[fessenheim-fr] Tschernobyl - eine weitere Stellungnahme

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Mi Apr 19 21:13:13 CEST 2006


Hallo Leute!

Hier eine weiter Stellungnahme zu >20 Jahre Tschernobyl<
Durchaus mit einigen Infos, die auch für engagierte
AKW-GegenerInnen teilweise neu sein könnten...

Ciao
   Klaus Schramm
   klaus.schramm at bund.net


Lüchow / Ahaus, den 19. April 2006

20 Jahre Tschernobyl - eine menschliche 
Tragödie mit kriminellem Hintergrund!

Die Fakten sind klar. Kurz gesagt, in einem Russischen 
Kernkraftwerk Typ RBMK-1000, mit bisher 3 
Betriebsjahren sollte während der Abschaltphase getestet 
werden, ob abgeschaltete, auslaufende Generatoren 
ausreichen, das Notkühlsystem anzufahren, um so den 
Reaktor wieder in einen "sicheren Betriebsmodus" zu 
bringen. Das Experiment ist fehlgeschlagen. Der erste, 
von Menschenhand verursachte Super - GAU  trat ein. Die 
Explosion und das nukleare Feuer setzten die 
Radioaktivität von ca. 500 Hiroschima-Bomben frei.

Zwanzig Jahre nach dieser angeordneten Tragödie fühlen 
wir uns verpflichtet, eine Bilanz des Vorfalls mit 
Anmerkungen zu internationaler und nationaler 
Atompolitik anzufertigen:

1.	Information - Die sowjetische Regierung hat in 
üblicher krimineller Weise, den Super - GAU solange 
wie irgend möglich, verschwiegen. Menschenleben 
haben weder bei den Zaren noch bei den 
Kommunisten  eine Rolle gespielt. Erst nachdem 
westliche Messungen und Wetterberechnungen den 
Unfallort und das ungefähre Ausmaß des Unfalls 
ermittelten, reagierte die Regierung.

2.	Auswirkungen - Die radioaktive Wolke wurde 
zuerst Richtung Finnland, Norwegen und Schweden 
getrieben. Bedingt durch eine Winddrehung trieb 
die Wolke über Bayern und dann Richtung 
Norddeutschland. Bis dahin alles kein Problem für 
die sowjetische Regierung. Als allerdings am 1. Mai, 
bedingt durch Südwestwind, die radioaktive Wolke 
Richtung Moskau zog, ergab sich Handlungsbedarf 
für die Machthaber im Kreml. Die traditionellen 
Maifeiern mit Prominenz und Paraden durften nicht 
verseucht werden. Man erzeugte künstlichen Regen, 
indem man die radioaktive Wolke aus Flugzeugen 
mit Silberjodit besprühte. Dadurch ergoss sich der 
radioaktive Regen auf das Gebiet zwischen Gomel 
und Mogiljow in Weißrussland. Es zählt heute zu 
den besonders stark verstrahlten Zonen. Allerdings 
wurden die Menschen dieser Region nicht einmal 
gewarnt!


3.	Wie würde ein derartiger Unfall in Deutschland 
gehändelt? Grundlage zu amtlichen Handeln bietet 
uns der...    Leitfaden für den Fachberater 
Strahlenschutz der Katastrophenschutzleitung bei 
kerntechnischen Notfällen Redaktion: Marina 
Grunst, Bonn 2., überarbeitete Auflage, 1995, 296 
Seiten, 21 Abbildungen, 37 Tabellen
Dazu gibt es zahlreiche schriftliche Hilfen und 
Anlagen! D.h. ein derartiger Unfall würde in 
Deutschland zu Tode verwaltet. Kein 
Feuerwehrmann wäre in der Lage, bei einem GAU 
rechtzeitig möglichst sinnvolle Entscheidungen zu 
treffen. 
Sicher ist nur, dass das Telekommunikationsnetz 
zusammenbricht oder abgeschaltet würde. Oberste 
Devise ist, möglichst schnell, möglichst weit vom 
Unfallort entfernen. Zivilschutz und Polizei können 
das nicht regeln!

4.	Tschernobyl hat gezeigt, dass ein Super - GAU 
nur mit zigtausend Menschenopfern 
einzudämmen ist. Von den 600.000 - 800.000 
Liquidatoren sind bis heute 50.000 bis 150.000 
gestorben. Genauere Zahlen wird es geben, aber 
sie werden von der Russischen / Ukrainischen / 
Belarussischen Regierung geheim gehalten. Aber 
wir haben ja eine Internationale Atomenergie-
Organisation IAEO mit einem Präsidenten 
Muhammad al-Baradei, welche/r 2005 für ihre/seine 
ausgezeichnete Arbeit den Friedensnobelpreis 
erhalten haben!
Genau diese, von unseren Steuergeldern bezahlte 
Behörde hat in menschenverachtender Art und 
Weise einen "Tschernobyl Abschlussbericht" erstellt! 
Es ist eine Lügenkampagne der übelsten Art, 
allerdings entspricht sie dem Auftrag der IAEO (der 
Förderung der friedlichen Nutzung der Kernenergie) 
in vollem Umfang! Nach IAEO gilt der Unfall als 
überwunden. Tausende von Kindern mit 
Kehlkopfkrebs werden als unbedeutend 
abgehandelt, da sie gute Heilungschancen haben. 
Auch die Liquidatoren, die oft nur durch Selbstmord 
den Strahlentod entgingen, sind kein Problem der 
IAEO!

5.	Die UN unter Kofi Anan durfte aufgrund eines 
Vertrages mit der IAEO nicht die tatsächlichen 
Ausmaße der Tschernobyl - Katastrophe 
veröffentlichen! D.h. die angeblich friedliche 
Nutzung der Kernenergie unterliegt weltweit 
organisatorischen Strukturen, die sicherstellen, 
dass objektive Ergebnisse von kerntechnischen 
Unfällen verharmlost bzw. verheimlicht werden!

6.	Was bleibt uns, als Anti-Atom-Bewegung? Wir 
werden weiterhin die Skandale aufdecken und 
veröffentlichen, wir werden gegen unmenschliche 
Politik demonstrieren. Wir arbeiten für bessere 
Lebensbedingungen unserer Kinder und Enkelkinder 
aber keinesfalls für die Profitgier der großen 
Stromkonzerne und ihrer Handlanger! Wir wenden 
uns gegen maffiöse Strukturen in der 
Energiewirtschaft mit ex Wirtschaftsminister W. 
Müller (jetzt RAG), ex Wirtschaftsminister W. 
Clement (jetzt RWE), ex Bundeskanzler G. Schröder 
(jetzt GAZPROM) und ex BfS-Mitarbeiter B. 
Thomauske (jetzt VATTENFALL),  die aus Politik und 
Verwaltung ihr Altenteil in der Energiewirtschaft 
gefunden haben!

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