wenn wir berücksichtigen, daß
nach aller Erfahrung die Stillstandszeiten der Reaktoren in Folge von Pannen von
Jahr zu Jahr größer werden. Daraus muß einerseits geschlossen werden, daß sich
die Laufzeit der Reaktoren um so mehr in die Länge zieht, je maroder sie werden.
Es bedeutet zudem, daß - rein rechtlich gesehen - nach einer Reaktorkatastrophe
in Deutschland die übrigen AKW um so länger in Betrieb bleiben dürfen.
Es sei mir erlaubt, als Fazit Holger Strohm zu zitieren:
"(...) Dabei waren Atomkraftwerke anfangs nur für 25 Jahre Betrieb ausgelegt.
Seit über einem Jahrzehnt ist kein neues Atomkraftwerk mehr ans Netz gegangen.
Das heißt, die Atomkraftwerke laufen länger als ursprünglich geplant, und das
wird uns als Ausstieg verkauft. Wir werden arglistig getäuscht!"
2. Uran-Ressourcen
Über den selben e-mail-Verteiler wurden im selben Zeitraum Zahlen über die noch
vorhandenen Uran-Ressourcen verbreitet. Diese Zahlen sind nun für Laien nur
schwer überprüfbar. Wenn ich also um Veröffentlichung des folgenden Textes bat,
ist dies lediglich im Sinne einer Ergänzung und nicht einer Richtigstellung zu
verstehen. Hier zunächst in den ersten drei Abschnitten die im e-mail-Verteiler
ursprünglich veröffentlichte Information:
*Die Atommlobby, u.a. organisiert im Verband Schweizerischer
Elektrizitätsunternehmen,*
fasst auf ihrer Homepage (am 7. Sept.2005) die heutigen Erkenntnisse zusammen,
allerdings ohne die Steigerungsraten des Verbrauchs einzubeziehen:
"Wie lange reichen die Energievorräte der Welt?
Teilt man die aus heutiger Sicht technisch und wirtschaftlich abbaubaren
Reserven durch den jetzigen Verbrauch, erhält man die so genannte statische
Reichweite. Diese beträgt (...) für Uran (ohne Brutreaktoren) rund 50 Jahre."
*Die Umweltorganisation Greenpeace*
hat im Jahr 2006 eine Studie über die Reichweite der Uranvorräte der Welt
erstellt. Nach dieser Studie können die heute bekannten Uranvorräte einen
steigenden Bedarf nicht decken:
"Unter Berücksichtigung verschiedener Szenarien zur weltweiten Entwicklung des
Kraftwerkbestandes, scheinen die Uranvorräte etwa zwischen 2026 und 2070
erschöpft. Geht man davon aus, dass Atomkraft tendenziell rückläufig ist, mit
Ausbaubemühungen nur weniger Länder, werden die Vorräte nach realistischen
Schätzungen bis circa 2050 reichen."
*Die Fachzeitschrift Politische Ökologie*
schreibt in ihrer Ausgabe vom März 2004:
"Bei den Steigerungsraten des Verbrauchs, welche die Internationale Agentur des
OECD (International Energy Agency, IEA) berechnete, ergibt sich (...) Uran
reicht bei der heutigen Förderung nur bis 2040."
Ich schrieb hierzu:
Wir sind uns sicher einig, daß die IAEO als Lobby-Organisation der
internationalen Atomindustrie anzusehen ist. Um so bedeutsamer sind die von
dieser Organisation, die zudem über die besten Informationsquellen verfügt,
veröffentlichten Daten:
Nach Angaben der 'Internationalen Atomenergieorganisation' (IAEO) von 1999, die
sich übrigens mit denen der 'Nuclear Energy Agency' (NEA) in der Organisation
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) deckten, lag die Menge
des - je nach Höhe der unterstellten Förderkosten - mehr oder weniger
"wirtschaftlich" abbaubaren Urans bei insgesamt noch 1,25 bis vier Millionen
Tonnen. Dabei handelt es sich allerdings nur zum Teil um gesicherte, zum Teil
jedoch um nur vermutete Uranvorkommen.
Warum sind die Zahlen von 1999 interessant? Im Jahr 2001 (evtl. sogar bereits im
Jahr 2000) war der "Peak Oil" erreicht. Seitdem sinkt die Menge des weltweit
geförderten Erdöls. Bei vielen anderen Rohstoffen ist der Zeitpunkt, zu dem die
Hälfte der globalen Ressourcen verbraucht war, längst überschritten. Immer mehr
Quellen versiegen, aus anderen lassen sich Rohstoffe nur noch mit erhöhtem
Aufwand fördern. Sowohl das sinkende Angebot bei zugleich steigender Nachfrage,
als auch die mit dem erhöhten Aufwand verbundenen vermehrten Kosten treiben die
Preise mit zunehmendem Tempo in die Höhe. Es ist also nicht verwunderlich, daß
mit den in den letzten Jahren veröffentlichten Zahlen versucht wird, diese
Fakten zu verschleiern. Hinzu kommt, daß auch die Förderländer kein Interesse an
der Veröffentlichung sinkender Zahlen haben, da dies einen politischen Druck in
den Industrieländern verstärken könnte, sich auf alternative und regenerative
Energien umzuorientieren.
Der Uranbedarf für die weltweit 440 kommerziellen Atomkraftwerke liegt bei rund
62.000 Tonnen pro Jahr. Allein in der EU werden nach öffentlich verfügbaren
Angaben jährlich rund 20.000 Tonnen Uran zur Stromerzeugung in Atomkraftwerken
benötigt. Daraus läßt sich berechnen, daß die Uranvorräte (auf der Grundlage der
1999 veröffentlichten Zahlen) noch 14 bis maximal 58 Jahre reichen.
Zusammenfassend
Reichweite der Uranvorräte:
2056 (laut Schweizer EVUs)
2050 (laut Greenpeace)
2040 (laut Zeitschrift 'Politische Ökologie')
2020 bis max. 2064 (laut IAEO)
Diese Zahlen sollten mit den (realistisch auf der Grundlage des "Atomkonsen" zu
prognostizierenden) Abschaltjahreszahlen der deutschen AKW verglichen werden,
die schwerpunktmäßig zwischen 2015 und 2025 liegen dürften.
Dies alles jedoch unter der allzu leichtfertigen Prämisse, daß sich in den
nächsten Jahren keine Reaktorkatastrophe in Deutschland ereignet.
3. persönlicher Angriff
Allen kann einmal ein Fehler passieren. JedEr kann einmal falsche, ungenaue oder
unvollständige Daten weiterleiten. Entscheidend ist jedoch, ob die Bereitschaft
besteht, dann auch eine Richtigstellung zuzulassen. Bei Punkt 1 -
"Restlaufzeiten" - ist es im übrigen recht einfach, zu überprüfen, ob die von
mir gemachten Angaben zutreffen. Den Konsensvertrag von 2000 mit den darin
genannten Zahlen in Terawattstunden sollte eigentlich jedEr AtomkraftgegnerIn
greifbar haben (ist auch im Internet zu finden). Weiter genügt hierfür ein
Taschenrechner mit den vier Grundrechnungsarten und rund zwei Minuten Zeit.
Beim Verantwortlichen für den oben genannten e-mail-Verteiler handelt es sich um
Axel Mayer, den Geschäftsführer des BUND-Regionalverbands Südlicher Oberrhein.
Obwohl ich mit Bedacht die an Axel Mayer gerichteten e-mails gegenlesen ließ und
mit diplomatischer Vorsicht formulierte, unterstellt er mir nun in jenem
e-mail-Verteiler nun einen "haßerfüllten Umgang".
Damit sich jedEr selbst ein Urteil bilden kann, dokumentiere ich hier die
Korrespondenz:
11. April
Hallo Axel!
Ich bitte Dich, über Deinen Verteiler folgende Infos weiterzuleiten:
[Hier kommt der unter 1. und 2. wiedergegebene Inhalt]
Ciao
Klaus
11. April
Hallo Klaus,
nach der Kundgebung werde ich Deine Angaben und meine Quellen prüfen. Ich glaube
den ersten Teil habe ich von (...) bekommen und einfach ungeprüft übernommen.
Zur Zeit sind wir einfach nur im Stress mit Demovorbereitung, einem
Strategiepapier für die Anti Atombewegung und einer geplanten Atomausstellung.
Nach der Kundgebung gibts hoffentlich mehr Zeit.
Gruss
Axel
[aus diesem e-mail habe ich lediglich einen Namen entfernt - gekennzeichnet
durch (...) - , da dieser nicht zur Sache tut.]
6. Mai (also eine Woche nach der genannten Kundgebung am 29. April)
Hallo Axel!
Am 11. April hast Du mir (siehe unten einkopiert) geantwortet, daß Du die von
mir an Dich gesendeten Informationen prüfen willst. Nun ist bereits eine Woche
seit dem 29.04. vergangen. Ich hoffe, Du wirst nicht noch eine Woche zur Prüfung
benötigen.
Ciao
Klaus
8. Mai
Hallo Klaus,
ich hab den Text tatsächlich von (...) bekommen. Klär Deine Fragen bitte mit
ihr.
Axel
8. Mai
Hallo Axel!
Versuche doch bitte nicht, mich auf so billige Art von oben herunter
abzuwimmeln. Es handelt sich nicht um eine "Frage" meinerseits, sondern um die
Richtigstellung von Fehlinformationen, die über Deinen Verteiler liefen und für
die Du verantwortlich bist. Von wem Du diese Angaben - angebliche Restlaufzeiten
der deutschen AKW u.a. - übernommen hast, interessiert mich da nur sekundär.
Du hast am 11. April zugesagt, daß Du überprüfen willst, ob die von Dir
(weiter-)verbreiteten Angaben zutreffen oder die von mir an Dich gesendete
Richtigstellung. Ich bin der Ansicht, daß ich nunmehr ausreichend Geduld
bewiesen habe und fordere Dich auf, die Richtigstellung bis spätestens 15. Mai
über Deinen Verteiler zu versenden.
Solltest Du dies ohne triftige Gründe verweigern, werde ich diese Angelegenheit
(über verschiedene Verteiler und Mailing-Listen) bundesweit innerhalb der
Anti-Atom-Bewegung öffentlich machen.
Ciao
Klaus
Am 9. Mai versandte Axel Mayer nun ein e-mail über den Verteiler. In diesem
schreibt er zu Beginn im Umfang einer DIN-A-4-Seite von seiner "Verzweiflung
über [m]einen Stil" (siehe oben), seine hohe Arbeitsbelastung "bis an den Rand
der Erschöpfung", seinen Wunsch nach "solidarischer Kritik" und unter Bezug auf
die oben wiedergegebenen e-mails , daß er einen "solchen haßerfüllten Umgang den
ich im Umgang mit Klaus immer wieder mal erlebt habe, auf Dauer einfach nicht
ertrage".
Erst nach diesem Text, den vermutlich die meisten EmpfängerInnen nicht zu Ende
lesen werden, sind dann die hier unter 1. und 2. eingefügten Informationen zu
finden.
Im ersten Teil dieses e-mails kündigt Axel Mayer darüber hinaus an:
"Ich werde ihn aus meinen Verteilern streichen, weil ich nach den vielfältigen
Konflikten mit ihm in den letzten Jahren für diese Art von Streit einfach keine
Kraft mehr habe."
Weiter meint Axel Mayer, Bert Brecht zitieren zu müssen:
Unsre Herrn, wer sie auch seien,
sehen unsre Zwietracht gern,
denn solang sie uns entzweien,
bleiben sie doch unsre Herrn.
Nach meinem Dafürhalten geht es allerdings nicht um Zwietracht, sondern um eben
jene "solidarische Kritik", die Axel Mayer selbst erbittet. Er verträgt sie aber
nicht. Schade.
Ciao
Klaus Schramm
klaus.schramm at bund.net
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