<html><head></head><body><div style="font-family: Verdana;font-size: 12.0px;"><div>
<div>Hallo Mitlesende,</div>

<div> </div>

<div>im letzten Schreiben von Willi behauptet er zurecht,</div>

<div>das Silvio Gesell (ja wer ist das?) sich mit der Speicherfunktion des Geldes beschäftigt hat.</div>

<div>Leider hat Willi den Eindruck erweckt, dass die nachfolgenden Aussagen in seinem Text</div>

<div>irgendetwas mit dieser Beschäftigung Gesells zu tun hätten.</div>

<div>Für mich würden solch allgemeinen Aussagen - diese und jener hätten sich mit xy beschäftigt -</div>

<div>keinen rechten Sinn ergeben, wenn die nachfolgenden Erläuterungen sich auf etwas davon</div>

<div>verschiedenes beziehen.</div>

<div> </div>

<div>Also dann werde ich wenigstens die Kurzfassung dieser Beschäftigung mal nachreichen.</div>

<div> </div>

<div>Geld ist ein Verkehrsmittel. Ein Güterwagen kann nicht gleichzeitig Güter von A nach B, C, D</div>

<div>und vielleicht wieder zurück nach A bringen, wenn er irgendwo auf der Strecke auf ein Nebengleis</div>

<div>geschoben wird, und dann als Wohnwagen, als Schatztruhe oder als Messecontainer benutzt wird.</div>

<div> </div>

<div>Sobald Geld jedoch mit einer Speicherfunktion besetzt wird, geschieht genau das.</div>

<div>Geld als Verkehrsmittel unterliegt fortan der Willkür seiner Besitzer.</div>

<div>Geben sie es aus, oder überlassen sie es anderen zum ausgeben (Kredit), dann ist es gut,</div>

<div>wenn nicht - also wenn sie es zurückhalten und einfach weglegen und "vergessen" -,</div>

<div>erleiden sie keinen unmittelbaren Nachteil.</div>

<div> </div>

<div>Ganz anders die Produzenten von Waren. Diese können sich bis auf verschwindend geringe Ausnahmen</div>

<div>nicht hinter ihre Waren stellen und behaupten, das ein schleppender oder ein allzu schleppender Verkauf</div>

<div>ihnen nicht an die Substanz ginge.</div>

<div>Waren brauchen, sobald sie fertiggestellt sind, beständig Energie, um im neuwertigen Zustand erhalten zu bleiben.</div>

<div>Kühlung, Trockenheit, Sicherheit, vielleicht auch Feuchtigkeit, Reinigung, Schutz vor Druck,Zug und vielerlei</div>

<div>Formen von Energie, welche das Ergebnis von Arbeit sind.</div>

<div>Waren haben bis zum Zeitpunkt ihres Verkaufes Durchhaltekosten. Waren haben ein Ablaufdatum, das nur durch</div>

<div>beständige Energiezufuhr, durch weitere Arbeit nach hinten verschoben werden kann.</div>

<div>Verkaufe ein Auto 20 Jahre nicht, ohne je irgendwas in die Erhaltung des einstigen Neuwagens gesteckt zu haben.</div>

<div>Und du musst dich auch danach nicht eine Minute mehr darum kümmern.</div>

<div>Denn es will keiner mehr geschenkt haben. Es würde nicht mal als Oldtimer weggehen.</div>

<div> </div>

<div>Die im Vergleich zu den Warenbesitzern vernachlässigbaren Durchhaltekosten der Geldbesitzer machen diese,</div>

<div>sobald es sich um Ersparnisse - also überschüssiges Geld - handelt, den Warenbesitzern überlegen.</div>

<div>Diese Überlegenheit ist der alleinige Grund für die Erscheinung Zins.</div>

<div>Der Zins ist der Schatten desjenigen Geldes, mit dem eine Speicherfunktion verknüpft wird. Verknüpfbar ist.</div>

<div>Zinsgeld.</div>

<div> </div>

<div>eigene Anmerkung (nicht von Gesell)</div>

<div>Die letztliche Ursache für die Umverteilung von täglich 1 Milliarde Euro und mehr - allein in Deutschland - von Arbeit zu Besitz</div>

<div>wird durch eine Geld bewerkstelligt, dem keine Durchhaltekosten berechnet werden.</div>

<div>Die Zinsgutschriften auf deutschen Bankkonten belaufen sich mittlerweile auf mehr als 400 Milliarden Euro jährlich.</div>

<div>Also jene die Geld übrig haben, überlassen es jenen, die es für die Produktion oder für den Verbrauch dringend benötigen</div>

<div>und bekommen damit immer mehr übriges Geld. Das geht in der nächsten Runde wieder auf Zinsfang.</div>

<div>Der Zins ist ein Verdoppeler. Wird die Grundsubstanz an überschüssigem Geld nicht angetastet, verdoppelt sich über diesen Mechanismus</div>

<div>die Gesamtsumme in 72 geteilt durch den Betrag des Zinses * 100 in Jahren</div>

<div>Beispiel (der Zins betragt 7,2 %, dann verdoppelt sich das Vermögen innerhalb von 10 Jahren: 72 / 0,072 * 100 oder eben 72/7,2)</div>

<div>Aus 1 Million werden so in 50 Jahren? In 100 Jahren, in 200 Jahren?</div>

<div>Personen vergehen nach 70 Jahren. Aber Familien, Dynastien?</div>

<div> </div>

<div>wieder Gesell:</div>

<div>Verkehrsfunktion (Tauschfunktion) und Speicherfunktion schließen sich für einen konfliktfreien Ablauf der Dinge aus.</div>

<div> </div>

<div>Klar wenn Güterwaggons zweckentfremdet werden, dann können neue produziert werden,</div>

<div>damit die Menge der nötigen Waggons irgendwie gesteuert werden kann.</div>

<div>Wir stellen fest, wieviele durch willkürliche Zweckentfremdung fehlen und produzieren dafür neue.</div>

<div>Vielleicht sind ja irgendwann alle Nebengleise vollgestellt. Dann könnte man mit den Zweckentfremdeten immer noch im Weg rumstehen.</div>
 

<div>Beim Geld sieht das wie folgt aus:</div>

<div>Geld landet nicht so schnell auf dem Nebengleis. Erst viel später. Ungefähr jetzt.</div>

<div>Auf Grund seiner Bedeutung für die Aufrechterhaltung unserer Zivilisation - sprich unserer Arbeitsteilung sind</div>

<div>die bedürftigen Produzenten immer wieder bereit, Zinslasten auf sich zu nehmen und leihen sich das Anlage suchende - das überschüssige - Geld.</div>

<div>Kreditnehmer konkurrieren unentwegt um Marktanteile, denn nur aus den Verkäufen ihrer Produkte können sie ihre</div>

<div>Kredite tilgen und ihre Kreditwürdigkeit aufrechterhalten, wenn es mit dem Tilgen doch nicht so schnell gehen sollte,</div>

<div>wie sich das mancher gewünscht und "ausgerechnet" hat. Denn die Kreditsummen verlaufen parallel zu den exponentiell steigenden Vermögenssummen.</div>

<div>Diese Konkurrenz bedingt ein stetiges zur Überhitzung tendierendes Wirtschaftswachstum, welches einzig allein dem exponentiell steigenden Renditeanspruch,</div>

<div>dem Verdoppelungsanspruch des überschüssigen Geldes, das ohne Durchhaltekosten ist, geschuldet ist.</div>

<div>All die kriminellen Machenschaften mit denen sich Konkurrenten im wahrsten Sinne bekriegen, haben eine einzige echte Ursache und tausend vermeintliche.</div>

<div>Würde der Druck aus dem Kessel genommen, wäre "leben und Leben lassen" die einzige durchgehend verständliche Maxime.</div>

<div> </div>

<div>Deswegen bewegt sich die Zivilisation am Rande des Abgrundes.</div>

<div>Die Verschuldungsfähigkeit der Produzenten hat ihr Limit erreicht. So wie die Inkubationszeit einer ausgewachsenen Diabetes 20 bis 30 Jahre währt,</div>

<div>so verhält es sich mit den sklerotischen Zuständen auf dem Geldverkehrssektor.</div>

<div>Aus einer linear steigenden Produktion lassen sich keine endlosen exponentiellen Ansprüche ableiten. Exponentiell schlägt linear.</div>

<div>Die Schuldner sind am Ende. Nicht nur der Staat oder die Staaten (von Liechtenstein mal abgesehen ;-))</div>

<div>7,5 Billionen Geldschulden in Deutschland (zu je einem Drittel bei Staat/Unternehmen/Privat), lassen sich mit 1 % Wirtschaftswachstum nicht mehr</div>

<div>steigern.</div>

<div>Einfach aussteigen ist nicht.</div>

<div> </div>

<div>Bleibt das Kreditkarussell stehen, dann bleibt auch die Produktion stehen.</div>

<div>Wer kann das wollen? Mal eine Woche nichts produzieren? Kein Problem.</div>

<div>Aber dann mal einen Monat nichts essen?</div>

<div>Wie böse macht das denn?</div>

<div> </div>

<div>Deswegen braucht es eine Lösung, für das Ungleichgewicht in den Durchhaltekosten zwischen Waren und Geld</div>

<div>Das ist der Grundwiderspruch unserer Epoche. Diesmal fehlen die Gänsefüßchen. Das ist keine Ironie.</div>

<div>Ein Geld mit einem Ablaufdatum kann das leisten.</div>

<div>Freigeld. Eine "Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld".</div>

<div>Sollte man wirklich gelesen haben.</div>

<div>Nicht nur im Munde führen.</div>

<div> </div>

<div>Viele Grüße</div>

<div>Jens</div>

<div> </div>

<div> </div>

<div> </div>

<div> </div>

<div> </div>

<div> </div>

<div> </div>

<div> </div>

<div> </div>

<div> 
<div name="quote" style="margin:10px 5px 5px 10px; padding: 10px 0 10px 10px; border-left:2px solid #C3D9E5; word-wrap: break-word; -webkit-nbsp-mode: space; -webkit-line-break: after-white-space;">
<div style="margin:0 0 10px 0;"><b>Gesendet:</b> Montag, 08. September 2014 um 21:13 Uhr<br/>
<b>Von:</b> "willi uebelherr" <wube@gmx.net><br/>
<b>An:</b> debatte-grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de<br/>
<b>Betreff:</b> Re: [Debatte-Grundeinkommen] zum Beitrag von Bert Grashoff</div>

<div name="quoted-content"><br/>
Lieber Jochen,<br/>
<br/>
dass ist gut, dass du dir den flotten Schreibstil von Bert angewoehnt<br/>
hast. Ich danke dir fuer die Muehe zu deinem Text. Diese Liste<br/>
entwickelt sich wirklich grossartig.<br/>
<br/>
Ich will hier einen Satz eines argentinischen Philosophen zitieren, den<br/>
auch Hugo Chavez oft verwendet hat. "Die Einheit in der Vielfalt". Ich<br/>
sehe, wir sind auf diesem Weg. In den Kernfragen sind wir uns einig, in<br/>
den vielen abgeleiteten Bereichen herrscht die Vielfalt. Und ohne diese<br/>
Vielfalt gibt es keine Entwicklung.<br/>
<br/>
Mit einigen deiner Standpunkten will ich mich deutlicher beschaeftigen.<br/>
<br/>
1. Lokale Oekonomie und Austauschmechanismen<br/>
<br/>
Wenn wir politisch und gesellschaftlich frei agieren wollen, dass heisst<br/>
frei in der Akzeptanz der Wirklichkeit, frei im Suchen nach der<br/>
Wahrheit, dann geht dies nur ueber die oekonomische Unabhaengigkeit. Das<br/>
bedeutet, all jenes selbst und souveraen herstellen zu koennen, was wir<br/>
brauchen oder meinen, zu brauchen. An dieser oekonomischen<br/>
Unabhaengigkeit fuehrt kein Weg vorbei. Oekonomisch abhaengig bedeutet<br/>
Sklaverei, materiell wie auch ideell.<br/>
<br/>
Die oekonomische Unabhaengigkeit ruht auf lokal unabhaengigen<br/>
technischen Infrastrukturen. Und diese ruhen auf der Unabhaengigkeit in<br/>
der Anwendung der Technologie, der Materialisation der Wissenschaften<br/>
der Natur. Oder kurz; den inneren Gesetzen der Natur.<br/>
<br/>
Das ist nicht neu. Unsere Vorfahren haben dies ebenso verstanden und<br/>
angewandt. Der Bruch geschah vor etwa 7-8000 Jahren. Das sehe ich wie<br/>
du. Es war die Zeit der Herausbildung elitaerer Strukturen. Und diese<br/>
benoetigen den Staat und das Geldsystem.<br/>
<br/>
2. Geld, bGE und Staat<br/>
<br/>
Die Form, wie wir es diskutieren, bezieht sich auf ein Geldsystem. Der<br/>
philosophische und ethische Inhalt ist frei davon. Das sehe ich genauso<br/>
wie du und viele in dieser Liste.<br/>
<br/>
Aber: in der Oekonomie existert kein Geld. Nur in der<br/>
Distributionssphaere. Wenn wir uns also mit der Oekonomie beschaeftigen,<br/>
die Grundlage fuer ein bedingunsloses Existenz- und Lebensrecht aul dem<br/>
allgemeinen Niveau, dann beschaeftigen wir uns eigentlich nicht mit Geld<br/>
und Geldmengen, sondern mit den Strukturen unseres gesellschaftlichen<br/>
Seins. Aus unseren formulierten Vostellungen und Perspektiven entwickeln<br/>
wir jene inner-regionalen Relationen, die wir brauchen und die uns<br/>
nuetzlich sind.<br/>
<br/>
du schreibst:<br/>
"Auch den Gedanken, das BGE einfach durch Gelddrucken zu finanzieren<br/>
halte ich für keine gute Idee. Was das für Entwicklungen auslöst sollte<br/>
vielleicht mal detaillierter ausgemalt werden, ich fürchte das ist dann<br/>
nicht mehr steuerbar."<br/>
<br/>
Gemaess deinem noch bestehenden Wunsch nach Erhaltung eines Staates<br/>
eroeffnet sich hier ein gewaltiger Widerspruch. Alle Staaten finanzieren<br/>
sich ueber "einfaches Gelddrucken". Die USA mit mindestens 85 Millareden<br/>
Dollar/Monat ueber die FED. Nicht eingerechnet die vielen dunklen und<br/>
verdeckten Kanaele. Alle Staaten sind Instrumente der Finanzsysteme. Und<br/>
alle Staatssysteme sind parasitaer. Sie verbrauchen nur, ohne etwas zu<br/>
erschaffen. Ausser vielleicht die Zerstoerung.<br/>
<br/>
3. Austausch, Wert und Zeit<br/>
<br/>
Du hast etwas die Details ueberlesen. Die Zeit, also unsere Lebenszeit,<br/>
ist das einzige, was wir in die Sphaere der Oekonomie einbringen. Wir<br/>
muessen nur dafuer sorgen, dass unsere Zeit fuer wirklich notwendiges<br/>
und sinnvolles verwendet wird. Wir koennen auch nur ein Minimum grob<br/>
abschaetzen, was jedE aufbringen muss, sofern gesundheitlich oder<br/>
sonstwie in der Lage.<br/>
<br/>
Unsere Lebenszeit ist die einzige objektive Grundlage fuer einen<br/>
wertaequivalenten Tausch. Geldsysteme sind spekulative Wertabstraktionen<br/>
mit immanenter Speicherfunktion. Silvio Gesell hat sich dieser inneren<br/>
Speicherfunktion zugewandt.<br/>
<br/>
Wenn wir also ueber bedruckte Papierschnipsel oder Kontenzahlen tauschen<br/>
wollen, dann muessen wir fuer 2 Grundfragen die Antwort suchen.<br/>
<br/>
a) die Wertbestimmung<br/>
b) die Speicherfunktion<br/>
<br/>
Wenn die Speicherfunktion aufgeloest ist und die Wertbildung objektiv<br/>
bestimmbar, dann koennen wir unbedenklich auch ein Geldsystem verwenden.<br/>
Weil dann ist das Tauschaequivalent tatsaechlich die Zeit.<br/>
<br/>
Die Umlaufmenge ergibt sich aus den geschaffenen Werten, basierend auf<br/>
der verdinglichten Zeit, und den Zeitmengen, die sich fuer die<br/>
Herstellung materieller Instanzen zur Verfuegung stellen. Deswegen<br/>
erhalten auch nur jene das Geld in ihrer Funktion als Eingangstor in das<br/>
Tauschnetzwerk, die dieses brauchen und zur Herstellung der materiellen<br/>
Grundlagen beitragen. Und das sind immer die Kommunen bzw.die lokalen<br/>
Lebensgemeinschaften.<br/>
<br/>
Es gaebe noch mehr an Details zu diskutieren. Aber ich denke, dass ich<br/>
hiermit die wesentlichen und substanziellen Themen angeschnitten habe.<br/>
<br/>
mit Dank fuer deinen Beitrag und lieben Gruessen an alle, willi<br/>
Esperanza, Ibarra, Ecuador<br/>
<br/>
_______________________________________________<br/>
Debatte-Grundeinkommen Mailingliste<br/>
JPBerlin - Politischer Provider<br/>
Debatte-Grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de<br/>
<a href="https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen" target="_blank">https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen</a></div>
</div>
</div>
</div></div></body></html>