[fessenheim-fr] Emilie Meyer ist tot
Klaus Schramm
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Do Aug 18 18:03:22 CEST 2005
Hallo Leute!
Merkwürdiger Weise wurde das e-mail mit der Nachricht vom Tod
Emilie Meyers nicht weitergeleitet. Es hätte bereits vor der
Nachricht zum Tod Traute Kirsch über die Listen versendet werden
sollen. Dieses Jahr ist ein besonders trauriges Jahr...
Emilie Meyer ist tot
UmweltschützerInnen und AtomkraftgegnerInnen trauern
Emilie Meyer, von FreundInnen kurz Emily genannt, starb am Samstag, 16. Juli mit
82 Jahren. Seit über dreißig Jahren ist sie als engagierte Umweltschützerin in
Freiburg und am Kaiserstuhl bekannt. Sie gehörte zu den PlatzbesetzerInnen im
Wyhler Wald und zu den unermüdlichen MitstreiterInnen gegen das AKW Fessenheim.
Mutproben legte sie mehrmals auch in Freiburg ab, wo sie nicht zuletzt in ihrem
Wohnquartier, der Wiehre, Bäume vor der Motorsäge rettete. Noch heute ist oft
davon die Rede, daß sie sich auch mit 63 Jahren nicht scheute, auf einen Baum zu
klettern, um ihn vor der laufenden Motorsäge zu retten. Auch an der Gründung der
Freiburger Ökostation war sie maßgeblich beteiligt. Eine herbe Niederlage
bedeutete für sie der Bau der B-31-Ost, gegen den sie zusammen mit einer
Bürgerinitiative gekämpft hatte, und die Abholzungen im Konrad-Guenther-Park. In
der Zeit der Dreisameck- und der Schwarzwaldhofbesetzung gewann sie das
Vertrauen vieler junger Menschen, indem sie sich als Vermittlerin zwischen
Polizei und BesetzerInnen einmischte.
Ob als Friedensaktivisten - sie war zu Beginn der 80er Jahre an den
Sitzblockaden vor dem Raketen-Depot Mutlangen beteiligt - oder als Kämpferin für
die Rechte der Frau stand sie immer der außerparlamentarischen Bewegung näher.
Sie war mit dabei, als die Grünen 1982 noch aus Protest gegen die
undemokratische Machtfülle eines Oberbürgermeisters in Freiburg mit mehreren
KandidatInnen zugleich in den Wahlkampf zogen.
Eine der vielen Geschichten, die sie immer wieder gerne erzählte, ist, wie sie
Mitglied der Grünen wurde. Von jungen Freundinnen war sie zu einer
Mitgliederversammlung des Freiburger Kreisverbandes eingeladen worden. Ein
konservativer Grüner mit Doktortitel zog in einer Rede gegen ein junges Mitglied
vom Leder, das ihm einen schon sicher gewähnten Sitz im Landesvorstand
weggeschnappt hatte. Emily wandte sich flüsternd in die Runde, wer denn dieser
"schlimme Linke" sei. Ein junger Mann ihr gegenüber antwortete grinsend: "Ich".
Da habe sie beschlossen, wenn es da "so nette Leute" gäbe, selbst beizutreten.
Als originär grüne Kommunalpolitikerin gehörte sie von 1984 bis 1997 dem
Freiburger Gemeinderat an.
Den Beginn der Karriere eines anderen jungen Grünen, Dieter Salomon, in Freiburg
betrachte sie hingegen mit wachsender Skepsis. Sie scheute sich auch später
nicht, als Salomon in Freiburg Oberbürgermeister geworden war, ihre Meinung
drastisch kund zu tun. Ein "diebisches Vergnügen" bereitete es ihr nach eigenen
Worten, das Bundesverdienstkreuz aus den Händen von OB Salomon entgegenzunehmen.
In Freiburg und auch anderswo, wo sie in allen Bevölkerungsschichten sehr
beliebt und selbst bei vielen politischen GegnerInnen hoch geachtet war, wird
ihre Bescheidenheit und ihre herzhafte, zupackende Art, sicher noch lange in
lebendiger Erinnerung bleiben.
Klaus Schramm
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