<html>
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    <meta content="text/html; charset=ISO-8859-1"
      http-equiv="Content-Type">
  </head>
  <body text="#000000" bgcolor="#FFFFFF">
    <div class="moz-cite-prefix">Lieber Bert,<br>
      <br>
      ich bin seit Jahren in Kontakt mit Wolfgang heimann, einem der
      wohl profiliertesten Vertreter des Konsumsteuermodells. Ich selbst
      präferiere ebenfalls dieses Modell, weiß aber auch, wie Politik
      geht.<br>
      <br>
      Ich habe auch schon öfter Götz Werner erlebt, wenn er sein
      Konsumsteuermodell dargestellt hat. Ich kenne ihn seit 1984.<br>
      <br>
      Meine Äußerung, ich kenne niemanden, der ein Konsumsteuermodell
      "wolle" war so gemeihnt, dass ich damit dem Dogmatismus eine
      Absage erteilen wollte. Das scheint nicht ganz gelungen zu sein.
      Sollte es überhaupt noch auf absehbare Zeit zu einem bGE komme,
      was ich aus verschiedenen Gründen bezweifle, dann wird es auf
      jeden Fall zu einem Kompromiss in der Finanzierung kommen. Diesen
      muss man ja nicht vorher dadurch verschlechtern, indem man bereits
      in Kompromissen denkt, das ist schon klar.<br>
      <br>
      Was ich meine möchte ich an einer Äußerung von Götz Werner
      darstellen, als er vor Jahren in Hamburg nach seiner Darstellung
      gefragt wurde: "Ja, aber Mineralölsteuer" und "Ja, aber
      Einkommensteuer" antwortete er regelmäßig: "Können Sie natürlich
      machen".<br>
      <br>
      Ich habe nicht gesagt, dass ich niemanden kenne, der die
      Konsumsteuer nicht DENKT, und der nicht von ihr überzeugt ist. Ich
      gehöre nämlich dazu. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass ich
      bisher niemanden kannte, der sie gegen alle Überzeugungen anderer
      durchsetzen wollte. Das meine ich mit "wolle".<br>
      Anscheinend kenne ich jetzt aber einen. Ich werde es deshalb in
      Zukunft nicht mehr behaupten.<br>
      <br>
      Viele Grüße!<br>
      Arfst<br>
      <br>
      Am 10.12.2014 13:57, schrieb Debattenliste des Netzwerks
      Grundeinkommen:<br>
    </div>
    <blockquote
cite="mid:mailman.1706.1418218933.7151.debatte-grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de"
      type="cite">
      <div style="font-family: Verdana;font-size: 12.0px;">
        <div>Hallo,</div>
        <div> </div>
        <div>ich möchte zwei kleine Dinge aus meiner Sicht klarstellen.</div>
        <div> </div>
        <div>1. Du, lieber Arfst, hast vor ein paar Wochen die
          Behauptung rausgehauen, dass niemand ein reines
          Konsumsteuermodell wolle. Da niemand perfekt ist, nicht einmal
          Terence Hill, bin wohl auch ich kein Niemand. Ich hatte glaube
          ich in meiner allerersten Mail im Verteiler im August
          begründet, warum eine Kapitalisierungssteuer als Konsumsteuer
          aufzufassen ist: Investitionen verkonsumieren den toten und
          lebendigen Produktivreichtum der Gesellschaft. Insofern sind
          meine bGE-Vorschläge hier alle m. E. als ein reines
          Konsumsteuermodell aufzufassen. Klar, man kann sich über den
          Begriff der Reinheit bis in alle Ewigkeit in schmutzigem
          Streit wälzen, aber ich sehe zumindest erstmal nicht, was an
          meinen Konsumsteuervorschlägen in die Unreinheit einer
          Einkommensbesteuerung fällt. Ich find's bei der Gelegenheit
          sinnvoll, mal eine etwas längere Passage (und gleichwohl nur
          einen aus dem Kontext gerissenen Auszug) von Marx zur
          Dialektik von Produktion und Konsumtion unten reinzukopieren.</div>
        <div> </div>
        <div>2. Du, lieber PeterH, hast gerade von Fundis geschrieben.
          Und ich bin mir mal wieder unsicher, ob das u. a. mich
          ansprechen soll. Falls, möchte ich dazu sagen, dass ich das
          als ungerechtfertigte Beleidigung empfinde. Denn erstens
          begreife ich mich selbst viel eher als Suchender in einem
          ziemlich freien Raum, denn als jemand mit festem Fundament
          unter den Füßen. Insofern ich alte Weisheiten jongliere, tue
          ich das m. E. in einem bodenlosen Raum ohne jegliches
          Fundament, aber mit irrwitzig vielen Bezügen. Ich bin
          sicherlich kein orthodoxer Marxist, wenn ich auch Marx hier
          immer wieder so stark mache, wie er es m. E. verdient hat. Der
          verniedlichende Fundi-Begriff ist ansonsten m. W. einer aus
          innergrünen Flügelauseinandersetzungen. Auch wenn ich hier und
          da mit Leuten zu tun hatte, die sich politisch bei den Grünen
          engagieren, und vermutlich noch mit weit mehr Leuten, die
          wenigstens dann und wann mal grün gewählt haben, und auch,
          wenn ich ein durchaus weitläufiges ökologisches Bewusstsein
          habe, war ich nie in irgendeiner Weise Teil der grünen Partei.
          Schon deshalb verbitte ich mir den Fundi-Begriff. Ansonsten
          würde ich darauf hinweisen wollen, dass die
          Begriffsunterscheidung in Realos und Fundis bei den Grünen arg
          tendenziös war, um nicht zu sagen: denunziatorisch. Der
          Realismus der Realos hat sich am nachhaltigsten in der
          Hartz4-Gesetzgebung und der erstmaligen Angriffs-Entsendung
          deutscher Truppen nach ww2 zur Zerschlagung des letzten
          sozialistischen Staats auf europäischem Boden, Jugoslawiens,
          geäußert. Fischer ging so weit, seine Kriegslüsternheit mit
          der historischen Verantwortung im Angedenken an Auschwitz zu
          rechtfertigen. Ich würde sagen, dass der Realismus der grünen
          Realos in etwa dem entspricht, worauf Egge löblicher Weise vor
          einem Weilchen hingewiesen hat: In Krisenphasen ist es für das
          Kapital realistisch, auf Kriegsproduktion und massenhafte
          Entfesselung gesellschaftlicher Destruktivkräfte zu setzen.
          Ansonsten gibt es in ruhigeren Zeiten die übliche Versklavung
          der Prolls. Daraus wird klar ersichtlich, dass der Realismus
          der herrschenden Gesellschaft bloß auf Hobbes Plautus-Sentenz
          homo homini lupus = der Mensch ist dem Menschen ein Wolf
          hinausläuft. Die finde ich unrealistisch und auf einem
          patriachalen Fundament stehend. Die Positionen der grünen
          Fundis demgegenüber weitaus realistischer und weniger
          bodengefestigt. Es ist quasi die übliche ideologische
          Begriffsvertauschung wie schon beim Begriffspaar Arbeitgeber
          und -nehmer: "Es konnte mir nicht in den Sinn kommen, in das
          »Kapital« den landläufigen Jargon einzuführen, in welchem
          deutsche Ökonomen sich auszudrücken pflegen, jenes
          Kauderwelsch, worin z.B. derjenige, der sich für bare Zahlung
          von andern ihre Arbeit geben läßt, der Arbeitgeber heißt, und
          Arbeitnehmer derjenige, dessen Arbeit ihm für Lohn abgenommen
          wird. Auch im Französischen wird travail im gewöhnlichen Leben
          im Sinn von »Beschäftigung« gebraucht. Mit Recht aber würden
          die Franzosen den Ökonomen für verrückt halten, der den
          Kapitalisten donneur de travail, und den Arbeiter receveur de
          travail nennen wollte." (Marx, MEW23, S. 34)<br>
          Zu den Grünen gibt's m. E. schon lange nichts anderes mehr zu
          sagen als diese Persiflage eines Wahlplakats:
          <a class="moz-txt-link-freetext" href="https://mantovan9.files.wordpress.com/2012/05/drei-liter-panzer.png">https://mantovan9.files.wordpress.com/2012/05/drei-liter-panzer.png</a>
          . Klar, man könnte immer noch viel mehr und anderes sagen,
          aber der 3-Liter-Panzer bringt's ausreichend auf den Punkt.</div>
        <div>Zu deiner Vermutung, lieber PeterH, die Funktionseliten der
          Gesellschaft juxen sich einen in ihrem Wohlergehen und
          scheißen auf die Meinung von elaborierten
          Gesellschaftskritikern (die in deinem Sprachgebrauch gleich
          Fundis sind), glaube ich, dass du dich irrst. Die derzeitige
          Verwertungskrise ist weitaus tiefer, als dass das an den
          Eliten gänzlich vorbei ginge. Ninas Hinweis auf die OECD-Logik
          dürfte da ein Indiz sein. Ninas ein paar Wochen zurückliegende
          Aufforderung quasi im Namen unserer Bundeskanzlerin zur
          Zukunftswerkstatt ging auch schon in die Richtung. In der
          Glotze wurde gestern glaube ich in den RTL-Nachrichten gesagt,
          dass sich die Zahl der psychisch bedingten Krankheitstage in
          ein, zwei, drei Jahrzehnten (hab's mir nicht gemerkt)
          verfünfacht habe. Ich hatte gegenüber Jochen behauptet, dass
          das System Transformationsperspektiven braucht, die es aus der
          eigenen Fetisch-Stumpfheit heraus nicht gebacken bekommt.
          Darum geht's m. E. im schlechteren Falle beim bGE. Im besseren
          Falle geht's darum, das imperial-kapitale System endlich mal
          dahin zu tragen, wo es sonst nur seine Insassen hinschickt: zu
          Grabe.</div>
        <div>Es gehört zur inneren Logik des Kapitals, alle kreativen
          Potentiale in die eigene Verwertunglogik aufzusaugen. Die
          verschiedenen nonkonformen Grüppchen im Zuge von Hippie- und
          68er-Bewegung haben teilweise darauf reflektiert, dass sie
          letztlich alle vom System aufgesogen und verwurstet worden
          sind. Das System frisst noch die Aussteiger, Drückeberger und
          Kritiker. Die Kontroll-Logik des Kapitals untergräbt in den
          vom Kapital gänzlich unter Beschlag genommenen Sphären
          Kreativität bzw. lässt sie nur in reglementierten
          Verlaufsformen zu, weshalb die Herrschenden dann und wann ja
          mal richtig engagiert nach ihren Kritikern in der Hoffnung
          rufen, dass es da dann doch mal einen neuen Impuls für ein
          neues Regulationsregime des Kapitals in diesem oder jenem
          Bereich in den Köpfen und Herzen der Kritiker geben könnte, wo
          sie selbst gänzlich auf dem Schlauch stehen. Das scheint mir
          der tiefere Grund dafür zu sein, dass sich der Westen den
          Schein von Demokratie und Meinungsfreiheit leistet und sie nur
          dann mit Gewalt niederschlägt, wenn diese mal echt auf die
          Eigentumsfrage in Einheit mit der Gewaltfrage hinauslaufen.
          Solange alle ihren Platz im Getriebe einnehmen, ist Demokratie
          und Meinungsfreiheit ein immenser Innovationsgarant und daher
          ein Standortvorteil in der internationalen Konkurrenz. Daran
          mag auch etwas Positives hängen: Das Kapital ist letztlich ein
          Verhältnis von Lebendigen und versucht auf seine verquere Art,
          diesen Lebendingen irgendwie auch gerecht zu werden.
          Vollautomatisierung ginge auch ohne diese Lebendigen, aber
          solange die nicht komplett erreicht ist, bleibt selbst das
          bösartigste Einzelkapital mit einer gewissen Notwendigkeit von
          dem abhängig, was es permanent zerstört und vergewaltigt: von
          der lebendigen Arbeit und dem Ökosystem. Darin liegt ein
          Fünkchen Hoffnung: Nicht auszuschließen, dass irgendwann
          irgendwie und irgendwo vielleicht mal genau so ein kreativer
          Impuls sich durch das Systemgetriebe durcharbeitet, der das
          System in seiner Bösartigkeit noch in den Köpfen der Eliten
          sprengt. Ein wirksamer Virus in der Matrix sozusagen. Die
          bGE-Idee hat dazu zumindest ein gewisses Potential, würde ich
          meinen. Sonst würde ich mich dafür auch nicht näher
          interessieren. Existenzminimum ist wichtig, ja, aber das
          könnte man auch mit Anpassung der Hartz4-Satz-Höhen erreichen.
          Das eigentliche Potential der bGE-Idee liegt darin, die
          Menschen echt mal ernster zu nehmen als das System, das die
          Menschen aneinanderkettet, sie dressiert und ihnen bei
          Wohlverhalten Leckerlies in den Schlund wirft.</div>
        <div>Ansonsten aber finde ich deine analytischen Bemerkungen zum
          Automatisierungsschub in der Produktion sehr gelungen, lieber
          PeterH. Sollte wiederum nur eine Klarstellung von mir sein.</div>
        <div> </div>
        <div>Liebe Grüße,</div>
        <div> </div>
        <div>Bert</div>
        <div> </div>
        <div>Marx zur Dialektik von Produktion und Konsumtion (kleiner
          Auszug aus größerem Kontext, wie ja immer):</div>
        <div>"a) [Produktion und Konsumtion]
          <div>Die Produktion ist unmittelbar auch Konsumtion.<br>
            Doppelte Konsumtion, subjektive und objektive: das<br>
            Individuum, das im Produzieren seine Fähigkeiten<br>
            entwickelt, gibt sie auch aus, verzehrt sie im Akt der<br>
            Produktion, ganz wie das natürliche Zeugen eine<br>
            Konsumtion von Lebenskräften ist. Zweitens: Kon-<br>
            sumtion der Produktionsmittel, die gebraucht und ab-<br>
            genutzt werden und zum Teil (wie z.B. bei der Feu-<br>
            rung) in die allgemeinen Elemente wieder aufgelöst<br>
            werden. Ebenso Konsumtion des Rohstoffs, der nicht<br>
            in seiner natürlichen Gestalt und Beschaffenheit<br>
            bleibt, die vielmehr aufgezehrt wird. Der Akt der Pro-<br>
            duktion selbst ist daher in allen seinen Momenten<br>
            auch ein Akt der Konsumtion. Aber dies geben die<br>
            Ökonomen zu. Die Produktion als unmittelbar iden-<br>
            tisch mit der Konsumtion, die Konsumtion als unmit-<br>
            telbar zusammenfallend mit der Produktion, nennen<br>
            sie produktive Konsumtion. Diese Identität von Pro-<br>
            duktion und Konsumtion kommt hinaus auf Spinozas<br>
            Satz: Determinatio est negatio.<br>
            Aber diese Bestimmung der produktiven Konsum-<br>
            tion wird eben nur aufgestellt, um die mit der Produk-<br>
            tion identische Konsumtion zu trennen von der eigent-<br>
            lichen Konsumtion, die vielmehr als vernichtender Gegensatz
            der Produktion gefaßt wird. Betrachten wir<br>
            also die eigentliche Konsumtion.<br>
            Die Konsumtion ist unmittelbar auch Produktion,<br>
            wie in der Natur die Konsumtion der Elemente und<br>
            der chemischen Stoffe Produktion der Pflanze ist. Daß<br>
            in der Nahrung z.B., einer Form der Konsumtion, der<br>
            Mensch seinen eignen Leib produziert, ist klar. Es gilt<br>
            dies aber von jeder andren Art der Konsumtion, die in<br>
            einer oder der andren Art den Menschen nach einer<br>
            Seite hin produziert. Konsumtive Produktion. Allein,<br>
            sagt die Ökonomie, diese mit der Konsumtion identi-<br>
            sche Produktion ist eine zweite, aus der Vernichtung<br>
            des ersten Produkts hervorgehende. In der ersten ver-<br>
            sachlichte sich der Produzent, in der zweiten personi-<br>
            fiziert sich die von ihm geschaffne Sache. Also ist<br>
            diese konsumtive Produktion - obgleich sie eine un-<br>
            mittelbare Einheit zwischen Produktion und Konsum-<br>
            tion ist - wesentlich verschieden von der eigentlichen<br>
            Produktion. Die unmittelbare Einheit, worin die Pro-<br>
            duktion mit der Konsumtion und die Konsumtion mit<br>
            der Produktion zusammenfällt, läßt ihre unmittelbare<br>
            Zweiheit bestehn.<br>
            Die Produktion ist also unmittelbar Konsumtion,<br>
            die Konsumtion ist unmittelbar Produktion. Jede ist<br>
            unmittelbar ihr Gegenteil. Zugleich aber findet eine<br>
            vermittelnde Bewegung zwischen beiden statt. Die<br>
            Produktion vermittelt die Konsumtion, deren Materialsie
            schafft, der ohne sie der Gegenstand fehlte. Aber<br>
            die Konsumtion vermittelt auch die Produktion,<br>
            indem sie den Produkten erst das Subjekt schafft, für<br>
            das sie Produkte sind. Das Produkt erhält erst den<br>
            letzten finish in der Konsumtion. Eine Eisenbahn, auf<br>
            der nicht gefahren wird, die also nicht abgenützt,<br>
            nicht konsumiert wird, ist nur eine Eisenbahn<br>
            dynamei nicht der Wirklichkeit nach. Ohne Produkti-<br>
            on keine Konsumtion; aber auch ohne Konsumtion<br>
            keine Produktion, da die Produktion so zwecklos<br>
            wäre. Die Konsumtion produziert die Produktion dop-<br>
            pelt,<br>
            1. indem erst in der Konsumtion das Produkt wirk-<br>
            liches Produkt wird. Z.B. ein Kleid wird erst wirklich<br>
            Kleid durch den Akt des Tragens; ein Haus, das nicht<br>
            bewohnt wird, ist in fact kein wirkliches Haus; also<br>
            als Produkt, im Unterschied von bloßem Naturgegen-<br>
            stand, bewährt sich, wird das Produkt erst in der Kon-<br>
            sumtion. Die Konsumtion gibt, indem sie das Produkt<br>
            auflöst, ihm erst den finishing stroke; denn Produkt<br>
            ist das Produkt nicht als versachlichte Tätigkeit,<br>
            sondern nur als Gegenstand für das tätige Subjekt;<br>
            2. indem die Konsumtion das Bedürfnis neuer Pro-<br>
            duktion schafft, also den idealen innerlich treibenden<br>
            Grund der Produktion, der ihre Voraussetzung ist. Die<br>
            Konsumtion schafft den Trieb der Produktion; sie<br>
            schafft auch den Gegenstand, der als zweckbestimmend in der
            Produktion tätig ist. Wenn<br>
            es klar ist, daß die Produktion den Gegenstand der<br>
            Konsumtion äußerlich darbietet, so ist daher ebenso<br>
            klar, daß die Konsumtion den Gegenstand der Pro-<br>
            duktion ideal setzt, als innerliches Bild, als Bedürf-<br>
            nis, als Trieb und als Zweck. Sie schafft die Gegen-<br>
            stände der Produktion in noch subjektiver Form.<br>
            Ohne Bedürfnis keine Produktion. Aber die Konsum-<br>
            tion reproduziert das Bedürfnis.<br>
            Dem entspricht von seiten der Produktion, daß sie<br>
            1. der Konsumtion das Material, den Gegen-<br>
            stand liefert. Eine Konsumtion ohne Gegenstand ist<br>
            keine Konsumtion; also schafft nach dieser Seite, pro-<br>
            duziert die Produktion die Konsumtion.<br>
            2. Aber es ist nicht nur der Gegenstand, den die<br>
            Produktion der Konsumtion schafft. Sie gibt auch der<br>
            Konsumtion ihre Bestimmtheit, ihren Charakter, ihren<br>
            finish. Ebenso wie die Konsumtion dem Produkt sei-<br>
            nen finish als Produkt gab, gibt die Produktion den<br>
            finish der Konsumtion. Einmal ist der Gegenstand<br>
            kein Gegenstand überhaupt, sondern ein bestimmter<br>
            Gegenstand, der in einer bestimmten, durch die Pro-<br>
            duktion selbst wieder [zu] vermittelnden Art konsu-<br>
            miert werden muß. Hunger ist Hunger, aber Hunger,<br>
            der sich durch gekochtes, mit Gabel und Messer ge-<br>
            geßnes Fleisch befriedigt, ist ein andrer Hunger, als<br>
            der rohes Fleisch mit Hilfe von Hand, Nagel und Zahn
            verschlingt. Nicht nur der Gegenstand der Kon-<br>
            sumtion, sondern auch die Weise der Konsumtion<br>
            wird daher durch die Produktion produziert, nicht nur<br>
            objektiv, sondern auch subjektiv. Die Produktion<br>
            schafft also den Konsumenten.<br>
            3. Die Produktion liefert dem Bedürfnis nicht nur<br>
            ein Material, sondern sie liefert dem Material auch ein<br>
            Bedürfnis. Wenn die Konsumtion aus ihrer ersten Na-<br>
            turroheit und Unmittelbarkeit heraustritt - und das<br>
            Verweilen in derselben wäre selbst noch das Resultat<br>
            einer in der Naturroheit steckenden Produktion -, so<br>
            ist sie selbst als Trieb vermittelt durch den Gegen-<br>
            stand. Das Bedürfnis, das sie nach ihm fühlt, ist durch<br>
            die Wahrnehmung desselben geschaffen. Der Kunst-<br>
            gegenstand - ebenso jedes andre Produkt - schafft ein<br>
            kunstsinniges und schönheitsgenußfähiges Publikum.<br>
            Die Produktion produziert daher nicht nur einen Ge-<br>
            genstand für das Subjekt, sondern auch ein Subjekt<br>
            für den Gegenstand.<br>
            Die Produktion produziert die Konsumtion daher,<br>
            1. indem sie ihr das Material schafft; 2. indem sie die<br>
            Weise der Konsumtion bestimmt; 3. indem sie die<br>
            erst von ihr als Gegenstand gesetzten Produkte als<br>
            Bedürfnis im Konsumenten erzeugt. Sie produziert<br>
            daher Gegenstand der Konsumtion, Weise der Kon-<br>
            sumtion, Trieb der Konsumtion. Ebenso produziert<br>
            die Konsumtion die Anlage des Produzenten, indem sie ihn als
            zweckbestimmendes Bedürfnis sollizitiert.<br>
            Die Identitäten zwischen Konsumtion und Produk-<br>
            tion erscheinen also dreifach:<br>
            1. Unmittelbare Identität: Die Produktion ist Kon-<br>
            sumtion; die Konsumtion ist Produktion. Konsumtive<br>
            Produktion. Produktive Konsumtion. Die National-<br>
            ökonomen nennen beides produktive Konsumtion.<br>
            Machen aber noch einen Unterschied. Die erste figu-<br>
            riert als Reproduktion; die zweite als produktive Kon-<br>
            sumtion. Alle Untersuchungen über die erste sind die<br>
            über produktive oder unproduktive Arbeit; die über<br>
            die zweite über produktive oder nichtproduktive Kon-<br>
            sumtion.<br>
            2. Daß jede als Mittel der andren erscheint; von ihr<br>
            vermittelt wird; was als ihre wechselseitige Abhän-<br>
            gigkeit ausgedrückt wird; eine Bewegung, wodurch<br>
            sie aufeinander bezogen werden und sich wechselsei-<br>
            tig unentbehrlich erscheinen, aber sich doch noch äu-<br>
            ßerlich bleiben. Die Produktion schafft das Material<br>
            als äußerlichen Gegenstand für die Konsumtion; die<br>
            Konsumtion schafft das Bedürfnis als innern Gegen-<br>
            stand, als Zweck für die Produktion. Ohne Produktion<br>
            keine Konsumtion; ohne Konsumtion keine Produkti-<br>
            on. Figuriert in der Ökonomie in vielen Formen.<br>
            3. Die Produktion ist nicht nur unmittelbar Kon-<br>
            sumtion, und die Konsumtion unmittelbar Produktion;<br>
            noch ist die Produktion nur Mittel für die Konsumtionund die
            Konsumtion Zweck für die Produktion, d.h.,<br>
            daß jede der andren ihren Gegenstand liefert, die Pro-<br>
            duktion äußerlichen der Konsumtion, die Konsumtion<br>
            vorgestellten der Produktion; sondern jede derselben<br>
            ist nicht nur unmittelbar die andre, noch die andre nur<br>
            vermittelnd, sondern jede der beiden schafft, indem<br>
            sie sich vollzieht, die andre; sich als die andre. Die<br>
            Konsumtion vollzieht erst den Akt der Produktion,<br>
            indem sie das Produkt als Produkt vollendet, indem<br>
            sie es auflöst, die selbständig sachliche Form an ihm<br>
            verzehrt; indem sie die in dem ersten Akt der Produk-<br>
            tion entwickelte Anlage durch das Bedürfnis der Wie-<br>
            derholung zur Fertigkeit steigert; sie ist also nicht nur<br>
            der abschließende Akt, wodurch das Produkt Produkt,<br>
            sondern auch, wodurch der Produzent Produzent wird.<br>
            Andrerseits produziert die Produktion die Konsumti-<br>
            on, indem sie die bestimmte Weise der Konsumtion<br>
            schafft, und dann, indem sie den Reiz der Konsumti-<br>
            on, die Konsumtionsfähigkeit selbst schafft als Be-<br>
            dürfnis. Diese letztre unter 3. bestimmte Identität in<br>
            der Ökonomie vielfach erläutert in dem Verhältnis<br>
            von Nachfrage und Zufuhr, von Gegenständen und<br>
            Bedürfnissen, von durch die Sozietät geschaffnen und<br>
            natürlichen Bedürfnissen.<br>
            Hiernach für einen Hegelianer nichts einfacher, als<br>
            Produktion und Konsumtion identisch zu setzen. Und<br>
            das ist geschehn nicht nur von sozialistischen Belletristen,
            sondern von prosaischen Ökonomen<br>
            selbst, z.B. Say, in der Form, daß wenn man ein Volk<br>
            betrachte, seine Produktion seine Konsumtion sei.<br>
            Oder auch die Menschheit in abstracto. Storch hat<br>
            dem Say das Falsche nachgewiesen, indem ein Volk<br>
            z.B. nicht rein sein Produkt konsumiert, sondern auch<br>
            Produktionsmittel schafft etc., fixes Kapital etc. Die<br>
            Gesellschaft als ein einziges Subjekt betrachten, ist,<br>
            sie überdem falsch betrachten - spekulativ. Bei einem<br>
            Subjekt erscheinen Produktion und Konsumtion als<br>
            Momente eines Akts. Das Wichtigste ist hier nur her-<br>
            vorgehoben, daß, betrachte man Produktion und Kon-<br>
            sumtion als Tätigkeiten eines Subjekts oder einzelner<br>
            Individuen, sie jedenfalls als Momente eines Prozes-<br>
            ses erscheinen, worin die Produktion der wirkliche<br>
            Ausgangspunkt und darum auch das übergreifende<br>
            Moment ist. Die Konsumtion als Notdurft, als Be-<br>
            dürfnis ist selbst ein innres Moment der produktiven<br>
            Tätigkeit. Aber die letztre ist der Ausgangspunkt der<br>
            Realisierung und daher auch ihr übergreifendes Mo-<br>
            ment, der Akt, worin der ganze Prozeß sich wieder<br>
            verläuft. Das Individuum produziert einen Gegen-<br>
            stand und kehrt durch dessen Konsumtion wieder in<br>
            sich zurück, aber als produktives Individuum, und<br>
            sich selbst reproduzierendes. Die Konsumtion er-<br>
            scheint so als Moment der Produktion.<br>
            In der Gesellschaft aber ist die Beziehung des Produzenten
            auf das Produkt, sobald es fertig ist, eine<br>
            äußerliche und die Rückkehr desselben zu dem<br>
            Subjekt hängt ab von seinen Beziehungen zu andren<br>
            Individuen. Es wird desselben nicht unmittelbar hab-<br>
            haft. Auch ist die unmittelbare Aneignung desselben<br>
            nicht sein Zweck, wenn es in der Gesellschaft produ-<br>
            ziert. Zwischen den Produzenten und die Produkte<br>
            tritt die Distribution, die durch gesellschaftliche Ge-<br>
            setze seinen Anteil an der Welt der Produkte be-<br>
            stimmt, also zwischen die Produktion und Konsumti-<br>
            on tritt." (MEW13, S. 622ff)</div>
          <div><br>
             </div>
        </div>
      </div>
      <br>
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