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http-equiv="Content-Type">
</head>
<body text="#000000" bgcolor="#FFFFFF">
<div class="moz-cite-prefix">Hallo,<br>
<br>
da du, lieber Jens, ja tatsächlich Checkung von
Schwundgeldtheorien zu haben scheinst und ich bislang nur mit
Menschen in Kontakt stand, die da allerhöchstens ein gutes
Bauchgefühl, aber nicht unbedingt theoretische Ahnung zu
mitbringen, möchte ich die Gelegenheit mal nutzen, um meine
Vorurteile zu überprüfen.<br>
<br>
Erstmal eine Frage zum Diskussionrahmen: Schwundgeldtheorien wären
wie das bGE eine drastische Veränderung der ökonomischen
Verkehrsregeln. Das ist aber erstmal nur eine äußere Ähnlichkeit.
Gibt's irgendeinen inhaltlichen Zusammenhang? Um's mal wieder in
plastische Polemik zu packen: Möchte irgendjemand sowohl bGE als
auch Schwundgeld, mit dem zu befürchtenden Effekt, dass mein
30-Jahre-Plan, mir nach der Einführung eines bGE davon langsam
soviel Geld zusammenzusparen, dass ich die Malediven wenigstens
einmal live erleben kann, bevor sie im indischen Ozean wegen
Polkappenschmelzens untergegangen sind, vereitelt wird, weil
gespartes Geld entschwindet? (Das hat wieder polemischen
Scherzcharakter. Ich kann glaube ich auch gut ohne einen Besuch
auf den Malediven mein Leben zu Ende leben. Soll nur einen Punkt
klar machen: Nicht nur den Reichen, sondern auch den Armen wird
die Möglichkeit des Sparens zur Erfüllung größerer Träume mit
einem Schwundgeld strukturell genommen, oder nicht?)<br>
<br>
Von den ganzen Kritiken an Gesell in Richtung Faschismus- und
Menschenverachtungsvorwurf kann ich abstrahieren. Nur weil jemand
häufig ein Arschloch ist, heißt das nicht, dass er nicht auch
seine guten Momente hat oder vielleicht sogar gerade aus der
Perspektive des Arschlochs etwas sehr Wahres sagen könnte. Auch
blinde Hühner finden Körner. Und in Bezug auf Marx'
Fetisch-Begriff interessiert mich auch kein Stück, was man ihm so
als Familienmensch alles zum Vorwurf machen könnte. (Was wiederum
nicht heißen soll, dass ich Gesell als Arschloch tituliere. Ich
weiß nur vom Hörensagen irgendwas über ihn und will mir da gar
kein Urteil zu rausnehmen. Das Arschloch-Argument hat mehr
logisch-allgemeinen Charakter.) Ein bisschen anders gelagert ist's
für mich beim Thema "struktureller Antisemitismus". Das halte ich
für ein wichtiges theoretisches Lehrstück und deshalb vielleicht
und gerade auch in Bezug auf Gesell von einiger Wichtigkeit. Da
ich das aber wegen Ignoranz gegenüber Gesell nicht im Ernst
beurteilen kann und das Fass auch nicht wirklich hier aufmachen
möchte, halte ich das nur mehr abstrakt fest.<br>
<br>
Sachlich gibt's vor allem zwei Gründe, die mich bislang davon
haben Abstand nehmen lassen, mich eingehender mit
Schundgeldtheorien zu befassen, weil diese beiden Gründe mir
grundlegend die Sinnhaftigkeit dieses theoretischen Ansatzes in
Zweifel ziehen. Die möchte ich kurz skizzieren und
Schwundgeld-Sympathisanten auffordern, sie auf eine Weise
auszuräumen, die es mir dann doch interessant erscheinen lassen
könnte, mich mit Gesell und anderen dieser theoretischen Richtung
auseinanderzusetzen.<br>
<br>
1. Die Form-Geschichte des allgemeinen Äquivalents:<br>
Das allgemeine Äquivalent, also das Geld, hat die längste Zeit
seiner historischen Geschichte in der Form edler und weniger edler
Metalle verbracht. Muscheln, Brot und Schafe waren hier und da
auch mal eine beliebte Bekleidungsformen fürs Geld, aber die edlen
Metalle zeichnet vor allem ihre relative Langlebigkeit (also die
Speicherfunktion), mehr oder weniger beliebige Teilbarkeit und
relative Seltenheit in besonderer Weise für die Funktion des
allgemeinen Äquivalents aus. Dort, wo der Markt durch Gewalt
und/oder Vertrauen soweit allgemein akzeptiert war, dass mehr oder
weniger alle sich an die Spielregeln des Marktes hielten, konnte
man zu Papiergeld, Schuldscheinen, Bits&Bytes, letztlich
einfach der mündlichen Vertragsform übergehen. Dies reflektiert
realgeschichtlich den Gehalt des Marxschen Fetischbegriffs: Geld
ist seinem wesentlichen Gehalt nach kein natürliches, sondern ein
gesellschaftliches Ding, und damit eigentlich nur von
psychosozialer Realität. Ist die Gesellschaft in ihren allgemeinen
Verkehrsformen stabil genug, kann sie deshalb auch davon absehen,
Geld als Ding anzusehen und es beispielsweise in Bits&Bytes
verwandeln. Seit dem Ende von Bretton Woods im Kontext der Ölkrise
1973 basiert das Weltgeld nicht mehr auf irgendeiner Form von
Goldstandard, hat sich also seit zumindest vier Jahrzehnten von
jeder dinglichen Bekleidungsform dem Grundsatz nach verabschiedet.
Obwohl's freilich dennoch Papier- und Münzgeld etc. gibt. Das hat
seiner polit-ökonomischen Konstitution nach aber keinen dinglichen
Wertcharakter, sondern ist im Kern als Fetisch anerkannt, der im
Zweifelsfall über die imperiale Militärmacht der USA/NATO auch
denen eingepeitscht wird, die's mit diesem Fetisch nicht so genau
nehmen wollen. Ich find's durchaus lustig, dass die bürgerliche
Ökonomie, die von Marx ja echt nie nix wissen möchte, in ihrer
zentralen Konstruktion ihm sachlich einfach recht gibt: Yo man,
money makes the world go round, but isn't anything material at
all. Wenn ich's richtig verstehe, ist der Clou dabei das
Triffin-Dilemma (vgl. <a class="moz-txt-link-freetext" href="http://de.wikipedia.org/wiki/Triffin-Dilemma">http://de.wikipedia.org/wiki/Triffin-Dilemma</a>
), das gerade die relative Seltenheit der Edelmetalle, also
insbesondere des Goldes, dafür verantwortlich macht, dass sie sich
im Zuge der unglaublichen globalen Produktivkraftentfesselung des
20. Jahrhunderts nicht mehr als Geldform eignen: Die edlen Metalle
sind einfach nicht liquide genug. Klar, gegen den Börsenhandel in
Nanosekundengeschwindigkeit sind die alten Geldsäcke mit selbigen
auf dem Buckel wirklich extrem langsame, unflexible und
kleingeistige Schnecken. Dabei ist m. E. von entscheidender
Bedeutsamkeit, immer im Blick zu behalten, dass das allgemeine
Äquivalent sich durch universelle Tauschbarkeit gegen wirkliche
Dinge auszeichnet, gegen Brot und Butter, Haus und Hof, Fabrik und
Land, Dienstleistung und Ware Arbeitskraft, Tarnkappenbomber und
Atombombe. Das meine ich mit relativer Stabilität der
gesellschaftlichen Verkehrsformen: Das fiktionale
Bits&Bytes-Geld muss sich schon in echte Gegenstände jederzeit
verwandeln können. Sonst kommt es zu einer echten Geldkrise, in
der sich die Sache plötzlich ganz anders darstellt.<br>
Nehmen wir nun mal an, nicht nur die eine oder andere lokale
Ökonomie sieht plötzlich mit einem liebenden Herzen auf die Idee
des Schwundgelds, sondern sie setzt sich als globales
Geldkonstrukt tatsächlich durch. Das finde ich zwar
unwahrscheinlicher als die Umsetzung eines bGE in relevanter Höhe
und selbst unwahrscheinlicher als eine kommunistische
Weltrevolution. Aber sei's drum: Nehmen wir's einfach mal an.
Nehmen wir aber zusätzlich an, dass die Charaktermaske, die
Moliére ziemlich prägnant in seinem Stück "Der Geizige" gezeichnet
hat, nicht einfach ausstirbt. Bzw. allgemeiner: Nehmen wir an,
dass weder das aufgehäufte (Sach-)Vermögen sich durch die
Einführung eines Schwundgelds in Luft auflöst noch das
individuelle Kalkül der Gewinnmaximierer, aus ihrem Vermögen noch
mehr und mehr und mehr Vermögen zu machen. Was hindert diese Leute
dann daran, auf das Schwundgeld zu pfeifen und einfach wieder auf
die edlen und weniger edlen Metalle, auf Perlen und Diamanten, auf
Eigentumstitel in Bezug auf Fabriken, Immobilien und Yachten, also
allgemein: auf die langlebigeren dinglichen Gestalten des Werts
zurückzugreifen, um ihre Vorstellung von einem allgemeinen
Äquivalent am Leben zu erhalten? Gut, das wäre definitiv eine
drastische Entschleunigung des Weltmarkts gegenüber der
Bits&Bytes-Hektik von heute. Aber vom Grundsatz her sehe ich
nicht, dass es einen Unterschied machen würde. Der Zins ließe sich
einfach so konstruieren: "Ich leihe dir jetzt Haus, Hof, Fabrik,
10 Kilo Gold oder what ever und dafür gibt's du mir in ein, zwei,
x Jahren das renovierte Haus plus Anbau, den modernisierten Hof
plus neuem Schweinestall, die modernisierte Fabrik plus neuem
Filialnetz, 10 plus y Kilo Gold oder das verbesserte what ever
plus what ever else. Und wenn du auch nur eine Silbe über das
Schwundgeld verlierst, dann leihe ich dir ganz gewiss überhaupt
gar nichts aus meinem Vermögen. Du spinnst wohl!"<br>
Was anderes wäre es vielleicht, wenn man das Zentralbanksystem so
strukturieren könnte, dass sich niemand mehr bei irgendjemandem
mit Vermögen irgendetwas leihen müsste, sondern einfach bei einer
staatlichen Bank. Das würde aber wieder nicht hinhauen, weil das
Geld ja nur dann überhaupt als Geld funktioniert, wenn es
hinreichend allgemein anerkannt ist. Sonst hat es im Zweifelsfall
überhaupt keine Nützlichkeit oder höchstens die, in Form von
Papiergeld zum Kaminanzünden zu dienen. Zählt plötzlich nicht mehr
das aufgehäufte (Sach-)Vermögen, sondern nur noch das inflationär
über eine Zentralbank ausgestreute Schwundgeld, dann ist wieder
genauso wenig einzusehen, warum die Eigentümer von (Sach-)Vermögen
irgendjemandem irgendetwas geben sollte für das sowohl inflationär
unter die Leute gebrachte wie wegen seines immanenten
Schwundcharakters deflationär wirksame Geld. Jede Investition
würde dann nicht an Mangel an Geld scheitern, sondern an Mangel
der Anerkennung dieses Geldes. (Sach-)Vermögensbesitzer könnten
sich auf den Standpunkt stellen, dass sie mit diesem Geld einfach
nichts zu tun haben wollen und daher auch nicht die für die
Investitionen benötigten Dinge im Austausch gegen dieses Geld
liefern. Dies könnte zumindest perspektivisch aber tatsächlich
einen Unterschied machen, wenn die ArbeiterInnen kein Problem mit
dem Schwundgeld als Lohn haben. Peu à peu ließe sich mit der
lebendigen Arbeit ein neues Produktivsystem aufbauen, das
unabhängig vom alten (Sach-)Vermögen ist. Solange aber die große
Industrie sich auf so ein Geld nicht einlässt, wäre das in der Tat
ein Neustart von unten, also ein Anfang ohne Zugriff auf die heute
entfesselten Produktivkapazitäten, also im Zweifelsfall auch nicht
auf Brot und Butter für die Arbeiter. Da bliebe die Frage für
mich: Was soll die mühsam neu aufgebauten Produktivkapazitäten
davor behüten a) einfach nicht konkurrenzfähig gegenüber den alten
zu sein, b) selbst wieder in die Eigentumshände von Leuten zu
fallen, die lieber ihr persönliches Vermögen als das der
Gesellschaft im Blick zu haben und bei hinreichendem Gesettletsein
ihrerseits wieder kein Schwundgeld akzeptieren zu wollen?<br>
<br>
2. Der Gehalt des Ausbeutungsbegriffs:<br>
Sieht man mal von allen kategorialen Detailkonstruktionen ab, kann
man aus der Perspektive der Gesamtgesellschaft Marx'
Ausbeutungsbegriff folgendermaßen fassen: Grundlage ist erstmal,
dass die Produktivität der Gesellschaft überhaupt so hoch ist,
dass nicht nur das produziert wird, was die Gesellschaft
unmittelbar an Lebensmitteln etc. verknuspert, sondern zusätzlich
irgendeine Form von langlebigem Surplus in dinglicher Form:
gelagerte Rohstoffe, Immobilien, Fabriken, die ISS, whatever. Das
gegeben, lässt sich sagen: Die Proletarier (oder weniger
altmodisch: die produktiv im Gesamtsystem Tätigen) werden insofern
ausgebeutet, als sie zwar den gesellschaftlichen Reichtum
erarbeiten, aber nix (bzw. mit Blick auf die kleinbürgerliche
Immobilie mit Vorgarten: nicht sehr viel) von dessen langlebigem
Surplus erhalten, also insbesondere keinen Eigentumsanteil an den
Produktionsmitteln (sieht man mal von Genossenschaften und
sonstigen Beteiligungsvarianten für die ArbeiterInnen ab) und
keinen Zugriff auf die Produkte der gesellschaftlichen
Luxusproduktion. Beides bleibt zumindest im Wesentlichen den
Eigentümern von (Sach-)Vermögen vorbehalten. <br>
Um diesen Zusammenhang zu formulieren, musste ich nicht ein
einziges Mal von Geld sprechen. Das hat in dem gesamten System ja
bloß einen Vermittlungscharakter, der sich durch andere
Vermittlungsformen ersetzen ließe. Von daher: Wieso sollte ein
Schwundgeld an diesem grundsätzlichen Tatbestand von Ausbeutung im
gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang irgendetwas ändern?<br>
Wenn es das aber nicht tut, leuchtet mir nicht ein, wozu es gut
sein soll.<br>
<br>
Liebe Grüße,<br>
<br>
Bert<br>
<br>
<br>
<br>
<br>
<br>
<br>
<br>
<br>
<br>
<br>
Am 11.09.2014 12:10, schrieb Jens Kasten:<br>
</div>
<blockquote
cite="mid:%3Ctrinity-9a83b803-a654-4c97-ad61-69a74f0cbdde-1410430249712@3capp-gmx-bs09%3E"
type="cite">
<div style="font-family: Verdana;font-size: 12.0px;">
<div>
<div>Hallo Mitlesende,</div>
<div> </div>
<div>im letzten Schreiben von Willi behauptet er zurecht,</div>
<div>das Silvio Gesell (ja wer ist das?) sich mit der
Speicherfunktion des Geldes beschäftigt hat.</div>
<div>Leider hat Willi den Eindruck erweckt, dass die
nachfolgenden Aussagen in seinem Text</div>
<div>irgendetwas mit dieser Beschäftigung Gesells zu tun
hätten.</div>
<div>Für mich würden solch allgemeinen Aussagen - diese und
jener hätten sich mit xy beschäftigt -</div>
<div>keinen rechten Sinn ergeben, wenn die nachfolgenden
Erläuterungen sich auf etwas davon</div>
<div>verschiedenes beziehen.</div>
<div> </div>
<div>Also dann werde ich wenigstens die Kurzfassung dieser
Beschäftigung mal nachreichen.</div>
<div> </div>
<div>Geld ist ein Verkehrsmittel. Ein Güterwagen kann nicht
gleichzeitig Güter von A nach B, C, D</div>
<div>und vielleicht wieder zurück nach A bringen, wenn er
irgendwo auf der Strecke auf ein Nebengleis</div>
<div>geschoben wird, und dann als Wohnwagen, als Schatztruhe
oder als Messecontainer benutzt wird.</div>
<div> </div>
<div>Sobald Geld jedoch mit einer Speicherfunktion besetzt
wird, geschieht genau das.</div>
<div>Geld als Verkehrsmittel unterliegt fortan der Willkür
seiner Besitzer.</div>
<div>Geben sie es aus, oder überlassen sie es anderen zum
ausgeben (Kredit), dann ist es gut,</div>
<div>wenn nicht - also wenn sie es zurückhalten und einfach
weglegen und "vergessen" -,</div>
<div>erleiden sie keinen unmittelbaren Nachteil.</div>
<div> </div>
<div>Ganz anders die Produzenten von Waren. Diese können sich
bis auf verschwindend geringe Ausnahmen</div>
<div>nicht hinter ihre Waren stellen und behaupten, das ein
schleppender oder ein allzu schleppender Verkauf</div>
<div>ihnen nicht an die Substanz ginge.</div>
<div>Waren brauchen, sobald sie fertiggestellt sind, beständig
Energie, um im neuwertigen Zustand erhalten zu bleiben.</div>
<div>Kühlung, Trockenheit, Sicherheit, vielleicht auch
Feuchtigkeit, Reinigung, Schutz vor Druck,Zug und vielerlei</div>
<div>Formen von Energie, welche das Ergebnis von Arbeit sind.</div>
<div>Waren haben bis zum Zeitpunkt ihres Verkaufes
Durchhaltekosten. Waren haben ein Ablaufdatum, das nur durch</div>
<div>beständige Energiezufuhr, durch weitere Arbeit nach
hinten verschoben werden kann.</div>
<div>Verkaufe ein Auto 20 Jahre nicht, ohne je irgendwas in
die Erhaltung des einstigen Neuwagens gesteckt zu haben.</div>
<div>Und du musst dich auch danach nicht eine Minute mehr
darum kümmern.</div>
<div>Denn es will keiner mehr geschenkt haben. Es würde nicht
mal als Oldtimer weggehen.</div>
<div> </div>
<div>Die im Vergleich zu den Warenbesitzern vernachlässigbaren
Durchhaltekosten der Geldbesitzer machen diese,</div>
<div>sobald es sich um Ersparnisse - also überschüssiges Geld
- handelt, den Warenbesitzern überlegen.</div>
<div>Diese Überlegenheit ist der alleinige Grund für die
Erscheinung Zins.</div>
<div>Der Zins ist der Schatten desjenigen Geldes, mit dem eine
Speicherfunktion verknüpft wird. Verknüpfbar ist.</div>
<div>Zinsgeld.</div>
<div> </div>
<div>eigene Anmerkung (nicht von Gesell)</div>
<div>Die letztliche Ursache für die Umverteilung von täglich 1
Milliarde Euro und mehr - allein in Deutschland - von Arbeit
zu Besitz</div>
<div>wird durch eine Geld bewerkstelligt, dem keine
Durchhaltekosten berechnet werden.</div>
<div>Die Zinsgutschriften auf deutschen Bankkonten belaufen
sich mittlerweile auf mehr als 400 Milliarden Euro jährlich.</div>
<div>Also jene die Geld übrig haben, überlassen es jenen, die
es für die Produktion oder für den Verbrauch dringend
benötigen</div>
<div>und bekommen damit immer mehr übriges Geld. Das geht in
der nächsten Runde wieder auf Zinsfang.</div>
<div>Der Zins ist ein Verdoppeler. Wird die Grundsubstanz an
überschüssigem Geld nicht angetastet, verdoppelt sich über
diesen Mechanismus</div>
<div>die Gesamtsumme in 72 geteilt durch den Betrag des Zinses
* 100 in Jahren</div>
<div>Beispiel (der Zins betragt 7,2 %, dann verdoppelt sich
das Vermögen innerhalb von 10 Jahren: 72 / 0,072 * 100 oder
eben 72/7,2)</div>
<div>Aus 1 Million werden so in 50 Jahren? In 100 Jahren, in
200 Jahren?</div>
<div>Personen vergehen nach 70 Jahren. Aber Familien,
Dynastien?</div>
<div> </div>
<div>wieder Gesell:</div>
<div>Verkehrsfunktion (Tauschfunktion) und Speicherfunktion
schließen sich für einen konfliktfreien Ablauf der Dinge
aus.</div>
<div> </div>
<div>Klar wenn Güterwaggons zweckentfremdet werden, dann
können neue produziert werden,</div>
<div>damit die Menge der nötigen Waggons irgendwie gesteuert
werden kann.</div>
<div>Wir stellen fest, wieviele durch willkürliche
Zweckentfremdung fehlen und produzieren dafür neue.</div>
<div>Vielleicht sind ja irgendwann alle Nebengleise
vollgestellt. Dann könnte man mit den Zweckentfremdeten
immer noch im Weg rumstehen.</div>
<div>Beim Geld sieht das wie folgt aus:</div>
<div>Geld landet nicht so schnell auf dem Nebengleis. Erst
viel später. Ungefähr jetzt.</div>
<div>Auf Grund seiner Bedeutung für die Aufrechterhaltung
unserer Zivilisation - sprich unserer Arbeitsteilung sind</div>
<div>die bedürftigen Produzenten immer wieder bereit,
Zinslasten auf sich zu nehmen und leihen sich das Anlage
suchende - das überschüssige - Geld.</div>
<div>Kreditnehmer konkurrieren unentwegt um Marktanteile, denn
nur aus den Verkäufen ihrer Produkte können sie ihre</div>
<div>Kredite tilgen und ihre Kreditwürdigkeit
aufrechterhalten, wenn es mit dem Tilgen doch nicht so
schnell gehen sollte,</div>
<div>wie sich das mancher gewünscht und "ausgerechnet" hat.
Denn die Kreditsummen verlaufen parallel zu den exponentiell
steigenden Vermögenssummen.</div>
<div>Diese Konkurrenz bedingt ein stetiges zur Überhitzung
tendierendes Wirtschaftswachstum, welches einzig allein dem
exponentiell steigenden Renditeanspruch,</div>
<div>dem Verdoppelungsanspruch des überschüssigen Geldes, das
ohne Durchhaltekosten ist, geschuldet ist.</div>
<div>All die kriminellen Machenschaften mit denen sich
Konkurrenten im wahrsten Sinne bekriegen, haben eine einzige
echte Ursache und tausend vermeintliche.</div>
<div>Würde der Druck aus dem Kessel genommen, wäre "leben und
Leben lassen" die einzige durchgehend verständliche Maxime.</div>
<div> </div>
<div>Deswegen bewegt sich die Zivilisation am Rande des
Abgrundes.</div>
<div>Die Verschuldungsfähigkeit der Produzenten hat ihr Limit
erreicht. So wie die Inkubationszeit einer ausgewachsenen
Diabetes 20 bis 30 Jahre währt,</div>
<div>so verhält es sich mit den sklerotischen Zuständen auf
dem Geldverkehrssektor.</div>
<div>Aus einer linear steigenden Produktion lassen sich keine
endlosen exponentiellen Ansprüche ableiten. Exponentiell
schlägt linear.</div>
<div>Die Schuldner sind am Ende. Nicht nur der Staat oder die
Staaten (von Liechtenstein mal abgesehen ;-))</div>
<div>7,5 Billionen Geldschulden in Deutschland (zu je einem
Drittel bei Staat/Unternehmen/Privat), lassen sich mit 1 %
Wirtschaftswachstum nicht mehr</div>
<div>steigern.</div>
<div>Einfach aussteigen ist nicht.</div>
<div> </div>
<div>Bleibt das Kreditkarussell stehen, dann bleibt auch die
Produktion stehen.</div>
<div>Wer kann das wollen? Mal eine Woche nichts produzieren?
Kein Problem.</div>
<div>Aber dann mal einen Monat nichts essen?</div>
<div>Wie böse macht das denn?</div>
<div> </div>
<div>Deswegen braucht es eine Lösung, für das Ungleichgewicht
in den Durchhaltekosten zwischen Waren und Geld</div>
<div>Das ist der Grundwiderspruch unserer Epoche. Diesmal
fehlen die Gänsefüßchen. Das ist keine Ironie.</div>
<div>Ein Geld mit einem Ablaufdatum kann das leisten.</div>
<div>Freigeld. Eine "Natürliche Wirtschaftsordnung durch
Freiland und Freigeld".</div>
<div>Sollte man wirklich gelesen haben.</div>
<div>Nicht nur im Munde führen.</div>
<div> </div>
<div>Viele Grüße</div>
<div>Jens</div>
<div> </div>
<div> </div>
<div> </div>
<div> </div>
<div> </div>
<div> </div>
<div> </div>
<div> </div>
<div> </div>
<div>
<div name="quote" style="margin:10px 5px 5px 10px; padding:
10px 0 10px 10px; border-left:2px solid #C3D9E5;
word-wrap: break-word; -webkit-nbsp-mode: space;
-webkit-line-break: after-white-space;">
<div style="margin:0 0 10px 0;"><b>Gesendet:</b> Montag,
08. September 2014 um 21:13 Uhr<br>
<b>Von:</b> "willi uebelherr" <a class="moz-txt-link-rfc2396E" href="mailto:wube@gmx.net"><wube@gmx.net></a><br>
<b>An:</b> <a class="moz-txt-link-abbreviated" href="mailto:debatte-grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de">debatte-grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de</a><br>
<b>Betreff:</b> Re: [Debatte-Grundeinkommen] zum Beitrag
von Bert Grashoff</div>
<div name="quoted-content"><br>
Lieber Jochen,<br>
<br>
dass ist gut, dass du dir den flotten Schreibstil von
Bert angewoehnt<br>
hast. Ich danke dir fuer die Muehe zu deinem Text. Diese
Liste<br>
entwickelt sich wirklich grossartig.<br>
<br>
Ich will hier einen Satz eines argentinischen
Philosophen zitieren, den<br>
auch Hugo Chavez oft verwendet hat. "Die Einheit in der
Vielfalt". Ich<br>
sehe, wir sind auf diesem Weg. In den Kernfragen sind
wir uns einig, in<br>
den vielen abgeleiteten Bereichen herrscht die Vielfalt.
Und ohne diese<br>
Vielfalt gibt es keine Entwicklung.<br>
<br>
Mit einigen deiner Standpunkten will ich mich deutlicher
beschaeftigen.<br>
<br>
1. Lokale Oekonomie und Austauschmechanismen<br>
<br>
Wenn wir politisch und gesellschaftlich frei agieren
wollen, dass heisst<br>
frei in der Akzeptanz der Wirklichkeit, frei im Suchen
nach der<br>
Wahrheit, dann geht dies nur ueber die oekonomische
Unabhaengigkeit. Das<br>
bedeutet, all jenes selbst und souveraen herstellen zu
koennen, was wir<br>
brauchen oder meinen, zu brauchen. An dieser
oekonomischen<br>
Unabhaengigkeit fuehrt kein Weg vorbei. Oekonomisch
abhaengig bedeutet<br>
Sklaverei, materiell wie auch ideell.<br>
<br>
Die oekonomische Unabhaengigkeit ruht auf lokal
unabhaengigen<br>
technischen Infrastrukturen. Und diese ruhen auf der
Unabhaengigkeit in<br>
der Anwendung der Technologie, der Materialisation der
Wissenschaften<br>
der Natur. Oder kurz; den inneren Gesetzen der Natur.<br>
<br>
Das ist nicht neu. Unsere Vorfahren haben dies ebenso
verstanden und<br>
angewandt. Der Bruch geschah vor etwa 7-8000 Jahren. Das
sehe ich wie<br>
du. Es war die Zeit der Herausbildung elitaerer
Strukturen. Und diese<br>
benoetigen den Staat und das Geldsystem.<br>
<br>
2. Geld, bGE und Staat<br>
<br>
Die Form, wie wir es diskutieren, bezieht sich auf ein
Geldsystem. Der<br>
philosophische und ethische Inhalt ist frei davon. Das
sehe ich genauso<br>
wie du und viele in dieser Liste.<br>
<br>
Aber: in der Oekonomie existert kein Geld. Nur in der<br>
Distributionssphaere. Wenn wir uns also mit der
Oekonomie beschaeftigen,<br>
die Grundlage fuer ein bedingunsloses Existenz- und
Lebensrecht aul dem<br>
allgemeinen Niveau, dann beschaeftigen wir uns
eigentlich nicht mit Geld<br>
und Geldmengen, sondern mit den Strukturen unseres
gesellschaftlichen<br>
Seins. Aus unseren formulierten Vostellungen und
Perspektiven entwickeln<br>
wir jene inner-regionalen Relationen, die wir brauchen
und die uns<br>
nuetzlich sind.<br>
<br>
du schreibst:<br>
"Auch den Gedanken, das BGE einfach durch Gelddrucken zu
finanzieren<br>
halte ich für keine gute Idee. Was das für Entwicklungen
auslöst sollte<br>
vielleicht mal detaillierter ausgemalt werden, ich
fürchte das ist dann<br>
nicht mehr steuerbar."<br>
<br>
Gemaess deinem noch bestehenden Wunsch nach Erhaltung
eines Staates<br>
eroeffnet sich hier ein gewaltiger Widerspruch. Alle
Staaten finanzieren<br>
sich ueber "einfaches Gelddrucken". Die USA mit
mindestens 85 Millareden<br>
Dollar/Monat ueber die FED. Nicht eingerechnet die
vielen dunklen und<br>
verdeckten Kanaele. Alle Staaten sind Instrumente der
Finanzsysteme. Und<br>
alle Staatssysteme sind parasitaer. Sie verbrauchen nur,
ohne etwas zu<br>
erschaffen. Ausser vielleicht die Zerstoerung.<br>
<br>
3. Austausch, Wert und Zeit<br>
<br>
Du hast etwas die Details ueberlesen. Die Zeit, also
unsere Lebenszeit,<br>
ist das einzige, was wir in die Sphaere der Oekonomie
einbringen. Wir<br>
muessen nur dafuer sorgen, dass unsere Zeit fuer
wirklich notwendiges<br>
und sinnvolles verwendet wird. Wir koennen auch nur ein
Minimum grob<br>
abschaetzen, was jedE aufbringen muss, sofern
gesundheitlich oder<br>
sonstwie in der Lage.<br>
<br>
Unsere Lebenszeit ist die einzige objektive Grundlage
fuer einen<br>
wertaequivalenten Tausch. Geldsysteme sind spekulative
Wertabstraktionen<br>
mit immanenter Speicherfunktion. Silvio Gesell hat sich
dieser inneren<br>
Speicherfunktion zugewandt.<br>
<br>
Wenn wir also ueber bedruckte Papierschnipsel oder
Kontenzahlen tauschen<br>
wollen, dann muessen wir fuer 2 Grundfragen die Antwort
suchen.<br>
<br>
a) die Wertbestimmung<br>
b) die Speicherfunktion<br>
<br>
Wenn die Speicherfunktion aufgeloest ist und die
Wertbildung objektiv<br>
bestimmbar, dann koennen wir unbedenklich auch ein
Geldsystem verwenden.<br>
Weil dann ist das Tauschaequivalent tatsaechlich die
Zeit.<br>
<br>
Die Umlaufmenge ergibt sich aus den geschaffenen Werten,
basierend auf<br>
der verdinglichten Zeit, und den Zeitmengen, die sich
fuer die<br>
Herstellung materieller Instanzen zur Verfuegung
stellen. Deswegen<br>
erhalten auch nur jene das Geld in ihrer Funktion als
Eingangstor in das<br>
Tauschnetzwerk, die dieses brauchen und zur Herstellung
der materiellen<br>
Grundlagen beitragen. Und das sind immer die Kommunen
bzw.die lokalen<br>
Lebensgemeinschaften.<br>
<br>
Es gaebe noch mehr an Details zu diskutieren. Aber ich
denke, dass ich<br>
hiermit die wesentlichen und substanziellen Themen
angeschnitten habe.<br>
<br>
mit Dank fuer deinen Beitrag und lieben Gruessen an
alle, willi<br>
Esperanza, Ibarra, Ecuador<br>
<br>
_______________________________________________<br>
Debatte-Grundeinkommen Mailingliste<br>
JPBerlin - Politischer Provider<br>
<a class="moz-txt-link-abbreviated" href="mailto:Debatte-Grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de">Debatte-Grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de</a><br>
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target="_blank">https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen</a></div>
</div>
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