[fessenheim-fr] Erklärung des Réseau Sortir du nucléaire

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Di Dez 21 22:43:14 CET 2004


Hallo Leute!

Hier mein gestriger Artikel zum aktuellen Stand der Ermittlungen zum
Tod von Sébastien Briat. An den Artikel ist eine Erklärung des
'Netzwerk Atom-Ausstieg' (Réseau Sortir du nucléaire) in einer 
deutschen Übersetzung und im Original angehängt.

Ciao
   Klaus
   klaus.schramm at bund.net


Das französische 'Netzwerk Atom-Ausstieg' (Réseau Sortir du nucléaire) fordert 
eine vollständige Aufklärung der Umstände, die zum Tod des jungen 
Atomkraft-Gegner Sébastien Briat führten

Das französische 'Netzwerk Atom-Ausstieg' (Réseau Sortir du nucléaire) gibt in 
einer heute veröffentlichten Erklärung seine Verwunderung darüber zum Ausdruck, 
daß der Bericht einer staatsanwaltlichen Untersuchung über die Umstände, die zum 
Tod des Atomkraft-Gegners Sébastien Briat führten, gravierende Lücken aufweist. 
Der 22-jährige Sébastien Briat war bei einer Protestaktion am 7. November 2004 
bei Avricourt ums Leben gekommen. Zusammen mit einer Gruppe von 
insgesamt 8 Personen hatte er versucht, einen Atommüll-Transport vom La Hague 
nach Gorleben zu stoppen. Entgegen ersten Meldungen steht nun zweifelsfrei fest, 
daß keiner der Beteiligten angekettet war. Sébastien Briat wurde vom Luftsog des 
mit 98 Kilometer pro Stunde fahrenden Castor-Zuges erfaßt, wurde dabei unter den 
Zug gerissen und erlag kurz darauf seinen schweren Verletzungen.

Mit dem dieser Tage veröffentlichten Bericht der Untersuchungs-Kommission werde 
- so das 'Netzwerk Atom-Ausstieg' - versucht, die Behörden, die SNCF 
(französische Bahn) und die Atomindustrie von ihrer materiellen und moralischen 
Verantwortung zu entlasten.

Wenn in dieser Untersuchung die Rede von eine "Reihe von Unvorsichtigkeiten und 
Fehlern" die Rede sei, würden diese in erster Linie den jugendlichen 
DemonstrantInnen zugeschrieben. Dennoch erscheint es offensichtlich, daß die 
Verantwortlichen für den Transport zumindest einen großen Teil der Verantwortung 
tragen.

Die Organisation der französischen Anti-Atom-Bewegung prüft derzeit die 
Möglichkeit, auf juristischem Wege die Klärung der offenen Fragen zu erzwingen. 
Darüber hinaus werde es weitere Aktionen geben, um den Druck in Richtung auf den 
Atom-Ausstieg zu erhöhen. Das 'Netzwerk Atom-Ausstieg' fordert erneut, die 
vollständige Aufklärung der Ereignisse.

Klaus Schramm


Im folgenden dokumentieren wir hier die Erklärung des 'Netzwerk Atom-Ausstieg' 
in einer deutschen Übersetzung und weit unten im Original.


Das französische 'Netzwerk Atom-Ausstieg' (Réseau Sortir du nucléaire) fordert 
eine vollständige Aufklärung der Umstände, die zum Tod des jungen 
Atomkraft-Gegner Sébastien Briat führten

Das französische 'Netzwerk Atom-Ausstieg' (Réseau Sortir du nucléaire) gibt 
seine Verwunderung über Schlußfolgerungen zum Ausdruck, die im 
staatsanwaltlichen Untersuchungs-Bericht über die Umstände, die zum Tod des 
Atomkraft-Gegners Sébastien Briat führten, gezogen werden. Sébastien Briat war 
bei einer Protestaktion gegen die Gefahren von Atommüll-Transporten am 7. 
November 2004 bei Avricourt ums Leben gekommen. Eindeutig wird mit diesem 
Bericht versucht, die Behörden, die SNCF (französische Bahn) und die 
Atomindustrie von ihrer materiellen und moralischen Verantwortung zu entlasten.

Wenn in dieser Untersuchung die Rede von eine "Reihe von Unvorsichtigkeiten und 
Fehlern" die Rede ist, werden diese in erster Linie den jugendlichen 
DemonstrantInnen zugeschrieben. Dennoch erscheint es offensichtlich, daß die 
Verantwortlichen für den Transport zumindest einen großen Teil der Verantwortung 
tragen:

- Der Zug fuhr durch eine bekannte "Risikozone", in der schon in der 
Vergangenheit häufig Aktionen von Atomkraft-GegnerInnen stattfanden. Wie stand 
es mit den Sicherheitsvorkehrungen, die deshalb von den zuständigen Behörden zu 
erwarten gewesen wären?

- Der zur Überwachung der Schienen eingesetzte Hubschrauber war zum Tanken 
weggeflogen. Warum und mit welcher Befugnis fuhr der Zug weiterhin mit etwa 100 
km/h? Der Atommüll-Zug hätte die Geschwindigkeit, zumindest während der 
Abwesenheit des Hubschraubers verlangsamen müssen. Dies wäre eine 
Mindestvoraussetzung an die Sicherheits-Vorkehrungen, die von der SNCF, von der 
COGEMA und den zuständigen Behörden, die für den Transporte verantwortlich sind, 
gewährleistet sein muß.

Das fehlende Einkalkulieren von möglichen Hindernissen auf den Schienen läßt 
große Lücken in der Überwachung des Transportwegs und äußerst mangelhafte 
Sicherheitsmaßnahmen bei allen Atomtransporten auf der Schiene sichtbar werden.
Mit solchen Transporten werden der in der Umgebung der Bahnstrecke lebende 
Bevölkerung wahnsinnige Risiken aufgeladen.  Dieser durch nichts zu 
rechtfertigende Unfall hat den Tod eines jungen Menschen verursacht und auf 
dramatische Weise die gravierenden Risiken deutlich gemacht, die uns mit jedem 
Transport von radioaktivem Material zugemutet werden.

Die im 'Netzwerk Atom-Ausstieg' zusammengeschlossenen Gruppen und Organisationen 
fordern den französischen Staat auf, schnellstmöglich
 - die Produktion von hochgefährlichen Materialien wie radioaktiven 
Brennelementen und Atommüll in Frage zu stellen
- die Zahl der mit höchstem Risiko verbundenen Atomtransporte zu begrenzen; und 
zwar besonders durch das Beenden der Wiederaufbereitung von Atommüll aus anderen 
Ländern
- die Sicherheitsnormen für diese Art Transporte umfassend zu überprüfen, was 
bisher offensichtlich nicht getan wurde.

Das 'Netzwerk Atom-Ausstieg' richtet die Minimalforderung an SNCF und zuständige 
Verwaltung, ihre eigenen Vorschriften einzuhalten. Die Züge müssen zu einer 
langsamen Fahrt verpflichtet werden, das heißt sie müssen vor jedem möglichen 
Hindernis anhalten können, vor allem wenn es den kleinsten Hinweis auf 
Protestaktionen gibt.

Fehlende Transparenz beim Zugang zu Informationen ist gefährlich. Deshalb müssen 
die Verfügungen über militärische Geheimhaltung bei Atomtransporten aufgehoben 
werden. Das Personal der SNCF, die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden und 
die Bewohner in der Umgebung der Bahnstrecke müssen vor jedem Atomtransport 
informiert werden.

Wir verurteilen den Versuch der Verharmlosung der Atommüll-Transporte durch 
diesen Bericht der Untersuchungs-Kommission, der nicht die wirklichen Ursachen 
des Todes von Sébastien Briat offenlegt, sondern allein die Betreiber der 
Atommüll-Transporte von ihrer Verantwortung entlastet.

Das 'Netzwerk Atom-Ausstieg' fordert erneut, die vollständige Aufklärung der 
Ereignisse.

für das 'Netzwerk Atom-Ausstieg':
Jean-Marie Brom
Stéphane Lhomme


Militant antinucléaire décédé :   Le Réseau "Sortir du nucléaire" demande
que toute la lumière soit faite  !

Le Réseau "Sortir du nucléaire" s'étonne des conclusions de l'enquête
concernant le décès du militant antinucléaire Sébastien Briat, le 7 novembre
2004 à Avricourt, au cours d'une action de sensibilisation aux dangers des
transports ferroviaires de déchets nucléaires.
Il apparaît clairement que l'enquête exonère les autorités, la SNCF, et les
entreprises du nucléaire de leurs responsabilités matérielles et morales.

Si cette enquête met en lumière un concours d'imprudences et de
dysfonctionnements, ils apparaissent imputées majoritairement aux jeunes
militants.


Or, il semble évident que les convoyeurs ont aussi une importante part de
responsabilité :
- Le train circulait dans une zone "à risques", traditionnellement
fréquentée par des manifestants, quid des mesures de sécurité que l'on
pouvait attendre de la part des autorités compétentes ?
- En l'absence de l'hélicoptère sensé surveiller la voie, parti faire le
plein de kérosène, pourquoi et comment le convoi a-t-il continué à circuler
aux environs de 100 km/h ?
Le convoi aurait dû circuler à vitesse réduite, au moins pendant l'absence
de l'hélicoptère : il s'agit là d'un minimum de sécurité à attendre de la
SNCF, de la COGEMA et des autorités responsables du transport.

Une telle imprévoyance des probabilités d'obstacles sur les voies met en
évidence, et un grave défaut de surveillance, et un manque flagrant de
mesures de sécurité sur l'ensemble des transports ferroviaires des matières
nucléaires.
Ces transports font courir des risques insensés aux populations riveraines,
depuis des années.
Cet accident injustifiable, qui a causé mort d'un jeune homme, a mis en
évidence de façon dramatique les risques considérables que nous fait prendre
tout transport de matière radioactive.

Pour les associations et groupes fédérés par le Réseau "Sortir du
nucléaire", la France doit de toute urgence :
- remettre en cause la production de matières aussi dangereuses que les
déchets et matières nucléaires
- limiter le nombre de ces transports à hauts risque, notamment en cessant
sa politique de retraitement des déchets étrangers
- revoir totalement les normes de sécurité qui devraient entourer ce type de
transports, ce qui visiblement n'a pas été fait


Le Réseau "Sortir du nucléaire" exige a minima que la SNCF et les pouvoirs
publics respectent leur propre réglementation et imposent une  " marche
prudente "  c'est à dire être en mesure de s'arrêter avant tout obstacle,
dès qu'il y a présomption de manifestation.

L'absence de transparence est dangereuse. En conséquence, le secret défense
doit être abrogé et tout transport de matières nucléaires porté à la
connaissance du personnel SNCF, des maires des communes traversées et des
populations riveraines.


La poursuite de la banalisation des transports de déchets nucléaires, avec
ce compte-rendu d'enquête qui ne pointe pas les véritables causes du décès
de Sébastien Briat et fait fi des responsabilités des transporteurs ne peut
qu'être dénoncée.
Une nouvelle fois, le Réseau "Sortir du nucléaire" demande à ce que toute la
lumière soit faite.


Réseau Sortir du nucléaire
Jean-Marie Brom
Stéphane Lhomme




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