<html>
<head>
<meta http-equiv="content-type" content="text/html; charset=UTF-8">
</head>
<body text="#000000" bgcolor="#FFFFFF">
<meta http-equiv="CONTENT-TYPE" content="text/html; charset=UTF-8">
<p style="margin-bottom: 0cm">Hallo,</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">ein paar Kommentare zu diesem und
jenem Beitrag im Verteiler.<br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Überblick nach dem Muster "@Person -
angesprochene Themenkreise":<br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">@Ernst Ullrich - Steuernder Eingriff
von Steuern<br>
@Friedrich - Sachlichkeit, konstruktives Menschenbild, lebenswerte
Zukunft<br>
@Nina - Presses Dissertation (nicht über Verteiler gelaufen)<br>
@Arfst - Reichenhetze<br>
@Sven und Egge - kleine Danksagung<br>
@Dietmar - Werner und Antroposophie<br>
@Moderatoren - Ausdruck von Bedauern<br>
und dann noch allgemein:<br>
zum Klassenbegriff<br>
zum Kapitalbegriff<br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm"><br>
</p>
<br>
@Ernst Ullrich:<br>
<p style="margin-bottom: 0cm">"<b><span style="color:#1F497D">Es ist
ein Irrglaube, dass Steuern etwas steuern!</span></b><br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm"><span style="color:#1F497D">Ob
Mehrwert-, Einkommens-, Kapital-,- Körperschafts-, Hunde- oder
Sonstwie Steuer, alle diese Steuern bezahlt letztlich der
Konsument. Und der entscheidet sich für etwas, dass er braucht
oder meint zu brauchen und nicht danach, was für Steuern da
drauf sind.</span>" (25.10.)<br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Lieber Ernst Ullrich, ich verstehe
nicht so recht, was das heißen soll. Wenn gemeint ist, dass
Steuern nicht immer exakt den Effekt zeitigen, der politisch
angestrebt wird, kann ich beim "Steuern steuern nicht" noch
mitgehen. Aber dass die 50 % Staatsquote sowohl auf der Seite der
Steuererhebung als auch auf der Seite der öffentlichen Ausgaben
einen massiven Eingriff in das gesamtgesellschaftliche und somit
auch individuelle Leben darstellen, lässt sich doch wohl kaum
wegdiskutieren. Ein eher triviales Beispiel aus meinem
persönlichen Leben: Noch vor meiner Arbeitslosigkeit hat mich die
ständige Erhöhung der Tabaksteuer dazu gebracht, von den teureren
Filterkippen auf selbstgedrehten Tabak ohne Filter umzusteigen.
Sicherlich zur Freude meines Lungenkrebses. Das war ein steuernder
Eingriff des Staates auf mein Verhalten, wenn auch vielleicht
nicht auf die Weise steuernd wie die Gesundheitsapostel sich das
wünschen.<br>
Da Konsument nicht gleich Konsument ist, also beispielsweise der
Hartz4-Konsument beim Kauf seines knappen Warenkorbs nicht gleich
der High-Society-Konsumentin beim Kauf ihres Privatjets, ihres
Diamantencolliers oder ihrer Privatinsel in der Südsee, finde ich
es auch problematisch, einfach alle Staatseinnahmen als Belastung
der Konsumenten anzusehen. Noch augenfälliger dürfte das sein, wo
Unternehmenssteuern hier einerseits den
Steuervermeidungsstrategien, andererseits den Subventionen dort
gegenüber stehen. <br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm"><br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">... @Friedrich:</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">„das alles finde ich sehr unsachlich,
so dass ich hierauf nichts erwidern möchte. Wo ist das
konstruktive und positive Menschenbild, wo eine lebenswerte
Zukunft?“ (28.10.)<br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Lieber Friedrich, gibst du bitte einen
Hinweis darauf, was du unsachlich findest? Wenn du wirklich
„alles“ meinst, fühle ich mich ziemlich missverstanden. Meine
Eso-Flows sind zugegebnermaßen nicht im klassischen Sinne
sachlich. Aber ansonsten bemühe ich mich ja doch recht stark um
klärende Argumentation. Als Adorno-Fan ergibt sich m. E. das
Problem, dass es nicht ganz leicht ist, einen Bezug zum
Sachbegriff des common sense zu behalten. Eine der besseren
Bemerkungen in der nicht ausreichend guten Einleitung zum
Positivismusstreit erscheint mir diese zu sein: „Alles
mathematische Raffinement der vorangetriebenen wissenschaftlichen
Methodik zerstreut nicht den Verdacht, daß die Zurüstung von
Wissenschaft zu einer Technik neben den anderen ihren eigenen
Begriff unterhöhle. Das stärkste Argument dafür wäre, daß, was der
szientivistischen Interpretation als Ziel erscheint, das fact
finding, für emphatische Wissenschaft nur Mittel der Theorie ist;
ohne sie unterbleibt, warum das Ganze veranstaltet wird.“ (Adorno,
GS 8, S. 299) Wenn's dem Herzen nicht in erster Linie ums
Auffinden der Sachen geht, kann der Kopf ein ziemlich
kompliziertes Verhältnis zu diesen einnehmen. So knapp, wie du es
schreibst, erschließt sich mir jedenfalls nicht, was du unsachlich
findest.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Der Sachzwang-Begriff in politischen
Diskursen gehört m. E. mit zu dem Widerwärtigsten, was unsere
Kultur hervorgebracht hat: Die Lüge, irgendein Verhalten würde
sich rein aus den Sachen aufnötigen. Und mit diesen Sachen ist
dann meist bloß das Verwertungsinteresse des Kapitals gemeint, das
nun wirklich keine Sache ist, sondern ein gesellschaftliches
Verhältnis und eine individuelle Neigung von Charaktermasken. </p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Ansonsten halte ich die knappe
Feststellung, dass das Private politisch sei et vice versa, für
eines der besten Relikte, das von der 68er-Bewegung tradiert wird.
Ich habe eine Reihe von Gründen, mich auch im politischen
Schreiben als atmender Mensch, als geschichtliches Wesen, als
Fleischpuppe spürbar machen zu wollen. Einer dieser Gründe ist
schlicht, dass ich nicht an die Fiktion von nüchterner
Sachlichkeit glauben kann. Kann ich nicht einmal in der Physik. In
der Politik aber nun wirklich überhaupt nicht. Daraus folgt für
mich ziemlich unmittelbar, dass der Vorwurf der Unsachlichkeit
Totschlargument, Immunisierungsstrategie, ein „ach, halt er doch
sein Maul“ ist. </p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Solltest du meine Überlegungen zu Götz
Werner und seiner Initiative unsachlich gefunden haben, dann
verstehe ich wirklich nicht, wie dein Begriff von Sachlichkeit
aussieht.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm"><br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Zum konstruktiven, positiven
Menschenbild: Meine „Planwirtschaft 2.0“-Idee scheint mir im
Kontext dieses Verteilers noch am ehesten ein solches von meiner
Seite aus zu zeichnen. Das mehrfach schon gebrachte Adorno-Zitat,
dass die Menschen noch immer besser als ihre Kultur seien, noch am
ehesten im Angesicht der miserablen menschlichen Realität ein
solches zu begründen. Zwischen den Zeilen habe ich dazu auch eine
Menge andere Sachen gesagt. Ansonsten habe ich's nicht so mit
Fixierungen und mag daher auch nicht klare Bilder malen, kann mich
aber A. S.' Statement anschließen: „Das andere ist das von
Freiheit und Gerechtigkeit, ohne Mächtige und ohne Machtlose.“</p>
<p style="margin-bottom: 0cm"><br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Wo die lebenswerte Zukunft bleibt?
Wow, gute Frage. Hast du eine Antwort? Ich wünschte ja, sie wäre
schon da. Mindestens seit den 150 Jahren nach Marx scheint sie
irgendwo rumzulungern und jeden Zug zu verpassen, der sie
herbringen könnte. :o) </p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Zumindest schickt sie dann und wann
mal eine Ansichtskarte in die Gegenwart meines persönlichen
Lebens. Gesamtgesellschaftlich bleibt da aber echt eine Menge zu
tun. Meine Frau ist am 30.09. irgendwie völlig unvermittelt durch
einen Fehler beim Surfen auf dies hier gestoßen: <a
class="moz-txt-link-freetext" href="http://youtu.be/Sj00vO48MTk">http://youtu.be/Sj00vO48MTk</a>
. War uns beiden bis dahin unbekannt und der 30.09. der 35.
Geburtstag von Severn Cullis-Suzuki. Die Wege der Links sind
unergründlich, ein Happy Birthday an einen fernen und unbekannten
Menschen ging heraus … Die Frau ist knapp drei Jahre jünger als
ich, also noch so ziemlich meine Generation. Jede Silbe ihres
Vortrags von 1992 schien uns gestern nicht weniger aktuell als
damals, eher mehr. Und auch wenn ich mit 13 sicherlich niemals so
einen Vortrag hätte halten können, bin ich mir ziemlich sicher,
dass mir das alles in ihrem Alter nicht weniger vor den Augen
stand als Severn. </p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Ich habe ja so meine kategorischen
Imperative im Hinterkopf, deren Realisierung aus der Negativität
menschlicher Geschichte ein positives Menschenbild ausdünsten
könnte. Neben ein paar Sachen von Jesus, die ich hübsch finde,
sind das vor allem von Kalle: </p>
<p style="margin-bottom: 0cm">„Die Kritik der Religion endet mit der
Lehre, daß der <i>Mensch das höchste Wesen für den Menschen</i>
sei, also mit dem <i>kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse
umzuwerfen</i>, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein
geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist,
Verhältnisse, die man nicht besser schildern kann als durch den
Ausruf eines Franzosen bei einer projektierten Hundesteuer: Arme
Hunde! Man will euch wie Menschen behandeln!“ (MEW1, S. 385)</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Und von Teddy die nähere
Spezifizierung, wie man das wohl nach den militärischen
Innovationen des 20. Jahrhunderts angehen könnte:</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">„Zart wäre einzig das Gröbste: daß
keiner mehr hungern soll. Alles andere setzt für einen Zustand,
der nach menschlichen Bedürfnissen zu bestimmen wäre, ein
menschliches Verhalten an, das am Modell der Produktion als
Selbstzweck gebildet ist. In das Wunschbild des ungehemmten,
kraftstrotzenden, schöpferischen Menschen ist eben der
Fetischismus der Ware eingesickert, der in der bürgerlichen
Gesellschaft Hemmung, Ohnmacht, die Sterilität des Immergleichen
mit sich führt.“ (Adorno, Minima Moralia, GS4, S. 178)</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Ein griffiger Imperativ für den
menschlichen Umgang mit dem globalen Ökosystem fehlt mir irgendwie
noch. Ad hoc fällt mir da am ehesten die Weissagung der Cree ein,
die aber nur implizit als Handlungsanweisung formuliert ist: „Erst
wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der
letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht
essen kann.“ Ach, klar, Michael, der King of Pop, sagt's ja
prägnant: Heal the world (vgl. <a class="moz-txt-link-freetext"
href="http://youtu.be/kka6zUtE3h8">http://youtu.be/kka6zUtE3h8</a>
). Sollte man sich m. E. in diesem Kontext zusammen mit dem Earth
Song reinziehen (vgl. <a class="moz-txt-link-freetext"
href="http://youtu.be/ASbug4J4kIg">http://youtu.be/ASbug4J4kIg</a>
). [Und nebenbei gesagt, falls irgendwer im Verteiler Einfluss auf
die Musikbranche hat: Ich hätte gern ein Remake von We are the
world mit den heutigen A-, B-, C-, meinetwegen auch Y- und
Z-Promis der Musikbranche. Der Titel ist unterdessen etwas in die
Jahre gekommen, aber deshalb nicht weniger aktuell.]</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Insofern die Menschen fähig sind,
solche Imperative zu formulieren und zumindest dann und wann in
ihren kleinen oder größeren Alltagen zu beherzigen, habe ich
durchaus ein sehr positives Menschenbild. Schlichter gesagt: Die
Menschen sind zu einem liebevollen Umgang miteinander und mit
ihrer Welt fähig. Nur weist im Großen und Ganzen darauf leider
stets zu wenig hin. Unter Wertverwertungsbedingungen bleibt daher
wohl Nick Caves Misanthropie wahr: „ah, but that's all bullshit:
people just ain't no good“ (vgl. <a class="moz-txt-link-freetext"
href="http://youtu.be/jZ0xxHOzmzI">http://youtu.be/jZ0xxHOzmzI</a>
)</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Nichtsdestotrotz: Das Interesse am bGE
entstammt zumindest bei mir der Hoffnung, dass meine Generation
und die kommenden echt nicht mehr die ganze Scheiße der
vergangenen Generationen immer und immer wieder neu und auf
erweiterter Stufenleiter durchleben müssen. Die Gerontokraten
sollten sich vielleicht mal klar machen, dass mir zumindest der
erste Geistesblitz der Idee zur „Planwirtschaft 2.0“ bereits etwa
1990 kam, als ich ungefähr in dem Alter war, in dem Severn den
Vortrag auf der Klimakonferenz in Rio hielt. Ich glaube nicht,
dass die alten bürgerlichen Verfahrensweisen zur Etablierung einer
immer auch bloß erlogenen Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit
noch auch nur als historischer Dreck unter den Fingernägeln taugen
für eine Welt, in der die Kinder im Bewusstsein globaler
Vernetztheit heranwachsen.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm"><br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">@Nina:<br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">"mir würde es helften, wenn ihr kurze
Passagen z.B. von der "Presse-Dissertation" anführen und in
einfachen klaren Worten besprechen würdet." (29.10., nicht über
Verteiler gelaufen)<br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Liebe Nina, ich bin mir nicht sicher,
wie ich dir da noch weiter helfen könnte. Ich hatte meinen eigenen
Beitrag verlinkt (vgl. 2. Punkt von
<a class="moz-txt-link-freetext" href="https://listi.jpberlin.de/pipermail/debatte-grundeinkommen/2014-August/003932.html">https://listi.jpberlin.de/pipermail/debatte-grundeinkommen/2014-August/003932.html</a>
, dort vor allem der Absatz beginnend mit "Glasklar ist mir ..."),
dort findet sich auch ein Link auf die Dissertation inklusive
Seitenangaben. Inhaltlich in einfachen und klaren Worten: Presse
sagt in etwa, dass eine einheitliche Konsumsteuer und ein bGE zu
einer Steuerprogression führen würde, also dazu, dass reichere
Leute nicht nur absolut, sondern auch relativ sich stärker an den
Kosten des Staates beteiligen würden. Starke Schultern würden mehr
tragen als schwache. Das stimmt nur unter der Voraussetzung, dass
alles Einkommen für besteuerten Konsum ausgegeben wird. Falls aber
Investitionen steuerfrei verbleiben würden, dann würden reichere
Leute ziemlich selbstverständlich weniger Steuern bezahlen, da sie
nicht ihr komplettes Einkommen im Konsum verballern, sondern
zumindest einen Teil investieren würden.<br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm"><br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">@Arfst:</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">„Ohne auf Hertz IV-EmpfängerInnen oder
aus Reichen rumzuhacken.“ (29.10.)<br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Lieber Arfst, falls das eine Bemerkung
auf meine Ausführungen zu Götz Werner sein soll, möchte ich
klarstellen, dass es mir mehr um politische Analyse ging.
Persönlich habe ich überhaupt nichts gegen Reiche, insbesondere
schon deshalb, weil ich persönlich überhaupt keinen Reichen kenne.
Ich hacke auf Werner rum, weil er eine problematische Position
vertritt, die eine ziemlich charmante Reformidee, nämlich das bGE,
in ein ziemlich gruseliges Konzept verwandelt. Jedenfalls scheint
mir das so zu sein. Letztlich ist das schwer zu beurteilen, weil
auch ein bGE à la Werner eine Kulturrevolution darstellen würde,
die unabsehbare Folgen entfesseln würde. Wenn dieses Konzept auf
die gänzliche Steuerfreistellung von Investitionen hinausläuft,
könnte es aber auch bloß dazu führen, dass die Zentralisierung des
Vermögens noch schneller als ohnehin abläuft und die allermeisten
Menschen auf relativem bGE-Armutsniveau ohne nennenswerte
Integration in die Wirtschaftsprozesse dahin vegetieren. Das bGE
wäre dann vielleicht nicht so sehr Maschinensteuer oder gar Basis
eines Heititei-Miteinanders füreinander, sondern eher
Stillhalteprämie für die nicht länger benötigten Menschenmassen.<br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm"><br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">@Sven und Egge:<br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Lieber Sven, lieber Egge, danke für
eure Statements vom 29.09. Sie ließen mich mich etwas weniger
einsam in diesem Verteiler fühlen. :o)<br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm"><br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">@Dietmar:<br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">"Götz Werner ist zwar Unternehmer und
hatte die DM-Kette gegründet und aufgebaut.
Er ist auch bekennender Anthroposoph.
Von daher ist diese Bemerkung falsch und überflüssig." </p>
<p style="margin-bottom: 0cm"> </p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Lieber Dietmar, weder ist mir klar,
welche Bemerkung du genau meinst, noch wie die Logik deines
Arguments funktioniert. Ich hab's mir so zusammengereimt: Nur weil
Götz Werner bekennender Antroposoph ist, hat die Antroposophie nix
mit dem zu tun, was Werner so tut.<br>
Ich hatte vor allem zwei Gründe, den Zusammenhang zwischen Werner
und den Anthroposophen herauszustellen. Einige der im persönlichen
Kontakt symphathischten Menschen, die ich kennenlernte, fühlten
sich der Anthroposophie nahe. Soweit ich das verstehe, gibt es
keinen echten Zug zu Hierarchien in der Anthroposophie, jede und
jeder ist sich erstmal selbst verantwortlich und kann daher auch
sehr selbstverständlich ein kritisches Verhältnis zu anderen
Anthroposophen einnehmen. Nichtsdestotrotz sind einem Menschen,
der sich der Anthroposophie nahe fühlt, die politischen Aussagen
eines Götz Werner vielleicht schon einfach deshalb sympathisch,
weil Götz Werner halt zum Klüngel gehört. Das ist ein ziemlich
typisches Insider-Outsider-Verhalten von Menschen. Kritisiere ich
Werner, scheint es mir daher eben aus zwei Gründen sinnig, auf den
Kontext der Anthroposophie hinzuweisen: 1. Wenn sich
Anthroposophen schon einfach deshalb mit Werners Meinungen
identifizieren, weil er halt einer der ihren ist, sollen sie klar
haben, dass meine Kritik an ihm auch eine an ihnen ist. 2. Da ich
meine, dass man aus einer humanistischen Position sehr leicht
einsehen kann, dass Steuerfreiheit auf Exporte einerseits, auf
Investitionen andererseits überhaupt nix Humanistisches an sich
hat, hoffe ich auch, dass viele Anthroposophen das einsehen
können. Und solche befinden sich ja vielleicht durchaus zahlreich
in diesem Verteiler. Diese wiederum können wohl wesentlich
leichter als ich wiederum auf Werner einwirken. Würde Werner
tatsächlich ein humanistisches bGE vertreten, wäre er mir wegen
seiner Medienwirksamkeit ein sehr lieber Bündnispartner. Also ist
es durchaus lohnenswert, sein Rudel ein wenig so aufzumischen,
dass es ihn vielleicht in eine vernünftigere Richtung drängt als
er mir gerade zu vertreten scheint. Ob mir das freilich gelingt,
steht ohnehin immer auf einem völlig anderen Blatt ...<br>
</p>
<br>
<p style="margin-bottom: 0cm"></p>
@Moderatoren:<br>
<br>
Liebe Moderatoren, ich finde es sehr schade, dass z. B. Jochens Mail
wegen dem Geheckmecke mit Willi nicht über den Verteiler laufen
konnte. Ich finde Jochens Standpunkt verständlich, dass er sich nur
so äußern möchte, wie er es halt möchte. Mir scheint, dass es vor
allem erstmal für alle Beteiligten unübersichtlicher, umständlicher
und unbefriedigender ist, wenn Debatten-Beiträge wegen m. E.
relativer Kleinigkeiten vom Hauptverteiler ausgeschlossen werden und
dann in Teilverteilern zirkulieren. Die Abgrenzung von inhaltlicher
Debatten-Liste und formeller Transparenz-Liste leuchtet mir auch
nicht ein. Wobei ich bei letzterer auch nicht im Verteiler bin. Ich
kann euren Standpunkt zur Zurückweisung von Beiträgen zwar auch
wiederum verstehen, finde aber zumindest bei dem, was ich in den
vergangenen Wochen mitbekommen habe, doch, dass der Nutzen in keinem
Verhältnis zum Aufwand steht. <br>
<p style="margin-bottom: 0cm"><br>
Allgemein dann noch:<br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Zum Klassenbegriff: Ich bin es auch
echt Leid, immer wieder diesen Klassen-Scheiß durch-x-en zu
müssen. Aber halt mit Egge auch der Auffassung, dass der
Klassenbegriff sich nicht einfach wegignorieren lässt, solange er
eine gesellschaftliche Tatsache bleibt. Will man ein bGE als
Beruhigungspille für die unterliegende Klasse und ansonsten als
erweiterten Freifahrtschein für die obsiegende Klasse, dann bin
ich dagegen und finde das bGE ein reaktionäres Konzept. Selbst
wenn es vielleicht die eine oder andere Not lindern und hier und
da ein paar Freiräume öffnen würde. Insofern muss ein bGE m. E. so
gestrickt werden, dass es wenigstens eine Tendenz zur Abschaffung
von Klassen aufweist. Wenigstens eine Tendenz. Ansonsten sehe ich
auch nicht, wie man dafür politische Mehrheiten organisieren
sollte. Die scheinen mir ohnehin nicht so selbstverständlich wie
anscheinend andere Leute hier im Verteiler meinen.<br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Zum Kapitalbegriff: Verena hatte im
August mal darauf hingewiesen, dass Kapital nicht gleich Kapital
ist. Eine GbR mit einer Bilanzsumme von 10.000 Euro ist formell
nicht weniger Kapital als Werners dm-Kette oder als Walmart. Die
quantitativen Unterschiede machen eine Menge aus. Werners dm ist
mit einem Jahresumsatz von gut 8 Mrd. Euro noch ziemlich weit
davon entfernt, mal hierdrin aufzutauchen:
<a class="moz-txt-link-freetext" href="http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_größten_Unternehmen_der_Welt">http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_größten_Unternehmen_der_Welt</a>
<br>
Selbst wenn Werner formell Milliardär sein mag, dürfte der Abstand
zwischen ihm und den wirklich Reichen qualitativ noch größer sein
als der Unterschied zwischen ihm und uns armen Schluckern. <br>
Marx etwa macht mit einer seiner Unterscheidungen zum
Kapitalbegriff etwas sehr Grundsätzliches klar: Während das
konstante Kapital bloß das in materiellen Reichtümern eingefrorene
Betriebsvermögen darstellt, ist das variable Kapital die lebendige
Arbeit, die Prolls, die ihre Lebenszeit an die Maschine verticken.
M. E. ist dieser Aspekt des Kapitalbegriffs der Wesentlichste: Wir
alle sind es. Als Investoren, als Verkäufer von Ware Arbeitskraft,
als Konsumenten. Gut, ein paar Milliarden Menschen haben mit all
dem nichts zu tun und kämpfen bloß subsidiär ums Überleben. Aber
zumindest in Europa lässt sich wohl kaum auch nur von irgendeinem
Menschen behaupten, dass dieser Mensch nicht auch und sehr
wesentlich Kapital wäre, ein Durchlaufsstadium der Wertverwertung.
Ich finde, dass man das immer im Hinterkopf behalten sollte. <br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Liebe Grüße,<br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Bert<br>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm"><br>
</p>
<title></title>
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