<html>
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http-equiv="Content-Type">
</head>
<body text="#000000" bgcolor="#FFFFFF">
<div class="moz-cite-prefix">Lieber Bert,<br>
<br>
ich bin seit Jahren in Kontakt mit Wolfgang heimann, einem der
wohl profiliertesten Vertreter des Konsumsteuermodells. Ich selbst
präferiere ebenfalls dieses Modell, weiß aber auch, wie Politik
geht.<br>
<br>
Ich habe auch schon öfter Götz Werner erlebt, wenn er sein
Konsumsteuermodell dargestellt hat. Ich kenne ihn seit 1984.<br>
<br>
Meine Äußerung, ich kenne niemanden, der ein Konsumsteuermodell
"wolle" war so gemeihnt, dass ich damit dem Dogmatismus eine
Absage erteilen wollte. Das scheint nicht ganz gelungen zu sein.
Sollte es überhaupt noch auf absehbare Zeit zu einem bGE komme,
was ich aus verschiedenen Gründen bezweifle, dann wird es auf
jeden Fall zu einem Kompromiss in der Finanzierung kommen. Diesen
muss man ja nicht vorher dadurch verschlechtern, indem man bereits
in Kompromissen denkt, das ist schon klar.<br>
<br>
Was ich meine möchte ich an einer Äußerung von Götz Werner
darstellen, als er vor Jahren in Hamburg nach seiner Darstellung
gefragt wurde: "Ja, aber Mineralölsteuer" und "Ja, aber
Einkommensteuer" antwortete er regelmäßig: "Können Sie natürlich
machen".<br>
<br>
Ich habe nicht gesagt, dass ich niemanden kenne, der die
Konsumsteuer nicht DENKT, und der nicht von ihr überzeugt ist. Ich
gehöre nämlich dazu. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass ich
bisher niemanden kannte, der sie gegen alle Überzeugungen anderer
durchsetzen wollte. Das meine ich mit "wolle".<br>
Anscheinend kenne ich jetzt aber einen. Ich werde es deshalb in
Zukunft nicht mehr behaupten.<br>
<br>
Viele Grüße!<br>
Arfst<br>
<br>
Am 10.12.2014 13:57, schrieb Debattenliste des Netzwerks
Grundeinkommen:<br>
</div>
<blockquote
cite="mid:mailman.1706.1418218933.7151.debatte-grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de"
type="cite">
<div style="font-family: Verdana;font-size: 12.0px;">
<div>Hallo,</div>
<div> </div>
<div>ich möchte zwei kleine Dinge aus meiner Sicht klarstellen.</div>
<div> </div>
<div>1. Du, lieber Arfst, hast vor ein paar Wochen die
Behauptung rausgehauen, dass niemand ein reines
Konsumsteuermodell wolle. Da niemand perfekt ist, nicht einmal
Terence Hill, bin wohl auch ich kein Niemand. Ich hatte glaube
ich in meiner allerersten Mail im Verteiler im August
begründet, warum eine Kapitalisierungssteuer als Konsumsteuer
aufzufassen ist: Investitionen verkonsumieren den toten und
lebendigen Produktivreichtum der Gesellschaft. Insofern sind
meine bGE-Vorschläge hier alle m. E. als ein reines
Konsumsteuermodell aufzufassen. Klar, man kann sich über den
Begriff der Reinheit bis in alle Ewigkeit in schmutzigem
Streit wälzen, aber ich sehe zumindest erstmal nicht, was an
meinen Konsumsteuervorschlägen in die Unreinheit einer
Einkommensbesteuerung fällt. Ich find's bei der Gelegenheit
sinnvoll, mal eine etwas längere Passage (und gleichwohl nur
einen aus dem Kontext gerissenen Auszug) von Marx zur
Dialektik von Produktion und Konsumtion unten reinzukopieren.</div>
<div> </div>
<div>2. Du, lieber PeterH, hast gerade von Fundis geschrieben.
Und ich bin mir mal wieder unsicher, ob das u. a. mich
ansprechen soll. Falls, möchte ich dazu sagen, dass ich das
als ungerechtfertigte Beleidigung empfinde. Denn erstens
begreife ich mich selbst viel eher als Suchender in einem
ziemlich freien Raum, denn als jemand mit festem Fundament
unter den Füßen. Insofern ich alte Weisheiten jongliere, tue
ich das m. E. in einem bodenlosen Raum ohne jegliches
Fundament, aber mit irrwitzig vielen Bezügen. Ich bin
sicherlich kein orthodoxer Marxist, wenn ich auch Marx hier
immer wieder so stark mache, wie er es m. E. verdient hat. Der
verniedlichende Fundi-Begriff ist ansonsten m. W. einer aus
innergrünen Flügelauseinandersetzungen. Auch wenn ich hier und
da mit Leuten zu tun hatte, die sich politisch bei den Grünen
engagieren, und vermutlich noch mit weit mehr Leuten, die
wenigstens dann und wann mal grün gewählt haben, und auch,
wenn ich ein durchaus weitläufiges ökologisches Bewusstsein
habe, war ich nie in irgendeiner Weise Teil der grünen Partei.
Schon deshalb verbitte ich mir den Fundi-Begriff. Ansonsten
würde ich darauf hinweisen wollen, dass die
Begriffsunterscheidung in Realos und Fundis bei den Grünen arg
tendenziös war, um nicht zu sagen: denunziatorisch. Der
Realismus der Realos hat sich am nachhaltigsten in der
Hartz4-Gesetzgebung und der erstmaligen Angriffs-Entsendung
deutscher Truppen nach ww2 zur Zerschlagung des letzten
sozialistischen Staats auf europäischem Boden, Jugoslawiens,
geäußert. Fischer ging so weit, seine Kriegslüsternheit mit
der historischen Verantwortung im Angedenken an Auschwitz zu
rechtfertigen. Ich würde sagen, dass der Realismus der grünen
Realos in etwa dem entspricht, worauf Egge löblicher Weise vor
einem Weilchen hingewiesen hat: In Krisenphasen ist es für das
Kapital realistisch, auf Kriegsproduktion und massenhafte
Entfesselung gesellschaftlicher Destruktivkräfte zu setzen.
Ansonsten gibt es in ruhigeren Zeiten die übliche Versklavung
der Prolls. Daraus wird klar ersichtlich, dass der Realismus
der herrschenden Gesellschaft bloß auf Hobbes Plautus-Sentenz
homo homini lupus = der Mensch ist dem Menschen ein Wolf
hinausläuft. Die finde ich unrealistisch und auf einem
patriachalen Fundament stehend. Die Positionen der grünen
Fundis demgegenüber weitaus realistischer und weniger
bodengefestigt. Es ist quasi die übliche ideologische
Begriffsvertauschung wie schon beim Begriffspaar Arbeitgeber
und -nehmer: "Es konnte mir nicht in den Sinn kommen, in das
»Kapital« den landläufigen Jargon einzuführen, in welchem
deutsche Ökonomen sich auszudrücken pflegen, jenes
Kauderwelsch, worin z.B. derjenige, der sich für bare Zahlung
von andern ihre Arbeit geben läßt, der Arbeitgeber heißt, und
Arbeitnehmer derjenige, dessen Arbeit ihm für Lohn abgenommen
wird. Auch im Französischen wird travail im gewöhnlichen Leben
im Sinn von »Beschäftigung« gebraucht. Mit Recht aber würden
die Franzosen den Ökonomen für verrückt halten, der den
Kapitalisten donneur de travail, und den Arbeiter receveur de
travail nennen wollte." (Marx, MEW23, S. 34)<br>
Zu den Grünen gibt's m. E. schon lange nichts anderes mehr zu
sagen als diese Persiflage eines Wahlplakats:
<a class="moz-txt-link-freetext" href="https://mantovan9.files.wordpress.com/2012/05/drei-liter-panzer.png">https://mantovan9.files.wordpress.com/2012/05/drei-liter-panzer.png</a>
. Klar, man könnte immer noch viel mehr und anderes sagen,
aber der 3-Liter-Panzer bringt's ausreichend auf den Punkt.</div>
<div>Zu deiner Vermutung, lieber PeterH, die Funktionseliten der
Gesellschaft juxen sich einen in ihrem Wohlergehen und
scheißen auf die Meinung von elaborierten
Gesellschaftskritikern (die in deinem Sprachgebrauch gleich
Fundis sind), glaube ich, dass du dich irrst. Die derzeitige
Verwertungskrise ist weitaus tiefer, als dass das an den
Eliten gänzlich vorbei ginge. Ninas Hinweis auf die OECD-Logik
dürfte da ein Indiz sein. Ninas ein paar Wochen zurückliegende
Aufforderung quasi im Namen unserer Bundeskanzlerin zur
Zukunftswerkstatt ging auch schon in die Richtung. In der
Glotze wurde gestern glaube ich in den RTL-Nachrichten gesagt,
dass sich die Zahl der psychisch bedingten Krankheitstage in
ein, zwei, drei Jahrzehnten (hab's mir nicht gemerkt)
verfünfacht habe. Ich hatte gegenüber Jochen behauptet, dass
das System Transformationsperspektiven braucht, die es aus der
eigenen Fetisch-Stumpfheit heraus nicht gebacken bekommt.
Darum geht's m. E. im schlechteren Falle beim bGE. Im besseren
Falle geht's darum, das imperial-kapitale System endlich mal
dahin zu tragen, wo es sonst nur seine Insassen hinschickt: zu
Grabe.</div>
<div>Es gehört zur inneren Logik des Kapitals, alle kreativen
Potentiale in die eigene Verwertunglogik aufzusaugen. Die
verschiedenen nonkonformen Grüppchen im Zuge von Hippie- und
68er-Bewegung haben teilweise darauf reflektiert, dass sie
letztlich alle vom System aufgesogen und verwurstet worden
sind. Das System frisst noch die Aussteiger, Drückeberger und
Kritiker. Die Kontroll-Logik des Kapitals untergräbt in den
vom Kapital gänzlich unter Beschlag genommenen Sphären
Kreativität bzw. lässt sie nur in reglementierten
Verlaufsformen zu, weshalb die Herrschenden dann und wann ja
mal richtig engagiert nach ihren Kritikern in der Hoffnung
rufen, dass es da dann doch mal einen neuen Impuls für ein
neues Regulationsregime des Kapitals in diesem oder jenem
Bereich in den Köpfen und Herzen der Kritiker geben könnte, wo
sie selbst gänzlich auf dem Schlauch stehen. Das scheint mir
der tiefere Grund dafür zu sein, dass sich der Westen den
Schein von Demokratie und Meinungsfreiheit leistet und sie nur
dann mit Gewalt niederschlägt, wenn diese mal echt auf die
Eigentumsfrage in Einheit mit der Gewaltfrage hinauslaufen.
Solange alle ihren Platz im Getriebe einnehmen, ist Demokratie
und Meinungsfreiheit ein immenser Innovationsgarant und daher
ein Standortvorteil in der internationalen Konkurrenz. Daran
mag auch etwas Positives hängen: Das Kapital ist letztlich ein
Verhältnis von Lebendigen und versucht auf seine verquere Art,
diesen Lebendingen irgendwie auch gerecht zu werden.
Vollautomatisierung ginge auch ohne diese Lebendigen, aber
solange die nicht komplett erreicht ist, bleibt selbst das
bösartigste Einzelkapital mit einer gewissen Notwendigkeit von
dem abhängig, was es permanent zerstört und vergewaltigt: von
der lebendigen Arbeit und dem Ökosystem. Darin liegt ein
Fünkchen Hoffnung: Nicht auszuschließen, dass irgendwann
irgendwie und irgendwo vielleicht mal genau so ein kreativer
Impuls sich durch das Systemgetriebe durcharbeitet, der das
System in seiner Bösartigkeit noch in den Köpfen der Eliten
sprengt. Ein wirksamer Virus in der Matrix sozusagen. Die
bGE-Idee hat dazu zumindest ein gewisses Potential, würde ich
meinen. Sonst würde ich mich dafür auch nicht näher
interessieren. Existenzminimum ist wichtig, ja, aber das
könnte man auch mit Anpassung der Hartz4-Satz-Höhen erreichen.
Das eigentliche Potential der bGE-Idee liegt darin, die
Menschen echt mal ernster zu nehmen als das System, das die
Menschen aneinanderkettet, sie dressiert und ihnen bei
Wohlverhalten Leckerlies in den Schlund wirft.</div>
<div>Ansonsten aber finde ich deine analytischen Bemerkungen zum
Automatisierungsschub in der Produktion sehr gelungen, lieber
PeterH. Sollte wiederum nur eine Klarstellung von mir sein.</div>
<div> </div>
<div>Liebe Grüße,</div>
<div> </div>
<div>Bert</div>
<div> </div>
<div>Marx zur Dialektik von Produktion und Konsumtion (kleiner
Auszug aus größerem Kontext, wie ja immer):</div>
<div>"a) [Produktion und Konsumtion]
<div>Die Produktion ist unmittelbar auch Konsumtion.<br>
Doppelte Konsumtion, subjektive und objektive: das<br>
Individuum, das im Produzieren seine Fähigkeiten<br>
entwickelt, gibt sie auch aus, verzehrt sie im Akt der<br>
Produktion, ganz wie das natürliche Zeugen eine<br>
Konsumtion von Lebenskräften ist. Zweitens: Kon-<br>
sumtion der Produktionsmittel, die gebraucht und ab-<br>
genutzt werden und zum Teil (wie z.B. bei der Feu-<br>
rung) in die allgemeinen Elemente wieder aufgelöst<br>
werden. Ebenso Konsumtion des Rohstoffs, der nicht<br>
in seiner natürlichen Gestalt und Beschaffenheit<br>
bleibt, die vielmehr aufgezehrt wird. Der Akt der Pro-<br>
duktion selbst ist daher in allen seinen Momenten<br>
auch ein Akt der Konsumtion. Aber dies geben die<br>
Ökonomen zu. Die Produktion als unmittelbar iden-<br>
tisch mit der Konsumtion, die Konsumtion als unmit-<br>
telbar zusammenfallend mit der Produktion, nennen<br>
sie produktive Konsumtion. Diese Identität von Pro-<br>
duktion und Konsumtion kommt hinaus auf Spinozas<br>
Satz: Determinatio est negatio.<br>
Aber diese Bestimmung der produktiven Konsum-<br>
tion wird eben nur aufgestellt, um die mit der Produk-<br>
tion identische Konsumtion zu trennen von der eigent-<br>
lichen Konsumtion, die vielmehr als vernichtender Gegensatz
der Produktion gefaßt wird. Betrachten wir<br>
also die eigentliche Konsumtion.<br>
Die Konsumtion ist unmittelbar auch Produktion,<br>
wie in der Natur die Konsumtion der Elemente und<br>
der chemischen Stoffe Produktion der Pflanze ist. Daß<br>
in der Nahrung z.B., einer Form der Konsumtion, der<br>
Mensch seinen eignen Leib produziert, ist klar. Es gilt<br>
dies aber von jeder andren Art der Konsumtion, die in<br>
einer oder der andren Art den Menschen nach einer<br>
Seite hin produziert. Konsumtive Produktion. Allein,<br>
sagt die Ökonomie, diese mit der Konsumtion identi-<br>
sche Produktion ist eine zweite, aus der Vernichtung<br>
des ersten Produkts hervorgehende. In der ersten ver-<br>
sachlichte sich der Produzent, in der zweiten personi-<br>
fiziert sich die von ihm geschaffne Sache. Also ist<br>
diese konsumtive Produktion - obgleich sie eine un-<br>
mittelbare Einheit zwischen Produktion und Konsum-<br>
tion ist - wesentlich verschieden von der eigentlichen<br>
Produktion. Die unmittelbare Einheit, worin die Pro-<br>
duktion mit der Konsumtion und die Konsumtion mit<br>
der Produktion zusammenfällt, läßt ihre unmittelbare<br>
Zweiheit bestehn.<br>
Die Produktion ist also unmittelbar Konsumtion,<br>
die Konsumtion ist unmittelbar Produktion. Jede ist<br>
unmittelbar ihr Gegenteil. Zugleich aber findet eine<br>
vermittelnde Bewegung zwischen beiden statt. Die<br>
Produktion vermittelt die Konsumtion, deren Materialsie
schafft, der ohne sie der Gegenstand fehlte. Aber<br>
die Konsumtion vermittelt auch die Produktion,<br>
indem sie den Produkten erst das Subjekt schafft, für<br>
das sie Produkte sind. Das Produkt erhält erst den<br>
letzten finish in der Konsumtion. Eine Eisenbahn, auf<br>
der nicht gefahren wird, die also nicht abgenützt,<br>
nicht konsumiert wird, ist nur eine Eisenbahn<br>
dynamei nicht der Wirklichkeit nach. Ohne Produkti-<br>
on keine Konsumtion; aber auch ohne Konsumtion<br>
keine Produktion, da die Produktion so zwecklos<br>
wäre. Die Konsumtion produziert die Produktion dop-<br>
pelt,<br>
1. indem erst in der Konsumtion das Produkt wirk-<br>
liches Produkt wird. Z.B. ein Kleid wird erst wirklich<br>
Kleid durch den Akt des Tragens; ein Haus, das nicht<br>
bewohnt wird, ist in fact kein wirkliches Haus; also<br>
als Produkt, im Unterschied von bloßem Naturgegen-<br>
stand, bewährt sich, wird das Produkt erst in der Kon-<br>
sumtion. Die Konsumtion gibt, indem sie das Produkt<br>
auflöst, ihm erst den finishing stroke; denn Produkt<br>
ist das Produkt nicht als versachlichte Tätigkeit,<br>
sondern nur als Gegenstand für das tätige Subjekt;<br>
2. indem die Konsumtion das Bedürfnis neuer Pro-<br>
duktion schafft, also den idealen innerlich treibenden<br>
Grund der Produktion, der ihre Voraussetzung ist. Die<br>
Konsumtion schafft den Trieb der Produktion; sie<br>
schafft auch den Gegenstand, der als zweckbestimmend in der
Produktion tätig ist. Wenn<br>
es klar ist, daß die Produktion den Gegenstand der<br>
Konsumtion äußerlich darbietet, so ist daher ebenso<br>
klar, daß die Konsumtion den Gegenstand der Pro-<br>
duktion ideal setzt, als innerliches Bild, als Bedürf-<br>
nis, als Trieb und als Zweck. Sie schafft die Gegen-<br>
stände der Produktion in noch subjektiver Form.<br>
Ohne Bedürfnis keine Produktion. Aber die Konsum-<br>
tion reproduziert das Bedürfnis.<br>
Dem entspricht von seiten der Produktion, daß sie<br>
1. der Konsumtion das Material, den Gegen-<br>
stand liefert. Eine Konsumtion ohne Gegenstand ist<br>
keine Konsumtion; also schafft nach dieser Seite, pro-<br>
duziert die Produktion die Konsumtion.<br>
2. Aber es ist nicht nur der Gegenstand, den die<br>
Produktion der Konsumtion schafft. Sie gibt auch der<br>
Konsumtion ihre Bestimmtheit, ihren Charakter, ihren<br>
finish. Ebenso wie die Konsumtion dem Produkt sei-<br>
nen finish als Produkt gab, gibt die Produktion den<br>
finish der Konsumtion. Einmal ist der Gegenstand<br>
kein Gegenstand überhaupt, sondern ein bestimmter<br>
Gegenstand, der in einer bestimmten, durch die Pro-<br>
duktion selbst wieder [zu] vermittelnden Art konsu-<br>
miert werden muß. Hunger ist Hunger, aber Hunger,<br>
der sich durch gekochtes, mit Gabel und Messer ge-<br>
geßnes Fleisch befriedigt, ist ein andrer Hunger, als<br>
der rohes Fleisch mit Hilfe von Hand, Nagel und Zahn
verschlingt. Nicht nur der Gegenstand der Kon-<br>
sumtion, sondern auch die Weise der Konsumtion<br>
wird daher durch die Produktion produziert, nicht nur<br>
objektiv, sondern auch subjektiv. Die Produktion<br>
schafft also den Konsumenten.<br>
3. Die Produktion liefert dem Bedürfnis nicht nur<br>
ein Material, sondern sie liefert dem Material auch ein<br>
Bedürfnis. Wenn die Konsumtion aus ihrer ersten Na-<br>
turroheit und Unmittelbarkeit heraustritt - und das<br>
Verweilen in derselben wäre selbst noch das Resultat<br>
einer in der Naturroheit steckenden Produktion -, so<br>
ist sie selbst als Trieb vermittelt durch den Gegen-<br>
stand. Das Bedürfnis, das sie nach ihm fühlt, ist durch<br>
die Wahrnehmung desselben geschaffen. Der Kunst-<br>
gegenstand - ebenso jedes andre Produkt - schafft ein<br>
kunstsinniges und schönheitsgenußfähiges Publikum.<br>
Die Produktion produziert daher nicht nur einen Ge-<br>
genstand für das Subjekt, sondern auch ein Subjekt<br>
für den Gegenstand.<br>
Die Produktion produziert die Konsumtion daher,<br>
1. indem sie ihr das Material schafft; 2. indem sie die<br>
Weise der Konsumtion bestimmt; 3. indem sie die<br>
erst von ihr als Gegenstand gesetzten Produkte als<br>
Bedürfnis im Konsumenten erzeugt. Sie produziert<br>
daher Gegenstand der Konsumtion, Weise der Kon-<br>
sumtion, Trieb der Konsumtion. Ebenso produziert<br>
die Konsumtion die Anlage des Produzenten, indem sie ihn als
zweckbestimmendes Bedürfnis sollizitiert.<br>
Die Identitäten zwischen Konsumtion und Produk-<br>
tion erscheinen also dreifach:<br>
1. Unmittelbare Identität: Die Produktion ist Kon-<br>
sumtion; die Konsumtion ist Produktion. Konsumtive<br>
Produktion. Produktive Konsumtion. Die National-<br>
ökonomen nennen beides produktive Konsumtion.<br>
Machen aber noch einen Unterschied. Die erste figu-<br>
riert als Reproduktion; die zweite als produktive Kon-<br>
sumtion. Alle Untersuchungen über die erste sind die<br>
über produktive oder unproduktive Arbeit; die über<br>
die zweite über produktive oder nichtproduktive Kon-<br>
sumtion.<br>
2. Daß jede als Mittel der andren erscheint; von ihr<br>
vermittelt wird; was als ihre wechselseitige Abhän-<br>
gigkeit ausgedrückt wird; eine Bewegung, wodurch<br>
sie aufeinander bezogen werden und sich wechselsei-<br>
tig unentbehrlich erscheinen, aber sich doch noch äu-<br>
ßerlich bleiben. Die Produktion schafft das Material<br>
als äußerlichen Gegenstand für die Konsumtion; die<br>
Konsumtion schafft das Bedürfnis als innern Gegen-<br>
stand, als Zweck für die Produktion. Ohne Produktion<br>
keine Konsumtion; ohne Konsumtion keine Produkti-<br>
on. Figuriert in der Ökonomie in vielen Formen.<br>
3. Die Produktion ist nicht nur unmittelbar Kon-<br>
sumtion, und die Konsumtion unmittelbar Produktion;<br>
noch ist die Produktion nur Mittel für die Konsumtionund die
Konsumtion Zweck für die Produktion, d.h.,<br>
daß jede der andren ihren Gegenstand liefert, die Pro-<br>
duktion äußerlichen der Konsumtion, die Konsumtion<br>
vorgestellten der Produktion; sondern jede derselben<br>
ist nicht nur unmittelbar die andre, noch die andre nur<br>
vermittelnd, sondern jede der beiden schafft, indem<br>
sie sich vollzieht, die andre; sich als die andre. Die<br>
Konsumtion vollzieht erst den Akt der Produktion,<br>
indem sie das Produkt als Produkt vollendet, indem<br>
sie es auflöst, die selbständig sachliche Form an ihm<br>
verzehrt; indem sie die in dem ersten Akt der Produk-<br>
tion entwickelte Anlage durch das Bedürfnis der Wie-<br>
derholung zur Fertigkeit steigert; sie ist also nicht nur<br>
der abschließende Akt, wodurch das Produkt Produkt,<br>
sondern auch, wodurch der Produzent Produzent wird.<br>
Andrerseits produziert die Produktion die Konsumti-<br>
on, indem sie die bestimmte Weise der Konsumtion<br>
schafft, und dann, indem sie den Reiz der Konsumti-<br>
on, die Konsumtionsfähigkeit selbst schafft als Be-<br>
dürfnis. Diese letztre unter 3. bestimmte Identität in<br>
der Ökonomie vielfach erläutert in dem Verhältnis<br>
von Nachfrage und Zufuhr, von Gegenständen und<br>
Bedürfnissen, von durch die Sozietät geschaffnen und<br>
natürlichen Bedürfnissen.<br>
Hiernach für einen Hegelianer nichts einfacher, als<br>
Produktion und Konsumtion identisch zu setzen. Und<br>
das ist geschehn nicht nur von sozialistischen Belletristen,
sondern von prosaischen Ökonomen<br>
selbst, z.B. Say, in der Form, daß wenn man ein Volk<br>
betrachte, seine Produktion seine Konsumtion sei.<br>
Oder auch die Menschheit in abstracto. Storch hat<br>
dem Say das Falsche nachgewiesen, indem ein Volk<br>
z.B. nicht rein sein Produkt konsumiert, sondern auch<br>
Produktionsmittel schafft etc., fixes Kapital etc. Die<br>
Gesellschaft als ein einziges Subjekt betrachten, ist,<br>
sie überdem falsch betrachten - spekulativ. Bei einem<br>
Subjekt erscheinen Produktion und Konsumtion als<br>
Momente eines Akts. Das Wichtigste ist hier nur her-<br>
vorgehoben, daß, betrachte man Produktion und Kon-<br>
sumtion als Tätigkeiten eines Subjekts oder einzelner<br>
Individuen, sie jedenfalls als Momente eines Prozes-<br>
ses erscheinen, worin die Produktion der wirkliche<br>
Ausgangspunkt und darum auch das übergreifende<br>
Moment ist. Die Konsumtion als Notdurft, als Be-<br>
dürfnis ist selbst ein innres Moment der produktiven<br>
Tätigkeit. Aber die letztre ist der Ausgangspunkt der<br>
Realisierung und daher auch ihr übergreifendes Mo-<br>
ment, der Akt, worin der ganze Prozeß sich wieder<br>
verläuft. Das Individuum produziert einen Gegen-<br>
stand und kehrt durch dessen Konsumtion wieder in<br>
sich zurück, aber als produktives Individuum, und<br>
sich selbst reproduzierendes. Die Konsumtion er-<br>
scheint so als Moment der Produktion.<br>
In der Gesellschaft aber ist die Beziehung des Produzenten
auf das Produkt, sobald es fertig ist, eine<br>
äußerliche und die Rückkehr desselben zu dem<br>
Subjekt hängt ab von seinen Beziehungen zu andren<br>
Individuen. Es wird desselben nicht unmittelbar hab-<br>
haft. Auch ist die unmittelbare Aneignung desselben<br>
nicht sein Zweck, wenn es in der Gesellschaft produ-<br>
ziert. Zwischen den Produzenten und die Produkte<br>
tritt die Distribution, die durch gesellschaftliche Ge-<br>
setze seinen Anteil an der Welt der Produkte be-<br>
stimmt, also zwischen die Produktion und Konsumti-<br>
on tritt." (MEW13, S. 622ff)</div>
<div><br>
</div>
</div>
</div>
<br>
<fieldset class="mimeAttachmentHeader"></fieldset>
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