<html><head></head><body><div style="font-family: Verdana;font-size: 12.0px;"><div>Hallo,</div>

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<div>kurzer Überblick über eine recht lange und dennoch verkürzte und unvollendete Mail:</div>

<div>1. Aktuell: @Arfst zur Reinheit der Konsumsteuern</div>

<div>2. Aktuell: @Andreas S. zum Einsickern der Krise in die Eliten</div>

<div>3. Ende November begonnen und unvollendet geblieben: zu Arfst Innerseelischem und Ninas Zukunftswerkstatt</div>

<div>4. Ende November begonnen und unvollendet geblieben: zu Verenas Familienseelen, zur toten Arbeit bei Marx und zur Herausforderung des Versöhnungsbegriffs an das Vergangene</div>

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Lieber Arfst, okaydokay, war dann vielleicht nur ein Missverständnis. Ansonsten aber sage ich ja auch immer mal wieder, dass das bGE-Modell des BAG in/bei der LINKEN für mich ok ist, obwohl das nun wirklich gar kein Konsumsteuermodell darstellt. Ist also nicht so, dass ich in der Beziehung nicht durchaus zu Kompromissen bereit wäre. Wenn du es wirklich so gemeint hattest, dass niemand auf einem reinen Konsumsteuersystem als alternativlos besteht, dann habe ich da zumindest in Bezug auf mich auch keinen Einwand. Obgleich mir der Zug zur Vollautomatisierung andererseits doch sehr dringlich darauf hinauszulaufen scheint, dass die gesamte Konstitution des gesellschaftlichen Verhältnisses Wert und damit auch der Steuerbasis so langsam in eine völlig neue Epoche überzugehen scheint: Die Ware Arbeitskraft wird zunehmend entbehrlicher und der gesellschaftliche Reichtum zirkuliert tendenziell nur noch bei den Kapitalisten und den gerade noch so eben gebrauchten Funktionseliten und ansonsten vielleicht noch bei denen, die man für den Augenblick nicht allzu sehr vergrätzen möchte und bei den Teilen des internationalen Proletariats, das sich so billig verkauft, dass es sogar gegen die Automaten konkurrenzfähig bleibt. Ich hatte schon einmal die Befürchtung artikuliert, dass die Wahrheit des Neoliberalismus auch schlicht die Vernichtung der 97 % der Weltbevölkerung als überflüssig nach der einen oder anderen Revolution der KI-Forscher sein könnte. Daraus leitet sich bei mir noch am ehesten das Interesse an einem Konsumsteuersystem ab. Wenn ich den Gedanken völlig ernst nehmen würde und nicht nur als mögliche Befürchtung, dann wäre ich tatsächlich sehr verbindlich für ein reines Konsumsteuersystem. Politische Durchsetzungsfähigkeit scheint ja aber so, so oder so für die bGE-Idee leider auf absehbare Zeit kaum gegeben ... falls nicht irgendwas passiert, das dem Gesamtsystem einen ordentlichen Drive der grundlegenden Besinnung auf die Basis des Gemeinschaftlichen aufnötigt. Mein Gefühl ist, dass dieses "irgendwas" nicht so lange auf sich wird warten lassen, wie wir heute mutmaßen. Zudem ist mein Gefühl, dass dieses "irgendwas" vermutlich nicht so sehr etwas Angenehmes, sondern weit eher von der Gestalt sein wird, die NMA besingt: "They're waiting 'round here for something to happen. They won't really want it when it rolls out to greet them." (vgl. <a href="http://youtu.be/dk6dIs8o5ws" target="_blank">http://youtu.be/dk6dIs8o5ws</a> ) Insofern ich mich nicht nach gesellschaftlichen Katastrophen sehne, schon heute davon weitaus zu viele an der weltgesellschaftlichen Tagesordnung sehe, wäre für mich auch ein bGE à la BAG in/bei der Linken ok. Vielleicht sogar eine durch die Gesamtpartei-LINKE und mehr noch die grüne und sozialdemokratische Partei verwässerte Version im Rahmen einer ja vermutlich perspektivisch wegen des demographischen Wandels ohnehin unvermeidlichen rot-rot-grünen Koalition auf Bundesebene. Sofern zumindest der Sanktionsdruck von Hartz4 beseitigt werden würde, wäre ein bGE m. E. in jeder Form ein zumindest kleiner Fortschritt. Die agitatorische Kernfrage beim bGE scheint mir immer wieder zu sein: Wie macht man einer immer reicheren und immer produktiveren Gesellschaft klar, dass sie sich vor allem eines nicht mehr leisten kann: Die alte Gewohnheit der Versklavung von Mensch und Natur?</div>

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<div>2.<br/>
Lieber Andreas S., ich fand viele deiner Bemerkungen in den letzten Wochen interessant. Mir scheint, dass wir auf ziemlich ähnlichen Wellen reiten, was Pessimimus angeht. Auch wenn ich keine Zweifel daran habe, dass deine persönlichen Erfahrungen mit Leuten aus der zweiten deiner vier Gruppen (den gutsituierten Proletariern) dem gesellschaftlichen Schnitt dieser Gruppe entsprechen, möchte ich doch zumindest auch ein wenig Zweifel streuen, ob dem so bleiben können wird. Ich will's nur andeuten. Mir scheint, dass der gesamtpolitische Trend zumindest in Europa auf eine klarere Fronstellung hinausläuft: Die autoritären und liberalen Kräfte driften zunehmend in Richtung Krieg nach außen und nach innen zum Erhalt alter Kontrolle und Gewinn neuer Kontrollen. Die Propagandamaschinerie versucht das volksgemeinschaftlich zu verkleistern, aber die zivilgesellschaftlichen und im weitesten Sinne an einem friedlichen Miteinander füreinander orientierten Kräfte werden zunehmend dazu genötigt, dem brutalen Verlauf unserer aktuellen Geschichte entweder ins Auge zu blicken oder sich in den immer kleiner werdenden gesellschaftlichen Nischen zu verstecken. Insofern das nicht bloß interessenstheoretische Strömungen, sondern wesentlich sozialpsychologische sind, gärt es vermutlich viel tiefgreifender als wir alle so zur Kenntnis nehmen wollen in unseren Simulationen des schönen Scheins. Interessant finde ich z. B., dass das klare Votum der FDP für ein GE mit Arbeitszwang systemimmanent völlig vernünftig wäre, wenn die denn vom Arbeitszwang lassen könnten: Nicht nur immense Bürokratiekosten könnten entfallen, sondern auch diverse Absurditäten des bürgerlichen Rechts in der Sphäre der Armut könnten gelöst werden. Ich bin z. B. nicht nur Schuldner, sondern fast zeitgleich auch auf Grund eines Schmerzengeldtitels eines Richters Gläubiger geworden, lustiger Weise quantitativ im Prinzip in der selben Höhe. Das Leben will mich Dialektiker offenbar immer mal wieder mit Offensichtlichem foppen. Offensichtlich nämlich ist, dass ich keine Chance habe, meinen Titel jemals einzupfänden, weil's beim Schuldner genauso wenig zu holen gibt wie bei mir und das bei ihm aller Voraussicht nach auch bis zum Lebensende so bleiben wird. Ein bGE müsste m. E. schon deshalb zumindest ein paar hundert Euro oberhalb der Pfändungsgrenze liegen, damit das Rechtssystem auch bei den Armen überhaupt seine Funktionsweise entfalten kann. Würde ich mich jetzt auf den Standpunkt stellen, mich für ein Jahrzehnt mit Privatinsolvenz und meinetwegen über die Psychoschiene gegenüber der Hartz4-Drangsal aus dem System raus zu schießen, könnte ich über alle diese Dinge mit den Achseln zucken. Ich will das nicht, weil ich mich dafür zu gut ausgebildet fühle und der Gesellschaft irgendwie auch irgendwas geben möchte und außerdem auch zumindest was das Reisen angeht größere Konsumausgaben machen können möchte als heute. Was allerdings grundsätzlich durchaus auch aus den sozialen Hängematten heraus bewerkstelligt werden könnte. Aber, nö, die Karte kann ich immer noch spielen, wenn das System mich zu sehr zu ficken beginnen sollte. Momentan ist das alles noch hinreichend sleazy und ich sehe persönlich durchaus Entfaltungsmöglichkeiten. Was allerdings an gewissen Privilegien meines Milieus hängt. Wo diese Privilegien nicht gegeben sind, spricht eigentlich echt nichts dagegen, auf die gesamte Maschinerie zu scheißen und sich irgendwie durchzuschummeln: Mietnomadentum, Ausspielen der Ärzte gegen die Ämter, Futtern bei den Tafeln etc. Oder besser noch: Florida-Rolf in einem warmen Land mit hohen Wechselkursvorteilen. Je mehr die Perspektive der jungen Generationen jenseits der paar tarifgesicherten Arbeitssphären Richtung Prekarisierung verschlechtert wird, je mehr die Gesellschaft den jungen Leuten ein "Fick dich" entgegenschleudert, desto instabiler wird der gesamte Sozialstaat werden und der soziale Zusammenhalt ohnehin. Der Sozialstaat ist aus dem GG nicht rauszustreichen, zumindest fürs Erste nicht. Folgt, dass bis in die OECD hinein so langsam die Einsicht dämmert, dass der Liberalismus aus seiner eigenen Warte heraus mehr Probleme schafft als er löst. Klar, die Liberalen tun sich unendlich schwer mit dieser Einsicht, aber sie klopft und klopft an ihre Haustür und wird so lange klopfen, bis sie sie dann doch mal entnervt öffnen werden. Die Wohlfahrtsverbände und sozialpsychologischen Institutionen dürften das schon mindestens seit einem Jahrzehnt mehr als klar haben. Ich will mir gar nicht ausmalen, was die Richter an den Sozialgerichten (die also in deine zweite Gruppe fallen) insgeheim über die Hartz4-Gesetzgebung denken: Eine Flutung ihres Arbeitsplatzes mit Aktenbergen voller Peanuts.</div>

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Tja, man weiß es immer nicht so wirklich. Wenn ich daran zurück denke, wie ich meine Kommilitonen in den zwei Semestern, die ich WiWi an der Bremer Uni studierte, so wahrgenommen habe, steht zu befürchten, dass die nächsten Generationen der gesellschaftlichen Funktionseliten vielleicht noch schlimmer ticken als die derzeitigen. Dass die Bremer Uni als eine rote Kaderschmiede verschrien wurde, war vermutlich schon in den 80ern grober Unfug, in den 90ern und 00ern aber nun wirklich lange Geschichte. Dennoch gab's bei den WiWi-Lehrenden noch den einen oder anderen dezenten Marxisten, es gab grüne Ideen von Emissionshandel und dergleichen, und der linkssozialdemokratische Rudolf Hickel ist da noch heute ziemlich wichtig. Die Studierenden schienen aber nur eins zu wollen: Hinein in die gutbezahlten Jobs, die ein BWL-Studium aufschließt. Gesamtgesellschaftliche Verantwortung? Wat'n dat'n? War zumindest meine Wahrnehmung meiner Kommilitonen. Bleibt nur zu hoffen, dass das Leben sie eines Besseren belehrt. Ich, der ich nun wirklich schon zu Schulzeiten nur noch interessiert war an tiefroten und freigeistigen Bildungsinhalten, musste mir quer durch alle Studiengänge sehr mühsam die spärlichen Reste mit der Lupe zusammensuchen, die von der roten Kaderschmiede übrig geblieben waren. Trostlos alles in allem. <br/>
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Wenn man denn an die Zukunft der parlamentarischen Demokratie in Deutschland und Europa glaubt, was wir beide, lieber Andreas, vermutlich nur eingeschränkt tun, dann dürfte zumindest mit Blick auf das demographische Wahlverhalten (vgl. z. B. <a href="https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressekonferenzen/2014/Wahlstat/Statement_Egeler_ReprWStat_PDF.pdf?__blob=publicationFile" target="_blank">https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressekonferenzen/2014/Wahlstat/Statement_Egeler_ReprWStat_PDF.pdf?__blob=publicationFile</a> ) klar sein, dass in spätestens ein bis zwei Jahrzehnten die heute so wichtigen Massenparteien ein massives Problem bekommen werden. Ich frage mich, ob das den nachwachsenden Funktionären in diesen Parteien eigentlich klar ist: Wenn sie nicht endlich mal ernsthaft über eine Politik für die Bevölkerung nachzugrübeln beginnen, dann wird die Zahl der Posten, auf die sich heute kalkulieren lässt, in der Sonne zerschmelzen wie Eis. Allein das könnte ein ziemlich gutes Argument für parteiinterne Auseinandersetzungen für ein sinnvolles bGE abgeben: Ein bGE könnte den Glauben der jüngeren Wählerschaft an die repräsentative Demokratie überhaupt und die heute noch halbwegs großen Parteien im Besonderen eventuell wieder ein wenig beleben. Vielleicht ist der Zug dafür aber auch schon abgefahren. Außer für die Grünen und die LINKEN gibt's für keine derzeitige Bundestagspartei irgendwas außer Niedergang in der Zukunft zu erhoffen. Tja, wie der große Bob Marley so weise sagt: You can fool some people sometimes, but you can't fool all the people all the time (vgl. <a href="http://youtu.be/q7iXcKKpdx0" target="_blank">http://youtu.be/q7iXcKKpdx0</a> ). Übrigens nicht der geringste Grund, warum ich hier hin und wieder auf Freuds Reflexionen zu Vatermord und Brüderhorde hinweise: Ich habe nichts gegen alte Leute, wohl aber gegen die herrschende Gerontokratie. Sie hat vermutlich kaum im Ernst einen Plan, in was für eine Welt die jungen Deutschen heute hineinwachsen. Scheint mir jedenfalls so zu sein.</div>

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<div>So oder so behält Heraklit recht: Alles fließt. Das wird unmöglich so bleiben, wie sich's gerade darstellt. Unmöglich. Möglich aber, dass es alles noch ein gutes Stück mehr vor die Hunde geht als ohnehin schon. Was ich ernstlich bekümmerlich finde, ist die Dummheit der Mittelschicht. Da, wo das Kapital sich nicht mehr über Wertproduktion auszudehnen fähig ist (und das wird halt wegen des tendenziellen Falls der Profitrate ohnehin und bei zunehmender Abstinenz von Arbeit durch zunehmende Automatisierung erst recht immer schwieriger und durch den Kreditblasen-Zugriff seit Reagan auf eine fiktive zukünftige Wertproduktion völlig unmöglich zumindest im Westen), sondern durch Verdrängung oder Vernichtung der Konkurrenz, werden die globalen Mittelschichten Verhandlungsmasse. Klar, der Pöbel war dem Kapital immer egal und der Mittelschicht letztlich genauso. Aber um die Verelendung des deutschen und europäischen Pöbels geht es heute überhaupt nicht. Das ist längst gelaufen, wenn auch auf einem Produktivitäts- und Sicherheitsniveau, das diese Verelendung noch halbwegs human gegenüber den Verelendungen in der zweiten und dritten Welt erscheinen lässt. Sondern es geht um die Verelendung der Mittelschichten, um die Habhaftwerdung ihres kleinbürgerlichen Eigentums und ihrer demokratischen Verfahrensweisen durch das Kapital. Das Kapital, wo es nicht einfach bloß blindes automatisches Subjekt ist, denkt in historischen Dimensionen. Was sind ein paar Jahrzehnte? Hauptsache der Output stimmt: Mehr Kontrolle fürs eigene Kapital bzw. eigene nationale Militär, weniger Freiräume für alle anderen. Es gibt zwar auch immer so viele Gegentendenzen, nicht zuletzt vermutlich deutlich humanistische Fraktionen bei bestimmten Einzelkapitalen und bestimmten Staatsbürokraten, aber mich wundert dann doch immer wieder, dass diese klare Tendenz seit spätestens der Wende '89 irgendwie niemand in den Mittelschichten zu sehen scheinen möchte. Vermutlich liegt's daran, dass in Europa irgendwie niemand mehr Armut ernst nehmen kann, selbst die Armen nicht. Fährt man durch ein beliebiges spanisches Feriennest, sieht man die irrwitzigen Bauruinen der letzten Immobilienblase. Das System ist so irrwitzig produktiv, da erscheint einem selbst der eigene Hunger irgendwie als surreal ...</div>

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Naja, keine Ahnung, mir scheint eh, dass die alten marxistischen Werttheorien an ihr historisches Ende stoßen. Worüber wir uns wohl wirklich einen Kopf machen müssten, wäre die Frage, was die Virtualisierung von Arbeit und Wertträgern eigentlich mit dem Gesamtfetisch macht. Körperliche Arbeit stirbt aus, geistige und soziale Arbeit bleibt aber immer nur tendenziell integriert. Der Dingcharakter des Werts bei Marx wurde schon mit der Dienstleistungsgesellschaft irgendwie sehr rätselhaft. Mit den Copyright-Debatten der Internet-Freelancer und dem Aufstieg der Internetgiganten wird er noch rätselhafter. Auch wenn von der materiellen Gebundenheit (Futter, Rohstoffe, Militärdrohnen) kein gänzliches Loskommen ist, wird sie für die Integration der Arbeit in der Masse zunehmend unerheblich. Mir scheint, dass wir auf dem Sprung sind, nicht nur das automatische Subjekt stofflich zu sich selbst kommen zu lassen, sondern auch den Wertfetisch, der rein betrachtet nichts als die psychosoziale Substanz ist, die beispielsweise in Klickzahlen im Netz oder in Maßtheorien der PR-Abteilungen gemessen wird. Armut und Versklavung ist global eigentlich nur noch der Borniertheit derjenigen zu verdanken, die einfach keine Egalität, sondern Ego-Macht wollen. Die Produktivkapazitäten hätten damit überhaupt kein Problem. Das ist ja quasi unsere Kernthese, wenn wir für ein bGE streiten: Da ist überhaupt keine Notwendigkeit mehr zum Arbeitszwang. Stellen wir uns vor, dass die BRICS-Staaten auf die Empfindlichkeiten des Westens scheißen und sich beispielsweise mit echtem Elan vornehmen, Afrika grün zu industrialisieren, dann würde es wohl kaum zwei, drei Jahrzehnte dauern müssen, bis der Westen nicht einmal mehr gegen das Armenhaus der Welt konkurrenzfähig wäre. Von daher scheint mir ohnehin, dass unser Kernproblem nicht so sehr auf der Ebene der Versklavung der Arbeitenden liegt, sondern auf der Ebene des Umgangs mit dem Ökosystem. Da ist die bGE-Idee tendenziell erstmal ziemlich gleichgültig gegenüber. Weshalb ich das Nachdenken über ökologisch grundierte Luxuskonsumsteuern für fast das dringlichere Anliegen halte.</div>

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Naja, hm, habe mich etwas verlaufen. Wollte ja eigentlich nur dafür plädieren, den Krisendruck auch auf die Kapitalisten und ihre Funktionseliten nicht zu unterschätzen. Was ich mich ja wirklich frage, ist, ob's nicht das eine oder andere Kapitalistenkindlein in der Welt gibt, das einen Begriff von gesellschaftlicher Freiheit in Herz und Kopf trägt, von dem ich nicht einmal zu träumen wage. Kann doch nicht sein, dass die Kapitalistenjugend wenigstens in Teilen heute nicht dasselbe Problem mit dem Reichtum ihrer Eltern hat wie etwa Friedrich Engels ...<br/>
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[Einleitung zu 3. und 4.]</div>

<div>Obgleich ich vor allem ganz andere Dinge um die Ohren, ganz andere Foki hatte, habe ich die letzten Wochen an ausführlicheren Texten für den Verteiler gearbeitet. Die kriege ich gerade aber einerseits eh inhaltlich nicht rund, andererseits ist gerade mal wieder für mich sehr klar, dass der Verteiler unnötig Kapazitäten bei mir zieht und mich von Dingen abhält, die wichtiger sind. Kompromiss für mich ist dann wieder der Mut zur Brüchigkeit. Ich kopiere mal eine selbstzensierte Variante dessen rein, was ich geschrieben habe, gekürzt vor allem um die Sachen, die ich gerade nicht rund genug bekomme und die ohnehin vielleicht zu arg in Richtung offtopic gehen. Ansonsten nehme ich mir mal wieder vor, mich mindestens für ein längeres Weilchen wieder rauszuziehen. Daher wünsche ich euch mal ein in Jesus gesegnetes Weihnachten und a very happy new year (vgl. <a href="http://www.youtube.com/watch?v=z8Vfp48laS8" target="_blank">www.youtube.com/watch?v=z8Vfp48laS8</a> ).</div>

<div>Ansonsten sind die Passagen in [eckigen Klammern] im Folgenden Anmerkungen aus der Aktualität meines Schreibens, um den unvollendeten Text wenigstens so a bissl noch zu runden.</div>

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3.</div>

<div>Hallo,<br/>
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interessant fand ich an den letzten November-Beiträgen im Verteiler vor allem zwei Bemerkungen. Du, liebe Nina, hast quasi im Namen unserer Regierungschefin zur Zukunftswerkstatt aufgerufen. Und du, lieber Arfst, hast das Adjektiv innerseelisch stark gemacht. Da m. E. das Seelische schwerer als die Zukunft wiegt, weil das Seelische auch in Vergangenheit und Gegenwart und vermutlich sogar in die Transzendenz von jeglicher vierten Dimension hineinreicht, möchte ich darüber zuerst meditieren. [... und da das schon nicht zu Ende geführt wurde, kommt in Sachen Zukunftswerkstatt nur ein sehr kleiner Happen in eckigen Klammern ...]<br/>
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Ich habe hier und da das Adjektiv sozialpsychologisch stark gemacht, würde aber behaupten wollen, dass dein innerseelisch, lieber Arfst, vielleicht der bessere Begriff für zumindest die individuelle Gestalt ungefähr desselben Geschehens ist. Die inhaltliche Ähnlichkeit und etwaige Nuancenverschiebungen zwischen den Begriffen Psyche und Seele kann man sich z. B. bei Wikipedia vergegenwärtigen, wobei mir der Begriff Atman als ein starkes Verbindungsglied auffiel. Durch die szientistische Tradition der verschiedenen psychologischen Schulen scheint mir die wesentliche Nuancenverschiebung zwischen den Begriffen Psyche und Seele heute vor allem in der tendenziellen Festlegung für eine Medaillen-Seite im geschichtlich gewonnenen Bewusstsein von Unfreiheit und Freiheit zu liegen. Verspricht die Wissenschaft sich und der Welt Beherrschbarkeit durch ein mit der Forschungsfreiheit mühsam errungenes Naturverständnis mit pragmatischem Output, so ist sie einerseits durch ihren Methoden- und Wissenszwang sowie ihre institutionellen Regulierungsfunktionen unmittelbar eine Agentur der Unfreiheit, andererseits durch ihre Tendenz, Wahrheit dort zu behaupten, wo kaum viel mehr als eine Vielzahl von Thesen und mehr oder weniger gut begründeten Meinungen vorliegt, also als Ideologieagentur. Man kann sich das vielleicht leicht am Begriff der Ärzte als Halbgötter in Weiß vergegenwärtigen: Götter sind sie in ihren promethischen Gaben, früher Unheilbares heute mit dem Zauber der medizinischen Maschinerie und leichter Hand wegzuschnippen, gleichwohl sind sie aber auch Sklaven der pharmazeutischen und Geräteindustrie, die so viel Kapital bewegt, dass man jede noch so gute doppelblinde Studie vor aller sachlichen Prüfung immer auch einfach schon deshalb anzweifeln kann, weil man gegenüber allem Kapital stets den Generalverdacht der Korruption geltend machen kann, ja muss. Wo die Aura des Wahren sich heute durch Wissenschaft den Heiligenschein aufsetzt, tanzen auch immer schon die Aasfresser der Hölle. Jede positivistische Wissenschaft, die nicht radikal auf ihre Beschränktheit und damit auf ihr letztliches Nichtwissen reflektiert, verdient den Begriff der Wissenschaft m. E. nicht, sondern bloß den der Ideologiemaschinerie. Der starke sozialphilosophische Zug in den pschologischen Disziplinen war seit mindestens Freud und dann nochmal stark gepusht durch die Hippie- und Esobewegungen der 60er, 70er und vielleicht noch 80er ein leitendes Erkenntnisinteresse dieses Teils der Akademie, das derzeit mit den bildgebenden Verfahren von MRT und anderen Hightech-Spielereien weitgehend abgewickelt zu werden droht. Biologie und Psychiatrie betreiben mit Hilfe der Physiker ein restauratives rollback im Verständnis des Seelischen. Weil wir Sokrates-Schüler uns ja immer darüber freuen können, wenn die Positivisten innerhalb ihrer strengen Denk- und Empiriegehäuse auch mal zu der basalen Erkenntnis durchdringen, dass alles menschliche Verständnis in einem Meer des Unverständnis ganz so schwimmt wie nach Freuds Bild das Ich im Es, will ich mal auf etwas hinweisen, das mir sehr klar machte, wie wenig man der medizinwissenschaftlichen Forschung eigentlich glauben schenken darf. Ich hätte da, falls jemand Lust und leichten Zugang hat, eine Bitte zur Literaturrecherche, weil mein Gedächtnis nicht mehr die genaue Prozentzahl erinnert und diese Zahl mit dem Erzählen und Erzählen dieser Information vermutlich immer größer und größer geworden ist, derzeit bei maximal 25 % liegt, in Wirklichkeit aber vermutlich von einem einstelligen Prozentwert ihren Ausgang nahm. Dieser Ausgang lag in einer etwa hundertseitigen Spezialausgabe zur Multiplen Sklerose DER neurologischen Fachzeitung Neurology, die ich vage auf 2002 datieren würde, etwas sicherer auf die erste Hälfte der Nuller-Jahre. Vielleicht kann das ja mal jemand mit Bibliothekszugriff aufs Neurology-Archiv netterweise für mich gegenrecherchieren. Vermutlich im ersten Aufsatz, vielleicht aber auch in der Einleitung oder dem zweiten Aufsatz wird sinngemäß folgender Wissensstand der Forschung rekapituliert: Von allen im menschlichen Gehirn anwesenden chemischen Verbindungen sind x < 25 % überhaupt erst ihrer molekularen Struktur, also ihrer chemischen Grundbauweise nach analysiert. Von den vielseitigen Formen der Biointeraktivität chemischer Moleküle ganz zu schweigen. Über Quantenphysik macht sich die Biologie m. W. ja noch gar keine echte Vorstellung. Wie bodenlos der Mikrokosmos sein mag, bleibt durch Heisenberg eh erst mal verstellt. Mit anderen Worten: Soviel die Neurologen über ihren Erkenntnisgegenstand zu wissen meinen, im Kern wissen sie letztlich gar nichts. Sie verstehen nicht das Gesamtsystem, sondern tasten sich in Popperscher Manier bestenfalls asymptotisch an die weit entfernte Wahrheit heran. Dass dem so ist, weiß beispielsweise jede MS-Patientin im Fachgespräch mit ihren Ärzten an der eigenen Gebrechlichkeit und der tendenziellen Ratlosigkeit der Mediziner. Dennoch trumpfen Neurowissenschaftler wie Gerhard Roth massenmedial mit so banalen Erkenntnissen auf wie der, dass das Gehirn unser Bewusstsein überhaupt erst produziere, und legitimieren damit beispielsweise an der Bremer Uni die systematische Forschungsfolter an Makaken, die quantitativ freilich ein Witzchen gegen den Verschleiß der medizinischen Forschung an Mäuseleben ist. Ich neige seit einigen Jahren zum Veganismus, bin aber von Konsequenz da weit entfernt, finde kein richtiges Essen im falschen. Weil ich an die Kraft der Aufklärung glaube, scheint mir die Quälerei und Tötung von Tieren zu wissenschaftlichen Forschungszwecken ethisch vertretbarerer als zum eigentlich unnötigen Zweck des sich-die-Finger-nach-totem-Tier-Abschleckens unserer industriellen Tiermast. In gewisser Weise bleibt es sich aber alles gleich: Der anthopologische Dünkel geht mit einem weit größeren Selbstverständnis über Tierleichen als er mit einem immer noch bemerkenswerten Selbstverständnis über Menschenleichen geht. Auschwitz mit einer modernen Schweinemastanlage zu vergleichen, finde ich schon wegen Marx' kategorischem Imperativ ein No Go, aber mir kann auch niemand ausreden, dass das Tieretöten und das Menschentöten nicht in irgendeiner psychologischen Weise eng miteinander verwandt bleiben. Ob an den Makaken tatsächlich irgendwas Wichtiges gelernt wird oder nicht, als Grundlagenforschung tasten sowohl bildgebende Verfahren von Hirnaktivitäten als auch das Sezieren toten Hirns nach kausalen Zusammenhängen, die schon im Rahmen der klassischen Naturwissenschaften so hochgradig unverstanden sind, dass jedem "Wow, was können wir jetzt alles machen" ein nüchternes "Tja, wow, und was alles nicht" entgegengehalten werden kann. Wird der sozialpsychologische Zweig der Psycho-Wissenschaften in der großen Tendenz durch harte Gerätewissenschaft mit wolkigen Messdaten verdrängt, so ist das wissenschaftsgeschichtlich m. E. eher ein Rück- als ein Fortschritt. Zumal die Sozialpsychologie noch immer so viele Probleme hat, dass daran zu arbeiten für die gesamte Gesellschaft eigentlich lohnenswert wäre.<br/>
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Ist also der Begriff der Psyche durch seine wissenschaftliche Inbeschlagnahme zumindest tendenziell eher dem Reich der Unfreiheit zuzuschlagen, bleibt der Begriff der Seele zumindest tendenziell eher auf der Seite der Freiheit. Etwas zutiefst Persönliches, am ehesten durch die menschliche Poesie beschrieben und vielleicht von vielen theologischen Strömungen zu annektieren versucht, aber doch stets zu unscharf, um ihn gänzlich einfangen zu können. Ich meine, dass auch in sozialpsychologischen Erkenntnissen das Bewusstsein von Freiheit mitschwingt, begrifflich der Übergang von sozialpsychologisch zu sozial-seelisch uns aber auch von dem ganzen Ballast befreit, fremde Erkenntnisse wichtiger nehmen zu sollen als die ureigenen. Finde ich also wirklich gut, lieber Arfst, dass du ihn ins Spiel gebracht hast.</div>

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<p style="margin-bottom: 0.0cm;">Mit meinen Ausführungen zur Zahlenmystik der 3 im Hinterkopf will ich das Innerseelische aber sprachlich etwas in die Welt hinaus aufblähen. In meiner letzten Mail [... unterdessen wohl eher dritt- oder viertletzten ...] hatte ich die Behauptung rausgehauen, dass die kleinen Leute, die nicht mehr ans Miteinander füreinander glauben können, welt-, fremd- oder autoaggressiv werden. Ich bin mir unsicher, ob sich das nicht für alle Leute verallgemeinern ließe. Weltaggressiv ist vermutlich ein Neologismus. Um's zu veranschaulichen: Ich habe dabei gerade als erstes den anarchischen Müllstreifen um jede Autobahn herum im Kopf. Mutter Natur Plastikmüll an die Stirn zu werfen, hat schon etwas ziemlich Weltaggressives. So wie der Autobahnbau und die fossile Automobilität aber ja ohnehin auch schon. Der Phänomene sind einfach unzählige: Raus mit dem Frust über die Welt in die Welt, gleichgültig wie, sei es im Amoklauf, einem cholerischen Anfall oder im passiv-aggressiven Verhalten in den Weltverkehrsordnungen. Keine Ahnung, wie sehr wir uns wirklich faktisch darauf einlassen können, die Welt als AllEines zu begreifen. Gehe ich aus dem solipsistischen Monismus ins Trippel, wird aus dem Innerseelischen auf jeden Fall erstmal auch ein Außerseelisches und Weltseelisches, das in jedem Innerseelischen m. E. mitschwingt. Das folgt für mich aus der hier und da angedeuteten Bedeutung der immanenten Kritik: Einzelnes und Welt sind nicht getrennt, sondern fließen in- und durcheinander. Atman hat nicht zufällig seine Wortbedeutung vom Atmen: ein- und ausatmen machen uns sekündlich zu einem aktiven Teil der Atmosphäre. Absolute Isolierung ist so absurd wie Monks Grinsen im sterilen Reinraum: Nach einem Moment der Erleichterung müsste ihm eigentlich klar werden, dass auch der Reinraum nicht rein ist. Purity is a lie (vgl. <a href="http://youtu.be/Hd0RHvFNPqA" target="_blank">http://youtu.be/Hd0RHvFNPqA</a> ). Politökonomisch ist das ohnehnin banal: Wir sind weitaus mehr Weltmarkt als Individuen. Das Individuum ist ohnehin tendenziell eine bürgerliche Idee und war vorher höchstens für die oberen Zehntausend eine Psycho-Realität. Heute trampelt jeder Spacko als Touri in plumper Arroganz über unverstandene und fremde Biotope und fühlt sich als Teil der Weltgesellschaft selbstverständlich zur Herrschaft über die Welt berufen und zur Einzigartigkeit, die durchs bürgerliche Recht geschützt wird. Daher würde ich dich ergänzen wollen, lieber Arfst: Unser Problem ist nicht bloß ein innerseelisches, sondern auch ein außerseelisches, sozial-seelisches, letztlich weltseelisches. Ich habe die Intuition, dass die Weltseele reif ist, die Menschheit über ein paar holprigere Klippen zu manövrieren. Das ist jedenfalls dringend nötig. Die Alternative wäre halt, sie als Ganze bald fallenzulassen. Fände ich angesichts des Zustands der heutigen Menschheit jetzt auch nicht so besonders schade, bin ich aber als humanistischer Mensch auch gegen.</p>

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[... zensierte Passage über das Ozeanische in Luzifers verkohlten Tränenkanälen ...]</div>

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<div>Mehr im Vorbeigehen möchte ich auf etwas hinweisen, das m. E. sehr viel Beachtung verdient hat, für mich jedenfalls seit ein bis zwei Jahrzehnten bewusstes und noch viel länger unbewusstes Thema ist: Ein Ego-All-Spiegel der Liebesproblematik. Die für mich persönlich bedeutsamste Passage im Werk Adornos ist die erste Meditation zur Metaphysik im dritten Teil seiner Negativen Dialektik. Einerseits formuliert Adorno hier auf distanziert-unpersönliche Weise eine sehr persönliche Erfahrung, einen krassen Traum, was in seinem sachlich-theoretischen Werk in der Form ziemlich einzigartig ist. Andererseits wird das Leitthema meines Papas angekickt, die Ataraxie, mein Leitthema, die Empfindung von unzulänglicher Zentriertheit in diesem Leben, vom Nebensichstehen und eigentlich-gar-nicht-wirklich-Teil-dieser-Welt-Seins, und das Leitthema meiner Mama: Nächstenliebe bleibt Aufgabe und schwierig bis unmöglich. Nur auf letztes will ich eingehen und es dann mit Quellenhilfe ins Ego spiegeln: "Wohl sind die Menschen ausnahmslos unterm Bann, keiner zur Liebe schon fähig, und darum meint ein jeder sich zu wenig geliebt." (Adorno, GS6, S. 356) Der Dialektiker Adorno bewegt sich quasi in die Allperspektive, die bei den Dialektikern gerne Totalität genannt wird, und gewinnt dadurch einen Blick auf die Verhältnisse zwischen den Egos: Mangel an Liebe gedeiht in Wechselseitigkeit und ist verhängt vom Bann. Der Bann ist m. E. bei Adorno in erster Linie eine Chiffre für die kapitalistische Bestie, meinetwegen auch für die 8.000 Jahre patriachale Kultur von Jochen, lässt sich aber auch theologisch deuten meinetwegen als Erbsündenproblematik. Die nach einem frühen Song von Lennard Cohen benannte Band Sisters of Mercy formuliert m. E. exakt denselben Gedanken aus der innerseelischen Binnenperspektive des Ego, egozentrisch wie das Ego nun mal ist als Forderung und Verlangen: "And I need all the love I can get / And I need all the love that I can't get to [oder auch: too]" (vgl. <a href="http://youtu.be/FIULR5NbBss" target="_blank">http://youtu.be/FIULR5NbBss</a> ) Weniger als Aufgabe, wie es meine Mama fast stets empfunden hat und wie Jesus es uns nahelegt. Ich hatte schonmal gesagt, dass mir etwas Besseres, als um die Ausschüttung von mehr Liebe zu beten, echt nicht einfällt. Ego1 und Ego2 und all die anderen Egos sind in der spirituellen Pflicht, in der beschränkten Fähigkeit, im verzweifelten Drang zur Liebe, klar. Aber sie kriegen es innerhalb ihres Egos ganz offensichtlich nicht ausreichend hin, selbst nicht mit kulturalistischen Normen im Nacken wie den Geboten Jesu. Sondern höchstens als Ausnahmen oder in Ausnahmesituationen. Von daher hätte ich da gerne Energiestoff aus dem Weltseelischen für die Energetisierung des Innerseelischen. Please. Amen.</div>

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<div>[... zensierte Passage über das Ozeanische in Luzifers verkohlten Tränenkanälen, die offenbar von der Glut in den Kanälen verdampft und daher als nicht in den Augenblick passend zensiert wurde ...] <br/>
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<div>[Ok, wenigstens eine kurze Skizze dessen, was mir vorschwebte zu Ninas Aufforderung zur Zukunftswerkstatt im Namen unserer Bundeskanzlerin. Ich hatte schon einmal gesagt, dass die C-Parteien mir jeden Glauben an eine gute Christenheit schon vor meiner Pubertät gründlich zerschlagen haben. In meiner atheistischen Phase konnte ich gegenüber diesem Spinnertum der Cs gleichgültig sein. Insofern ich mich seit einem halben Jahrzehnt der spirituellen Erweckung aber auch und unter anderem wieder als Evangele mit meinem persönlichen Verhältnis zum christlichen Gott empfinden kann, als Jesus-Fan, kann ich das heute noch ganz anders drehen: Die C-Parteien sind eines der mächtigsten Zeugnisse der dämonischen Kräfte im deutschen Christentum, ähnlich wie das Zölibat vor allem homophile Kinderficker ausdünstet. Individuen hassen zu können, blieb in meinem Leben eine sehr seltene und flüchtige Ausnahme. Selbst dann habe ich sie meistens eher als Repräsentanten größerer Zusammenhänge gehasst. Fetische, Ideologien, Organisationen, strukturelle Gewalt aber habe ich durchaus häufig und inbrünstig gehasst. Mein Hass erzählt mir etwas über die Wahrheit von Marx' Charaktermaskenbegriff: Er geht auf Funktionen im Getriebe, nicht auf die Menschen, die diese Funktionen einnehmen. Kaum eine deutsche Organisation habe ich so lange und tiefgreifend gehasst wie die C-Parteien. Diese Bemerkung scheint mir als Prolog unentbehrlich, wenn ich denn quasi vermittelt über Nina mir jetzt vorstelle, ich würde in Zukunftswerkstatt-Klausur für jemanden gehen, den ich wohl dank früher Ungnade deutscher Geburt zärtlich "meine" Bundeskanzlerin nennen darf. Ansonsten stelle ich mir zu Hilfszwecken vor, Farin Urlaub und Angela Merkel hätten Körper und Seele getauscht, um mir überhaupt vorstellen zu können, dass da irgendwas von meinem Denken durchdringen könnte. Ad hoc fällt mir unter allen mehr oder weniger bekannten lebenden Deutschen zumindest niemand Besseres als Farin Urlaub für die Rolle der Bundeskanzlerin ein.</div>

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<div>Ich hätte einen relativ simplen, aber tiefgreifenden ersten Vorschlag im Rahmen so einer Zukunftswerkstatt: Rückbesinnung auf die Gebote des Christentums stünden den C-Parteien insbesondere in Regierungsverantwortung nicht schlecht zu Gesicht. Da ich nicht den Eindruck habe, dass irgendwer in den höheren Funktionsetagen der C-Parteien jemals mit einem offenen Herzen die Gebote Jesu zur Kenntnis genommen hat, überhaupt auch nur eine vage Ahnung hätte, worum's bei denen geht, müssen wir historisch aber wohl erstmal tiefer graben und beim mosaischen Dekalog (vgl. <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Zehn_Gebote" target="_blank">http://de.wikipedia.org/wiki/Zehn_Gebote</a> ) beginnen. Es dürfte wohl seit ww2 kein einziger Tag vergangen sein, an dem nicht jedes der zehn Gebote durch Leute gebrochen worden ist, die sich in den C-Parteien organisieren bzw. organisisert haben. Das folgt schon nach statistischen Gründen aus der schieren Größe dieser Organisationen, ließe sich aber selbstverständlich auch sehr haarklein an den politischen und bürokratischen Entscheidungen der C-Parteien-Funktionäre nachweisen, wenn auch bei denen vielleicht nicht für jeden einzelnen Tag seit ww2.</div>

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<div>Jetzt gleich alle 10 Gebote auf einmal in Angriff zu nehmen, dürfte ein wenig überfordernd sein. Fangen wir, meine liebe Bundeskanzlerin, also doch einfach z. B. mal mit dem neunten, dem Falschzeugnisverbot an. Wie wär's: Nutz' doch einfach mal deine baldige Neujahrsansprache mit aller dir zur Verfügung stehenden Autorität, um der deutschen Gesellschaft zu sagen: "Ab jetzt fangen wir an, unsere Heuchelei anzugehen. Ich fordere jede Deutsche und jeden Deutschen auf, die Wahrheit auch dann auszusprechen, wenn sie schmerzhaft, karrierehindernd oder gar verboten ist. Die Zeit dafür ist hier und jetzt und reif. Wir werden 2015 aufhören, uns anzulügen, uns gegenseitig anzulügen, uns selbst anzulügen, uns in den institutionalisierten Lügengeflechten unserer Gesellschaft weiter bequem einzunisten." Konkret könnte meine liebe Bundeskanzlerin, die ja des Russischen mächtig ist wie Putin des Deutschen, sich mal einen Tag in den öffentlich-rechtlichen Sendern Zeit nehmen, um unseren russischsprachigen MitbürgerInnen auf Russisch zu erläutern, warum wir eigentlich Mütterchen Russland seit der Wende so liebend gerne ficken und weiter ficken wollen und was das mit Uncle Sam zu tun hat.</div>

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<div>Ansonsten aber ist das Thema von immensem demokratietheoretischen Interesse. Ein wesentlicher Grund, warum die westlichen Demokratien nur dem Schein nach solche sind, ist die Geheimniskrämerei der geheimen Dienste. Akten werden, wenn sie nicht eh geschreddert worden sind, erst Jahrzehnte später veröffentlicht, wenn überhaupt. Wie aber zum Teufel soll man wissen, welche Partei man wählen kann, wenn die staatlichen geheimen Dienste und ihre Verstrickungen mit den regierenden Parteien nicht offengelegt werden? Das ist komplett heuchlerisch. Wenn der Souverän nichts über die eigentliche Funktionsweise seiner Souveränität wissen darf, dann ist er halt kein Souverän, sondern bloß eine Voodoo-Puppe für die warmen Gedanken der Zivilgesellschaftstheoretiker. Das beliebte Gegenargument gegen die sofortige Offenlegung aller politischen, juristischen und bürokratischen Akte des Staats gegenüber dem Souverän, also der Bevölkerung, dass der Feind ja mithören würde und die Sicherheitsrisiken gigantische wären, zieht null. Für fortgeschrittene Christen ließe sich auf Jesu Feindesliebe hinweisen, um das zu entkräften. Für die in den Anfangslektionen hängen gebliebenen C-Parteien aber kann man's auch nüchterner klar ziehen: Die mächtigsten Feinde Deutschlands sind in Form von Doppel-, Trippel, n-tel-Agenten und besttrainierte Hacker-Banden sehr gewiss besser über jede gewichtige Entscheidung der deutschen Bürokratie informiert als es die deutsche Bevölkerung je sein wird. Das ist alles so lächerlich, wenn man drüber nachdenkt. Es läuft schlicht darauf hinaus: Die permanente Lüge der Geheimniskrämer will die Absicherung einer unsichtbar bleiben sollenden Herrschaft. Warum soll die unsichtbar bleiben? Um nicht über die anderen neun Gebote andauernd meditieren zu müssen?</div>

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<div>Naja, wäre erstmal so mein erster ad-hoc-Vorschlag für die Zukunftswerkstatt, liebe Nina.]</div>

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<div>4. [ursprünglicher Mail-Betreff: November spawned a monster in the shape of this child]</div>

<div>Hallo,</div>

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<p style="margin-bottom: 0.0cm;">als Rekapitulation der im November gelaufenen Debattenbeiträge würde ich für mich mal zwei Dinge festhalten wollen:<br/>
1. Mir scheint, dass wir Götz Werners Aussage spezifiziert haben, wonach die Leute, die ein bGE nicht wollen, schon einen Grund finden werden. Da wir ja ziemlich unterschiedlichen sozialen, theoretischen, spirituellen und weißdergeierigen Traditionen entstammen, finde ich es immerhin bemerkenswert, dass uns ein bGE unmittelbar humanistisch erscheint. Das mag wiederum nur meine Sicht sein, aber vielleicht könnt ihr zumindest sehen, dass das ein Feld war, auf dem wir im November ackerten. Wer weiß, was für Vögel das nähren wird, die der Herr laut Bibel ja auch ohne Säen und Ernten tagtäglich beflügelt. Der Humanismus hat viele durchaus streitsüchtige Traditionen geprägt. Ich glaube ja eh nicht an Beweisfähigkeit im positivistischen Sinn. Jeder Flugzeugabsturz ist ein Gegenbeweis gegen die Möglichkeit des Fliegens - und ich liebe die Kanaren, wo ich noch nie ohne Flugzeug hingekommen bin. Ist es also nicht eigentlich beweisbar, so würde ich doch meinen, dass wir an der These gearbeitet haben, dass die bGE-Idee eine ist, die alle Humanisten zu einigen fähig sein mag. Daraus würde folgen, dass alle Gründe, die laut Werner die Gegner des bGEs schon finden werden, im Kern antihumanistisch sind, also menschenfeindlich. Ich finde das eine beachtenswerte Konkretion. Es macht einfach einen Unterschied, ob man mit jemandem diskutiert, weil man dessen Meinung verstehen möchte, oder ob man in der Entfaltung der Meinung eines anderen danach zu tasten versucht, wo die Inhumanität, die Menschenfeindlichkeit lauert. Insofern wir derzeit wohl kaum eine demokratische Mehrheit für's bGE haben, bleibt das Tasten nach der Inhumanität bei den bGE-Gegnern ein interessanter agitationsstrategischer Aspekt - würde ich denken. Ich meine, dass das Orakel zu Delphi in meinem Kopf dazu so etwas sagt wie: Erkenne dich selbst, menschliche Einheit von Menschlichkeit und Unmenschlichkeit.<br/>
2. Klar scheint mir, dass wir uns in den technischen Umsetzungsdetails eines bGEs nicht nur schwerlich einig sind, sondern eigentlich nicht einmal einen Vorschlag zu haben scheinen, auf den sich die Bewegung in ihrer Masse denn mal mit ihrem gesamten Elan zu einigen fähig wäre. Fokus ist m. E. eine wunderbare Sache. Ich würde darum bitten wollen, dass wir unseren Fokus darauf lenken, was wir eigentlich faktisch zu erreichen gedenken. Je mehr gemeinsamer Nenner, desto größere Wahrscheinlichkeit, dass das auch praktisch-politisch zu irgendetwas führen könnte. Dabei beharre ich ganz grundsätzlich darauf, dass das heutige Unrecht kein morgiges Unrecht rechtfertigt. Kein Bock auf Systembastelei im System zur Änderung des Systems, wenn es doch um die Änderung und nicht das System geht. Was will diese Änderung jenseits dessen, was sie vom System weiß, frisst und scheißt? Können wir das artikulieren? Falls ja, kann man sich m. E. in einem zweiten Schritt darauf konzentrieren, wie das System dahin getrieben werden kann, wo wir es haben möchten. Wäre ein Verfahrensvorschlag gerade von mir.<br/>
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Zu 2. möchte ich gerade mal einen Punkt anmerken, der mir grundlegend zu sein scheint: Eine Forderung von mir im Rahmen des bGEs wäre der freie Wille aller Gesellschaftsmitglieder innerhalb ihrer materiellen Abhängigkeit von der über die Gesellschaft vermittelten Natur, sozusagen die Gesellschaft als Schutzschild vor der Unfreiheit des Stoffwechsels mit der Natur, weil ich als Humanist daran glaube, dass freie Menschen sich letztlich produktiver und liebevoller diesem Stoffwechselprozess hingeben werden. Das Gegenteil, Sklaverei, geht nun wirklich gar nicht. Sklavenhaltergesellschaften verdienen die nukleare Selbstzerstörung, an der sie ja schließlich auch in ihren Selbsthass-Strukturen hartnäckig arbeiten. Und ich würde vermuten, dass das über Götz Werner massenmedial in der Bevölkerung seit den Nuller-Jahren keimende bGE insbesondere aufgrund des spürbaren Sklavenstatus in Hartz4 treibt. Unmittelbar evident ist dieser rechts- und sozialstaatlich in eine vermeintliche Milde mediatisierte Sklavencharakter bei Hartz4 durch die Sanktionsmaschinerie am Existenzminimum der Hartz4ler. Klar war mir ohnehin: Die Verweigerung einer vom System als adäquat befundenen Arbeit durch die lebendigen Träger der Ware Arbeitskraft führt zu Peitschenhieben in die Konsumgewohnheiten der ohnehin schon in die konsumtive Verwahrlosung und Verkümmerung getriebenen Hartz4ler. Mir ist aus den mich erreichenden bad vibes von meinen Jobcenter-Bespaßern ein mir neuer Aspekt aufgenötigt worden, den ich bemerkenswert finde: Mehr als drei Wochen Ortsabwesenheit pro Jahr ist Hartz4lern auch dann nicht gestattet, wenn der Arbeitsmarkt ihnen immer und immer wieder nur ein "Es braucht deiner nicht" entgegenrotzt. Kann ja nicht sein, dass Arbeitslose sich mehr dem Urlaub hingeben als Arbeitende. Wo würde das hinführen? Zu einer vollen Entlohnung des Werts der Ware Arbeitskraft an ihre Träger? Gar zum Hartz4-Hunger-Recht auf Faulheit, Freiheit, lebenslangen Urlaub vom Arbeitsfetisch? Nenenenene, das geht ja nun nicht, lieber schaffen wir hier, dort und da lauter sinnfreie Simulationen von Arbeit als eine Emanzipation von der Plackerei um der Wertverwertung willen.<br/>
Ich will mal nebenbei darauf hinweisen, dass die Kernthese der Nürnberger Gruppe Krisis (vgl. <a href="http://www.krisis.org/" target="_blank">http://www.krisis.org/</a> ), der fordistischen Arbeitsgesellschaft gehe mit der seit den 70ern greifenden mikroelektronischen Revolution die Arbeit und damit auch die Wertbasis verloren, zwar angesichts der Komplexität des Wirtschaftens und ohnehin mangels einer allgemeinverbindlichen Erkenntnistheorie eine spekulative Nuance behält, m. E. aber die Basis ist, auf deren Grundlage wir als bGE-Verfechter argumentieren.<br/>
Mir erscheint dieses Kapitalisteninteresse an meiner freien Seele noch bis in das monetär ja ohnehin arg beschränkte Freilaufgehege meiner arbeitslosen Ware Arbeitskraft hinein völlig absurd, da Arbeitslosigkeit und Urlaub eins eint: Die Abwesenheit von der Verpflichtung, sich in den Strukturen des Arbeitens in irgendeiner bestimmten Weise zu betätigen. Nee, aber Ortsabwesenheit nicht zu viel, der Arbeitsmarkt könnte Sie dann ja doch irgendwie mal einfach nur deshalb brauchen wollen, weil Sie Ihren Sklavenstatus auch dann nicht vergessen dürfen, wenn Sie eigentlich eh nur noch in der industriellen Reservearmee, ach was, in der Armee der Überflüssigen gebraucht werden, um die noch Brauchbaren daran zu erinnern, wie gut es ihnen im Verhältnis zum Abschaum geht. Für mich stellte sich unmittelbar die Frage: Schränkt das nicht meine Grundrechtsfreiheit auf Freizügigkeit, also meiner Willkür unterstehender Pilgerei ein? Nein, tut's nicht, musste ich beim Blick ins GG feststellen. Art. 11 GG (vgl. <a href="http://dejure.org/gesetze/GG/11.html" target="_blank">http://dejure.org/gesetze/GG/11.html</a> ) hält im kurzen und knappen ersten Absatz das grundsätzliche bürgerliche Recht fest und schränkt es im doppelt langen und für die Knappen geschriebenen zweiten Absatz für die Sklaven ein. Ich möchte bei der Gelegenheit einerseits erneut darauf hinweisen, dass mir Deutschland ohnehin insofern gehört, als es mir ein Leben schuldet, andererseits darauf, dass mich nie jemand dazu befragt hat, ob ich mit dem GG überhaupt einverstanden bin. Ohne staatliche Gewaltorgane, also beispielsweise unsere blaulichternden Freunde und Helfer, käme ich überhaupt nicht auf die Idee, dem zweiten Absatz des elften GG-Grundrechts, der nach dem zweiten Absatz des neunzehnten als wesensunveränderlich postuliert wird (vgl. <a href="http://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_19.html" target="_blank">http://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_19.html</a> ), in irgendeinem mir bekannten Universum zuzustimmen. Echt: In keinem! Was hat mich bloß in dieses zu euch Barbaren getrieben, ey? Insofern ich rechtstheoretisch Souverän bin, ist es das GG nicht. Mit anderen Worten: Ihr mögt vielleicht eine innere Pflicht verspüren durch eine vor meiner doppelten Lebensspanne geschriebenen Verfassung und vor sonstigen alten Verbindlichkeiten des internationalen Rechts seit deren Hype bei den Römern. Ich verspüre eine solche Pflicht nicht. Jedenfalls nicht aus Einsicht, sondern nur aus staatlichem und gesellschaftlichem Mitmach-Zwang. Ich mag echt Einiges am GG durchaus halbwegs gerne, aber das heißt nicht, dass ich meine Suppe zu Ende auslöffeln müsste, also irgendwie die Lüge schlucken müsste, das hier wäre demokratietheoretisch irgendwie letztlich auch in ihrer juristischen Form so etwas wie meine Gesellschaft. Ich verstehe ehrlich gesagt kein Stück, warum ihr meint, das müssen zu sollen. Hat euch denn jemand gefragt, ob ihr einverstanden seid? Art. 11 GG jedenfalls stellt für mich klar fest, dass dies nicht meine Gesellschaft ist, sondern die Gesellschaft sich einfach das Recht herausnimmt, mich als ihr Eigentum zu betrachten.<br/>
Ich bin nun wiederum auch wirklich kein Verfassungsrechtler, aber ulkig ist ja doch, dass die ersten 19 Artikel wesenunveränderlich sind, aber erst im 20. postuliert wird: "(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus." (vgl. <a href="http://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_20.html" target="_blank">http://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_20.html</a> ) Mit anderen Worten: Irgendwelche Hansels und Fransels, die ich weder kenne noch unbedingt liebend mag, haben irgendetwas in die ersten 19 Artikel geschrieben, und ich als Minifragment des Volkes darf dazu erst in Art. 20 etwas beitragen, der jederzeit unproblematisch wesensverändert werden könnte? Ey! Das lässt einen doch nur wieder einmal Georg Kreisler hören wollen, oder? Also mal ein Kreisler-Tripple: <a href="http://youtu.be/u8-4n9yxZ_s" target="_blank">http://youtu.be/u8-4n9yxZ_s</a> , <a href="http://youtu.be/kNx7Za100CU" target="_blank">http://youtu.be/kNx7Za100CU</a> , <a href="http://youtu.be/CzxSVgzevzw" target="_blank">http://youtu.be/CzxSVgzevzw</a> .<br/>
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Ok, Quintessenz: Wir sind verfassungslos, denn ich habe nicht zugestimmt. Ohne mich seit ihr nur ihr und damit keine Demokratie, die ihr euch erheuchelt. Sicher, ihr könnt mich entbehren, aber eure Gefräßigkeit geht doch eh auf die Totalität, oder? Kein Entbehren, alles muss gefressen werden, und sei es in der Organisierung seines Fressens.</p>

<p style="margin-bottom: 0.0cm;">[... zensierte Passage ...]</p>

<p style="margin-bottom: 0.0cm;">--- cut ---</p>

<p style="margin-bottom: 0.0cm;">Weg von den zwei Rekapitulationen und hin zur Kapitulation. Ich hatte in Bezug auf Jochens Saharasia-Mail ein schwerwiegendes ethisches Problem in meinen Augen aufgeworfen. Ich bin Grenzgänger der Kultur. Wenn ihr das nicht seht, habt ihr die andere Seite von irgendeiner Grenze wohl noch nie gesehen und könnt mich wohl höchstens als Psychotiker in einer Gesellschaft einordnen, deren Psychosebegriff trotz allen Fachwissens letztlich diffus bleibt und auf kaum mehr hinausläuft als darauf, alles Unverstandene, Nervende, Dysfunktionale spätestens dann, wenn es in punkto Selbst- und Fremdgefährdung auffällig wird, psychiatrisierend niederwerfen zu dürfen. Weltgefährdung allerdings ist allgemeiner Usus und insofern auch kein Kriterium für Psychotik. Ich finde Theweleits psychoanalytisch motivierte Faschismustheorie der patrialzentrologistisch formulierten Männerphantasien wirklich bemerkenswert: Sie erzählt etwas über den Hang unserer Fleischpüpplichkeit, sich als Eigenständiges aufzuplustern und körperpanzerig abzudichten gegen die Erfahrungshorizonte des Sinnlich-Geistigen. Man nehme der Fleischpüpplichkeit ihr Atman nur ein klitzekleines bisschen mehr als es die an der Verknappung von Atemluft zum Wirtschaftsgut wacker rackernde westliche Freiheit im Durchschnitt für die Metropolitanen ohnehin tut und sie wird sehen, woher sie Staub wurde. Ich bin Marxist und glaube insofern mehr ans Fleisch als Kannibalen. Aber das hindert mich nicht, das Fleisch als Energie zu wissen in meiner Sokratischen Unwissenheit. Oder daran, als spirituelles Wesen trunken von meinen Beschränktheiten durch die Schleier des Maya dann und wann mal einfach hindurchzutorkeln.<br/>
Als Grenzgänger der Kultur, der mit Adornos Begriff immanenter Kritik abstrakt ohnehin jede Grenze zumindest theoretisch sprengen kann, bin ich beispielsweise auch nahtoterfahren und darf wohl schlechte Witzchen über Buddha reißen, weil ihn das auf der anderen Seite heiter chanten lässt, wenn ich mich nicht gänzlich irre. Und ich soll euch wohl sagen, scheint mir, dass die bGE-Idee vielleicht jetzt nicht der große politische Wurf der Menschheit ist, aber zumindest Rückenwind aus himmlischen Gefilden hat. Insofern sie sich ja ohnehin zärtlich um mich bekümmert, will ich Mama nature mal etwas in das n-te Auge ihrer Stirn eindunken (vgl. <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Dunking" target="_blank">http://de.wikipedia.org/wiki/Dunking</a> ) [... diese ganze Dunking-Idee folgt in Zeitlupe und bricht wegen mangelnder Muße dann irgendwo im Sprung ab, lange bevor der Basketball durch den Korb saust ...]: Mag Jochens Matriachats-Idealismus, den ich als Sehnsucht atme und herzschlage, wobei ich als Senhsüchtiges ja doch bloß eine technoid-versklavte Müllhalde inkarniere, die sich als bürgerliche Rechtsperson des beginnenden dritten Jahrtausends nach der Zeitrechnung eines Vergessenens und doch murmeltierartig alljährlich in CocaCola-Farben wieder sich in seiner Vergessenheit Erinnerenden zu begreifen habe in ihrer widerwilligen Einsicht; mag also Jochens Matriachats-Idealismus seine Gültigkeit in einer Sehnsucht nach etwas langelange und lange vor dem Vergessenen Vergessenes doch in Erinnerung bringen, was also soll dann geschichtsphilosophisch dieser großartige Scheiß, das Patriachat, die Technologie, die irrwitzige Produktivität um der Produktivität willen, die Sklaverei, der Krieg, all die Gemetzel und der Drang zu Disziplin und Kontrolle, Sklaverei, Unterwerfung und Durchformung des Wimmelnden, das Leben im Ungelebten? Ich hatte das etwas anders formuliert, aber ihr erinnert euch vielleicht daran, dass ich das als ein ernsthaftes theoretisches Problem artikulierte und mich ratlos sah. Unterdessen ist die Ratlosigkeit etwas geschwunden und ich möchte einen Vorschlag zur Lösung eines Problems unterbreiten, das schwerlich bloß mich beschäftigt. Das Patriachat war es, das uns durch seinen Wahn zum Technoiden etwas über das Licht gelehrt hat, das in der Naturverschlungenheit des Matriachats als Wärme und Helle und Lebensquell aller Verschlungenheit gespürt worden sein mag, aber vermutlich kaum in seiner strukturellen Abgründigkeit. Wer mir erzählen will, dass die nicht-biologische Natur eine unbelebte sei, würde ein Zwiegespräch zwischen seinen Zähnen und Granit mitanhören müssen. Entweder Energie stiftet Lebendiges und ist daher selbst mindestens lebendig oder mein Leben wäre nie passiert. Letztere Alternative wäre mir in dieser Welt nahezu die angenehmere. Also Welt: Komm klar! Wenn uns das Patriachat abgesehen von Schwanzlängenvergleichen und Bequemlichkeit auf Kosten der Verlierer und des Ökosystems irgendwas abgewonnen hat, dann doch wohl die Gewissheit, dass vier Dimensionen ungefähr unendlich viele zu wenig sind und wir ohnehin strahlen und strahlen und strahlen. Für die MatriachatsbewohnerInnen blieb die Sonne vermutlich eine Gottheit, für mich bloß ein Geschwist, wenn auch ein sehr großes und altes im Vergleich zu meiner Fleischpüpplichkeit. Das scheint mir durchaus ein echter Fortschritt zu sein, der das Patriachat sicher nicht rechtfertigen kann, aber zumindest irgendwie verständlich machen. Wie unendlich viel Disziplin war nötig, um die Menschheit zu so etwas wie der Spin-Theorie zu nötigen? Wieviel Kohle ist in den großen HighTech-Spielereien der Physiker verbaut worden, den Beschleunigerringen, den Forschungssateliten, den Suchapparaturen für ein tieferes Verständnis des Naturgesetzlichen? Wer hätte so viel Disziplin aufgebracht, wenn nicht die pfauenräderschlagenden Schwanzträger? Ihre Schuldigkeit ist getan, die Spinnenweibchen werden sie alsbald fressen. Wenn wir uns nicht klammerten an die Toten des Patriachats, die uns noch immer ihre fixen Ideen von weltformelhafter Determiniertheit einflüstern, dann wären wir vermutlich bereits in der energetisch gefühlten Verschlungenheit der nicht bloß organischen, sondern auch anorganischen Natur. Diese Verschlungenheit dürfte schwerlich so determiniert und kausal sein, wie die Physiker trotz Heisenberg noch heute hoffen. Aber nö, wir fahren eh die Ellbogen wegen der sinnlosen Wertverwertung aus, die sich als Darwins survival of the fittest oder Wunderpracht des Fortschrittswarengeblinkes tarnt. Wat'n Elend.<br/>
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Als Reinkarnations-Gläubiger, der ich aufgrund meiner wissenschaftlichen Skepsis vor zweieinhalb Jahren geworden bin, also dadurch, dass ich jemand bin, der die kritisch begleitete eigene Erfahrung höher schätzt als das Gewäsch der alten Seelen in der lange verstorbenen Maschinerie, bleibt das Problem grundsätzlich dennoch ungelöst. Morrissey gab dieser Mail den Betreff-Titel und mir bereits in meiner Pubertät die leitende Frage, die nicht ich, sondern die Energiegestalt von Mutter Naturs Stirn m. E. zu beantworten hat: "what can make good all the bad that's been done?" (vgl. <a href="http://youtu.be/TndBViTADMI" target="_blank">http://youtu.be/TndBViTADMI</a> ) Da wir Wolfsgermanen uns ja gerade mal wieder in aller unangemessen entspannten Spaßigkeit die Frage vorlegen, wie Mütterchen Russland wohl ohne Blähungen verdaut werden könnte (und dabei nebenbei klären, dass der Kalte Krieg des 20. Jhdts. schwerlich an der Systemkonkurrenz allein hing, sondern offenbar auf tiefer liegenden und zäh langlebigen politökonomischen und sozialpsychologischen Machtinteressen noch heute basiert), mag es interessant sein, dass Morrisseys Frage mir eineinhalb Jahrzehnte später noch einmal in Adornos Vorlesungen begegnet ist. Adorno schreibt sie einem Russen zu, die deutsch-bekanntlich immer nur das eine wollen: "Hat Vernunft jedoch [...] die Beziehung zu den sich selbst erhaltenden Individuen verloren, so wird sie dadurch zur Unvernunft. Und dieser Umschlag, der vollzieht sich zwar objektiv in Hegel, ihn aber hat die Hegelsche Dialektik ihrerseits nicht mehr mit Namen genannt. Im übrigen ist das eine idealistische Tendenz, die weit über Hegel hinausreicht. Die Identifikation mit dem Allgemeinen geht ebenfalls, trotz der viel kruderen erkenntnistheorietischen Positionen von Marx und den Marxisten, bis tief in die Konstruktion des Marxismus hinein, wo man ja auch so etwas findet wie den Glauben, daß, wenn am Ende das Allgemeine in Ordnung kommt, der Begriff siegt und dann freilich am Ende auch alle Einzelnen zu dem Ihren kommen, - daß dann all das Leid und die verlorene Einzelheit der Geschichte dadurch wieder wettgemacht wäre; ein Moment, auf das meines Wissens kritisch zum ersten Mal der russische Dichter Iwan Turgenjew im 19. Jahrhundert hingewiesen hat, der gegen den Sozialismus argumentiert hat, daß selbst die Vorstellung einer vollkommenen klassenlosen Gesellschaft ihn nicht trösten könnte über das Schicksal all derer, die sinnlos gelitten haben und die am Weg liegen geblieben sind." (Adorno, Vorlesungen zur Lehre von der Geschichte und der Freiheit, Nachgelassene Schriften, IV/13, S. 66)<br/>
Wenn Turgenjews Frage nicht spirituell gelöst wird, dann plädiere ich für eine nukleare Selbstauslöschung der Menschheit jetzt. Schade um die vertane Zeit des energetischen Meers, das davon aber freilich mehr Überfluss hat als das Kapital.<br/>
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Aus einer Reinkarnationsperspektive kann man über das ewige Getöte im Patriachat mit den Achseln zucken: Ob jetzt 'ne Million Reinkarnationen mehr oder weniger, was soll das in der Ewigkeit groß ändern? Auch die Sprengung der Welt wird wohl kaum die Feinstofflichkeit unseres Seelenmeers groß anrühren können. Alles bleibt letztlich gehalten in der Energieerhaltung – und nichts bleibt im panta rhei, was es war. Ich würde denken, dass die hier und da vorhandene Angst und Verdrängung vor dem Tod dem Kinderglauben ähnelt, aus der Tendenz zur Zunahme von Entropie ganz allgemein darauf zu schließen, dass von Jahr zu Jahr weniger Weihnachtsgeschenke unter dem Familienbaum liegen werden, weil ja die Zahl der abgehackten Bäume global stetig steigt. Der Systembegriff der Physiker lässt sich genauso wenig wie der Totalitätsbegriff der Dialektiker für irgendein Einzelnes wirklich begreifen. Er bleibt ähnlich diffus wie der Tod.<br/>
Ich weiß nicht allzu viel über den Hinduismus, aber mein Verständnis der karmischen Verstrickung scheint mir bei Seth klarer formuliert als in dem, was ich vom Hinduismus kenne. Verena wies auf die Vermutung hin, dass unsere Ego-Probleme mit unseren Familienseelen verstrickt bleiben. Ich gehe da aus eigener Erfahrung mit, obgleich mir solche Ideen vor einem halben Jahrzehnt noch höchstsuspekt waren. Mir scheint, dass du, liebe Verena, da ein logisches Dilemma für dich nicht gänzlich gelöst hast: Wie sollen es noch länger Ego-Probleme sein, wenn sie doch von alten Seelen inspiriert und mitgestaltet werden? Wo driftet der Ego-Begriff dann hin? Ins Familiengeistige, ind Volksgeistige, ins Weltgeistige, ins AllEine? Dann hat der Ego-Begriff aber nicht mehr viel mit dem gemein, wie wir ihn umgangssprachlich verwenden, wenn z. B. ein Kind sich alle Eiskugeln der Wertstofflichkeit auf die eigene Waffel schmiert und für die anderen Kinder höchstens das lässt, was von der Sonne erwärmt über Finger und Waffel gen Boden rinnt und nicht mehr Eis ist. Der Ego-Begriff erhält einen Doppelcharakter, der ihn schillern lässt: Etwas bleibt faul im Staate x, in jedem x und allem, wofür der Staatsbegriff als Metapher des Ein- und Ausgeschlossenen tauglich erscheint, also bspw. in den Egos.<br/>
Das eigentliche Problem des Tötens ist nicht der Tod, sondern das mit dem Töten, mit der Bedrohung, mit dem Druck, mit der Herrschaft von Menschen über Menschen in die Welt getragene Leiden. Der Tod ist nur die Spitze des Eisbergs, die wir Ertrinkenden gar nicht sehen können. Wir sehen den gigantischen tauchenden Block des Eisbergs. Jede funktionale Rechtfertigung des Leidens, sei es die der vitalen Interessen, die des eschatologischen Endziels eines meinetwegen jüngsten Gerichts oder verschluckauften Nirvanas oder die des Achselzuckens gegenüber dem Einzelkarmischen im Meer der karmischen Verstrickung, jede funktionale Rechtfertigung des Leidens bleibt eine Zumutung, Lüge und Barbarei. Alle Formen des Humanismus haben m. E. davon zumindest eine rudimentäre Vorstellung. Die qualitativen Erfahrungen der menschlichen und meinetwegen karmischen Geschichtlichkeit sind weder durch Tod noch durch spirituelle Ideologie wett: Die geschichtliche Realität des menschlichen Leidens in unerhört vielen Facetten und nicht nur als Naturgemachtes, sondern, wenn man denn in Differenzierungen denken möchte, sehr wesentlich auch als Menschengemachtes, hämmert als Mysterium an die Pforten unserer Seelen: Was soll der Scheiß?<br/>
Es gibt in meinen Gewissheiten bislang nur eine nichtidentische Antwort, die die Frage zwar nicht beantwortet, aber wenigstens darauf hinweist, dass es vielleicht doch irgendwo da draußen eine Antwort geben könnte: "Das leibhafte Moment meldet der Erkenntnis an, daß Leiden nicht sein, daß es anders werden solle. »Weh spricht: vergeh.« Darum konvergiert das spezifisch Materialistische mit dem Kritischen, mit gesellschaftlich verändernder Praxis. Die Abschaffung des Leidens, oder dessen Milderung hin bis zu einem Grad, der theoretisch nicht vorwegzunehmen, dem keine Grenze anzubefehlen ist, steht nicht bei dem Einzelnen, der das Leid empfindet, sondern allein bei der Gattung, der er dort noch zugehört, wo er subjektiv von ihr sich lossagt und objektiv in die absolute Einsamkeit des hilflosen Objekts gedrängt wird." (Adorno, Negative Dialektik, GS6, S. 203) Mit anderen Worten: Solange wir in die karmische Verstrickung dieser Welt involviert sind, können wir uns nicht aus der uns durch unsere eigene Empfindlichkeit aufgenötigte Erkenntnis entwinden, dass Leiden aufzuhören hat. Das Kapital aber ist dieser Erkenntnis gegenüber gleichgültig: Hier mal ein bisschen weniger Leid, dort dafür ein bisschen mehr, Hauptsache der Rubel rollt. Das war nicht immer so und es ist auch heute nicht immer so, sondern hier und da trotz allen Konkurrenzdrucks durchaus eine Geschmacksfrage der kapitalistischen Charaktermasken und der staatlichen Ordnungspolitiken. Während der Aufklärungsphase des zur bürgerlichen Gesellschaft sich entfaltenden Absolutismus lag im technologischen Aufbruchscharakter des Kapitals das Versprechen eines besseren, leichteren, behüteteren, menschliches Leiden mindernden Lebens in der Zukunft. Ich habe das am plastischten in Brechts Galileo Galilei an der Rolle des Mönchs begriffen: Obwohl als kleines Licht der katholischen Insitution zur Hörigkeit gegenüber den Höherstehenden in der Hierarchie verpflichtet, wechselt er die Seiten und wird Assistent Galileis, der mit der Entdeckung der Jupitermonde nicht bloß das Aristotelische Weltbild stürzte, sondern auch die katholische Gewissheit, der Mensch befinde sich im Zentrum der Schöpfung. Das letzte Argument, das Galileo gegenüber dem Mönch vor dessen Seitenwechsel geltend macht, ist der Verweis auf die Plackerei seiner ackerbauenden Eltern und auf die Erleichterung, die diese Plackerei erfahren kann durch die wissenschaftlich grundierten Methoden des damals modernen Bewässerungsverfahrens für landwirtschaftliche Flächen. Technoide Aufklärung war von der humanistischen Hoffnung getragen, den Schweiß von Adams Gesicht peu à peu abtupfen und seine Entstehungsquellen reduzieren zu können. Das ist so gut gelungen, dass Adam zumindest in den westlichen Metropolen heute eher an Fettleibigkeit und Bewegungsmangel leidet, bis in die eigene Leiblichkeit hinein zunehmend Borg wird und gesamtgesellschaftlich vor der Frage steht, welche Arbeit eigentlich noch zu tun bleibt ohne ein Gefühl des ewigen und langweiligen Hamsterrads.<br/>
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Mit den Umweltbewegungen, die massenhaft erst durch die Hippie- und Esobemühungen eines Erspürens von Mutter Natur jenseits der technoiden und verwertenden Schleier wohl so ab den 1960ern Fuß fassten, ist uns m. E. ein Arbeitsfeld aufgetragen, das erst peu à peu und gegen den Widerstand der großen Industrie und damit des großen Kapitals begonnen wurde. Folgen wir etwa der unterdessen extrem gut begründeten These, dass der menschengemachte Ausstoß von Klimagasen wie insbesondere CO2 zu einer Erwärmung der Atmosphäre, zum Auftauen großer Tundraflächen, damit zur Freisetzung von immensen Mengen Methan und damit zu einer Kaskade von sich beschleunigenden Treibhauseffekten führen wird, müssten wir eigentlich sofort den allgegenwärtigen Verbrennungsscheiß sein lassen. Global aber bauen wir ihn nur weiter aus, je mehr das Bewusstsein vorhanden ist, dass wir damit an unseren eigenen Gräbern schaufeln. Die Wertverwertungslogik des Fordismus behindert, was aus seiner eigenen Vernunft ausgeschwitzt wird: Tote Arbeit, also menschengemachte Veränderungen der stofflichen Welt, große industrielle Sachvermögen, Produktionsketten, spezifisch verbildetes Humankapital und rechtliche Formatierungen, etwa die immense Kapitalträchigkeit der Erdölindustrie, verlangsamen und verhindern einen Umbau zur klimaneutralen Energieerzeugung und -nutzung. Nur eines, wenn auch ein immenses Beispiel für die Gleichgültigkeit des Kapitals gegenüber den beiden Springquellen allen Reichtums: die Arbeit und die Natur. Marx formulierte es vor eineinhalb Jahrhunderten als ewig gültige Wahrheit des Kapitals: "Die kapitalistische Produktion entwickelt daher nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen alles Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter." (MEW23, S. 529f)<br/>
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Wenn ich also versuche, der Patriachatsgeschichte wenigstens irgendwie irgendwas Positives in ihrem Erlangen eines quantenphysikalischen Naturverständnisses abzuringen, dann löst das erstmal weder die Frage, warum wir heute noch massenhaft unnötiges Leiden zulassen, noch die viel schwerwiegendere Frage, wie all das schlechte Tun der Vergangenheit wiedergutgemacht werden könnte. Aus der Perspektive von Jane Roberts' Seth wiederum könnte man auch das alles als unerheblich abtun: Die Erde ist eh nur ein Kindergarten, eine Sandbox, eine unterkomplexe Spielwiese für uns, um unseren multidimensionalen Persönlichkeiten ein komplexeres Verständnis und einen vielschichtigeren Erfahrungshorizont abzugewinnen. Leiden ist auch nur so eine Kategorie der Erfahrung und versiegt als Besonderes in der Vielschichtigkeit des Ewig-Unausdenklichen als so eine von unsagbar vielen Sphären von Erfahrungsgehalten. Ich neige dazu, dem eine gewisse Wahrheit, zumindest einen gewissen gewitzten Charme des Einerleis in der Differenz abzugewinnen. Aber ohne Erdung bleibt das doch bloß esoterisches Behauptungsgewäsch, das zudem massiv diversen spirituellen Traditionen entgegensteht. Nietzsche etwa kotzt und kotzt sich über das ewige Leiden und Mitleiden im Christentum aus. Wenn ich die karmische Verstrickung im Hinduismus halbwegs richtig verstehe, läuft sie darauf hinaus, dass das Leidenmachen in einer Inkarnation durch Leiden in einer nächsten Inkarnation bezahlt wird. Die Diaspora des Judentums erscheint nahezu als ein einziger Spießrutenlauf des Leidens, der erstaunlicherweise mit einer Menge verschmitzter Heiterkeit und Liebe zur Weisheit ertragen wird. Im Islam ist Leiden wohl vor allem Mahnung an die Allmacht Allahs: Bestrafung für Sünden oder Bewährungsprobe im Glauben. Die Buddhisten wollen aus aller Verhaftetheit raus, weil in der Verhaftung stets Leiden bleibt. Das ist nur konsequent: Wie viele Mikroorganismen killen wir mit jedem Atemzug oder Fußtritt? Heraklits panta rhei läuft darauf hinaus, dass alle Energie stets von aller umliegenden Energie zehrt. Will man sich da eine karmische Verstricktheit von Schuld und Sühne vorstellen, dann kommen wohl auf eine menschliche Inkarnation erstmal 10 hoch hundert Billionen Inkarnationen als Mikroorganismen. Nene, lieber raus ins Nirwana. Leiden als so'n relativ essentielles Erfahrungsdingeling der Erdenmaterialisiation anzusehen und sich fiktiv-phantasmagorisch mit Eso-Betrachtungen in andere Sphären der Multidimensionalität wegzubeamen, ist also nicht nur ignorant gegenüber der gesamten Tradition des Materialismus, sondern auch gegenüber relevanten Strömungen der menschlichen Spiritualität. Also versuche ich's mal ein wenig zu erden. Dafür eignet sich m. E. Marx' Begriff der toten Arbeit.<br/>
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Er taucht nicht so sonderlich häufig bei Marx auf, ist aber eine Chiffre für eine seiner basalen Kategorien: vergegenständlichte Arbeit, also das in irgendeiner materialisierten Form vorliegende Produkt einer beliebigen Arbeit. Abstrahiert man von der Kapitalgebundenheit des Arbeitsbegriffs, also von der historischen Vergesellschaftungsform, die Arbeit bei Marx insofern von menschlicher Tätigkeit überhaupt abgrenzt, als die Arbeit bei ihm eine der im bürgerlichen Sinn doppelt freien Proletarier ist: vertragsfrei und frei von Produktionsmitteln, so lässt sich quasi sagen: Tote Arbeit ist alles, was durch menschliche Tätigkeit in der Vergangenheit verändert wurde. Das ist eine Menge. Marx denkt in erster Linie an Produktionsmittel, Werkzeuge, Fabriken, technische Konstrukte zur Naturbeherrschung im Dienste unserer Bedürfnisse bzw. im Dienste der Wertverwertungs-Bedürfnisse. Aber auch die Abholzung des größten Teils der Wälder in Europa oder der amerikanischen Ostküste, die Umwandlung der bewaldeten Flächen in Ackerland ist ein Produkt menschlichen Tuns, mithin tote Arbeit. Man kann in Europa wohl nirgends einen Schritt setzen, ohne von toter Arbeit umzingelt zu sein. Selbst Naturschutzgebiete sind ja als solche bloß von Menschen ausgewiesen, die früher da massiver rumrackerten. Als Stadtkind ist man sich der Auswüchse der Überschichtungen von toter Arbeit sehr bewusst, wenn man sich dessen denn überhaupt bewusst ist: Wer mal eine Wohnung von Grund auf renoviert hat, ist locker auf drei bis sieben verschiedene Schichten von Renovierungsarbeiten von Vormietern gestoßen. Lebendige Arbeit findet innerhalb der Natur einerseits, innerhalb des immensen Reichs toter Arbeit andererseits statt und gerinnt als vergangene wieder zu toter Arbeit.<br/>
Für Marx' Kritik der politischen Ökonomie ist die vergegenständlichte Arbeit zentral. Kapital ist tote Arbeit, die der lebendigen Ware Arbeitskraft als fremdes Eigentum entgegentritt. Was die Charaktermaske des Kapitalisten auszeichnet, ist die Verfügungsgewalt über tote Arbeit, mit der sie lebendige Arbeit versklaven oder freundlicher formuliert: ankaufen kann. In gewisser Weise kann man daher die These wagen, dass der gesamte Klassenbegriff der bürgerlichen Gesellschaft bei Marx an der Kategorie der toten Arbeit hängt: Wer darüber verfügt, ist Kapitalist, wer sie bloß herstellt, Proletarier. Ein paar Belegstellen zur Illustration:<br/>
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"Indem der Kapitalist Geld in Waren verwandelt, die als Stoffbildner eines neuen Produkts oder als Faktoren des Arbeitsprozesses dienen, indem er ihrer toten Gegenständlichkeit lebendige Arbeitskraft einverleibt, verwandelt er Wert, vergangne, vergegenständlichte, tote Arbeit in Kapital, sich selbst verwertenden Wert, ein beseeltes Ungeheuer, das zu »arbeiten« beginnt, als hätt' es Lieb' im Leibe." (MEW23, S. 209)<br/>
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"Aller kapitalistischen Produktion, soweit sie nicht nur Arbeitsprozeß, sondern zugleich Verwertungsprozeß des Kapitals, ist es gemeinsam, daß nicht der Arbeiter die Arbeitsbedingung, sondern umgekehrt die Arbeitsbedingung den Arbeiter anwendet, aber erst mit der Maschinerie erhält diese Verkehrung technisch handgreifliche Wirklichkeit. Durch seine Verwandlung in einen Automaten tritt das Arbeitsmittel während des Arbeitsprozesses selbst dem Arbeiter als Kapital gegenüber, als tote Arbeit, welche die lebendige Arbeitskraft beherrscht und aussaugt. Die Scheidung der geistigen Potenzen des Produktionsprozesses von der Handarbeit und die Verwandlung derselben in Mächte des Kapitals über die Arbeit vollendet sich, wie bereits früher angedeutet, in der auf Grundlage der Maschinerie aufgebauten großen Industrie. Das Detailgeschick des individuellen, entleerten Maschinenarbeiters verschwindet als ein winzig Nebending vor der Wissenschaft, den ungeheuren Naturkräften und der gesellschaftlichen Massenarbeit, die im Maschinensystem verkörpert sind und mit ihm die Macht des »Meisters« (master) bilden." (MEW23, S. 446)<br/>
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"Von gesellschaftlichem Standpunkt ist also die Arbeiterklasse, auch außerhalb des unmittelbaren Arbeitsprozesses, ebensosehr Zubehör des Kapitals als das tote Arbeitsinstrument. Selbst ihre individuelle Konsumtion ist innerhalb gewisser Grenzen nur ein Moment des Reproduktionsprozesses des Kapitals. Der Prozeß aber sorgt dafür, daß diese selbstbewußten Produktionsinstrumente nicht weglaufen, indem er ihr Produkt beständig von ihrem Pol zum Gegenpol des Kapitals entfernt. Die individuelle Konsumtion sorgt einerseits für ihre eigne Erhaltung und Reproduktion, andrerseits durch Vernichtung der Lebensmittel für ihr beständiges Wiedererscheinen auf dem Arbeitsmarkt. Der römische Sklave war durch Ketten, der Lohnarbeiter ist durch unsichtbare Fäden an seinen Eigentümer gebunden. Der Schein seiner Unabhängigkeit wird durch den beständigen Wechsel der individuellen Lohnherrn und die fictio juris des Kontrakts aufrechterhalten." (MEW23, S. 598f)<br/>
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"Die theoretische Ansicht - bei der ersten Verwandlung des Mehrwerts in Profit -, daß jeder Teil des Kapitals gleichmäßig Profit abwerfe, drückt eine praktische Tatsache aus. Wie immer das industrielle Kapital zusammengesetzt sei, ob es ein Viertel tote Arbeit und drei Viertel lebendige Arbeit oder drei Viertel tote Arbeit und ein Viertel lebendige Arbeit in Bewegung setzt, ob es in dem einen Fall dreimal soviel Mehrarbeit einsaugt oder Mehrwert produziert als in dem andren - bei gleichem Exploitationsgrad der Arbeit und abgesehn von individuellen Unterschieden, die ohnehin verschwinden, weil wir beide Male nur die Durchschnittszusammensetzung der ganzen Produktionssphäre vor uns haben -, in beiden Fällen wirft es gleich viel Profit ab. Der einzelne Kapitalist (oder auch die Gesamtheit der Kapitalisten in jeder besondren Produktionssphäre), dessen Blick borniert ist, glaubt mit Recht, daß sein Profit nicht allein aus der von ihm oder in seinem Zweig beschäftigten Arbeit herstamme. Es ist dies ganz richtig für seinen Durchschnittsprofit. Wieweit dieser Profit vermittelt ist durch die Gesamtexploitation der Arbeit durch das Gesamtkapital, d.h. durch alle seine Kapitalistengenossen, dieser Zusammenhang ist ihm ein vollständiges Mysterium, um so mehr, als selbst die Bourgeoistheoretiker, die politischen Ökonomen, es bis jetzt nicht enthüllt hatten." (MEW25, S. 179f)<br/>
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Taucht die Formulierung "tote Arbeit" tatsächlich erst in seinem Kapital auf, so ist das Thema bereits in den ökonomisch-philosophischen Manuskripten als Kern des Entfremdungsbegriffs klar:<br/>
"Man bedenke noch den vorher aufgestellten Satz, daß das Verhältnis des Menschen zu sich selbst ihm erst <i>gegenständlich, wirklich</i> ist durch sein Verhältnis zu dem andern Menschen. Wenn er sich also zu dem Produkt seiner Arbeit, zu seiner vergegenständlichten Arbeit, als einem <i>fremden, feindlichen</i>, mächtigen, von ihm unabhängigen Gegenstand verhält, so verhält er sich zu ihm so, daß ein andrer, ihm fremder, feindlicher, mächtiger, von ihm unabhängiger Mensch der Herr dieses Gegenstandes ist. Wenn er sich zu seiner eignen Tätigkeit als einer unfreien verhält, so verhält er sich zu ihr als der Tätigkeit im Dienst, unter der Herrschaft, dem Zwang und dem Joch eines andern Menschen." (MEW40, S. 519)<br/>
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Hier nennt er die tote Arbeit als das den Arbeitenden entzogene und in die Hände des Kapitals gespielte Resultat der Entfremdung noch totes Kapital. Denn die tote Arbeit fällt ja en gros den Kapitalisten als Eigentum zu und erscheint somit auf der gesellschaftlichen Oberflächenebene als die unlebendige Maschinerie des Kapitals:<br/>
"Bei der Arbeit tritt die ganze natürliche, geistige und soziale Verschiedenheit der individuellen Tätigkeit heraus und wird verschieden belohnt, während das tote Kapital immer denselben Tritt geht und gleichgültig gegen die <i>wirkliche</i> individuelle Tätigkeit ist." (MEW40, S. 472)<br/>
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"Je größer der menschliche Anteil an einer Ware, um so größer der Gewinn des toten Kapitals." (MEW40, S. 487)<br/>
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<span style="font-style: normal;">T</span>ote Arbeit ist extrem alt. In Marx' Geburtsstadt Trier stehen wohl die ältesten Gebäude Deutschlands aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert, also aus der Römerära. Teile unseres Wegesystems dürften vermutlich weit älter sein. Wie gesagt: Allein schon die Abholzung von Wäldern ist ein Produkt lebendiger Arbeit, insofern tote. Vergegenwärtigt man sich auch nur annähernd, in welchem Ausmaß wir heute in der toten Arbeit unserer Ahnen und Urahnen leben, wird beispielsweise klar, wie sehr das Leistungsträger-Gequatsche der FDP eine immens große Lüge ist: Die Alten taten in der Summe viel mehr als irgenwer in unserer Generation. Schon deshalb ist die Monopolisierung des gesellschaftlichen Eigentums in den Händen Weniger nicht bloß eine Anmaßung gegenüber den Lebenden, sondern eine noch viel größere Anmaßung gegenüber den Toten. Die wollen wir immer und immer wieder übertrumpfen durch Produktivitäts- und BIP-Wachstum. Aber man kann sich da nichts vormachen: Egal wie produktiv wir werden, selbst unsere Produktivität ist ein Produkt der Alten. Oder will sich irgendwer heute die Entwicklung der Dampfmaschine, der Infinitisimalrechnung oder der Atombombe ans eigene Revers bappen?<br/>
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Sozialpsychologisch scheint mir das von immensem Interesse zu sein: Wollen wir uns wirklich vormachen, dass unsere Generation fähig wäre, so viel lebendige Arbeit in tote zu verwandeln, dass wir in der Summe mehr tote Arbeit in Mutter Naturs Vorgarten gehievt haben als alle Menschengenerationen zuvor zusammen? Das scheint mir psychologisch der tiefere Sinn des Wertverwertungsfetischs zu sein. Und es dürfte der Grund sein, warum bGE- und degrowth-Bewegung starke Schnittstellen haben: Wir legen ein Veto ein. Das wird nicht funktionieren, das kann auch niemand im Ernst wollen, das ist maßlose Eitelkeit und Raubbau an den Lebendigen, an der Erde und an den Errungenschaften der Toten. Wir als organisierte Wertverwertung suchen sozusagen unseren Pinkelstrahl in das Gemüsebeet Mutter Naturs so zu fokussieren, dass er das ätzende Licht eines plasmatisierendes Laserpipi strullernden Superhero oder -schurken annimmt. Was für eine seltsame Übung.<br/>
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Die wichtigste Lektion in Marx' Begriffsunterscheidung von toter und lebendiger Arbeit scheint mir der Klassencharakter dieses Verhältnisses zu sein: Insofern die tote Arbeit von kleinen Eliten monopolisiert wird, lässt sie sich als Gesamtheit nicht nur zur Erzwingung der erlogenen Sachzwänge als Gewalt gegen die Lebendigen richten, sondern insbesondere produktiv zu deren Dressierung einsetzen. Die Ausbeutung will ein stets höheres Niveau erreichen. Dafür bedarf es der Produktivkraftsteigerung, die sich zwar auf der Oberfläche des materiellen Geschehens in den technologischen Gigantomanien toter Arbeit zeigt, innerhalb des Getriebes aber vor allem auch das technoide Know-How der lebendigen Arbeit voraussetzt, das entsprechend durch Bildungsapparaturen gehegt und gepflegt wird. Kaum eine Woche, wo in der Glotze nicht der Mangel an Fachkräften für Machinenbau, Chemie oder sonstige High-Tech-Branchen beschworen wird. Solange das Univerum nicht von der Maschinerie des Werts vollständig durchdrungen ist, bleibt eine Menge zu tun.<br/>
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Pierre Bourdieus Idee vom sozialen und kulturellen Kapital (vgl. <a href="http://unirot.blogsport.de/images/bourdieukapital.pdf" target="_blank">http://unirot.blogsport.de/images/bourdieukapital.pdf</a> ), das als Humankapital unterdessen in aller Munde ist, hat mich seltsamer Weise immer abgestoßen. Mir behagte die Vorstellung nicht, noch das potentiell Nichtidentische in den Individuen samt und sonders dem Kapital zuzuschlagen. Im Kern aber ist das eigentlich eine Idee, die bei Adorno immer wieder und viel radikaler auftaucht: Das Einsickern der Wertgesetzlichkeit in die libidinöse Verschlungenheit des Materiellen und meinetwegen auch Karmischen ist universell. Das Nichtidentische in den Individuen hat kaum einen anderen Charakter als Neo für den Architekten in der Matrix: Eine Anomalie, die eingehegt und studiert wird, damit auch sie irgendwann Teil der Maschine werden mag. Das System ist fähig und willens sowieso, das Unkontrollierbare so lange mit Kontrollwerkzeugen zu umstellen, bis es sein Geheimnis preisgibt und sich der Kontrolle komplett ergibt. In Orwells 1984 ist etwa der düstere Clou der Geschichte, dass das gesellschaftsanalytische Buch, das eine Hoffnung von Widerstand leuchten lässt und m. E. eine Andeutung auf Marx' Kapital darstellt, von den geheimen Sicherheitsabteilungen des Systems gestreut wird: Diejenigen, die einen Widerwillen gegen das Getriebe entwickeln, müssen als solche erkannt und studiert werden. Der meinungs- und kunstfreie Westen dürfte in den Sphären des militärisch-industriellen Komplexes und der geheimen Dienste im Kern auch heute noch so ticken, leistet sich aber gleichwohl den Widerwillen gegen das System als Massenwillen: Wer heute nicht wenigstens irgendein Problem mit dem Getriebe hat, hat vom gegen sich selbst treibenden Getriebe nicht sonderlich viel verstanden. Die Herrschaft sitzt so fest im Sattel, dass sie eine Menge Laissez-faire dulden kann: Je mehr Unkontrollierbares im Rahmen der Kontrollmechanismen gedeihen kann, desto zufriedener einerseits die unterworfenen Massen, desto lehrreicher andererseits die Geschichte der gesellschaftlichen Delinquenz für den Perfektionierungswillen der Herrschaft. Noch das Wissen über die Dialektik der Aufklärung fällt in ihre eigene Dialektik: Ratio lässt das Irrationale umso geduldiger gedeihen, je mehr es den Herrschaftsimpulsen entgegen gedeiht.<br/>
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Will man sich im Rahmen der bGE-Idee daran abarbeiten, wie das Verhältnis von toter und lebendiger Arbeit heute eine produktive Transformation erfahren könnte, sind m. E. zwei Themenkreise von substantieller Bedeutung: 1. Die Genese der lebendigen Arbeit, sozusagen die Sklavengeschichte des Proletariats. 2. Der Wandlungsprozess vom Materiellen, von der körperlichen Arbeit, vom Dingcharakter der Ware zum Ideellen, Virtuellen, zur geistigen Arbeit, zum Vermittlungscharakter des Werts und meinetwegen zum Energiecharakter der Ware.<br/>
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Auf 1. will ich nur kurz eingehen, obgleich man dazu massenhaft geschichtliche Fakten aufhäufen könnte. Die Entwurzelungsprozesse der zur proletarischen Stadtbevölkerung mit roher Gewalt getriebenen Landbevölkerung nimmt in Marx' Kapital große Texträume ein und bezieht sich wesentlich aufs sich industrialisierende England. In Deutschland fand die selbe Entwicklung etwas später und vielleicht nicht ganz so brutal statt: Die Knechte hatten auf dem Land ohnehin nicht viel zu verlieren, mit der beginnenden Industrialisierung der Landwirtschaft durch Dampfmaschine und Düngeindustrie wurden sie auf dem Land überflüssig und pferchten sich aus individueller Not oder durch massiven Zwang der Eliten in die Städte zusammen. Der Expressionismus erzählt wohl am eindringlichsten, wie tiefgreifend deprimierend das für viele Knechte ablief. Ohne Boden oder sonstiges Eigentum ist das Individuum bloße Schraube im Getriebe der toten Arbeit. Die Abhängigkeit vom System ist allgegenwärtig. Die Knechte auf dem Land hatten demgegnüber teilweise noch ihre eigenen kleinen Schollen gehabt und insofern vielleicht ein wenig mehr Entfaltungsfreiraum als in der proletarisierten Enge der Städte seit dem 18. Jahrhundert.<br/>
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Der größte Teil der heutigen Stadtbevölkerungen besteht aus den Urenkeln dieser Sklaven der Industrialisierung. Die Angestellten-Heere des tertiären, des Dienstleistungs-Segments haben das wohl sehr gründlich verdrängt, aber es bleibt auch für sie im Kern des Proletarier-Begriffs am eigenen Leib spürbar: Die eigene Ware Arbeitskraft muss für den Markt fit gemacht werden, die Partizipation am gesellschaftlichen Reichtum funktioniert nur über den Verkauf der eigenen lebendigen Arbeit an die Herren über die tote Arbeit. Das mag im Westen alles moderater, moderner, bequemer, softer, großzügiger geworden sein, spätestens in Hartz4 besinnt es sich aber wieder auf sich selbst: Alle ohne Eigentum an Produktionsmitteln oder</p>

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<p style="margin-bottom: 0.0cm;">[... bis dahin, danach folgen diverse Stichwörter, die die Sache eigentlich weiter entfalten und runder machen wollten. Aber dazu habe ich halt gerade nicht die Muße und auch so ist es hoffentlich zumindest hier und da ein wenig von Interesse ... aber gut, ich versuche mal wenigstens zu skizzieren, wie der Dunking-Text eigentlich weiter verlaufen sollte. Ich deute die Brüchigkeit des Textes für mich so, dass die Zeit zumindest für mich noch nicht reif ist, das einzudunken. Gab eine Menge düsterer Flows in den letzten Wochen bei mir. Da rackert irgendetwas mächtig gegen. In 100 von 99 Fällen wird der Basketball wohl vorerst am Metallkorb abprallen. Aber vielleicht besteht ja mehr als nur ein Fall aus mehr als einer wirklichen Möglichkeit in unseren Viele-Welten-Theorien ... Ansonsten denke ich, dass meine SciFi-stroy das deutlicher umschrieben bekommen wird ... Nachdem, was ich gerade zur toten Arbeit ausführte, dürfte halbwegs verständlich sein, dass es nicht nur aus marketingtaktischen Erwägungen heraus eine Zombie-Geschichte werden wird. Dass George Romeros Neuschöpfung des heutigen Zombie-Genres im Hippie-Jahr 1968 in die Welt kam, als die Physiker sich darauf zubewegten, ihr erstes Standardmodell der Teilchenphysik so langsam zu komplettieren, erscheint mir kein Zufall zu sein, wie mir überhaupt der Zufalls-Begiff zunehmend suspekt wird.</p>

<p style="margin-bottom: 0.0cm;">Der Kerngedanke des Dunkens läuft wohl ungefähr auf Folgendes hinaus: Etwa im Mechanismus des Faustischen "halb nahm er sie, halb sank sie hin" werden sich die naturwissenschaftlichen und die spirituellen Traditionen hoffentlich irgendwo treffen und eine praktische Lösungsmöglichkeit für die Frage eröffnen, wie das schlecht Getane wieder gutgemacht werden könne. Ich habe dazu haufenweise Ideen im Kopf, aber allesamt spekulativ: Lasst beispielsweise die Physiker die Gravitation oder die Zeit knacken oder einen Energiebegriff entwickeln, der nicht auf Erhaltung hinausläuft, sondern auf permanente mikrokosmische Verdichtung und Ausdehnung. Man könnte sich in der Richtung noch weitaus Freakigeres zusammenreimen. Etwa den Contact von Judie Foster. Umgekehrt scheint mir meine Idee, dass wir Luzifers Tränen weinen müssen, hinreichend für das Erbsünden-Christentum, um die Identität von Jesus und Luzifer in den Tränen gespiegelt zu sehen. So viel ich von den asiatischen spirituellen Traditionen verstehe, finde ich Jane Roberts' Seth da erstmal ausreichend. Vielleicht wird ja seine dritte Jesus-Inkarnation, die um das Jahr 2070 durchagiert sein soll, ein Messias sein, den auch die Juden akzeptieren können. Beim Islam bin ich relativ ratlos. Irgendwie müssten die doch eigentlich nur begreifen, dass Allah offensichtlich so groß ist, dass er auch Un- und Andersgläubige zulässt, mithin der Islam klein gegenüber Allah bleibt. Aber naja, keine Ahnung, da bin ich zu ignorant. Wie so vielen spirituellen Traditionen gegenüber. Mir scheint aber zumindest, dass es eigentlich nur eines kleinen Fünkchens bedarf, um das alles sinnhaft zusammenzufügen, was heute komplett sinnfrei auseinander und gegeneinander driftet als organisiertes Kapital und nationalstaatliche Konkurrenz. Problem bleibt so oder so aber, dass das auch alles bloßes Wunschdenken sein könnte, Lustträume eines Psychotikers. Dennoch scheint mir jede neue App zu beweisen, dass die Gesellschaft sich auf eine Energetisierung ihres Vulgärmaterialismus zubewegt. Die Legitimation von Stellvertreterkriegen für den Zugriff auf Rohstoffreichtum scheint heute schon nicht mehr so richtig zu verfangen. Vielleicht sehe ich das zu idealistisch, aber mir dünkt denn doch, dass die Feindschaften zwischen den Menschen heute weit mehr auf Psychosozialem als auf Materiellem rational basieren.</p>

<p style="margin-bottom: 0.0cm;">So drei Punkte, die ich neben etlichen anderen in dem Zusammenhang, sozusagen auf dem Weg des Eindunkens ansprechen wollte, waren diese:</p>

<p style="margin-bottom: 0.0cm;">- Akzeptiert man meinetwegen subquantisch, also hyper-feinstofflich die Möglichkeit eines Aura-Begriffs, der auch an Dingen klebt, ließe sich Marx' Begriff toter Arbeit etwa im Sinne von Verenas Familienseelen essentialisieren: Wer weiß, ob nicht in der toten Arbeit um uns herum nicht bloß der kalte Naturalismus haust, sondern auch die Seelenenergien der einstmals lebendigen Arbeitenden? Ginge man bei dieser Spekulation mit, dann fände ich eine Betrachtung von Anne Clarks Vertonung eines Gedichts von Philip Larkin beachtenwert: <a href="http://youtu.be/iMlkt4NovRE" target="_blank">http://youtu.be/iMlkt4NovRE</a> . Während wir nicht nur unseren Ego-Balast mit uns herumschleppen, sondern gemäß der Familienseelen-Theorie auch den unserer Ahnen, unterschlägt der düster-materialistische Eskapismus des Gedichts die lichteren Vorstellungen von Liebe, Glaube, Hoffnung. Wenn auch vielleicht nicht in jedem Einzelfall, so wollen Eltern ja meist doch zentral, dass es ihren Kindern mal besser gehe als ihnen selbst. Das lässt für die Marxsche tote Arbeit etwas anderes erhoffen als ich z. B. in meiner Magisterarbeit begründet habe: Revolutionären Liebesoutput aus der auratischen Kraft der Warentoten. Marx würde mich bei solchen Formulierungen sicherlich in die nächstgelegene Psychiatrie einweisen lassen wollen. Sein Entfremdungsbegriff sieht Hoffnung nur in der rationalen Zukunft, nicht in der irrationalen Vergangenheit, die patriachal halt locker die 8.000 Jahre von Jochen Klassengesellschaft gewesen ist, also ein einziger großer Scheiß.</p>

<p style="margin-bottom: 0.0cm;">- Anders als die nun wirklich strunzdumm-kleingeistige Welt des insbesondere in den USA bis in George W. Bushs Hirn eingebrannten Kreationismus hat sich in einem phonetischen Missverstehen von mir beim Hören eines der mir bedeutsamsten Songs von Lennard Cohen wiederum eine wirklich hintersinnige Idee eingenistet, wie dem Spirituellen ein Übergewicht vor dem Naturalistischen zuzuspielen gelingen kann. Der Text geht eigentlich so:</p>

<p style="margin-bottom: 0.0cm;">"We asked for signs<br/>
the signs were sent:<br/>
the birth betrayed<br/>
the marriage spent<br/>
Yeah the widowhood<br/>
of every government --<br/>
signs for all to see." (vgl. http://youtu.be/mDTph7mer3I )</p>

<p style="margin-bottom: 0.0cm;">"signs" und "science" liegen phonetisch dicht genug beieinander für ein folgenschweres Missverständnis: Was, wenn die gesamte Tradition des Rationalismus, die der Aufklärung, einem innbrünstigen Beten der Aufklärer nach rationaler Erleuchtung des Weltgespinsts und einem Erhören dieser Gebete durch die Engel oder whomever geschuldet ist? Während die Aufklärung vor den letzten Fragen ja immer bloß kapitulieren kann oder irgendwas Sinnfreies stottern, ist es aus spiritueller Warte weitaus einfacher, die gesamte Aufklärungsgeschichte integrierend zu verschlucken. Die Entzauberung der Welt ist auch nur so ein Zauber. Schwieriger ist und bleibt die umgekehrte Richtung: Wie soll aus der Entzauberung heraus ihr eigener Zauber begründet werden? Weltformel, Kontrollzwang, promethische Gaben: Wie soll ihnen erklärt werden, dass Welt und Formel entweder eins oder nichts sind, Kontrolle stets begrenzt bleibt in dem Nichtidentischen, aus dem noch der Kontrollzwang erwächst, die promethischen Gaben halbgöttlich bleiben? Gibt viele Versuche dazu. Ich finde bislang keinen wirklich überzeugend. Und Sokrates' am simpelsten: Ihr wisst, dass ihr nichts wisst. [Nebenbemerkung: Falls ihr Kinder so ab 8 habt oder seid und denen Englisch und Naturalismus näher bringen wollt, finde ich das Science-Album von TMBG echt gelungen, vgl. http://youtu.be/Uy0m7jnyv6U?list=PL6BB91C19327AB16A . Mit Videos ist's vermutlich schon für Kinder ab 2 interessant - obgleich man die freilich möglichst niemals vor die Glotze sozialisieren sollte ...]</p>

<p style="margin-bottom: 0.0cm;">- Jochen sprach von den schamanischen Heilpraktiken im Matriachat, die das sicherlich auch damals Schmerzliche trösten und lindern konnten. Angesichts der nun wirklich enorm krassen und vergleichsweise mächtigen und über Jahrtausende angehäuften Wunden, die das Patriachat gerissen hat, die offen zutage liegen oder bloß oberflächlich vernarbt sind, die außerdem permanent weiter und weiter gerissen werden, stellt sich massiv die Frage, wie das System Heil-Schamanismen finden kann, die all diese Wunden wirklich besänftigen können. Ein vernünftiges bGE könnte so einen Schamanismus abgeben. Allerdings höchstens als ein kleines Element in einem größeren Ringelreigen der Heilung. Mag wie immer sein, dass ich mich irre, aber ich bin echt neugierig, was das System aus sich heraus gedeihen lassen wird in den nächsten Jahrzehnten und was ihm aus den mystischen Abgründen entgegenwachsen wird. Ich hoffe zumindest, dass da eine Menge gehen wird.</p>

<p style="margin-bottom: 0.0cm;">Wie gesagt: Bleibt irgendwie unbefriedigend unvollendet, unbefriedigend spekulativ, unbefriedigendes Eso-Behauptungsgewäsch. Es bedarf da vermutlich eines genialen Physikers, um das wirklich rund zu machen. Aber die Indizien und Intuitionen scheinen mir schon ziemlich dringlich mindestens für mich und hoffentlich auch gesamtgesellschaftlich in eine bessere, versöhnlichere Richtung zu weisen ...]</p>
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Liebe Grüße,</div>

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<div>Bert<br/>
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