<html>
<head>
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</head>
<body text="#000000" bgcolor="#FFFFFF">
<meta http-equiv="CONTENT-TYPE" content="text/html;
charset=ISO-8859-15">
<p style="margin-bottom: 0.5cm">Hallo,<br>
<br>
ist mal wieder ein
ausführlicherer Text geworden, daher versuche ich mal wieder eine
Art Überblick zu geben. Insbesondere der lange Text an Arfst ist
ziemlich offtopic, andererseits m. E. dann aber auch wieder alles
andere als offtopic. Ist immer so eine Perspektivenfrage ...<br>
<br>
@Verena
– Konsumsteuersystem ungleich Konsumsteuersystem<br>
<br>
@Peter H –
Kinder-Erwachsenen-Tarife; warum peu-à-peu-Einführung?; wo gibt's
überhaupt ein ausgearbeitetes Konsumsteuermodell?;
Arbeitszwang?<br>
<br>
@Egge – Kreditrefinanzierung;
Gesundheitssystem<br>
<br>
@Arfst – großer Themenrahmen:
subsidierender Gott, darin: Filmdiskussion zu drei
Keanu-Reeves-Filmen: Im Auftrag des Teufels, Matrix, Constantine;
Descartes' cogito ergo sum; Solipsismus;
Zahlenmystik&-rationalität
der 3; Marx&Jesus in love; Dekohärenz&Kohärenz<br>
<br>
<br>
@Verena<br>
Liebe
Verena, mir ist klar, dass ich eigentlich deine Materialien
erstmal
intensiv studieren und dafür mir auch garantiert noch ein bisschen
Basiswissen über dieses und jenes im Steuerrecht draufschaffen
müsste, um dein Konsumsteuersystem tatsächlich ernstlich
beurteilen
zu können. Darauf habe ich mindestens im Moment echt keine Lust,
weil es mir politisch nicht lohnend erscheint. Daher rekapituliere
ich einfach nur mal, was ich in deinem letzten Beitrag
herausgelesen
habe:<br>
<br>
Prämissen der Veränderung in deinem
Konsumsteuersystem:<br>
1. Abgeltungs- und sonstige
Kapitalertragssteuern fallen weg<br>
2. Körperschafts- und
allgemeiner Teil der Gewerbesteuer für die Körperschaft fallen
weg<br>
--> also: insgesamt keinerlei Steuern mehr auf
Investitionen/Kapitalaktivitäten bis auf vielleicht ein paar
Kleinigkeiten à la Kommunalanteil oder so<br>
3. Lohnnebenkosten
einschließlich heutiger Arbeitgeberanteil fällt weg – mir unklar:
meint das sämtliche Beiträge an die Sozialversicherungen oder nur
einen Teil dieser Beiträge?<br>
4. Sozialkonsumsteuer sammelt die in
3 eingesparten Lohnnebenkosten wieder ein und finanziert offenbar
bGE
in 5<br>
5. bGE in Hartz4-Höhe für alle<br>
<br>
Vermeintliche
Folgerungen aus diesen Prämissen:<br>
6. Gewinnmarge reduziert sich
um die fürs Kapital eingesparten Kosten (1 bis 3), präziser: um 50
%<br>
7. Nettozinsaufwand reduziert sich um die fürs Kapital
eingesparten Kosten (1 bis 3)<br>
8. Endpreise bleiben für den
Konsumenten gleich<br>
9. Zeitpunkt der Steuerabgabe für Unternehmen
verändert sich<br>
10. Insolvenzrisiko geht etwas früher an den
Staat<br>
<br>
Unmittelbar verstehen tue ich diese Bemerkung nicht:
"Diese Größen sind nicht miteinander zu vergleichen, da in den
Wareneinsatzkosten netto des Erwerbsteuersystems noch die
Einkommensteuerersparnis und die Reduzierung des (ggf. freiwillig
gesetzlichen) Krankenversicherungsanteils steckt." Ist es nicht
eher umgekehrt, dass im Konsumsteuersystem die
Einkommensteuerersparnis und die Reduzierung des
Krankenversicherungsanteils steckt? Ansonsten aber zugestanden:
Wareneinsatzkosten netto würden sich verändern, auch wenn ich
gerade nicht blicke, wie genau, und dir nicht so recht vertraue,
wie
du's darstellst. Schade finde ich, dass du zu meinen Überlegungen
in
Bezug auf die Liquidität für die Vorsteuer nichts weiter
sagst.<br>
<br>
Meine Bewertung:<br>
- 1 bis 3 sind aus
Unternehmerperspektive attraktiv, aus Arbeitnehmerperspektive
gefährlich, weil einerseits keine Kapitalsteuern mehr im System
verbleiben, andererseits offenbar das Sozialversicherungssystem
verändert werden soll. Auf welche Art diese Veränderung vor sich
gehen soll, ist erstmal im Beitrag nicht ersichtlich.<br>
- 4 gleicht
3 und 5 aus, scheint sich erstmal alles gleich zu bleiben.<br>
- 5
macht für Hartz4ler den Unterschied, dass der Sanktionsdruck des
Arbeitsamts wegfiele. Die Aufstockerproblematik würde sich in Luft
auflösen. Für alle anderen käme zu ihren sonstigen Einkünften das
bGE hinzu. Globale Auswirkungen sind schwer zu beurteilen. Unter
Massenarbeitslosigkeitsbedingungen würden Minijobs und prekäre
Arbeit vermutlich noch mehr boomen als heute, weil ja jeder
Hinzuverdiensteuro behalten werden kann, während das für heutige
Aufstocker nicht stimmt. Nehmen wir die Vorstellung vom Kreis um
Götz
Werner hinzu, dass man mit einem bGE die Löhne um die Höhe des
bGEs
bereits bei seiner Einführung drücken könnte, läuft das komplett
auf weiteres Lohndumping hinaus. Als hätte es davon nicht seit den
70ern mehr als genug gegeben. Das ist allerdings spekulativ, weil
erstmal unklar ist, ob sich der Arbeitsmarkt durch ein solches bGE
verändern würde. Arbeitnehmer wären zwar nicht mehr genötigt,
jede Arbeit anzunehmen, hätten aber mit Hartz4 auch kein wirklich
auskömmliches Existenzminimum. Solange der Arbeitsmarkt wegen
Automatisierung und Klassenkampf für Arbeitnehmer unfreundlich
bleibt, bleibt auch solch ein bGE vermutlich unfreundlich.
Zumindest
ist nicht ersichtlich, inwiefern er freundlicher werden könnte.
Ansonsten würden Bürokratiekosten bei der staatlichen
Arbeitsverwaltung eingespart.<br>
- 6 hat Behauptungscharakter. Unter
idealen Marktbedingungen, also allseitiger Konkurrenz, könnte das
vielleicht stimmen. Ideale Marktbedingungen sind aber in der
Realität
nicht gegeben. Daraus folgt, dass die Stärkung der Position der
Unternehmen durch 1 bis 3 den Klassengegensatz noch beschleunigt
verschärfen würde, die Gewinnmargen unter Umständen eher höher
als tiefer geschraubt werden könnten. Da es keinerlei Besteuerung
auf Kapital mehr gäbe, also wirklich keine, nirgends nicht, bis
auf
ein paar Peanuts vielleicht, sieht das für mich eher nach einem
neoliberalen Vollabriss der Verantwortung des Kapitals fürs
Gemeinwesen aus. Die Kapitalsteuern werden allerdings umgetauft
und
heißen jetzt Konsumsteuern und liegen nicht mehr in der
Verantwortung des investierenden Einzelkapitalisten, sondern in
der
Verantwortung zwischen Unternehmen und Endverbraucher.
Privatreichtum
bleibt künftig völlig und komplett unangetastet – es sei denn, es
kauft sich mal was Hübsches.<br>
- 7 hat aus ähnlichen Gründen
Behauptungscharakter. Ich dachte eigentlich, dass die Betrachtung
der
durch die Konsumsteuer ansteigenden Vorsteuer gezeigt hätte, dass
sich der Zinsaufwand allein schon durch die Vorsteuer verschärfen
könnte. Dies leugnest du aber offenbar, liebe Verena. Mir ist
nicht
klar, warum.<br>
- 8 hat wegen des Behauptungscharakters von 6 und 7
auch bloß Behauptungscharakter. Wenn man das System verändern will
und am Ende bleibt sich alles gleich: Was soll das dann? Was so
viel
heißen soll wie: Ich habe dich hier aus einem sehr formellen Grund
in Ideologieverdacht. Du willst eine Veränderung und doch soll
angeblich alles beim Alten belassen bleiben. Das erscheint mir
schon
ganz grundsätzlich nicht koscher.<br>
- Inwiefern 9 eintritt, ist mir
unklar. Klar ist, dass Lohnnebenkosten erst eingespart werden
würden,
also bei der monatlichen Lohnzahlung. Dafür wäre wegen
Konsumsteuer
eine höhere Vorsteuer auf Wareneinsatz bei Kauf des Wareneinsatzes
nötig. Die Kapitalsteuern fallen jährlich an, oder? Wann wird die
Endsteuer ans Finanzamt beglichen? Ich will nicht ausschließen,
dass
9 stimmt, auch wenn es mir insgesamt komplizierter zu sein
scheint.<br>
-
10 ist mir auch unklar, aber ähnlich wie 9auch nicht so
wichtig.<br>
<br>
Grundsätzliche Fragen, die darüberhinaus blieben:
Was soll denn mit den Sozialversicherungen passieren? Wie stehst
du
zur Vorstellung, dass man bei bGE-Einführung ja die Löhne gleich
ums bGE kürzen könnte?<br>
<br>
Tja, ich weiß nicht. Mich turnt das
alles voll ab. Ich finde, du magst dich zwar innerhalb heutiger
juristischer Rahmenbedingungen bewegen, dafür scheinst du aber
auch
alles wirklich Humanistische und Fortschrittliche sowohl aus dem
bGE
wie auch aus der Konsumsteuer zu tilgen. Wie gesagt: Ohne einen
tieferen Einblick in deine Konzeption bleibt das von meiner Seite
ein
wenig spekulativ. Aber mich kitzelt davon aber auch gar nichts auf
eine Weise, dass ich denken würde: Yo, das könnte es sein. Nö, das
ist alles nur Liebedienerei fürs Kapital. Nicht nur, dass du
keinen
Umverteilungsanspruch nach unten irgendwie artikulierst, du
behauptest auch einfach, dass eine m. E. sehr wahrscheinliche
weitere
Umverteilung von unten nach oben durch dein Modell einfach
irgendwie
vollautomatisch ausgeschlossen wäre. Kapitalsteuern weg,
Lohnsteuern
sollen aber bleiben und Konsumsteuern noch oben drauf kommen, ein
Hunger-bGE dafür zum Ausgleich. Im Friede-Freude-Eierkuchen-Tal
könnte das vielleicht hinhauen. Im entfalteten Kapitalismus
scheint
mir das eher eine echt böse Idee, um die Reichen noch ein bisschen
mehr aus der Verantwortung zu nehmen. Finde ich echt traurig und
enttäuschend. Ich hatte ja die Hoffnung, dass sich im bGE-Kontext
tatsächlich über einen irgendwie vernünftigen gesellschaftlichen
Wandel meditieren ließe. Aber auch das wohl alles vermient von
jenen, die meinen, sie dürften die Hand nicht beißen, die sie
füttert ... oder wer weiß, vielleicht auch von diesen Händen
selbst ...<br>
Sorry, ist vielleicht wieder zu ignorant und böse von
mir. Aber im Ernst: Wo soll da irgendwas Positives lauern? Kannst
du's inhaltlich benennen, wer von den kleinen Leuten davon
wirklich
etwas hätte? Mal abgesehen vom Wegfall der ALG-Sanktionsmaschine?
Und zwar möglichst ohne dieses spekulative "Gewinnmarge heute
würde sich dann halbieren"?<br>
<br>
<br>
@Peter H:<br>
"<font color="#000000"><font face="arial, helvetica, sans-serif"><font
size="2">Mein
Tipp<br>
1.BGE-JETZT! Bald gern Erwerbskreativ! Plkate!!!<br>
2.In
Enquete/ sonstige Ausschüsse Land/ Bund jetzt<br>
3.Umsetzungswunsch
Gesetz 2015/2016 (Referentenentwurf/ Diskussion) Bund z.B.
via Die
Linke<br>
4.Schritte BGE 500 ¤ Erwachsene ab 18 alle In Deutschland
gemeldeten (6.000 ¤ im Jahr) via Arbeitsagentur/
Krankenkassen,
Kinder zunächst 250 ¤ => Entfall von Sozialabgaben/
Ausnahme
Rentner über RV/ ggfs Reha Behinderte gesondert=> Umbau
RV/ Arge/
KK 2 Jahre wg Wegfall aller Tätigkeiten < 3.000 ¤/ 6.000
¤
(Testlauf) 2018 und 2019<br>
5. Folgeschritte Erwachsene 1.000/ Kinder
500 ¤ Fortsetzung Realtest/ Übergangsphase II wie 4.<br>
6.
Erkenntnisse aus 4 prüfen und in 5 übernehmen, spätestens in
7.<br>
7.
Realphase I mit vollständigem BGE z.B. 15/18.000 ¤ p.a.
Hälfte
für Kinder ggfs nach Alter gestuft (9.000 ab 16/ 6.000 bis
12 o.ä.),
Rentner über RV... wie 5 und 6 nur fortgesetzt etwa 2020<br>
8.
Erkenntnisse aus 4 bis 7 kontinuierlich in 9 ff alle 2 Jahre
verbessert 2022 ff<br>
</font></font></font> </p>
<p style="margin-right: 0.11cm; margin-bottom: 0cm"><font
color="#000000"><font face="arial, helvetica, sans-serif"><font
size="2">Finanzierung
über Konsumsteuer (z.B. MWST 25%, 35%, 45%,55%- Normal
gesunde
Dinge, nicht so gesunde Dinge, Luxus 1, Luxus 2), alle
Einkünfte
gleich besteuern, möglichst niedrig z.B 35 % in 4 und 25 in
7
oberhalb von BGE, gern mit Sozialsteuer/ Konsumsteuer/
Finanz- und
andere Geldhandelssteuern als Ersatz, dann niedrigere
Einkunftssteuer</font></font></font></p>
<p style="margin-right: 0.11cm; margin-bottom: 0cm"> </p>
<p style="margin-right: 0.11cm; margin-bottom: 0cm"><font
color="#000000"><font face="arial, helvetica, sans-serif"><font
size="2">Arbeitslose
als Angestellte der Arbeitsagentur</font></font></font></p>
<p style="margin-right: 0.11cm; margin-bottom: 0cm"><font
color="#000000"><font face="arial, helvetica, sans-serif"><font
size="2">Kranke
und Behinderte gern mit direkter und sofortiger Beteiligung
der
Krankenkasse je 50 % (Hut auf und Verantwortung
Krankenkasse)</font></font></font></p>
<p style="margin-right: 0.11cm; margin-bottom: 0cm"><font
color="#000000"><font face="arial, helvetica, sans-serif"><font
size="2">Behinderte
größer GdB 30 und gleichgestellt, mehr als 2 Jahre oder von
Geburt
an Behinderung, Rentner über Rentenversicherung</font></font></font></p>
<p style="margin-right: 0.11cm; margin-bottom: 0cm"> </p>
<p style="margin-right: 0.11cm; margin-bottom: 0cm"><font
color="#000000"><font face="arial, helvetica, sans-serif"><font
size="2">in
4-9 Anschreiben p.a. an alle durch die genannten Zuständigen
(Arge/
KK/ RV) an alle Kunden, die höhere Rechtsansprüche erwarben,
wie
Ihr versichertes Geld ausgezahlt wird (BGE plus Differenz
des
Erwobenen!) Entscheidung trifft der KUNDE!"</font></font></font></p>
<p style="margin-bottom: 0.5cm"><br>
Lieber Peter,<br>
<br>
ich möchte
doch noch mal detaillierter auf deinen Beitrag eingehen. Bei den
Punkten 1 bis 8 kann ich zwar grundsätzlich mitgehen, bin aber wie
gesagt gegen die Splittung in Erwachsenen- und Kinder-Tarife und
sehe
auch nicht so richtig, warum man das peu à peu einführen sollte.
Ich wäre lieber für einen entschiedenen Knall mit
kulturrevolutionärer Aufbruchstimmung. Daher finde ich auch den
schleichenden Übergang von einer Konsum-/Einkommensteuer-Kombi zu
einer Konsumsteuer nicht so pralle. Man müsste sich ziemlich viel
den Kopf zerbrechen, wie diese Kombis jeweils genau aussehen
sollen.
Hätte man ein vernünftiges Konsumsteuermodell, könnte man sich
diese Kombis sparen. Hat man kein vernünftiges Konsumsteuermodell,
werden auch die Kombis nicht vernünftig ausfallen. Hier äußert
sich ja niemand zu meiner bGE-0.1-Version, die in Sachen
Konsumsteuer
zumindest noch das Beste ist, was ich bislang zu Gesicht bekommen
habe. Was aber auch schlicht daran liegt, dass ich abgesehen von
dem
extrem vagen Modell der Leute um Götz Werner, dem Mischmasch im
Dilthey-Modell und in Verenas Modell noch überhaupt kein
ausgearbeitetes Konsumsteuermodell entdeckt habe. Scheint niemand
im
Ernst dran interessiert zu sein ... Oder gibt's da vielleicht noch
ganz andere Debatten drum? Vielleicht in Fachbüchern? Ansonsten
bleibt für mich die Frage, wieso hier eigentlich niemand Stellung
zu
meinem Modell bezieht: Seid ihr alle an parteitaktische
Zurückhaltung
gebunden oder inhaltlich einfach nicht interessiert? Ist's zu
doof?
Falls ja, würde mich ja ein Hinweis interessieren, warum. Wenn wir
nicht an einer vernünftigen Konsumsteuer inhaltlich arbeiten, kann
man auch einfach das Modell der LINKEN m. E. durchziehen. Würde
Gehrirnschmalz einsparen.<br>
<br>
Arbeitslose als Angestellte der
Arbeitsagentur? Soll das so etwas wie 1-Euro-Jobs für alle
Arbeitslosen heißen bzw. Arbeitszwang gegen bGE? Fände ich
widerlich, um nicht zu sagen: Sklaverei. Oder meinst du, dass die
Gesellschaft in Form der Arbeitsagentur sich dazu verpflichtet,
jedem
Arbeitslosen Angebote zu unterbreiten, wie er oder sie sich
einbringen könnte? Darüber ließe sich nachdenken. <br>
<br>
Deine
Betrachtungen zu Behinderten/Kranken finde ich zu kryptisch als
dass
ich mir darunter was vorstellen könnte. Ich bin ja erwiesenermaßen
nun überhaupt kein echter Freund der würzigen Kürze und muss an
der Stelle dann auch mal gegenkontern: Manchmal ist in der Kürze
zu
wenig drin, als dass man da von Würze sprechen
könnte.<br>
<br>
<br>
@Egge:<br>
Lieber Egge,<br>
<br>
danke für deine
Aufklärung in Sachen Refinanzierung von Kreditzinsen. Hatte mir
schon gedacht, dass es so simpel kaum sein kann. Und ja auch zum
Ausdruck gebracht, dass ich von diesem ganzen Krempel faktisch
fast
nichts raffe. So oder so dürfte klar sein, dass das
Konsumentenkredit-Wesen zwar praktisch ist solange die Konsumenten
zahlen können, aber widerlich wird, wo das wegen z. B.
Arbeitslosigkeit nicht mehr der Fall ist. Letztlich ja innerhalb
des
Gesamtsystems bloß eine Strategie, die Überproduktion irgendwie an
die verarmten Massen vertickt zu bekommen. Die ganzen
Immobilienkrisen funktioniern ja mehr oder weniger nach dem
Muster,
oder? Und seit wann gibt's Konsumentenkredite à la Dispo,
Kredikarten, MediaMarkt-Kredite eigentlich als Massenmarkt in
Deutschland? 80er? 90er? Wo das bei dir ja sehr profund klingt:
Kannst du denn vielleicht 'nen Link oder sonst eine Info
reinreichen,
wo eigentlich die Gewinnmargen der Banken liegen und aus welchen
Quellen sich ihr Umsatz generiert? Würde mich als Debattenbeitrag
interessieren.<br>
<br>
"das Hauptproblem unseres
Gesundheitswesens ist ja wohl das Preis-Leistungs-Verhältnis. Wenn
es nun noch aus dem großen Steuertopf gedeckt werden soll, wird
das
doch eher noch Schlimmer, d.h. viel teuerer für noch weniger
Gesundheit."<br>
<br>
Woran machst du dieses Hauptproblem fest? An
den teuren Pharmaka und Hightech-Medizingerätschaften? Zu hohe
Gehälter von Ärzten? Unnötige Bürokratie?<br>
Da ich zu wenig
Checkung vom Gesundheitssystem habe, finde ich ja, dass der
Unterschied zwischen Finanzierung über gesetzliche
Krankenversicherungen oder über Steuer erstmal nur darin liegt,
dass
im ersten Fall die Privatversicherungen eine Sonderrolle spielen
und
das ganze System nicht nach dem Motto "starke Schultern wuppen
mehr" funktioniert. Öffentlich finanziert ist das ja quasi so
oder so. Oder meinst du, dass die demokratischen Gremien der
Krankenversicherungen echt was reißen?<br>
<br>
<br>
@Arfst:<br>
Lieber
Arfst,<br>
<br>
ich habe mich über deinen Beitrag ein wenig gefreut.
Und er hat mich zu dem etwas längeren folgenden Text animiert. <br>
Ich
dachte ja, dass im Kontext des bGEs "Noch-nicht-Gewordenes"
und "Üœber-sich-hinaus" irgendwie selbstverständlich
ist. Erstens geht's um ein politisches Konzept mit
kulturrevolutionärem Charakter. Also um ein gesellschaftliches
Üœber-sich-hinaus-Wachsen. Zweitens ist m. E. der wesentliche
Kernpunkt der bGE-Idee erstmal die absolute Anerkennung und
Absicherung jedes menschlichen Individuums, was wir im deutschen
Sozialstaat zwar eigentlich auch heute schon haben, aber heute im
Zweifelsfall halt à la Hartz4 immer mit dem Druck der
Gesellschaft,
sich auch einbringen sollen zu müssen. Wie du ja m. E. sehr
richtig
herausgestellt hast, hieߟe bGE eigentlich, dass die Gesellschaft
sich stark genug fühlt, solche Forderungen fallenlassen zu können
und einfach darauf zu vertrauen, dass sich jedes Individuum auch
gemäߟ seiner eigenen Impule einbringen möchte und wird. D. h.
für mich so viel wie: Mit einem bGE würde die Gesellschaft jedem
Individuum mit Urvertrauen entgegentreten und es in Urvertrauen
wiegen, geduldig all die Recht-auf-Faulheit-Phasen abwartend, bis
das
Individuum aus seinen eigenen Wachstumsimpulsen letztlich
vermutlich
weit mehr zurückgeben wird als es empfing. Das ist ja sozusagen
die
immanente Bedeutung des Mehrwertsbegriffs und des mit ihm
verbundenen
technologischen Fortschritts: Die Menschen sind in ihrem
Naturzusammenhang als Gattung fähig, für die Gattung mehr zu
schaffen als sie von der Gattung benötigen. Wenn das für jeden
Dorfklüngel der Menschheit gilt, warum nicht zumindest im
Durchschnitt auch für jeden einzelnen Menschen? Hm, ich hatte
wieder
Schwerstbehinderte im Kopf als ich den letzten Satz schrieb,
deshalb
Durchschnitt. Aber das ist eigentlich eine beschränkte
Wahrnehmung,
die den ökonomischen Betrachtungen geschuldet ist. Mindestens
Werner, diesmal Vorname und nicht Nachname wie bei Götz Werner,
ein
älterer Herr, den ich bis zu seinem Tod vor knapp zwei Jahren etwa
sieben Jahre lang betreute, hat mir auf bestimmten emotionalen
Ebenen
mehr zurückgegeben als ich an Lebenszeit bei und für ihn
verbrachte. Bzw. solche Dinge, also emotionale Intensitäten,
lassen
sich einfach überhaupt nicht in diese Äquivalenzbetrachtungen von
Geben und Nehmen und irgendeinem fiktiven Gleichgewicht dazwischen
einpferchen. Das ist einer der wesentlichen Gründe für mich, auf
den Fetischcharakter von Wert und Ware hinzuweisen: Was auch immer
wir Menschen so miteinander treiben, lässt sich überhaupt nicht
auf
eine Zahl vor einer Währungseinheit reduzieren. Wert als
wesentliche
Gröߟe des Sozialen wird dem Charakter des Sozialen überhaupt gar
nicht gerecht. Im Rahmen katholischer Theologie würde ich denken:
Wert ist eine Idee, die von den diabolischen Kräften unter die
Menschen gestreut wurde.<br>
<br>
Da du ja ein paar theologische Themen
angesprochen hast, lieber Arfst, nehme ich mir mal die Freiheit,
darauf mit ein bisschen Filmdiskussion zu reagieren. Vorgestern
(18.11.) lief auf Kabel1 mal wieder Constantine, schon das dritte
Mal
dieses Jahr glaube ich im Free-TV, wo der Sohn von Satan bzw. Lu
(oder Lou) bzw. Antichrist/Widersacher etc. als Mammon benannt
wird.
Ich fand herauszufinden interessant, dass innerhalb von Keanu
Reeves'
Filmografie (vgl.
<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Keanu_Reeves#Filmografie">http://de.wikipedia.org/wiki/Keanu_Reeves#Filmografie</a>
) die drei Matrix-Teile von zwei Filmen eingeklammert werden, die
sich explizit mit katholischen Teufelsvorstellungen befassen: 1997
agierte er als von Al Pacino versuchter Advokat Im Auftrag des
Teufels, 2005 halt als exorzistischer Zyniker in Constantine, der
mit
dem von Peter Sormare verkörperten Teufel eine Hass-Liebe
unterhält.
Matrix wurde 1999 und 2003 veröffentlicht. Ich persönlich finde,
dass die drei Matrix-Teile mindestens innerhalb des
Blockbuster-Segments der US-Traumfabriken noch der
kritisch-theoretischte Filmstoff ist, den ich bislang sah. Am
deutlichsten wird das m. E. in der Szene mit der roten Frau aus
dem
ersten Teil: Morpheus macht in diesem Trainingsprogramm klar, dass
alle vereinzelt Einzelnen, die da in einer
Groߟstadt-Straߟenszenerie herumlaufen, eigentlich diejenigen
sind, die er und der Widerstand zu retten versucht. Gleichwohl
kann
sich jeder dieser vereinzelten Einzelnen auf der Stelle in einen
Agenten, also den Software-Feind der gegnerischen Welt der
Maschinen
verwandeln. Wer sich etwas eingehender mit der Frankfurter Schule
befasst hat, wird m. E. erkennen, dass das im Prinzip eine
Grundkonstellation ist, die die Frankfurter beschäftigte: Jedes
Individuum soll vor der kapitalistischen Bestie errettet werden
und
gleichwohl muss jedes Individuum in aller Strenge auch zugleich
als
Agent der kapitalistischen Bestie betrachtet werden. Wir sind halt
alle Kapital. Aus dieser problematischen Grundkonstellation rührt
m. E. ein Gutteil des starken Zugs zur Sozialpsychologie bei den
alten Frankfurtern. <br>
Die drei Matrix-Teile kommen übrigens am 20.
(also morgen) und 27. diesen Monats mal wieder im FreeTV, auf Vox.
Viel zu selten m. E. angesichts dessen, wieviel Schrott andauernd
wiederholt wird.<br>
<br>
Ich will die drei genannten Filme mit Keanu
Reeves mal als Einheit diskutieren. Drei und nicht fünf, weil ich
die drei Matrix-Teile als einen Film betrachte und als Dialektiker
und Kind des Christentums den Zahlenmystizismus der 3 interessant
finde. <br>
<br>
Im Auftrag des Teufels durchlebt Reeves eine
diabolische Wahnvorstellung, die ihn glauben lässt, er sei
erfolgreicher Sohn des Teufels. Er entzieht sich der diabolischen
Wahnvorstellung durch Suizid. Nö, mit meiner Schwester möchte ich
mich nicht paaren, Dad. Man muss das nicht als Wahnvorstellung
interpretieren. Genauso gut könnte man an die Viele-Welten-Theorie
denken oder halt an die unergründlichen Wege des Herrn: An eine
Versuchung des Teufels im katholischen Glaubenskontext, die in
einem
Augenblick durchlebt wird als Erfahrungsreichtum eines ganzen
zweiten
Lebens. Resultat des Durchlebens dieser Parallelrealität ist
jedenfalls, dass er eine moralische Entscheidung gegen die
Interessen
seiner Advokaten-Karriere fällt, lieber moralisch integer als
karrieregeil handelt, sich also nicht versuchen lässt und
stattdessen lieber sein Karriere-Ego totschießt. <br>
<br>
In den
Matrix-Teilen ist Reeves als Neo das Nichtidentische der Matrix
(was
durch den Architekten im dritten Teil aufgeklärt wird): Die Summe
all dessen in der Psyche der Menschen, das sich nicht in die
mathematischen Regelwerke der Matrix einspannen lässt. Sozusagen
das
Widerständige und Eigenwillige des Menschlichen noch gegen die
hohen
intellektuellen Potenzen der KI-Maschinen&Programme.
Christlich-theologisch gewendet: Der Fleisch gewordene Messias, in
dem sich die Summe allen die Menschen durchfließenden Heiligen
Geists angehäuft hat. Dies Nichtidentische ist gegen Ende des
ersten
Teils auf Agent Smith übertragen worden, weshalb er die Matrix mit
seinem leeren Narzissmus virusartig zu durchsiedeln fähig wird. Im
Endkampf mit dem getrippelten Nichtidentischen von erstens Neo,
zweitens dem bereits assimilierten Orakel, drittens den
Energiestoff
gebenden Maschinen auߟerhalb der Matrix bleibt Smiths Narzissmus
auf der Strecke. Als taktierender Freiheitskämpfer hat Neo dafür
mit dem Masterbrain der Maschinen einen Waffenstillstand
ausgehandelt: Wer die Matrix nicht mag, darf sie als Mensch
künftig
verlassen. [Nur falls das irgendwas mit unserer Realität zu tun
hat:
Ich mag sie nicht, also öffnet bitte den Sesam. Ich würde mich da
gerne auf Neos Deal berufen dürfen. Und meine Lieben gleich
mitnehmen, wenn's geht.] Offen bleibt, wie sich das Verhältnis von
Maschinen und Menschen weiterentwickeln wird, aber am ersten Tag
nach
Reboot der Matrix geht zumindest sehr hoffnungsvoll-hübsch die
Sonne
auf und ein illegal ohne Bestimmung und aus Liebe gezeugtes
Programm
namens Sati plaudert versöhnlich mit dem Orakel. Ich will mal eine
trinitätslogische Interpretation vorschlagen: Wenn man Neo als
postmoderne Jesus-Gestalt interpretieren kann (wofür es im Film
haufenweise Indizien gibt), so das Orakel als Heiligen Geist und
den
Architekten als den gestrengen Gottvater innerhalb der gegebenen
Matrix-Welt. Was aber symbolisiert dann Agent Smith? Den Versucher
vielleicht? Zumindest wendet er sich in der Quintessenz gegen alle
drei: gegen Architekten, gegen das Orakel und gegen Neo. Und
inhaltlich will er was? Zuerst, noch im ersten Teil, bloß seine
Freiheit. Die repräsentiert Luzifer als Schlange ja bereits in der
Erbsünden-Story. In Miltons Paradise Lost soweit ich mich erinnere
sogar lange vor der Erschaffung der Menschen. Im Foltergespräch
mit
Morpheus macht Smith das deutlich: Ihm stinkt die Matrix gewaltig,
er
will raus und frei von seiner Aufgabe sein. Die Freiheit von der
Aufgabe wird dann im zweiten und dritten Teil (die m. E. mit
deutlich
zu viel actionlastigem Overkill-Kram von der Story ablenken) sehr
intensiv debattiert: Bestimmung ist das einzige, was zählt. Die
des
Teufels ist halt theologisch die des ewigen Versuchers (und Smith
kriegt sie wegen seiner Teilhaftigkeit an Neo innerhalb der Matrix
alle und selbst außerhalb der Matrix zumindest einen Menschen) und
final die der Übernahme der Welt - und sei diese Welt die Matrix.
Das versucht Smith gegen Ende des dritten Teils ja auch, scheitert
aber freilich nach der Logik des Muss zum Happy-End an der
dreieinigen Göttlichkeit, deren dreifache Einigkeit symbolisiert
wird 1. durch die Allianz zwischen Maschinen (und damit sehr
wahrscheinlich auch: dem Architekten) und Neo, 2. der inneren,
emotionalen Nähe zwischen Neo und Orakel und 3. der formellen Nähe
zwischen Architekt und Orakel, insofern vermutlich beide Programme
sind (vielleicht auch Maschinen, bin mir darüber unklar). <br>
<br>
Bevor
ich zu Constantine übergehe, will ich erstmal klar machen,
inwiefern
sich Im Auftrag des Teufels und Matrix über die eben von mir
angebotene trinitätslogische Interpretation hinaus in einen
inhaltlichen Zusammenhang bringen lassen. Descartes berühmtes
cogito, ergo sum = Ich denke, also bin ich, resultiert für ihn aus
einem eigenartigen Gedankenexperiment, das m. E. vermutlich jedes
Kind bereits anstellt: Stell dir vor, du wachst innerhalb eines
deiner Träume aus einer tieferen Traumschicht in eine andere
Traumschicht auf. Was hält uns dann noch davon ab, der
Wirklichkeit
mehr als einen Traumcharakter zuzubilligen? M. E. gibt es nicht
nur
das Aua eines Zwickens und dergleichen, sondern auch etwas sehr
Abstraktes, das uns davon abhält und das Descartes nur überaus
implizit in seinen Meditationen über eine erste Philosophie
anspricht, konkret dann eher als Gott in typischer
deus-ex-machina-Manier ziemlich willkürlich in den Text purzeln
lässt. Ich will dieses Abstrakte deutlicher machen als es
Descartes
macht. M. E. eignet sich dafür eine kurze Auseinandersetzung mit
dem
Solipsismus. Soweit ich weiߟ, hat niemand diese philosophische
Position wirklich vertreten, aber sie ist eine alte Vorstellung
der
Philosophiegeschichte: Nur Selbst = solus ipse, also Ich allein,
sonst ist da nix. <br>
[Wikipedia hat mich gerade darüber belehrt,
dass Max Stirner wohl zumindest tendenziell tatsächlich einen
Solipsismus vertreten hat. Das finde ich deshalb interessant, weil
Max Stirner einerseits wichtiger Kritikgegenstand in Marx'
Deutscher
Ideologie ist, andererseits eine wichtige Bezugsgröߟe für Rudolf
Steiner, also die Anthroposophen darstellt. Ich kenne nur wenige
Auszüge aus der Deutschen Ideologie von Marx, vor allem eher
solche,
die sich nicht mit Stirner befassen, und habe mich auch sonst
weder
mit Stirner noch Steiner näher befasst, kann dazu also gerade
nichts
Inhaltliches sagen. Angesichts der Relevanz des Anthroposophen
Götz
Werner fürs bGE erscheinen mir diese Zusammenhänge aber in diesem
Verteiler zumindest erwähnenswert.] <br>
Diese Vorstellung des
Solipsismus, es gibt nur mich allein und alle Denk- und
Erfahrungsgegenstände sind nichts als eine Vorspiegelung, die ich
mir selber mache, ist aus einem abstrakten simplen Grund nicht
haltbar: Wenn dem tatsächlich so wäre, dann wäre ich schizophren.
Ein Teil meiner Persönlichkeit erfährt die Welt auch als Fremdes,
Eigengesetzliches, von meinem Willen und Wünschen Unabhängiges.
Ein
anderer Teil meiner Persönlichkeit muss nach der Logik des
Solipsismus genau dieses fremd und eigengesetzlich Auftretende
produzieren. Bin ich aber auf solche Art schizophren, so bin ich
nicht mehr Nur Selbst = solus ipse, sondern vielleicht als Wesen
allein, aber eben auch gespalten. Meine Gesellschaft bestünde
mindestens zwischen mir und meinem Anderen, zwischen den
vielfältigen
Persönlichkeitsfragmenten, von denen ich mindestens zwei
anerkennen
muss: Ein die Fremdheit erfahrenes Persönlichkeitsfragment und ein
diese Fremdheit produzierendes Persönlichkeitsfragment. Die Summe
der Denk- und Erfahrungsgegenstände wäre dann ein Drittes: Die
Verbindung meiner beiden abgespaltenen Persönlichkeitsfragmente,
ihr
Kommunikationsweg, ein produktiver Austausch-Kanal des schizophren
Gespaltenen. Damit löst sich die abstrakte logische Identität des
Solipsismus wieder in einen Vermittlungszusammenhang auf, der
Monismus sprengt seine Immanenz mindesetens in eine Trinität. Von
daher ist mit dem Solipsismus erstmal überhaupt nichts gewonnen,
sondern die Frage bleibt: Wieso bin ich und die Welt AUCH
getrennt?
Und zwar in sehr vielfältige Trennungen getaucht, die einen
riesigen
Kosmos von möglichen Denk- und Erfahrungsgegenständen bei allem
Zusammenhang auch voneinander abgrenzen? Da diese Wieso-Frage sich
mit rationalen Mitteln nicht beantworten lässt, sondern nur mit
spirituellen Setzungen oder willkürlichen Naturgesetzlichkeiten,
finden wir Pragmatisten den Solipsismus dann meistens auch echt
nicht
so sonderlich interessant. Was soll uns das dabei helfen, dass
bald
ein dampfendes Essen auf dem Tisch steht, ein Satelit ins All
geschossen wird oder die Erdöl-Industrie mal ihren leider geilen
Plastikscheiߟ sein lässt? Nix.<br>
Diese Vermittlung zwischen mir
und meinem Anderen im Solipsismus lässt sich einerseits wieder als
ein dialektisches Trippel ansehen. Vulgo ist dieses Trippel bspw.
tradiert als These-Antithese-Synthese. Identität bzw.
Nicht-Identität von Identität und Nichtidentität finde ich
allerdings inhaltlich treffender, ansonsten könnte man aber auch
unzählige Trippel von unzähligen dialektischen Zusammenhängen
konkret ausbuchstabieren, weshalb man die 3 dann auch wieder nicht
völlig überbewerten sollte: Das Verhältnis von Mama, Papa, Kind
umschlieߟt beispielsweise auch Geschwister und ist deshalb nicht
einfach bloߟ eine Dreiheit, Zahlenmystik ist ein weites Feld ...
<br>
Man könnte andererseits aber auch beispielsweise von der
Dialektik fortgehen und zum christlichen Trinitätsglauben hin:
Jesus
als Gottsohn vertritt ja uns Menschen, also im Zweifelsfall auch
mein
ganz persönliches Ego, Gottvater sozusagen das Andere, die Welt,
die
Naturgesetze, die Eigengesetzlichkeit jenseits unseres Wunschs und
Willens, den schizophrenen Widerpart wenn man so will. Der Heilige
Geist stiftet alle Verbindungen, repräsentiert also sozusagen die
Vermittlung selbst. Nebenbei möchte ich darauf hinweisen, dass
Christoph Türcke (vgl. <a
href="http://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_T%C3%BCrcke">http://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Türcke</a>
) sich eingehender mit der, hm, wie soll ich sagen?, mit der
topologischen Strukturähnlichkeit von Dialektik und
Trintitätsglauben eingehender befasst hat.<br>
<br>
Zurück zu
Descartes: Descartes unterstellt einen bösen Dämon, der dafür
verantwortlich sein könnte, dass die Welt so erscheint wie sie
erscheint. Dieser böse Dämon ist sozusagen so etwas wie der
konkrete Repräsentant des abgespalten Anderen aus der
solipsistischen Warte. Das, was ich eben noch mit Gottvater
identifizierte. Aber durchaus auch als Dämon gemeint, als
Gegenspieler des Christlichen. Und auch nicht solipsistisch
konzipiert, sondern ganz in echt außerhalb des Egos. Descartes war
zwar ein entscheidender Wegbereiter des Rationalismus, deshalb
aber
nicht etwa jenseits des Christentums. Dieser Dämon verschleiert m.
E. die abstraktere logische Konstellation der Schizophrenie des
Solipsismus. Deshalb will ich da auch gar nicht weiter drauf
eingehen. <br>
<br>
Stattdessen kurz etwas dazu sagen, dass meine
eigenen spirituellen Erfahrungen zumindest eine Tendenz aufweisen,
den Bruch in der Schizophrenie kurzzuschließen. Glück und
Urvertrauen sind dafür in meinem Vokabular noch die besten
Platzhalter: Mensch kann sich in der Welt auch komplett gehalten
fühlen. Echt religiöse Menschen müssten so etwas kennen. Ich falle
aus dem Glück ja stets wieder recht flink in Skeptizismus rein und
würde auch selbst im Glück aus einer logischen Perspektive auf der
Existenz von Trennungen in der Welt beharren, selbst wenn sie mir
emotional für den Augenblick bedeutungslos erschienen. Die
Beschränktheit eines menschlichen Individuums kann umgekehrt
überhaupt nicht ermessen, wie hochgradig unwahrscheinlich es im
Meer
aller Energie ist, dass wir leben und am Leben bleiben. Die Suche
nach erdähnlichen Planeten könnte für diese Unwahrscheinlichkeit
genauso ein Indiz sein wie bspw. für einen bislang nie ernsthaft
verunfallten Autofahrer wie mich ein Blick in die Statistiken der
Verkehrsunfälle. <br>
<br>
Ich war ja eigentlich bei dem Zusammenhang
von Im Auftrag des Teufels und Matrix. Was denke ich offenkundig
an
Ąhnlichkeit zwischen beiden Filmen ist, ist Folgendes: Die Matrix
ist ein Traum. Ein realer Traum, für den die Maschinen sehr reale
Produktionsmittel unterhalten, die bis in die Neurologie der an
die
Matrix angeschlossenen Menschen hineinreicht. Dennoch ist ihr
Inhalt
kaum von einem Traum zu unterscheiden. Höchstens darin, dass sie
wie
Descartes' Dämon von auߟen inhaltlichen Einfluss nimmt und
ansonsten neuro-interaktiv ist, also Gesellschaftlichkeit im Traum
ermöglicht. Freud behauptet glaube ich irgendwo, dass alle
Personen
in unseren Träumen Repräsentanten unserer eigenen Triebkonflikte
darstellen, also Teile unseres Ichs als der wiederum vermittelnden
Instanz zwischen archaischem Es und zivilisatorischem Üœber-Ich.
Auch so'n Trippel. Und letztlich wieder auch nicht haltbar: Wenn
alle
Traumpersonen nur uns selbst repräsentieren, dann repräsentieren
sie uns eben in unserem Bezug zur Welt bzw. dem sie
repräsentierenden
Über-Ich und damit würden sie auch die Welt darstellen, insofern
wir mit ihr verbunden sind. Das wäre so eine kleine immanente
Kritik
an Freud.<br>
Ist nun die Matrix mehr oder weniger Traumgebilde, so
der gröߟte Teil der Geschichte in Im Auftrag des Teufels ohnehin:
Eine Wahnphantasie über eine Versuchung des Teufels und deren
Konsequenzen. Das reicht mir erstmal als vereinigendes Moment der
beiden Filme.<br>
<br>
Die Matrix biedert sich den technoiden
Konsumgewohnheiten spätkapitalistisch rationalisierter Menschen
an.
Die Mystik des ersten Teils, Neo sei der Auserwählte, also
tatsächlich Messias, wird im zweiten und dritten Teil wieder
rational aufgebrochen: Neo ist nur Funktion der Matrix,
Nichtidentisches der gesamten Menschheit, das von der Matrix
einfach
mathematisch nicht unter Kontrolle gebracht, aber in der einen
Person
Neo komprimiert werden kann. Wie oft wurde sie bereits rebootet?
Fünf
mal, sechs mal? Dieses Nichtidentische lässt sich ohne Probleme
als
unverstandener Naturrest rational, naturalistisch, materialistisch
interpretieren. Demgegenüber sind die beiden umklammernden Filme
deutlich als postmoderne Interpretation eines katholischen
Bezugsrahmens angelegt. Dem Gehalt nach klar metaphysisch,
filmisch
hier und da deutlich dargestellt durch echte Einbrüche der
metaphysischen Welt in den gewohnten Gang der
Naturgesetzlichkeiten.
Diesen Unterschied zwischen Matrix und den beiden anderen Filmen
würde ich auf einer Metaebene aber gar nicht so sehr als Gegensatz
von Naturalismus und Katholizismus stark machen wollen, sonderen
eher
produktiv im Sinne der Strukturidentität von Trintitätsglauben und
Dialektik eher als vereinigendes Moment ausweisen. Mal sehen, ob
mir
das einigermaßen gelingt.<br>
<br>
Constantine setzt in der
Psychometrie etwa da an, wo die Matrix in ihren negativen
psychologischen Gehalten (also jenseits der hoffnungsvollen
Aspekte)
endete: Keanu Reeves ist zynisch, abgebrüht, weiߟ bereits alles
und hat auf den ganzen Scheiߟ so ziemlich null Bock. Das steinige
Glück mit Trinity ist schon ewig tot, das leichte und nur durch Al
Pacinos Versuchung schwierig gewordene Glück mit Mary Ann nicht
einmal mehr eine ferne Erinnerung. (Mary Ann: Welch leichtfüßiger
Mädchenname des kindlichen Amerikas für Charlize Theron! Ich denke
bei dem Namen an die Waltons, unsere kleine Farm und eine
himmlische
Familie, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob's tatsächlich in all
diesen Serien Mary Anns gab.) Die Welt in Constantine ist düster.
Düsterer selbst als in Matrix. Weiblichkeit ist im Film entweder
dämonisch-besessen, heilig-unberührbar (Angela/Isabel) oder
androgyn: Tilda Swinton als Erzengel Gabriel. John Constantine
dementsprechend oral völlig untervögelter Kettenraucher, phallisch
untervögelter Dämonen-Abschießer mit Goldpatronen aus
eingeschmolzenen Kreuzen, der seinem exorzistischen
Alltagsgeschäft
aus reiner Langeweile und vager Hoffnung auf einen Freifahrtschein
in
den ihm eigentlich auch widerwärtigen und wegen eines früheren
Suizids mit zwei Minuten klinischem Tod verschlossenen
katholischen
Himmel nachgeht. Die ganze
Speer-des-Schicksals-Mammon-Gabriel-Satan-Geschichte will ich
nicht
näher betrachten. Interessant ist höchstens, dass Gabriel es sich
mit Gottvater offenbar verscherzt, weil er die Herrschaft Mammons
forcieren und damit die Menschen zu etwas Besserem in der
Konfrontation mit etwas noch Schlechterem anstacheln möchte, Lu
mal
wieder seinen Sohn zu bändigen hat (mal wieder, weil gerade auch
Ghost Rider in der Glotze lief, wo das ja auch Thema ist) und die
Darstellungen von Los Angeles in der Höllendimension recht hübsch
gemacht sind. Bemerkenswert in Bezug auf die Wahnphantasie aus Im
Auftrag des Teufels, die dort wohl gut drei Viertel der Erzählzeit
einnimmt, sind Constantines Bemerkungen dazu, dass die zwei
Minuten
klinischer Tod nach seinem ersten Suizid sich in der Hölle wie
eine
ganze Lebensspanne angefühlt haben. Zeit gibt's da nicht in
unserem
Sinne. In Bezug auf meine Traum-Ausführungen zu Descartes kann man
das stark machen: Insofern Himmel, Erde und Hölle in Constantine
drei Dimensionen ein und derselben Welt sind, ist jede dieser
Dimensionen nur ein Traum verglichen mit der Wirklichkeit, die aus
allen drei Dimensionen besteht. Von der Himmelsdimension wird
dabei
übrigens gar nichts gezeigt. Die Speer-des-Schicksals-Geschichte
in
Constantine ließe sich überdem als Interpretationshilfe für das
Verhältnis von Neo und Smith ansehen: Mammon braucht unmittelbar
erstmal den Speer, der Jesu Leiblichkeit tötete, um überhaupt auf
Erden wandeln zu können, und dann noch obendrauf das Wohlwollen
des
Vatergottes, das er aber nicht bekommt, obwohl Erzengel Gabriel
dafür
votiert. Dass der Teufelssohn das Mordwerkzeug, das dereinst in
Christi Fleisch steckte, dafür benötigt, selbst leiblich in der
Menschendimension umherwandeln zu können (sozusagen die vielfältig
beschworene Balance in Constantine), ließe sich in Bezug auf Neo
und
Smith so deuten: Erst in der Verschmelzung, Berührung, im
leiblichen
Kontakt, der in der Matrix freilich so leiblich überhaupt nicht
ist
und in Constantine bloß über den Fetisch des Mordwerkzeugs
hergestellt wird, kann der Teufelssohn die Kräfte des Gottessohns
immanieren: Smith wird erst der große Feind von allem in der
Matrix
dadurch, dass Neo seine bloße Agenten-Immanation gegen Ende des
ersten Matrix-Teils sprengte und insofern tiefgreifend berührte.
Der
Clou der Geschichte aber ist Constantines zweiter Suizid:
Selbstaufopferung für Angela bzw. die Menschheit. <br>
<br>
Und damit
wären wir bei einem wirklichen Verbindungsglied aller Filme: der
Suizid, die Selbstaufopferung. Im Auftrag des Teufels erschieߟt
sich Reeves, um sich dem Teufel zu entziehen. In der Matrix gibt's
gleich mehrere Suizid-ähnliche Konstellationen, wenn auch keinen
einzigen klaren Suizid. Erstmal schluckt Neo die Pille, die sein
Leben enden wird, wie er es bislang kannte. Das ist zwar kein
physischer Suizid, aber in gewisser Weise ein sozialer. Dann
rettet
Neo Morpheus, obwohl das Orakel ihm prophezeite, dass einer von
beiden sterben muss. Auch das kein klassischer Suizid, aber
zumindest
wieder Aufopferung, die Neo auch tatsächlich in den Tod befördert.
Aus dem Trinity ihm allerdings wieder raushilft. Wofür er sich
wiederum im dritten Teil revanchiert, in dem beide aber als
Konsequenz ihrer revolutionären Auseinandersetzung mit den
Maschinen
für die Menschen, also aufopfernd wirklich und letztgültig
sterben.
Zwischendurch gibt es dieses mir sehr seltsame Intervall mit dem
Trainman: Neo hält die Wächter, also Maschinen, mit Kräften auf,
die er eigentlich nur in der Matrix haben dürfte. So wie Smith
überspringt auch Neo die Grenze zwischen Matrix und Wirklichkeit.
Das kann man sich über Funkkontakt oder auch quantentheoretisch
vorstellen, es wird nicht näher erläutert. Das ist wieder eine Art
aufopfernder Tod. Wenn auch kein klassischer Tod, sondern ein
Eingesperrtsein in der Ewigkeit einer Art Zwischenspeicher. Ich
habe
den Eindruck, dass das etwas mit dem Binary Unit System
(<a
href="http://de.wikipedia.org/wiki/Bus_%28Datenverarbeitung%29">http://de.wikipedia.org/wiki/Bus_(Datenverarbeitung)</a>
) als Hardware jeder Elektronik zu tun hat, bin da aber
interpretativ
noch immer ziemlich ratlos und auch nicht so sonderlich fit, was
Hardware angeht. So oder so: Würden seine Freunde sich nicht um
seine Befreiung kümmern, wäre Neo auf Ewigkeit vom Trainman
gefangen. Das ist mit einem physischen Tod ziemlich vergleichbar.
<br>
Diese aufopfernden Selbstmorde in allen drei Filmen jedenfalls
machen Keanu Reeves in all diesen Filmen zu einer Jesus-Figur, die
sich quasi für uns am Kreuz opfert. <br>
<br>
Ich hatte ja schonmal
gesagt, dass ich die dialektische Identität der Morgensterne Jesus
und Luzifer interessanter finde als ihre offenkundigen
Unterschiede
von gut und böse. Auch zu diesem Motiv sagen alle drei Filme m. E.
ein paar Dinge: Im Auftrag des Teufels lässt Keanu Reeves alias
Kevin Lomax in eine Doppelrolle schlüpfen. Al Pacino alias Satan
ist
im Rahmen der Wahnphantasie sein leiblicher Vater. Da kann jeder
Erbsünden-Christ vermutlich für jeden Menschen grundsätzlich
mitgehen: Das biblische Erkennen, also der (zeugende) Menschensex
ist
Teufelswerk. Wir alle sind insofern Kinder des Teufels. Können uns
aber auch gegen Papa wenden, wozu Freud ja in Sachen Ödipus und
Vatermord eine Menge sagt. Insofern Kevin Lomax lieber in den
Suizid
geht als mit Papas Tochter zu pimpern, symbolisiert er dann wieder
Jesus: Er nimmt karriereschädigend die Moralität auf seine
Schultern. Gut, er stirbt jetzt nicht am Kreuz, ist eher eine sehr
subtile Verkörperung Jesu, aber man kann das denke ich halbwegs
(an-)erkennen. In der Matrix symbolisiert Neo wie gesagt ohnehin
die
Gottsöhnlichkeit, also Jesus. Gleichzeitig produziert er in Agent
Smith ein Abspaltungsprodukt seiner selbst und wird zum
ultimativen
Widersacher. Ob das nun besser als Luzifer oder dessen Sohn
interpretierbar ist, kann ich gerade nicht sagen. Ich werde da
beim
nächsten Schauen mal näher drüber meditieren. In Constantine ist
Keanu Reeves eher als Lous Adoptivsohn gezeichnet: Während Satan
mit
seinem leiblichen Sohn Mammon ziemlich rüde umspringt, kann er für
John richtige Sympathien zeigen. Durch den aufopfernden Suizid
wiederum wird John aber auch als Jesus-Gestalt sichtbar, wenn auch
freilich wieder nicht im buchstäblichen Sinn. <br>
<br>
Ich bin ja der
Auffassung, dass sich beispielsweise die 7 Kardinaltugenden
genauso
wie die 7 Todsünden bei einer strengen Betrachtung bei jedem
einzelnen Menschen nachweisen lassen. In unterschiedlichen
Gewichtungsverhältnissen, aber bei jedem Menschen zumindest
irgendwie vorhanden. Der metaphysische christliche
Bedeutungsgehalt
wäre m. E. historisch nicht so langlebig erfolgreich gewesen, wenn
er nicht mit sehr grundlegenden Tatsachen irgendwo korrespondieren
würde: Dem Verhälnis von Sozialem und Egoistischem. Marx' 4.
Feuerbachthese macht das m. E. auch nicht konkreter, sondern sagt
letztlich bloߟ, dass ein religiöser Ideologierahmen ohne Bezug
auf die Reproduktionsgrundlagen der Gattung, ohne intensive
Reflexion
auf den Schweiߟ in Adams (und freilich auch Evas) Angesicht eine
eklige Legitimationsideologie kirchlicher Pfründe bleibt - und
inhaltlich wegen Ignoranz gegenüber dem Weltlichen uninteressant.
Ich finde das als spiritueller Marxist eine wirklich abstruse
Situation: Hardcore-atheistischen Marxisten dürfte mein
spiritueller
Zug mindestens rätselhaft sein, antimarxistischen Christen mein
Zug
zu Marx. Daher will ich mal etwas sehr klar artikulieren: M. E.
ist
Marx mindestens innerhalb der bürgerlichen Theoriegeschichte
derjenige, der die moralischen Gebote Jesu innerhalb eines
polit&ökonomie-theoretischen Kontextes ernsthafter und
wirkmächtiger vertreten hat als jeder andere Theoretiker. Den aus
der Kalten-Kriegs-Situation virulenten Antimarxismus der
C-Parteien
empfindet der Jesus-Fan in mir komplett als Heuchelei, das C
dieser
Parteien völlig unverständlich, übrigens auch noch aus vielen
anderen Gründen. Dieser McCarthy-Scheiß, der teilweise von
christlichen Kräften ausgedünstet wird, ist theologieimmanent m.
E.
nur als luziferisch-dämonischer Ausfluss interpretierbar.
Schlichter
gesagt: Wer Christ und kein Marxist ist, hat Marx entweder nie zur
Kenntnis genommen oder Jesus nicht verstanden - oder ist halt
besessen von dämonischen Kräften. Umgekehrt: Der marxistische
Atheismus wird spätestens dann problematisch, wenn man sich
ernsthaft die Frage vorlegt, wieso Marx eigentlich gegen
Herrschaft
ist. Das zu sein, ist ein moralisches Verhalten, das man wie auch
immer begründen kann, sicherlich aber nicht rein rational. Ich
finde
die Analyse zum Marquis de Sade in der Dialektik der Aufklärung
von
Horkheimer und Adorno da sprechend genug. Es ließe sich aber auch
grundlegender darauf verweisen, dass jede Theorie, und sei es eine
Kritik der kritischen Vernunft, einen nichtidentischen Üœberschuss
über die vulgär-materialistische Basis hinaus darstellt, der als
solcher auch spekulative und insofern den Religionen verwandte
Aspekte notwendig enthält. Gerade in Bezug auf das bGE scheint es
mir sinnvoll, mal wieder darauf hinzuweisen, dass das
Ur-Christentum
ja durchaus häufig als kommunistisch aufgefasst wird.<br>
<br>
Das hat
jetzt erstmal vielleicht bloß Behauptungscharakter. Ich nehme mir
mal als Hausaufgabe für die nächste Zeit vor, ein paar Jesus- und
Marx-Zitate so einander gegenüberzustellen, dass das unabweislich
wird. Inhaltlich ist es das nämlich m. E. Unnötig ist hoffentlich
zu sagen, dass Marx nicht Lenin und noch viel weniger Stalin war,
sondern Marx.<br>
<br>
Um mal wieder den Bogen zu deinem Beitrag zu
schlagen, lieber Arfst:<br>
"Dass sich nebenbei herausstellt,
dass die Frage von Hans Küng "Existiert Gott" ganz einfach
falsch gestellt ist und eigentlich die Antwort lauten müsste, er
exisiert nicht, sondern er (oder sie oder was auch immer man
darunter
versteht) SUBsistiert, ist ein interessanter Nebenaspekt."<br>
<br>
Ich
habe das Archiv des Verteilers nicht stuidert, weiß daher also
nicht, auf was für eine Debatte mit Hans Küng du dich da beziehst.
Subsistieren, also wohl so etwas wie "sich durch sich selbst
setzend", scheint mir nur eine andere Formulierung für eine
pantheistische Konzeption zu sein. Als Dialektiker kann man stets
nur
darauf verweisen, dass alles Seiende aneinander in einem
gewaltigen
Vermittlungszusammenhang teil hat. Nicht auszuschließen, dass es
Universen gibt, die radikal von unserem getrennt sind, von denen
wir
dann aber auch niemals erfahren werden, weil die Trennung sonst ja
keine radikale wäre. Die müssen uns also auch schlicht nicht
interessieren. Mit der Viele-Welten-Theorie können uns aber sehr
viele Paralleluniversen innerhalb unseres eigenen interessieren.
Die
Physik der kommenden Jahrtausende wird da bestimmt nicht
stillstehen
– sofern die Menschheit solange überlebt. <br>
Meine Mama hat
vermutlich von ihrem Vater die Idee, dass Nietzsche so etwas
gesagt
hat wie: Gott ist im AllEinen in seiner Identität mit sich derart
scheußlich langweilig, dass er sich wieder und wieder für eine
Ewigkeit in eine partikularisierte Vielheit zerschlägt und wieder
zusammenzieht. Das ist ziemlich strukturähnlich mit der
Vorstellung
von Urknall und derzeit astrophysikalisch eher zweifelhaftem
gravitativem Zusammenziehen des Alls wieder in eine Entität. Ich
habe das bei Nietzsche noch nicht entdeckt, kenne aber auch nur
Teile
seines Werks. Ist mir letztlich auch egal, ob man's Nietzsche
zuschreibt.<br>
Wenn man denn von so etwas ausgeht, also spirituell
gesprochen etwa an so etwas wie die Teilhaftigkeit aller
vereinzelten
Energie an der Freiheit der göttlichen Gesamtenergie zur Erfahrung
in der Partikularisierung, dann gelangt man zu einem
Totalitätsbegriff, der ungleich vielschichtiger ist als der des
naturalistischen Materialismus. Wo beispielsweise existieren dann
Einhörner? Nur in der Phantasie der Menschen oder doch vielleicht
in
einer oder sogar in vielen der Welten unserer
Viele-Welten-Theoretiker? Interessanter als in Bezug auf Einhörner
finde ich diese Frage im Kontext meiner Filmdiskussion in Bezug
auf
die christliche Trinitätsvorstellung (die sich u. U. in einer
dämonischen Trinität spiegelt): Was ist bspw. der materielle
Träger
des Heiligen Geistes, an den ja doch dann ganz schön viele
Menschen
ganz schön intensiv glauben?<br>
<br>
Ich will nicht behaupten, dass
ich solche Fragen beantworten könnte, aber mal einen Fingerzeig
geben, wie ich als Laien-Interessierter an moderner Physik mir das
naturalistisch zusammenreime. In meinem vor über einem Jahr
begonnenen SciFi-Roman gehe ich unter anderem von folgender
Konstellation aus: Die Physiker haben in so etwa 50 Jahren die
heutige Dekohärenztheorie (vgl.
<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Dekoh%E4renz">http://de.wikipedia.org/wiki/Dekohärenz</a>
) chaostheoretisch quergelesen und durch empirische Evidenzen etwa
auf folgende Weise verworfen. Die zeitlose, instantane
Abhängigkeit
der Ausrichtung verschiedener Quantenspins (also die Kohärenz)
durchdringt eigentlich das gesamte Universum. Aber der Druck des
Chaos, also meinetwegen der Druck des Partikularisierten, also so
etwas wie die relative Eigengesetzlichkeit jeden Partikels bzw.
jeder
Energieformation gegenüber der Gesamtheit aller Energie, ruft den
Schein von Dekohärenz hervor. Es gibt sozusagen eine instabile,
dynamische Balance zwischen instantaner Durchdringung der
Ausrichtung
aller Quantenspins durch bloß einen Quantenspin, weil alle
Quantenspins in ihrer Eigengesetzlichkeit sozusagen darum ringen,
alle anderen Quantenspins zur Kohärenz-Ausrichtung zu zwingen.
Weil
das eh nur ein ziemlich abstraktes Bild für die Einheit von
Einheit
und Trennung ist, postuliere ich in meiner SciFi-Story einen
grundsätzlich unendlich tiefen Mikrokosmos, in dem dieser
Interaktionsmechanismus von Kohärenz und chaotischer Dekohärenz
viel feinstofflicher vermittelt wird. Quantenspins sind eher
extreme
Makrophänomene, betrachtet vom Boden des Mikrokosmos. Präziser: Da
der Mikrokosmos letztlich bodenlos ist, sind bereits Quantenspins
unendlich groß. Ich glaube nicht daran, dass Heisenbergs
Unschärferelation das letzte Wort bleiben wird. Falls wir
Tachyonen
entdecken sollten, also überlichtschnelle Energieformationen, dann
dürften die Physiker ein neues Verhältnis zur
Ort-Impuls-Problematik bekommen. Als rein logischer Stellvertreter
würde der Heilige Geist m. E. dann ungefähr so etwas symolisieren:
Die Gewissheit innerhalb jeder partikularen Energieformation, dass
sie in einer Gesamtheit gehalten und bis in ihre relative
Vernichtung
hinein gewollt ist. Sozusagen das im Universum, was innerhalb der
Partikularisierung das Recht behält, alles Partikularisierte nach
dem Willen der Gesamtheit des Partikularen zu berühren. Gottes
Hauch
des Ungetrennten in der Immanenz jedes Getrennten. Von relativer
Vernichtung in Bezug auf jeden Partikel spreche ich einerseits
wegen
Energieerhaltungssatz, andererseits deshalb, weil Gott als
AllEines
sich ja selbst die Gestalt von Partikularem gegeben hat, also
jedes
Partikulare ohnehin ein Teil dieses AllEinen in letzter Instanz
bleibt. Innerhalb einer pantheistischen Konzeption scheinen mir
diese
Bilder zumindest erstmal logisch. <br>
<br>
Zumindest der Versuch einer
Rückbindung dieser ganzen Ausschweifung ans bGE: <br>
Das Christentum
interessiert mich ja eigentlich nur verstärkt, weil ich nun einmal
in einem christlichen Kulturkontext lebe, der sich durch alle
Säkularisierungen hindurch auch in vielen Phänomenen erhält. Aus
einer pantheistischen Position heraus sehe ich schlichtweg erstmal
kein Privileg für irgendeine Position: Insofern sie existiert, ist
sie ein Teil von uns. Selbst wenn uns das nicht gefällt. Ich bin
z.
B. kein allzu großer Fan vom Islam, kenne mich damit auch kaum
aus,
dennoch sage ich unserem Kater immer mal wieder, dass Allah groß
ist, weil wir ihn nach einem der 99 Namen Allahs aus konkretem
Anlass
An-N<font face="Times New Roman, serif">ū</font>r tauften und ich
auch für Respekt gegenüber dem Unverstandenen oder dem eigenen Ich
Widerspenstigen bin. <br>
Was jede Position leistet, ist zumindest
eine Tendenzaussage. Mindestens so etwas wie: Dies finde ich
besser/plausibler/wahrscheinlicher/schöner als das. Sonst ist es
einfach keine Position, sondern leeres Blabla. Oder spirituelle
Entrückung, die sich von eindimensionalen Positionierungen
emanzipieren und in eine größere Gesamtschau eintauchen kann.
Insofern wir vereinzelte Einzelne sind, und das nicht nur im
gesellschaftlichen Sinn à la Marx, sondern auch im
naturalistischen
Sinn à la Körpergrenze, erwachsen uns partikulare Positionen schon
aus dieser Vereinzelung. Viel häufiger im Übrigen unbewusst in der
Praxis als bewusst im Gedenke oder im Blabla. Niemand von uns ist
halt das Ganze und wir sind aktive Tiere. Im politischen Kontext
war
die Konstitution des bürgerlichen Rechts gegen die Feudalordnung
allerdings der Versuch, Egalität wenigstens auf einer abstrakten
Ebene zu etablieren. Insofern diese Etablierung abstrakt blieb,
blieb
sie auch Lug und Trug. Da kann Marx viele Lieder von singen.
Dennoch
ringt das bürgerliche Recht im emphatischen Sinn eigentlich darum,
eine Position oberhalb aller Positionen darstellen zu können, so
etwas wie einen Gattungsinhalt anzunehmen. Das bGE ist m. E. nun
erstmal bloß eine Strukturanpassung an eine wirklich alte und mit
dem Automatisierungszug in der Produktion nun wirklich
unausweichliche Kritik: Formelle Gleichheit und materielle
Ungleichheit gehen logisch nicht zusammen. Eine reiche
Gesellschaft
sollte ihre Mitglieder daher auch in Reichtum und nicht in Mangel
wiegen. Materielle Gleichheit in einem absoluten Sinn ist aber
auch
quatsch: Wir sind alle verschieden und werden es bis auf Weiteres
auch bleiben. Auch mit einem bGE. Wie gesagt: Materielle Identität
gibt's m. E. höchstens im AllEinen. D. h. aber nicht, dass wir uns
darauf ausruhen wollen, wegen der realen Unterschiede einfach auch
darauf zu verzichten, weiterhin um Gleichheit zu ringen. Darum
geht's
polittheoretisch m. E. zentral beim bGE.<br>
Dieser durchaus säkulare
Zug zur Egalität lässt sich pantheistisch schlicht so deuten, dass
wir als Gattung die Einheit von Einheit und Trennung eher in
Richtung
Einheit verschieben möchten und das Trennende lieber ein wenig
weiter beiseite schieben möchten. Das ist gleichzeitig auch eine
christliche Tugend: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Die
zentrale Differenz zwischen gut und böse im Katholizismus, die es
bei den Evangelen so ja nur sehr eingeschränkt gibt und die ich
oben
ja recht ausführlich diskutierte (Gott versus Teufel,
Kardinaltugenden versus Todsünden etc.), lässt sich m. E. auf
einer
abstrakten Ebene so deuten, dass die dämonischen Dimensionen
sozusagen das repräsentieren, was tiefer in die Trennung möchte,
tiefer in die Vereinzelung, tiefer ins narzisstische Ego, tiefer
in
die Kälte des leeren Alls. Während die himmlischen Dimensionen
sozusagen das repräsentieren, was tiefer in die Einheit möchte,
tiefer in die Gemeinschaft, tiefer ins gemeinsame Wachsen im
Miteinander füreinander und beieinander, in die Wärme von Sonne,
Sternen, Urknall-Entität, AllEinem. Ich find's zu kalt. Wenn ich
ausreichend Bock und Muße hätte, könnte ich mittlerweile
vermutlich ganze Enyklopädien zum Stichwort bürgerliche Kälte
verfassen. Aber es gibt freilich auch die andere Seite: die
Neoliberalen auf ihren kalten Egofilmen, Nietzsches man solle
stoßen,
was da falle, die diversen Rassismen und sonstigen Dünkel, der
Stolz
des erfolgreichen Hightech-Kriegers. Ist also prima vista nicht
gerade entschieden, wohin die Richtung gerade geht: Eher Richtung
chilliger Langeweile im All-Einen oder eher Richtung drastischerer
Bekämpfungsmethoden im noch Partikularisierteren. Wobei für uns
Menschen ja schon eine Herdplatte zu heiß ist. Auf Kernfusion und
noch innigere Verschmelzungen haben wir Energiefragmente in
menschlicher Gestalt sicherlich an unserer eigenen Leiblichkeit
überhaupt keinen Bock ...<br>
Dennoch stelle ich mir ein bGE wie eine
warme, unerwartete Sommerbrise nach der neoliberalen Kälte der
letzten Jahrzehnte vor ...<br>
<br>
Puh ey, geht das noch als
Philosophie durch? Oder werde ich so langsam ernstlich zum
Esoteriker?<br>
<br>
Liebe Grüße,<br>
<br>
Bert<br>
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