<html><head></head><body><div style="font-family: Verdana;font-size: 12.0px;"><div>
<div>Hi Jochen,</div>

<div>Keine Zeit ist aus meiner Erfahrung nur eine ganz plumpe Ausrede für "keine Lust". Die vielen anderen Dinge, die Du tun musst, sind Dir zumindest wichtiger, wenn auch nicht unbedingt lustvoller. Klar, wenn Du ein paar Begriffe des heutigen Steuerrchts nicht verstehst, verlierst Du die Lust. Und wenn Studenten kein Buch mehr lesen wollen, dann fehlt denen vermutlich auch die Lust. Die Ausrede "keine Zeit" ist deswegen so beliebt, weil sie schwer zu widerlegen ist. Versucht man etwa zu zeuigen, dass sie nicht stimmt, Hat der Kommunikationspartner natürlich dafür erst recht keine Zeit.</div>

<div>Um Dir beim heutigen Steuerrecht weiter zu helfen: Du musst nicht alles verstehen, was da an Details beschrieben und berechnent wird. Am Ende der Kapitel sind meistens ein paar zusammenfassnde Thesen mit der Quintessenz (aus meiner Sicht). Und man kann auch in die Staatsbürgersteuer einsteigen, ohne die Konstruktionsfehler des alten Systems genau zu kennen.</div>

<div>Ob Frau Kipping die Idee aus der Staatsbürgersteuer übernommen hat, weiß ich nicht. Vielleicht kann Dir da ihr Assistent, Herr Blaschke, mit dem ich vorher (http://www.staatsbuergersteuer.de/Diskussion.htm#5.2.1) debattiert habe, einen Tipp geben. Eine Bindung der Steuerpflicht an die Staatsbürger bringt m.E. wenig (wenn ich - ohne das US-Steuerrecht zu kennen - richtig vermute, praktizieren das die USA schon lange, ohne dass Sie die Steuerflucht in den Griff kriegen.) Die Staatsbürgersteuer geht da pfiffiger vor.</div>

<div> </div>

<div>Wenn Du schon den Anfang von http://www.staatsbuergersteuer.de/Waxtum.htm gelesen hast. dann siehst Du, dass ich keinen rein quantitativen Wachstumsbegriff meine, sondern das Wachstum des persönlichen Wohlstands, der auch qualitative Dimensionen enthält. Wenn Du weiter meine €-Beträge siehst, wirst Du sehen, dass ich immer in E/Kopf rechne. Politiker rechnen lieber in Mrd.€, weil Bevölkerungszuwachs ihnen auch mehr Macht gibt. </div>

<div> </div>

<div>
<div>Dein Versuch, die Probleme unserer Zeit, Adam Smith anzuhängen, finde ich - na ja - amüsant. Wir brauchen keinen Blick in die Vergangenheit, denn da sehen wir nur, dass die schlimmsten Räuber an der Natur die Sozialisten in der DDR (z.B. Bittersee) oder der UdSSR (z.B. Aralsee) waren. Ich behaupte nicht, dass die Marktwirtschaft da maralisch oder prizipiell besser ist. Ich behaupte nur, dass sie sich Umstellungen im Wertesystem schneller anpassen kann, als jede Planwirtschaft, (weil Bürokraten keine  Veränderungen wollen sie könnten ja daurch überflüssig werden. Auch Großlonzerne, Manager und Politiker mögen keine Veränderungen und versuchen oft, sie durch Verflechtungen und die Lobby-Arbeit eine Zeitlang auszubremsen.<strong> Da</strong> sehe ich die Wachstumsbremsen, aber das hat nichts mit Marktwirtschaft zu tun, sondern nur damit, dass auch Politiker und Manager sich mit Wert-Veränderungen schwer tun und gerne auf ihren Positionen verharren, weil sie sonst zugeben müssten sich geirrt zu haben. Aber das habe ich ja alles schon beschrieben. z.B. auch in http://www.staatsbuergersteuer.de/Arbeitsmarkt.htm#4.3.3.1)</div>

<div>Wir brauchen keine <em>Neuorganisation </em>sondern eine schnellere Wahrnehmung vun und Anpassung an Veränderungen, d.h. Soziale und technische Innovationen. Die Staatbürgersteuer wäre eine sozialokonomische Innovation.</div>

<div> </div>

<div>"<em>Der Wohlstand in den Zentren der Industrialisierung ist das Ergebnis der Räubermentalität dieser Staaten seit Jahrhunderten. Diese Mentalität hat sich nicht geändert, lediglich die Selbstdarstellung ist "geschickter" geworden. Am deutlichsten kann man das an den USA beobachten, die es nicht bedenklich finden, wenn sie "ihre Interessen" in der ganzen Welt durchaus auch militärisch durchsetzen (als Beispiel etwa Brzezinskis berüchtigtes Buch: Die einzige Weltmacht; und als praktische Illustration dieses eherstrategischen Werks ...</em>" Hast Du ma http://de.wikipedia.org/wiki/Weltmacht_USA:_Ein_Nachruf gelesen. Und wenn schon geschichtliche Wurzeln. dann haben die Normannen vor 1000 Jahren England überfallen und unterjocht. haben als Engländer als Piraten und Räuber (Drake usw.) weiter gemacht und die USA dem englischen Kulturkreis entstammend hat dieses System nur übernommen (Indianer, Imperialismus usw.). Der ideologische Kern dieser Weltanschauung ist, dass man durch Kampf und Sieg reich werden kann. Hollywood propagiert dies ständig. Hat aber alles nix mit Adam Smith zu tun.</div>

<div> </div>

<div>Ich glaube, dass selbst die Amerikaner beginnen zu begreifen, dass da etwas nicht stimmt und sie nur durch die Überwindung dieser Konfliktstufe dem drohenden Niedergang entrinnnen können. Aber Völker lernen verflucht langsam. Marktwirtschaft braucht Frieden. na ja - ich werde den Lernprozess der Amerikaner wohl kaum beinflussen.</div>

<div> </div>

<div>"<em>Diese Ausgleichswirkung existiert nur, solange auch gleiche Ausgangsbedingungen existieren. Aber die Konkurrenz<br/>
sorgt selbst auch für die Zerstörung dieser Gleichheit und führt schließlich zur Konzentration der Vermögen</em>."</div>

<div>Sehe ich genau so.  Siehe: http://www.staatsbuergersteuer.de/Paradigma.htm#kampf:  "Gleichheit bedeutet heute Dieser Widerspruch der Ideale wird heute aufgelöst, indem die Maxime der Gleichheit relativiert wird zur Chancengleichheit und zur Gleichheit vor dem Gesetz und die Idee der Freiheit, z.B. über Eigentum frei zu verfügen, wird ebenfalls eingeschränkt: "Eigentum verpflichtet" und muss im Zweifel dem Gemeinwohl dienen."</div>

<div>Der Vermögenkonzentration wirkt die Staatsbürgersteuer entgegen, indem sie Vermögen einmal im Leben jedes Vermögensbsitzers mit mindestesn 40% (je nach Variante) besteuert, spätestens bei seinem Tod</div>

<div> </div>

<div>An "Geld und Zins" bin ich dran. Wird demnächst publiziert. Für konkrete Hinweise, wo Du größere Verständnisprbleme hast, bin ich dankbar, weil ich dann die Texte lesbarer gestalten kann. Du kannst mir diese Hinweise auch an meine private EMailadresse b.starkloff@gmx.de schicken, das braucht ja nicht jeder Debattierer mit zu kriegen.</div>

<div> </div>

<div>Herzlichen Gruß an Dich und Mitlesende.</div>

<div>Bernd</div>

<div name="quote" style="margin:10px 5px 5px 10px; padding: 10px 0 10px 10px; border-left:2px solid #C3D9E5; word-wrap: break-word; -webkit-nbsp-mode: space; -webkit-line-break: after-white-space;">
<div style="margin:0 0 10px 0;"><b>Gesendet:</b> Mittwoch, 04. Februar 2015 um 11:39 Uhr<br/>
<b>Von:</b> "Debattenliste des Netzwerks Grundeinkommen" <debatte-grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de><br/>
<b>An:</b> Debatten-Liste <debatte-grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de><br/>
<b>Betreff:</b> [Debatte-Grundeinkommen] Jochen Tittel Antwort an Bernd Starkloff</div>

<div name="quoted-content">Lieber Bernd,<br/>
eine Vielzahl anderer Dinge, die ich erledigen muß oder auch will,<br/>
hindern mich daran,mit dem Studium Deiner Texte zur Staatsbürgersteuer<br/>
und dem Drumherum voranzukommen. Wenn ich etwa unter "2.<br/>
Konstruktionsfehler des heutigen Systems" die verschiedenen<br/>
Vergleichsrechnungen sehe, fehlt mir die Klarheit über die genaue<br/>
Definition der unterschiedlichen Steuerbegriffe; folglich verstehe ich<br/>
dann nicht hinreichend, was da gesagt wird. Ich müßte also erstmal ein<br/>
Wörterbuch der Steuersprache durchnehmen. Dazu fehlt mir aber nicht nur<br/>
die Zeit, sondern auch der Antrieb. Ich versuche trotzdem am Thema dran<br/>
zu bleiben. Zunächst aber hoffe ich, daß wir auch angesichts solcher<br/>
Wissenslücken dennoch einen sinnvollen Dialog führen können.<br/>
Zunächst eine kleine Bemerkung aus gegebenem Anlaß: In der<br/>
Gesprächsrunde bei Günther Jauch zur Wahl in Griechenland und den<br/>
Ankündigungen der neuen Regierung sagte Katja Kipping, mit der Absicht,<br/>
daß Steuerflucht der Superreichen in Steuerparadiese verhindert werden<br/>
müsse, daß die Steuerpflicht an die Staatsbürgerschaft gebunden werden<br/>
müsse. Kann es sein, daß ihre Vorstellungen da vom Modell der<br/>
Staatsbürgersteuer beeinflußt sind?<br/>
Nun zu unserem Austausch.<br/>
Ich freue mich darüber, daß wir doch in einigen Dingen übereinkommen. So<br/>
etwa in Bezug auf Korruptionsfilz und Vetternwirtschaft, und ich finde<br/>
es gut, wenn Du da direkt wirksam bist. Ich denke allerdings, daß die<br/>
grundlegenden Probleme hier tief im bürgerlichen Menschenbild verwurzelt<br/>
sind und daß ein Kampf gegen die Erscheinungen an der Oberfläche eine<br/>
Sisyphusarbeit sind. Es fällt schwer, die Grenze zwischen krimineller<br/>
Verfilzung und normalen Beziehungsnetzwerken zu ziehen.<br/>
Beziehungsnetzwerke sind die Grundlage von Vergesellschaftung überhaupt.<br/>
Theoretisch kann man natürlich leicht sagen, daß solche Verflechtungen<br/>
solange gut und erlaubt sind, wie sie der Allgemeinheit nicht schaden.<br/>
Aber hier stellt sich dann schon die Frage, wieweit man noch an das<br/>
bürgerliche Paradigma von Adam Smith´ "unsichtbarer Hand" glauben will,<br/>
wonach der Gemeinnutzen am besten realisiert würde, wenn man den<br/>
Einzelinteressen freie Hand ließe. Nach wie vor ist das das liberale<br/>
Grunddogma. Ich bin überzeugt, daß wir solange keine menschenwürdigere<br/>
gesellschaftliche Ordnung finden werden, wie wir diesen Irrglauben nicht<br/>
aufgeben. Das erfordert natürlich eine eingehende Debatte über die<br/>
historischen Ursachen der Entstehung dieser Überzeugungen.<br/>
Wenn Du, lieber Bernd, die Mißstände in diesem Zusammenhang als<br/>
Wachstumsbremsen beklagst, leuchtet bei mir eine rote Alarmlampe auf.<br/>
Die Wachstumsanbetung unserer wirtschaftlichen und politischen<br/>
Institutionen ist für mich ein Symptom eines Wahnsystems. Dieses (rein<br/>
quantitativ verstandene) Wachstum ist verantwortlich für die Zerstörung<br/>
unserer Lebensgrundlagen und je länger wir damit weitermachen, desto<br/>
schlimmer wird die Katastrophe schließlich werden. Was wir brauchen (und<br/>
zwar global), ist nicht weiteres Wachstum, sondern eine Neuorganisation<br/>
unseres Wirtschaftens mit Orientierung auf die grundlegenden Bedürfnisse<br/>
der Menschen für ein gutes Leben. Dazu braucht es nicht noch mehr von<br/>
diesem und jenem, sondern eine Umverteilung (sowohl der Produkte, wie<br/>
der Aktivitäten).<br/>
Wenn ich von " einer Schuld als Profiteure" der Menschen in den<br/>
westlichen Zentren der Industrialisierung spreche, meine ich damit nicht<br/>
eine individuelle oder persönliche (die mag es auch geben, aber darum<br/>
geht es mir jetzt nicht). Besonders für uns Deutsche ist das Thema ja<br/>
lange und immer wieder diskutiert worden. Ich, als Person (und das<br/>
gestehe ich auch jedem andern Menschen zu) habe keine Verantwortung und<br/>
keine Schuld an irgendetwas, was ich nicht selbst getan oder selbst<br/>
entschieden habe. Andernfalls würden für mich die Begriffe von Schuld<br/>
und Verantwortung ihren Sinn verlieren. Aber die Welt, in der ich lebe,<br/>
ist das Resultat einer konkreten Geschichte (auch das trifft auf jeden<br/>
Menschen zu). Der Wohlstand in den Zentren der Industrialisierung ist<br/>
das Ergebnis der Räubermentalität dieser Staaten seit Jahrhunderten.<br/>
Diese Mentalität hat sich nicht geändert, lediglich die<br/>
Selbstdarstellung ist "geschickter" geworden. Am deutlichsten kann man<br/>
das an den USA beobachten, die es nicht bedenklich finden, wenn sie<br/>
"ihre Interessen" in der ganzen Welt durchaus auch militärisch<br/>
durchsetzen (als Beispiel etwa Brzezinskis berüchtigtes Buch: Die<br/>
einzige Weltmacht; und als praktische Illustration dieses eher<br/>
strategischen Werks: John Perkins: Bekenntnisse eines economic hitmen).<br/>
Deutsche und europäische Politik besteht im Wesentlichen in der<br/>
Unterwerfung unter diese US-Amerikanische Weltpolitik. Als Bürger dieses<br/>
Deutschlands und dieses Europas bin ich mitverantwortlich für die<br/>
Katastrophen, die diese Politik heraufbeschwört, wenn ich nur nichts<br/>
dagegen unternehme; also auch, wenn ich weiter irgendwelche Politiker<br/>
bzw. Parteien wähle und dann glaube, sie für alles verantwortlich machen<br/>
zu können. Daß wir als Nachkriegsdeutsche mit unseren Steuern die<br/>
Wiedergutmachung mitbezahlen mußten, ist sicher zum Teil unvermeidlich.<br/>
Man könnte darüber streiten, ob nicht die interne Verteilung der<br/>
Belastung hätte anders organisiert werden sollen (während der westliche<br/>
Teil bald mit der Mashallplan-Hilfe aufgepäppelt wurde, ist der Osten<br/>
leergeräumt worden und hat so einen Großteil der Kriegsfolgelast<br/>
getragen (das auch zu bedenken in Berts Argumentation zur Errichtung des<br/>
Sozialismus in der kapitalistischen Peripherie)). Darüberhinaus gäbe es<br/>
noch andere Aspekte; aber ich will das jetzt nicht weiter verfolgen.<br/>
Von Schuld oder Verantwortung spreche ich also immer in Bezug auf<br/>
gegenwärtige Umstände und die eigene Haltung dazu. In dem Sinne sind<br/>
natürlich alle mitverantwortlich für die jeweilige Politik eines Landes,<br/>
die diese Politiker gewählt haben. Aber auch, wer nicht zur Wahl geht<br/>
oder anders gewählt hat ist deshalb noch nicht seine Verantwortung los.<br/>
Andererseits kann aber auch kein Mensch einem andern Verantwortung<br/>
aufladen oder geben, wenn dieser das nicht mitmacht. Die Rede vom<br/>
Abgeben, Abnehmen oder Übertragen von Verantwortung ist also immer<br/>
zwiespältig zu verstehen. Soweit ich das beurteilen kann, sind wir uns<br/>
da wohl einig.<br/>
Das Modell der Staatsbürgersteuer halte ich auf alle Fälle für<br/>
diskussionswürdig in Bezug auf Vereinfachung und Transparenz und auch<br/>
mehr Gerechtigkeit (und es ist wohl als Grundlage für ein BGE geeignet).<br/>
Und das, obwohl ich selber hinsichtlich konkreter Einzelauswirkungen<br/>
noch nicht den richtigen Durchblick habe und denke, daß da noch sehr<br/>
viel Aufklärungsarbeit zu leisten ist, wenn ein sogenannter "normaler<br/>
Mensch" verstehen soll, worum es da geht. Ich weiß gerade auch aus den<br/>
Diskussionen in dieser Liste, daß für ein wirkliches Verständnis der<br/>
Zusammenhänge grundlegende Voraussetzungen fehlen. Daraus könnte man<br/>
eine Frage an unser Bildungswesen ableiten.<br/>
Zum Effizienzbegriff<br/>
Die abstrakte Definition des Begriffs ist natürlich unstrittig. Ein<br/>
günstiges Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen wird niemand anfechten.<br/>
Aber wie werden Aufwand und Nutzen bestimmt? Wann ist da die abstrakte<br/>
Einheit in Geldwert wirklich angemessen? Selbst in unmittelbar<br/>
ökonomischen Zusammenhängen wird dieses Kriterium fragwürdig, wenn es um<br/>
ökologische Auswirkungen geht. Im Bildungs- oder Gesundheitswesen ist es<br/>
völlig unangemessen. Das bedeutet zwar nicht, daß es nicht auch<br/>
ökonomische Effizienz-Aspekte in diesen Bereichen gibt, aber als<br/>
übergeordnete Organisationsprinzipien im Ganzen sind sie ungeeignet.<br/>
Wenn dann noch Effizienz mit Profitabilität identifiziert wird, geht die<br/>
Menschenwürde restlos verloren; ich denke da an die entsetzlichen<br/>
Entwicklungen im Pflegebereich (nur als ein Beispiel).<br/>
Im Bildungswesen führt die Dominanz marktwirtschaftlicher Orientierung -<br/>
um nur einen Aspekt herauszugreifen - zu einer Verdichtung der<br/>
Bildungswege mit dem erklärten Ziel, die Menschen schneller zu<br/>
ökonomisch verwertbaren Individuen zu machen, zu einer Verengung des<br/>
Horizonts, der letztlich nichtmal den ökonomisch erwarteten Effekt<br/>
hervorbringt. Die Bologna-Reform hat etwa solche Auswirkungen, daß ein<br/>
Professor in einer Sendung von 3sat zum Thema "Krise in den<br/>
Wissenschaften" berichtet, daß seine Studenten ihm gegenüber äußern, daß<br/>
er nicht von ihnen erwarten könne, daß sie ein ganzes Buch lesen, weil<br/>
sie dazu keine Zeit hätten. Und die neuen Schmalspur-Abschlüsse bringen<br/>
Absolventen hervor, die schlicht zu nichts zu gebrauchen sind. Aber<br/>
diese Ausbildung ist effizient, weil sie weniger kostet.<br/>
Sowohl zum Bildungs- wie auch zum Gesundheitswesen (was ich lieber als<br/>
Krankheitswesen bezeichne), könnte ich noch viel mehr schreiben, müßte<br/>
dazu aber meine gespeicherten Materialien sichten, wozu ich mir jetzt<br/>
nicht die Zeit nehmen will. Falls Dir diese Andeutungen nicht<br/>
ausreichen, werde ich mir aber irgendwann die Mühe machen.<br/>
Du sagst, es wären die Politiker, die falsche Prioritäten setzen, und<br/>
das stimmt ja auch. Aber daß Politik heute so völlig an den Interessen<br/>
der Menschen vorbeigeht und immer mehr Chaos erzeugt, liegt doch daran,<br/>
daß Politik vollständig unter dem Diktat der Weltwirtschaft, ergo der<br/>
Weltfinanzordnung steht.<br/>
Deine Analysen und Lösungsansätze zum Gesundheitswesen habe ich noch<br/>
nicht gelesen; ich nehme es mir für die nächste Zeit vor.<br/>
Zu Markt, Gewinn und Konkurrenz<br/>
Die wundersamen Wirkungen der Konkurrenz, die immer wieder beschworen<br/>
werden und die angeblich für ausgleichende Gerechtigkeit sorgen, sind<br/>
doch nur die halbe Wahrheit. Diese Ausgleichswirkung existiert nur,<br/>
solange auch gleiche Ausgangsbedingungen existieren. Aber die Konkurrenz<br/>
sorgt selbst auch für die Zerstörung dieser Gleichheit und führt<br/>
schließlich zur Konzentration der Vermögen. Daß z.B. lediglich sechs<br/>
große Konzerne den Weltgetreidemarkt beherrschen, ist ein Ergebnis der<br/>
Marktkonkurrenz. Daß diese Konzerne sich untereinander durch Konkurrenz<br/>
Schwierigkeiten machen werden, ist zwar nicht ausgeschlossen;<br/>
wahrscheinlicher ist aber eine Absprache zur Aufteilung des Weltmarktes.<br/>
Auch das ist nur ein Beispiel zur Illustration der heutigen Situation.<br/>
Für jeden andren Bereich der Weltwirtschaft kann man gleiches<br/>
beobachten. Das sind die zwangsläufigen Folgen Marktwirtschaftlicher<br/>
Organisation, die Marx schon vor 150 Jahren erkannt und beschrieben hat.<br/>
Und es sind auch die Folgen einer Unterwerfung der Politik unter die<br/>
Marktgesetze. Wenn Du selbst schreibst: "Das funktioniert aber nur, weil<br/>
die Politik da massiv schützt und unterstützt. Also Verflechtung von<br/>
Interessen auch hier.", fragst Du Dich dann nicht, warum die Politik so<br/>
handelt und in wessen Interesse?<br/>
Es interessiert mich durchaus, was Du dazu noch zu sagen hast; ebenso<br/>
zum Thema Geld und Zins. Meine Abneigung bezieht sich nur auf<br/>
Mathematisierungen und Modellrechnungen, die schon auf falschen<br/>
Voraussetzungen aufbauen und deshalb etwas errechnen, was mit der<br/>
Realität nichts mehr zu tun hat. Aber es ist klar, daß auch darüber wohl<br/>
noch zu streiten ist.<br/>
Herzlichen Gruß an Dich und Mitlesende.<br/>
Jochen<br/>
_______________________________________________<br/>
Debatte-Grundeinkommen Mailingliste<br/>
JPBerlin - Politischer Provider<br/>
Debatte-Grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de<br/>
<a href="https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen" target="_blank">https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen</a></div>
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