<html>
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http-equiv="Content-Type">
</head>
<body text="#000000" bgcolor="#FFFFFF">
<div class="moz-cite-prefix"><br>
Lieber Bert, vielen Dank für Deine Ausführungen zur Philosophie,
die ich gern mehrmals gelesen habe und mit Gewinn.<br>
Es gibt viele spannende Fragen.<br>
Zum Beispiel zu Adorno: "Kein Identisches ist letztlich mit sich
selbst identisch, jede Immanenz ragt über ihre eigenen Grenzen
hinaus." Vielleicht liegt der kern des identischen eben nicht in
seiner Erscheining, also in dem, wo etwas darüber hinausragen
kann, sondern die Kraft, die Etwas dazu bringt, über sich
hinauszuragen stammt aus einem Kern, der sich im Ziel dieses
Hinausragens befindet.<br>
Das führt dazu anzunehmen, dass eine Ursache sich durchaus in der
Zukunft eines Vorganges befindet, sozusagen im
Noch-Nicht-Gewordenen.<br>
Kurzum könnte man annehmen, dass Etwas nicht Existiert, sondern
Subsistiert, also gleichzeitig das Zentrum von Etwas ist, sich
aber nicht im räumlichen Zentrum befindet sondern als Zentrum
außerhalb dieses Vorganges oder der Sache befindet.<br>
Ich meine sogar, dass die menschliche Identität auf diesem Wege
erfasst werden kann 8und dass wir etwas tun müssen, damit der
mensch nicht ausschliesslich als statistische oder ökonomische
Einheit betrachtet und behandelt wird, sondern in seinem
Noch-Nicht-Gewordenen gefördert bin, engagiere ich mich für das
bGE.<br>
<br>
Dass sich nebenbei herausstellt, dass die Frage von Hans Küng
"Existiert Gott" ganz einfach falsch gestellt ist und eigentlich
die Antwort lauten müsste, er exisiert nicht, sondern er (oder sie
oder was auch immer man darunter versteht) SUBsistiert, ist ein
interessanter Nebenaspekt.<br>
<br>
Über den Energiebegriff von Einstein können wir auch nachdenken
und Bohr und Heisenberg hinzunehmen, die da meinten, Atome udn was
damit zusammenhängt, seien gar nicht innerhalb uinseres Raumes und
in keiner Weise materiell zu denken. ("Der Teil und das Ganze").
Dennioch musste ich in der Schule die "§Haken- und Ösentheorie
lernen.<br>
<br>
Dass alle drei ein ganz neues Denken, ja eine ganz neue Sprache
forderten, um diese neue Welt zu begreifen ist auch noch ein
anderer Aspekt. Eventuell eine Sprache, die sich auf Werdendes
statt auf Gewordenes bezieht?<br>
Aber da wir ja so unglaublich weit fortgeschritten sind, haben wir
dieses neue Denken und diese neue Sprache vermutlich bereits
entwickelt und ich habe hier auf meinem Dörfchen nur nicht davon
mitbekommen.<br>
Oder vermutlich gibt es viele, die meinen wie Rainer Langhans,
dieses in eine neue Sprache eingeflossene Denken heisse HTML und
das Internet sei die neue Kommune.<br>
Auf meiner Frage an ihn, was denn erfüllender sei: der Sex mit
Uschi Obermaier vor 45 Jahren oder dasselbe heute in Digital hat
er mir leider nicht mehr geantwortet.<br>
<br>
Wir beide scheinen uns jedenfalls in der Mitte zwischen unseren
beiden Ausgangspunkten zu treffen, beide Standpunkte
umschliessend, aber nicht wie Artus und Mordred sich gegenseitig
das Schwert in das Herz rammend, sondern in gegenseitigem
Interesse: ein Element, das einer neuen politischen Qualität auch
recht gut zu Gesicht stünde. Und unser Kompromiss scheint sich in
der Richtung von "PÜber-Sich-Hinaus" zu bewegebn und bleibt nicht
platt einfach auf der Ebene beider Ausgangspunkte (der beste Fall
bei heutigen politischen Kompromissen) oder noch schlimmer:
befindet sich gar darunter, was immer tragisch ist.<br>
Die meisten politischen entscheidungen die ich derzeit verfolge,
bedienen fast ausschliesslich die unteren beiden Ebenen.<br>
<br>
Viele Grüße!<br>
Arfst<br>
<br>
Viele Grüße und bis bald mal wieder°!<br>
Arfst<br>
<br>
<br>
<br>
Am 15.11.2014 16:13, schrieb Debattenliste des Netzwerks
Grundeinkommen:<br>
</div>
<blockquote
cite="mid:mailman.215214.1416093396.26278.debatte-grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de"
type="cite">
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<meta http-equiv="CONTENT-TYPE" content="text/html;
charset=ISO-8859-1">
<p style="margin-bottom: 0cm">Hallo,</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">mir ist gestern ein Fehler
unterlaufen. Mein Fokus lag woanders, deshalb habe ich's selbst
beim Erbasteln der Tabelle komplett übersehen. Es dämmerte mir
erst später abends. Verena schlägt ja nicht nur ein bGE vor, das
quantitativ nicht den Essentials des Netzwerks entspricht,
sondern auch eine Konsumsteuer, die eigentlich gar keine ist,
sondern bloß die Unternehmensbesteuerung ersetzen soll. In der
gestern angehängt verschickten Tabelle wird das in Zeile 12
offenkundig: Es gibt weiterhin Einkommensteuer und
Sozialversicherungen. Von daher nehme ich die Bemerkungen aus
meiner vorletzten Mail komplett zurück, die vermuteten, dass in
Verenas Konsumsteuersystem Wareneinsatzkosten und Arbeitskosten
wegen dem Wegfall von Einkommensteuer und Sozialversicherungen
erstmal formell identisch wären. Das war quatsch.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">@Arfst:<br>
„Unterschiedliche Dinge KANN man vergleichen, man kommt dann auf
Unterschiede. Gleiche Dinge kann man zwar auch vergleichen, man
kommt jedoch zu keinen Resultaten, da ja beides gleich ist.“</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Lieber Arfst, ich bin da ganz bei
dir und möchte nur zwei Dinge anmerken. Erstens: Ich habe ja
länger darüber meditiert, inwiefern ich es problematisch finde,
das Pferd von den gleichen Endpreisen statt von dem gleichen
Investitionsvolumen z. B. für Wareneinsatz aufzuziehen. Insofern
fand ich den Vergleich von Äpfeln und Birnen durchaus
interessant und erhellend. Er hat mich immerhin dazu gebracht,
über das Verhältnis von Vorsteuer und Liquidität nachzudenken.
Zweitens: Ich habe mich zu viel mit Reflexionsphilosophie
beschäftigt, um mit dir einer Meinung zu sein, dass der
Vergleich von Gleichem zu keinen Resultaten führt. Die
klassischen Idealisten aus der Hegel-Ära hätten etwa darauf
hinweisen können, dass jeder Denkgegenstand als solcher jedem
anderen gleicht. Sind halt Denkgegenstände, aber viele, insofern
auch verschiedene. Identität von Identität und Nichtidentität
heißt das großkotzig bei Hegel und er unternimmt in seiner
Wissenschaft der Logik den Versuch, aus dieser abstrakten
Konstellation die Gesamtheit des menschlichen Kategoriensystems
zu deduzieren. Adornos Nichtidentität von Identität und
Nichtidentität finde ich persönlich spannender. Als
naturalistischer Materialist kann man sich sagen wir mal mit
Einstein auf den Standpunkt stellen, dass alle bekannte
Stofflichkeit eine Formation von Energie ist und sich insofern
gleicht. Das macht die Detailunterschiede aber nicht wett. Und
noch weniger das permanente Oszilieren, Werden, Vergehen, den
Übergang von eben zu gleich. Interessanter wird es m. E., wenn
man von der Gleichheit zu echter Identität übergeht. Die gibt’s
m. E. material höchstens als AllEines, formell daher nur in
Logik und Mathematik. Ich nehme mal ein konkretes Beispiel, um's
zu illustrieren. Ein mir flüchtig persönlich bekannter und
sympathischer Marxologe der Jetztzeit mit einiger Strahlkraft
ist Michael Heinrich. Er studierte Mathematik und nahm eine
déformation professionnelle mit in die Marxologie: In seiner
Wissenschaft vom Wert gibt es eine Fußnote, die für den gesamten
argumentativen Zusammenhang des Buchs völlig bedeutungslos ist
und ersichtlich falsch. Er wollte das aber auch im persönlichen
Gespräch nicht ernsthaft einsehen. Er behauptet in dieser
Fußnote, dass Marx' Wertbegriff eine Äquivalenzrelation sei. Die
ist streng und schlicht von den Mathematikern definiert:
Reflexivität, Symmetrie und Transititvität muss gelten. Allen
bekannt aus der Schulmathematik ist die Äquivalenzrelation „=“:
Reflexivität: Wenn a = b, dann auch b = a. Symmetrie: a = a.
Transitivität: Wenn a = b und b = c, dann auch a = c. Wo solche
Sachen gelten, liegt eine Äquivalenzrelation vor. Das ist beim
Wertbegriff von Marx allerdings keineswegs der Fall, weil die
Symmetrie nicht gegeben ist: „ Wie Rock und Leinwand qualitativ
verschiedne Gebrauchswerte, so sind die ihr Dasein vermittelnden
Arbeiten qualitativ verschieden - Schneiderei und Weberei. Wären
jene Dinge nicht qualitativ verschiedne Gebrauchswerte und daher
Produkte qualitativ verschiedner nützlicher Arbeiten, so könnten
sie sich überhaupt nicht als Waren gegenübertreten. Rock tauscht
sich nicht aus gegen Rock, derselbe Gebrauchswert nicht gegen
denselben Gebrauchswert.“ (MEW 23, S. 56)</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Ein Ding tauscht sich nicht gegen
sich selbst. Das könnte man zwar machen, argumentierte Heinrich
gegen meinen Einwand. Aber man tut's nicht. Und selbst wenn:
Daraus entstünde kein Wert als gesellschaftlicher Fetisch des
Abwiegens von Geben und Nehmen. Denn Gegebenes und Genommenes
wären genauso wie Gebender und Nehmender derart identisch, dass
der Prozess im Resultat wieder gänzlich verschwunden wäre: Es
hätte sich einfach nichts nirgends verändert.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Aus diesem Vergleich eines
Identischen mit sich selbst resultieren also durchaus
inhaltliche Resultate. Vor allem das Resultat, dass Wert ein
Vermittlungsbegriff des gesellschaftlichen Stoffwechselprozesses
ist. Auf einer ziemlich abstrakten Ebene motiviert das Adornos
Begriff der immanenten Kritik: Kein Identisches ist letztlich
mit sich selbst identisch, jede Immanenz ragt über ihre eigenen
Grenzen hinaus. Alles Einzelne verweist auf den
Gesamtzusammenhang. Das ist ein schlichtes logisches Essential:
Was immer Denk- oder Erfahrungsgegenstand ist, ist als solcher
Teil der Gesamtheit von Denk- und Erfahrungsgegenständen. „you
are not alone“ lässt sich nicht nur den einzelnen Menschen,
sondern auch der Gattung und aller sie umgebenden Energie
zurufen. Das ist so ein abstraktes dialektisches Essential, das
häufig schlicht Vermittlung genannt wird.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">@soweit ich sehe: namenloser Bier-
und Weintrinker<br>
„<font color="#000000"><font face="arial, helvetica, sans-serif"><font
size="2">BGE könnte die Personlkosten senken oder
Arbeitgeber kann Lohnanteil senken. Das BGE als
Sozialabgaben- und Steuerersatzleistung wäre also
Kostensenkend.“</font></font></font></p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Lieber Namenloser, danke für die
Blumen. Ich habe ja 13 Jahre individuelle
Schwerstbehindertenbetreuung gemacht und bin der Meinung, dass
der hippokrateische Eid noch der beste Ethos ist, den die
Menschheit hervorgebracht hat. Die Bezahlung mindestens im
Pflegesegment ist verglichen mit den Tarifabschlüssen der IG
Metall und freilich erst recht im Vergleich mit den
Kapitalrenditen so gnadenlos unterirdisch, dass ich nicht deiner
Meinung bin, dass ein bGE in diesem Segment Kosten senken
sollte. Könnte, ja klar. Aber nicht sollte. </p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Ich bin wiederum kein Experte für
die Sozialversicherungen, grundsätzlich aber der Meinung, dass
ein bGE nur mit einer Umstellung sozialer und medizinischer
Absicherung auf Steuerbasis funktionieren kann. bGE und
gleichzeitig private Krankenversicherungen fände ich extrem
absurd. Für mich ist das gerade eher so eine Hinterkopf-Sache:
Die Kosten eines bGEs wären nicht nur die unmittelbaren der
Geldausschüttung, sondern auch die des Umbaus der
sozialstaatlichen Existenzsicherungssysteme. Klar ist
beispielsweise, dass kein Schwerstbehinderter von einem
Durchschnitts-bGE leben könnte. Die Leute, die ich betreut habe,
haben im System bestimmt locker 10 oder 20 tausend Euro Kosten
im Monat produziert. So hoch könnte man ein bGE überhaupt nicht
schrauben. Niemand will von seinem bGE eine Herz-OP bezahlen
müssen, oder? bGE und soziale Sicherungsinstrumente schließen
sich m. E. nicht gegenseitig aus, sondern verweisen im Gegenteil
sehr intensiv aufeinander.</p>
<br>
<p style="margin-bottom: 0cm">Zur Bodenlosigkeit:</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Ich hatte ja gelegentlich klar
gesagt, dass ich ein bGE nur als Transformationsperspektive
interessant finde, nicht als vollendete Utopie. Mich dabei zu
ertappen, wie ich Steuermodelle konstruiere, hätte ich vor einem
Jahrzehnt völlig gaga gefunden. Weg mit der Eigentumskategorie,
bleibt eher meine Losung. Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem
nach seinen Bedürfnissen. Bleibt aber die Frage, wie das
erreicht werden kann, solange es nicht bereits da ist.
Abstimmung und Organisation bleiben bis zu einem gewissen Grad
in arbeitsteiliger Gesellschaft mit einer Fülle von täglichen
Notwendigkeiten unumgänglich. Das bGE könnte vielleicht einen
Weg bahnen, der tatsächlich den Individuen die
Entscheidungshoheit über Abstimmung und Organisation in die
Hände gibt. Unmittelbar aber bleiben wir im ganzen Unwahren und
daher in Absurditäten.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Mir sind gestern z. B. zwei
verschiedene Strudel in den Sinn gekommen, die mich in
Bodenloses zogen. Erstens: Die Frage der Liquidität für die
Vorsteuer hat mich auf die Frage gestoßen, wo eigentlich
überhaupt der gesellschaftliche Nutzen von Privatbanken liegen
soll. Ich kenne da nur ein abstraktes Argument à la „Der Markt
kann's einfach besser, ist weniger autoritär, flexibler,
kreativer.“ Ich will nicht behaupten, dass das völlig falsch
wäre, mir fällt aber zumindest kein einziges konkretes Beispiel
ein, wo ich das in Bezug auf Privatbanken nachgewiesen finde.
Mag an meiner Unwissenheit liegen. Selbst wenn man aber
haufenweise Beispiele bringen könnte, bliebe Brechts Frage, was
der Überfall auf eine Bank gegen ihre Eröffnung sei, mir
vermutlich ohnehin bedeutsamer. Kernpunkt des Ganzen ist ja
stets einfach nur dieser: Mangel wird verwaltet, Hyperinflation
muss vermieden werden, es können nicht alle einfach machen, was
sie wollen, sondern es gibt auch ein gewisses notwendiges
Sollen. Das ist nicht bloß dem Bereicherungsstreben der anderen
Klasse geschuldet, sondern viel unabänderlicher den
Notwendigkeiten des Stoffwechselprozesses mit der Natur. Deshalb
sind Kreditvergaberichtlinien bei den Banken nicht nur böses
Kapitalistenreich, sondern teilweise schlicht vom
Naturzusammenhang der Menschheit aufgenötigt. Die
Unternehmertugenden spiegeln diese Not. Und die berechtigte
Frage der Unterworfenen bleibt: Wieso bestimmt Sachbearbeiter X
in Bank Y, Politiker V in Funktion W oder Beamter T in Stellung
U, wem was zu welchem Zweck zur Verfügung gestellt wird?</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Wozu also beispielsweise dieser
ganze EZB-Krempel? Wieso schaffen wir nicht meinetwegen in der
Struktur von Kommunen, Ländern, Bund, EU, internationalen
Verpflichtungen internetgestützte, basisdemokratische Gremien,
die über die Liquiditätsvergabe an Unternehmen und
Privatpersonen flexibler bestimmen. Warum brauchen wir mehr als
die Finanzämter, um Liquidität zu generieren und einzuziehen?
Verstehe ich unmittelbar erstmal nicht. </p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Solange wir meinen, dass wir auf
Geld als Vermittlungsfetisch nicht verzichten können (und das
meinen wir leider noch immer, oder?), sollten wir uns wenigstens
darauf einigen, diesen Vermittlungsfetisch als solchen nicht in
Privathände zu geben, seien es nun die von Finanzsphärenzockern
oder die von Staatsbürokraten. Jedenfalls nicht in einem
absoluten Sinne. Minderheitenschutz bei der Liquiditätsvergabe
fände ich z. B. wichtiger als demokratische Mehrheiten, das
Verhältnis von Polis und Privatem daher nicht so unmittelbar
einfach wie es die Mehrheitsregeln des Parlamentarismus
vorgaukeln, Schutzrechte für das Individuum und insofern auch
für die Privathände unumgänglich …</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Stürzt mich der Studel dieses
Gedankens letztlich wieder in ein „ach, Eigentumsformen bleiben
so oder so bähbäh“ und auf die Gewissheit, dass Vermögen in
privater Sach- und Geldform die Barrikade ist, die wirklich
weggeräumt werden muss, so herrscht im Auge des Strudels ja auch
stets himmlische Ruhe: Die immanente Fortschrittlichkeit der
bürgerlichen Gesellschaften bestand neben einigen
zivilisierenden Effekten, die brüchig genug blieben, in der
Dynamisierung aller Verhältnisse, im technologischen und
sozialen Aufbruchscharakter jedes Unternehmens. Worum es heute
m. E. überhaupt nicht geht, ist Stillstand. Der gebannte Blick
aufs empfindliche BIP-Wachstum ist der Angst geschuldet, die
Wertverwertung könnte lahmen. Das tut sie wegen der Diskrepanz
von Reichtum hier und Armut dort aber aus ihrer inneren Logik
weit mehr als sie müsste. Würden die Märkte wirklich freigegeben
werden für die Massen an Prolls, wäre heutige Prosperität bloßes
Armutszeugnis einer erbärmlichen Vergangenheit. Fürchten müssen
bGE-Vertreter sicherlich Inflation am allerwenigsten. Vielmehr
geht’s uns ja gerade darum, die Liquidität dahin fließen zu
lassen, wo sie gebraucht wird: zu den Menschen. Und das
möglichst im Überfluss. Die Überflüssigen werden mit dem
Überfluss schon das Richtige anzufangen wissen. Zumindest dann,
wenn sie sich auf ein paar Abstimmungsmodalitäten einigen können
und ihr Eingebundensein ins Ökosystem nicht völlig aus dem Blick
verlieren.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Arfst schreibt: „Nach meinem
Verständnis eines neuen Arbeitsbegriffs KANN Arbeit übrigens
überhaupt nicht eingekauft werden, sondern kann letztlich nur
aus der freien Entscheidung der Arbeitnehmer fließen. Dafür
braucht es allerdings ein bGE, dass diese Entscheidung überhaupt
erst ermöglicht.“</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Insofern wir beim bGE ja stets
erstmal nur vom Existenzminmum ausgehen und nicht von den
produktiven Entfaltungspotentialen der Einzelnen, von ihrem
Zugriff auf die gesellschaftlichen Produktivkapazitäten, finde
ich die ganze Diskussion zur Liquidität über das bGE hinaus
ziemlich spannend: Wie wär's beispielsweise mit einem
meinetwegen gleichhohen bWE (bedingungsloses
Wirtschaftseinkommen), das jedem Gesellschaftsmitglied monatlich
einen Tausender zweckgebunden für wohlfahrtswirtschaftliche
Aktivitäten (also nicht für die private Verknusperung) zur
Verfügung stellt?</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Der zweite Strudel war
tiefgreifender. Er fing an mit dem Wabern an den Rändern von
Verenas beschränktem bGE und Konsumsteuermodell. Ist mir einfach
zu popelig in seiner Gesamtstruktur. Aber das gilt ja auch schon
für ein bGE, das seinem Namen gerecht würde: Es bleibt gebunden
an Wertfetische, an nationale Fetische und selbstverständlich an
Naturnotwendigkeiten. Aus diesen Bindungen werden neue Probleme
erwachsen, wo wir uns heute gerade Lösungen erträumen. Quer
kommt hinzu, dass ich das bGE auch als Brecheisen an den
Hierarchie-Begriff anlegen möchte: Schluss mit
Weisungsbefugnissen und -gebundenheiten. Arfst hat recht:
Entweder die Leute wollen sich einbringen oder sie lassen es
bleiben. Jeder Kompromiss in der Beziehung à la fördern und
fordern, ist so barbarisch im unwahren Ganzen verankert, dass
ich mir lieber Armageddon herbeisehne als jemals nach der
Hartz4-Gesetzgebung wieder auch nur darüber nachzudenken, ob rot
oder grün wählbar sein könnten. Das freilich auf der allgemeinen
Ebene. Im konkreten Einzelfall der kooperativen Alltagssituation
würden wir ohne Kompromisse, ohne Gegenseitigkeit unseren
sozialen Charakter einbüßen. Und das will ja nun wirklich so
ziemlich niemand.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Wenn aber selbst das bGE in
Fetischstrukturen verhaftet bleibt und höchstens zaghaft einen
Pfad andeutet, wie diese Fetischstrukturen verlassen werden
könnten, dann … tja, keine Ahnung, bin ich wohl doch eher für
eine spirituelle Revolution als für einen staatsfixierten
Masterplan à la bGE und Konsumsteuer.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Aber das muss einander ja nicht
unbedingt ausschließen.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm"><br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Zu deinem HI HO Let's go, lieber
Peter, möchte ich Folgendes anmerken: Ich glaube ja nicht, dass
wir bereits annähernd in der Situation sind, wo wir ein bGE von
heute auf morgen einführen könnten. Die Mehrheiten im Land sehen
m. E. drastisch anders aus. Allerdings habe ich vor einem guten
Monat eine Doku zum bGE auf EinsPlus gesehen, wo Götz Werner
sinngemäß so etwas rausgehauen hat wie: Stell dir vor, du wachst
morgen auf und es ist bGE. Könnte schneller gehen als man denkt.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Da ich bislang kein wirklich gut
ausgearbeitetes Gegenfinanzierungsmodell sehe (höchstens das der
LINKEN, das ich aber wegen Einkommensbesteuerung doof finde),
bin ich weiterhin dafür, ein bGE erstmal einfach über
Geldmengenerhöhung zu finanzieren. Das würde zwei Fliegen mit
einer Klappe schlagen: Diejenigen, die etwas gegen
Geldmengenerhöhung haben, würden ganz schön zu rotieren anfangen
und vielleicht wirklich gute Modelle ausarbeiten. Das sind ja
schließlich auch die Experten des Geldsystems. Man muss sie halt
nur auch nötigen, sich was Cleveres einfallen zu lassen.
Geldmengenerhöhung, die konsumtiv unters Volk gebracht wird, ist
gleich Inflation. Geldvermögen würde man stutzen. Das ist eh
nötig: Umverteilung von oben nach unten. Sachvermögen müsste man
aber eigentlich auch angehen. Das passiert aber durch die
konsumtiven Impulse, die das bGE setzt. bGE sollte freilich
immun gegen die Inflation sein, also nach Warenkorbmethode
konzipiert. Einziges Problem: Geldmengenerhöhung zu politischen
Zwecken geht juristisch nicht. Also was? Verbrennen wir den Muff
von tausend Jahren und einer Nacht unter den Talaren? Naja,
keine Ahnung, wird nicht gehen. Wäre aber zumindest eine
Forderung, die Druck im Kessel aufbauen könnte. </p>
<br>
<p style="margin-bottom: 0cm">Ach und dann nochmal allgemein: Kann
mir jemand erklären, warum ein bGE für Kinder niedriger als für
Erwachsene ausfallen soll? Ich verstehe das nicht, nicht im
Ansatz. bGE ist Existenzminimum, Kinder brauchen wegen Wachstum,
Lernen, Ungestümheit eher mehr Existenz als Erwachsene, nicht
weniger. Das einzige, was mir bislang eingefallen ist beim
Grübeln darüber, warum einige Leute so selbstverständlich
meinen, dass Kinder weniger als Erwachsene bekommen müssen, ist
der Sarrazin-Rotz: Der Pöbel hätte massiven Anreiz, sich wie die
Karnickel zu vermehren. So what? Soll er doch: Mit einem bGE
wird der Pöbel nicht bleiben, was er heute ist, nämlich kein
Pöbel mehr. </p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Liebe Grüße,</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Bert</p>
<p style="margin-bottom: 0cm"><br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm"><br>
</p>
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