[fessenheim-fr] Beinahe-Katastrophe im AKW Kosloduj?
Klaus Schramm
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Sa Apr 29 12:15:39 CEST 2006
Hallo Leute!
Der Tagesspiegel berichtet über einen schweren Störfall im bulgarischen
AKW Kosloduj. Laut dem bulgarischen Kernphysiker Georgi Kastchiev war
Block VI des AKW kurzzeitig in einem äußerst kritischen Zustand und
nur wenige Minuten von einem GAU entfernt.
Ciao
Klaus Schramm
klaus.schramm at bund.net
23.04.2006
Schwere Panne in bulgarischem Kernkraftwerk
Wien - Im bulgarischen Kernkraftwerk Kosloduj ist es am 1. März dieses Jahres zu
einem Störfall gekommen, der wesentlich gefährlicher war als bisher bekannt. Das
berichtete der bulgarische Kernphysiker Georgi Kastchiev, der bis 2001 Leiter
der bulgarischen Aufsichtsbehörde für das Kernkraftwerk war und heute im
Institut für Risikoforschung der Wiener Universität arbeitet.
Nach Angaben von Kastchiev hat nach dem Ausfall einer Hauptkühlmittelpumpe das
Schnellabschaltsystem im Block fünf der Anlage weitgehend versagt. Von den 60
Kontrollstäben, die zum Stopp der Kernspaltung benötigt werden, seien 22 in
ihrer Aufhängung stecken geblieben. Darum habe es schließlich sechs Stunden
gedauert, bis der Reaktor durch Beimengung eines chemischen Neutronenfängers im
Kühlwasser heruntergefahren werden konnte.
"Das zentrale Sicherheitssystem hat nicht funktioniert", erklärte Kastchiev. Das
entspreche einer Autofahrt mit Vollgas ohne Bremse. Das Versagen der
automatischen Kontrollstabeinfuhr sei bei einem Reaktor dieses Typs (WWER 1000)
besonders gefährlich, weil bei großen Leckagen die Kettenreaktion in der
Uranladung binnen zwei Minuten gestoppt werden müsse, um ein Durchbrennen der
Brennstäbe zu verhindern. Ohne die Schnellabschaltung, so Kastchiev, "hätte in
diesem Fall niemand die Katastrophe aufhalten können".
Die bulgarische Aufsichtsbehörde informierte die Internationale
Atomenergieorganisation verspätet über den Störfall und stufte ihn auf Level
null der achtstelligen internationalen Meldeskala ein, entsprechend einem
"Ereignis mit geringer sicherheitstechnischer Bedeutung". Damit werde "die wahre
Bedeutung des Störfalls völlig unterschätzt", kritisierte Reaktorexperte
Kastchiev, der selbst 17 Jahre lang in der Anlage tätig war, in der 150
Kilometer nördlich der Hauptstadt Sofia an der Donau insgesamt vier Reaktoren
sowjetischer Bauart betrieben werden. "Wenn so etwas passieren kann, stimmen
alle Sicherheitsanalysen nicht mehr", warnte er. Die Behörde in Sofia gab trotz
mehrerer Anfragen keine weitere Stellungnahme zu dem Vorfall ab.
Harald Schumann
http://www.tagesspiegel.de/politik/archiv/23.04.2006/2487038.asp
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23.04.2006
In letzter Minute
Rostlöcher im Druckkessel, Explosionen im Kühlsystem, Versagen der
Abschaltvorrichtung - schwere Störfälle in den vergangenen Jahre zeigen: Das
Risiko für Reaktorkatastrophen ist weit höher, als die Betreiber behaupten.
Von Harald Schumann
Georgi Kastchiev ist eher der zurückhaltende Typ. 17 Jahre hat der Kernphysiker
im bulgarischen Atomkraftwerk Kosloduj gearbeitet, später war er für vier Jahre
sogar Chef der nationalen Aufsichtsbehörde. Er kennt die sechs Reaktorblöcke
gut, die 150 Kilometer nördlich von Sofia an der Donau gelegen rund ein Drittel
des bulgarischen Strombedarfs liefern. Doch was am 1. März dieses Jahres dort
geschah, das ist auch für den erfahrenen Atomfuchs "ein unglaublicher Vorgang".
Es war morgens um zehn nach sechs, als eine der vier Kühlmittelpumpen im Block 5
plötzlich ihren Dienst aufgab. Automatisch setzte das Kontrollsystem neun der 60
Steuerstäbe oberhalb des Druckkessels frei. Nur von der Schwerkraft getrieben
sollten sie in den Reaktorkern einfahren und dessen Leistung von 1000 Megawatt
um ein Drittel mindern. Doch zur Verblüffung der Reaktormannschaft blieben drei
der Stäbe hängen, die Leistung blieb hoch. Daraufhin versuchten die Ingenieure
die volle Schnellabschaltung mit Hilfe aller Kontrollstäbe. Aber erneut
verharrte ein volles Drittel der Neutronenabsorber in ihrer Aufhängung. Die
Spaltung der Uranatome im Neutronenhagel ihres eigenen Zerfalls konnte nicht
gestoppt werden. In ihrer Not griffen die Reaktorfahrer zur letzten Bremse: Sie
mischten dem Kühlwasser große Mengen Borsäure bei, die fliegende Neutronen
einfangen und so die Kettenreaktion stoppen kann, wenn auch nur langsam. Um 12
Uhr 34 schließlich, mehr als sechs Stunden nach Ausfall der Pumpe, kam die
Kettenreaktion im Reaktor zum Stillstand - nach Meinung von Ex-Aufseher
Kastchiev viel zu spät. "Das zentrale Sicherheitssystem hat nicht funktioniert",
konstatiert er, das entspreche einer Autofahrt mit Vollgas ohne Bremse. Falle
etwa die Wärmeabfuhr durch ein großes Leck im Dampferzeuger aus, blieben aber
gerade mal zwei Minuten, bevor der Reaktor außer Kontrolle gerate. Ohne die
Schnellabschaltung, so Kastchiev, "hätte in diesem Fall niemand die Katastrophe
aufhalten können".
Trotzdem gaben Kastchievs Nachfolger in Sofia keinen Alarm. Zwar gibt es in
anderen Ländern Osteuropas und in China mehrere Anlagen gleichen Typs mit der
baugleichen Abschaltvorrichtung. Aber die bulgarische Behörde informierte die
Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) in Wien erst 14 Tage nach dem
Vorfall mit 17 dürren, beschwichtigenden Zeilen und stufte das Ereignis auf
Level Null der achtstufigen Meldeskala ein. "Die wahre Bedeutung des Störfalls
wurde völlig unterschätzt", kritisiert der bulgarische Reaktorexperte, der heute
am Institut für Risikoforschung der Wiener Universität arbeitet. In Wahrheit
werfe der Vorgang ganz grundlegende Fragen auf: "Wenn so etwas passieren kann,
stimmen alle Sicherheitsanalysen nicht mehr."
Das gilt nicht nur für Kosloduj. Tatsächlich, das belegen zahlreiche schwere
Störfälle aus den vergangenen fünf Jahren, ist das Risiko für einen
katastrophalen Unfall in den weltweit 443 noch betriebenen Atomkraftwerken heute
eher noch größer als zum Zeitpunkt des Unglücks in Tschernobyl. Ursache dafür
sind drei gleichzeitig laufende Entwicklungen, die gemeinsam einen höchst
gefährlichen Trend zum Risiko ergeben. So warnen längst auch industrienahe
Fachleute vor
* der zunehmenden Alterung der Anlagen. Im Schnitt sind sie heute 22 Jahre alt,
90 AKWs sind sogar seit mehr als 30 Jahren in Betrieb. Original-Ersatzteile für
Altanlagen, die schon seit Jahrzehnten nicht mehr hergestellt werden, sind oft
nicht mehr zu beschaffen, die Gefahr der Versprödung der Druckbehälter durch den
Neutronenbeschuss steigt;
* dem Kostendruck durch das Management. Infolge der Liberalisierung der
Strommärkte geraten Reaktorfahrer immer stärker unter Druck, um jeden Preis
Stillstandszeiten zu vermeiden. Personal und Prüfungen werden eingespart,
Störfälle verschwiegen und Sicherheitsregeln übergangen;
* der sinkenden Qualifikation der Betriebsmannschaften. Weil sich die Industrie
seit Jahrzehnten im Niedergang befindet, mangelt es an Nachwuchs. Immer mehr
Mitarbeiter sind nur angelernt und können die Wechselwirkungen in den
hochkomplexen Anlagen nicht mehr selbst beurteilen.
Die Atomstromindustrie leide an "einer schrecklichen Krankheit", befand darum
schon vor drei Jahren der japanische Atommanager Hajimu Maeda, damals Präsident
der WANO, des Weltverbandes der Atomkraftbetreiber. Es herrsche allgemeine
"Vermessenheit" beim Umgang mit der gefährlichen Technik, beklagte Maeda während
der Jahrestagung des Verbandes in Berlin. "Fahrlässig" werde "die
Sicherheitskultur wegen des harten Drucks zur Kostenreduzierung vernachlässigt".
Werde dieser Trend nicht bekämpft, so Maeda, könne das zu "einem größeren
Unglück" führen, das "unsere Industrie zerstören" werde.
Dabei hatte doch eigentlich alles ganz anders kommen sollen. Schließlich war das
Fanal von Tschernobyl ein dramatisches Signal für die globale Atomgemeinde.
Weltweit wurden damals die Notfallkonzepte neu geprüft, zusätzliche
Anforderungen an die Betreiber gestellt und umfangreiche Nachrüstungen
gefordert. Zudem unterzeichneten die 31 Betreiberländer zu diesem Zweck gleich
drei Konventionen, mit denen sie sich zur gegenseitigen Information und
Hilfeleistung sowie der Abstimmung der Sicherheitsstandards verpflichteten.
Doch im Alltag der Reaktorfahrer wirken ganz andere Kräfte. Das demonstrierte
wie niemand zuvor das Management des amerikanischen Stromkonzerns First Energy,
der im Bundesstaat Ohio den Atommeiler "Davis Besse" betreibt. Dort machten
Reinigungsarbeiter im Februar 2002 eine Entdeckung, die weltweit selbst
abgebrühte Atomiker schockierte. Rund um mehrere Stutzen der Steuerstäbe auf dem
Reaktordeckel hatte sich in Folge kleiner Tropfenlecks eine "lavaähnliche"
Kruste aus Borsäurekristallen abgelagert, die sich nur mit Hilfe von Stemmeisen
beseitigen ließ. Als die Arbeiter ihre Werkzeuge am Stutzen Nummer drei
ansetzten, begann dieser zu wackeln. Die Ursache enthüllte die Beseitigung der
Kristallschicht: Darunter war die Stahlwand des Druckkessels über eine Fläche
von rund 100 Quadratzentimetern vollständig durchgerostet. Lediglich die 4,8
Millimeter dünne Plattierung aus rostfreiem Stahl auf der Kesselinnenseite hatte
im Betrieb dem tonnenschweren Druck des 300 Grad heißen Kühlwassers noch
standgehalten. Und auch dieses Blech war schon stark nach außen gewölbt. Schon
nach wenigen Wochen weiteren Betriebs wäre es vermutlich zur Katastrophe
gekommen, befand später die Aufsichtsbehörde.
Die anschließenden Ermittlungen ergaben, dass die verantwortlichen Manager gegen
den Willen des Systemingenieurs die nötigen Inspektionen über volle acht Jahre
aufgeschoben hatten, um die Stillstandszeiten kurz zu halten. Und das obwohl
seit langem bekannt war, dass die Steuerstabstutzen eine Schwachstelle dieses
Anlagentyps sind. Schlimmer noch: Auch die Aufsichtsbehörde wusste Bescheid.
Fotos der verdächtigen Ablagerungen lagen dort seit zwei Jahren vor. Aber der
zuständige Abteilungsleiter hatte auf Druck der Konzernmanager Aufschub gewährt,
obwohl die eigenen Fachleute bereits eine Schließungsverfügung geschrieben
hatten. Angesichts solcher Zustände laufe es ihm "kalt den Rücken herunter",
bekannte damals Lothar Hahn, Chef der Gesellschaft für Reaktorsicherheit, die im
Auftrag der Bundesregierung Atomanlagen begutachtet.
Der Vorfall belegte einmal mehr, dass die von Atommanagern beschworene
"Sicherheitskultur" in der Praxis immer wieder in Vergessenheit gerät. Diese
Erfahrung machten im Dezember 2001 auch die Atomaufseher der Kieler
Landesregierung, als sie aus dem AKW Brunsbüttel die Meldung erhielten, es habe
ein kleines Leck bei einer im Normalbetrieb nicht benötigten Zuleitung am
Reaktordeckel gegeben. Dies sei aber durch Sperrung eines Ventils behoben
worden. Aus den Messprotokollen ging jedoch hervor, dass es dabei auch zu einer
schweren Erschütterung im Reaktorsaal gekommen sein musste. Nur mochte die
Betriebsmannschaft das nicht weiter ernst nehmen und setzte den Betrieb fort.
Erst als die Behörde nach zwei Monaten Schriftwechsel mit Schließung drohte,
konnten TÜV-Inspektoren schließlich vor Ort prüfen. Was sie zu Gesicht bekamen,
führte alle Sicherheitsversprechen ad absurdum: Eine Explosion von der Stärke
einer Handgranate hatte das betroffene Rohr vollständig zerfetzt. Die Strahlung
hatte das stehende Wasser in der Leitung in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt,
und das so entstandene Knallgas hatte sich entzündet - ein Szenario, das in
keinem Betriebshandbuch vorgesehen war. Trümmerteile lagen herum, die
Rohrstümpfe glichen einer "Kanone nach einem Rohrkrepierer", berichtete einer
der Prüfer. Hätte die Zündung "drei bis vier Meter weiter in Richtung
Druckbehälter-Deckel" stattgefunden, "hätte dies zu einem
Kühlmittelverluststörfall führen können", berichtete die Aufsichtsbehörde
später. Nur der Zufall verhinderte den Super-GAU.
Kosloduj, Davis Besse, Brunsbüttel - die Fälle sind technisch völlig verschieden
und haben doch ein gemeinsames Merkmal: Das tatsächliche Geschehen in den hoch
komplexen Nuklear-Anlagen mit ihren zigtausend Komponenten und Ventilen entzieht
sich jeder Prognose.
Vor diesem Hintergrund sind die zahlreichen Studien über die geringe
Wahrscheinlichkeit großer Reaktorunfälle weitgehend wertlos. So kalkuliert etwa
die in den 80er Jahren erstellte deutsche Risikostudie für Reaktoren vom
Biblis-Typ, dass ein Unfall mit anschließender Kernschmelze allenfalls drei Mal
in 100 000 Betriebsjahren geschehen könne. Doch derlei Berechnungen fußen auf
kühnen Annahmen, etwa der, dass dem Bruch einer Leitung stets ein Leck
vorangehe, auf das die Reaktorfahrer rechtzeitig reagieren können. Die Praxis
allerdings zeigt, dass immer wieder Leitungen abreißen, ohne dass zuvor ein Leck
bemerkt wurde, so zuletzt im Jahr 2003 wiederum im Block 3 von Kosloduj.
Vollkommen unkalkulierbar ist zudem, ob und wann die Betriebsmannschaften sich
nicht an die Regeln halten. Mal schlafen die Operateure während der Nachtschicht
(so geschehen im US-AKW Peach Bottom im Jahr 1987), mal improvisieren sie mit
ungeeigneten Vorrichtungen (so bei einer Schmelze von 30 Brennelementen in einem
Reinigungstank im ungarischen AKW Paks in 2003), dann wieder ignorieren sie
Warnhinweise, weil es zuvor schon viele Fehlanzeigen gab, so wie in Brunsbüttel.
"Der menschliche Faktor ist das zentrale Problem", warnt der amerikanische
Reaktorexperte Steven Sholly, der Hunderte von Störfällen analysiert hat. Der
Alltag der Reaktorfahrer bestehe aus "zigtausend Stunden Langeweile und
Routine", die dann plötzlich von "Minuten blanken Terrors" unterbrochen werden
können. Da sei es "nur menschlich", dass die Betriebsmannschaften "zunächst
immer gar nicht glauben, dass etwas schief gehen könnte", so wie es auch in
Tschernobyl war. Dieses Phänomen sei eines der größten Risiken, weil dabei stets
kostbare Minuten für Gegenmaßnahmen verstreichen.
Das gilt erst recht, wenn diese Anlagen mit veralteter Technik und chronischem
Personalmangel geschlagen sind, wie in den meisten Ländern Osteuropas. Über drei
Milliarden Euro investierten die Europäische Union und die USA dort nach dem
Tschernobyl-Unglück, um die Reaktoren sowjetischer Bauart sicherer zu machen.
240 Millionen Euro legte die Bundesregierung noch oben drauf. Mehrere hundert
Millionen Euro flossen allein in den Umbau der verbliebenen zwölf Reaktoren des
Tschernobyl-Typs in Russland und Litauen. Vier Anlagen, die nicht einmal über
einen sicheren Einschluss (Containment) verfügen, wurden auf Druck der
EU-Kommission in den Beitrittsländern Ungarn, Slowakei, Bulgarien und Litauen
stillgelegt. Drei weitere sollen bis Ende 2006 folgen. Insofern sei die Lage in
Osteuropa heute "wesentlich besser als damals", meint der noch im
DDR-Atomkraftwerk Greifswald ausgebildete Reaktorexperte Hartmuth Teske, der bei
der GRS das Osteuropa-Programm koordiniert. Immerhin gebe es nun zumindest
formal überall unabhängige Aufsichtsbehörden.
Doch fraglich ist, ob all das wirklich die Sicherheit gefördert hat. Denn die
Nachrüstung dient den Regierungen der EU-Beitrittsländer und der Ukraine nun als
Argument, auch weiterhin 44 Reaktoren sowjetischer Bauart zu betreiben, "denen
zentrale Sicherheitsvorrichtungen fehlen und die nach westlichem Standard
niemals genehmigungsfähig wären", warnt der Wiener Physik-Professor Wolfgang
Kromp, dessen Institut für Risikoforschung im Auftrag der österreichischen
Regierung das Geschehen in den Atomanlagen der Nachbarländer beobachtet.
Hinzu kommt, dass vielerorts die Unabhängigkeit der staatlichen Aufsicht
lediglich auf dem Papier steht. So gehört etwa in Tschechien das Institut, das
die sechs Reaktoren des Landes begutachtet, zum selben Stromkonzern, der diese
betreibt. In der benachbarten Slowakei verfügt die Behörde, die insgesamt acht
Anlagen beaufsichtigen soll, über gerade mal ein Zehntel des Budgets, das ihren
Schweizer Kollegen mit ebenso vielen Anlagen zur Verfügung steht. Unter solchen
Bedingungen sei es nahezu unmöglich, Experten zu beschäftigen, die nicht
gleichzeitig auch im Dienst der Industrie stehen, berichtet Kromp. Zumal von der
Ukraine bis Litauen die "gut organisierte Atom-Lobby" auch die Besetzung des
jeweiligen Chefpostens kontrolliere. Atomkraftwerke unter dem Kostendruck des
Wettbewerbs ohne unabhängige Aufsicht, mahnt Risikoforscher Kromp, das sei
"genau die Konstellation, die zwangsläufig die größten Fehler provoziert."
Das sieht der frühere Chefaufseher Kastchiev aus Bulgarien genauso. Die
ausgefallene Steuerung der Kontrollstäbe, so ergaben seine Recherchen, wurde von
einer Firma hergestellt, die dafür gar keine Lizenz hatte. Aber, so Kastchiev,
"es war vermutlich billiger so".
http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/23.04.2006/2473588.asp
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