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<p style="margin-bottom: 0cm">Mit einem herzlichen Gruß an Udo
Rohner, Willi Uebelherr, Jens Kasten und alle, die sich an dieser
Debatte beteiligen oder still mitlesen, will ich mich nun zu Wort
melden.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Ich denke oder hoffe, daß es viel
Mitleser gibt und ich finde es richtig, daß nicht jeder immer und
sofort seine Meinung dazu beiträgt, denn das kann auch eine
Auseinandersetzung zerfasern. So ist mein Eindruck, daß der
mehrfache Wortwechsel zwischen Jens und Willi sich in dem Sinne
positiv entwickelt, daß sich die wirklichen Knackpunkte der
Debatte
langsam deutlicher herausschälen.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Mir zeigt sich immer wieder - also
nicht nur in dieser Auseinandersetzung - daß wir Menschen die
gleichen Worte benutzen, scheinbar das Gleich sagen, aber doch
etwas
anderes meinen, gleichzeitig aber diesen Unterschied verdrängen.
Wir
verwenden die gleichen Worte, haben aber unterschiedliche Begriffe
davon. Das macht die Welt bzw. die Verständigung darüber
kompliziert. Wenn wir Angst haben, die Übersicht zu verlieren,
versuchen wir zu vereinfachen - im Grunde ist unser ganzer
Wahrnehmungsapparat so konstituiert - und übersehen geflissentlich
"kleine" Unterschiede. Wenn wir dabei Fehler machen, holt
uns die Kompliziertheit auf einer "höheren" Ebene wieder
ein. In diesem Sinne ist die gegenwärtige Kompliziertheit der Welt
selbsterzeugt. Ich denke, es gibt eine wirklich einfache Basis,
von
der ausgehend wir uns in der Welt gut einrichten können und diese
Basis - das sehe ich auch so wie Jens und Willi - mag bei unseren
(sehr frühen) Vorfahren noch wirksam gewesen und im Laufe der
Geschichte verloren gegangen sein.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Aber egal, wie diese Vorfahren damit
umgegangen sind, wir können sicher die Geschichte nicht einfach
zurückdrehen und müssen also einen neuen Zugang dazu finden. </p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Worin besteht nun diese einfache
Wahrheit? Ich denke, es ist die Anerkennung der Ebenbürtigkeit
oder
Gleichrangigkeit aller Lebewesen. Etwa im Buddhismus ist diese
Anerkennung noch gegenwärtig und auch in anderen alten
Überlieferungen, wo sie noch lebendig sind. Aber in der
sogenannten
modernen Welt herrscht die Wahnvorstellung, der Mensch sei der
Herr
der Schöpfung (christlich gesprochen). Die Krone der Schöpfung
mögen wir tatsächlich sein, aber ihre Herren sind wir nicht.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Wie diese Wahnvorstellung entstehen
konnte und sich durch die Menschheitsgeschichte hindurch
ausgebreitet
hat, das ist die Geschichte des Patriarchats. Das stelle ich hier
nur
als Anmerkung hin, weil es nicht nebenbei abzuhandeln ist.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Wenn wir uns heute von diesem Wahn
befreien wollen, müssen wir nicht diese ganze Geschichte
aufarbeiten, obwohl das hilfreich sein kann, wir brauchen uns <i>nur</i><span
style="font-style: normal">
auf unsere wirkliche Ebenbürtigkeit besinnen. Das fällt uns
schwer,
weil wir damit viele alte (und schlechte) Gewohnheiten aufgeben
müssen. Eine solche schlechte Gewohnheit - eine der
verheerendsten -
ist die, zu glauben wir hätten die Fähigkeit und die Macht (oder
das Recht) zu definieren, wie andere Menschen sind.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm; font-style: normal">Wir tun so etwas
ständig, ohne schlechtes Gewissen, weil es eben eine weit
verbreitete Gewohnheit ist; doch es ist eine Anmaßung und es hat
verheerende Auswirkungen (oder kann solche haben).</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; font-style: normal">Willi tut es, wenn
er an Jens gerichtet schreibt: "Du hast kein vertrauen zu den
Menschen", oder: "Du hast kein Gemeinschaftsgefühl"
etc.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; font-style: normal">Dabei hat Willi
sicher kein schlechtes Gewissen, er meint es ja gut. Wie wir wohl
alle, hält sich auch Willi für einen guten Menschen, oder
wenigstens bemüht er sich darum, wie wir alle. Dennoch maßen wir
(nahezu) alle uns solche Urteile, solche Verurteilungen an,
einfach
aus dieser alten und schlechten Gewohnheit heraus. Einige
Menschen,
die sich als Experten für derartige Sachverhalte als Psychologen
bezeichnen, haben diese verderblichen Elemente in unserer
Kommunikation erkannt und Methoden der gewaltfreien Kommunikation
entwickelt. Die Literatur dazu kann ich allen empfehlen, die ihren
inneren Schweinehund überwinden möchten.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; font-style: normal">Mancher (manche)
fragt sich jetzt vielleicht, ob man dann nicht mehr sagen darf,
was
man in einer Auseinandersetzung für einen Eindruck von seinem
Gegenüber hat. Natürlich darf man das; aber es ist eben ein
wichtiger Unterschied, ob ich sage: Du bist so und so" oder ob
ich sage: "Deine Äußerung macht auf mich den und den
Eindruck"; oder: "Das verstehe ich so und so".</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; font-style: normal">Wenn wir also aus
dem Bewußtsein der Ebenbürtigkeit miteinander sprechen, finden
keine Übergriffe statt, gegen die wir uns verteidigen müssen;
folglich wird es viel einfacher, sich über Sachverhalte zu
verständigen.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; font-style: normal">Und wenn wir diese
Ebenbürtigkeit nicht nur für Menschen, sondern für alle Lebewesen
gelten lassen, dann werden wir auch keine neuen ökologischen
Konflikte erzeugen. Unser Umgang mit der materiellen Welt wird
sich
dann nicht mehr nur im Horizont der Ressourcenausbeutung bewegen.
Freie Verfügung über dies und das hat für mich diesen Geruch. Ein
gutes Buch zu diesen Aspekten unseres Daseins hat Charles
Eisenstein
geschrieben: "Der Aufstieg der Menschheit"; das ist im
Internet in deutscher und amerikanischer Originalversion
herunterzuladen. Eisenstein gehört zu den geistigen Vätern der
occupy-Bewegung.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; font-style: normal">Zwei Gegenstände,
die in der hier geführten Debatte eine Rolle spielen möchte ich
noch aufgreifen, die zusammenhängen und die mitunter gern
abgeschafft werden sollen, das Privateigentum und das Geld. Beides
sind komplexe gesellschaftliche Verhältnisse, weshalb eine
einfache
Abschaffung unmöglich ist, denn das würde eine - zumindest
teilweise - Abschaffung der Gesellschaft bedeuten, damit auch eine
Abschaffung der Menschen als Menschen. Auf keinen Fall bedeutet
das
allerdings, daß Privateigentum und Geld unveränderlich bestehen
müßten.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; font-style: normal">Obwohl Geld in der
Form, wie wir es heute verwenden, nicht ohne Privateigentum zu
denken
ist, will ich jetzt nur noch einige Bemerkungen zum Geld machen.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; font-style: normal">Ich kann, wie Jens
die Lektüre von Silvios Gesells "Natürlicher
Wirtschaftsordnung" empfehlen, um sich selbst eine Vorstellung
davon zu machen, wie eine mögliche alternative Geldverwendung
aussehen könnte. Aber ich sage auch, daß Gesells (und der meisten
Gesellanhänger) Vorstellungen vom Geld unvollkommen sind. Sie
teilen
mit der bürgerlicher Mainstreamökonomie zum Beispiel die irrigen
Ansichten von der Entstehung der Geldwirtschaft aus einer
vorgängigen
Tauschwirtschaft, was mittlerweile als falsch nachgewiesen ist.
Und
sie hängen einer Reihe anderer typisch bürgerlicher Vorurteile an.
Aber, wenn "bürgerlich" auch bedeuten mag "unvollkommen",
so bedeutet es doch auch nicht zwangsläufig rundherum "Falsch".
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; font-style: normal">Wenn wir klären
wollen, ob oder wie wir künftig mit Geld umgehen wollen, müssen
wir
uns zunächst auf eine gründliche Beschäftigung mit diesem
Gegenstand einlassen. Ich bin mir nicht sicher, ob diese
Auseinandersetzung den Rahmen sprengt, in dem wir uns hier
bewegen.
Für mich gehört das zwar unverzichtbar zur Debatte über das
bedingungslose Grundeinkommen, gerade weil ich das auch nicht nur
ans
Geld gebunden verstehen will, aber entscheiden muß das die
BGE-Gemeinschaft. </p>
<p style="margin-bottom: 0cm; font-style: normal">Was Geld, was
Wirtschaft wirklich ist, darüber sind sich die "Experten"
bis heute uneinig und es werden teilweise haarsträubende Theorien
aufgestellt. Aber ich habe den Eindruck, daß in den letzten
vielleicht zehn Jahren auch wirkliche Fortschritte der Erkenntnis
gemacht worden sind, über die ich gern diskutieren möchte. Falls
es
zu einer solchen Debatte hier kommen sollte, empfehle ich für
Interessenten einige Bücher, auf die ich mich bei meiner
Argumentation stütze. Natürlich sind diese Werke auch unabhängig
von der Auseinandersetzung hier sehr lesenswert. Neben den schon
im
Text erwähnten (und einigen, die ich jetzt erstmal nicht anführe):</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; font-style: normal">Karl-Heinz
Brodbeck
: "Die Herrschaft des Geldes"</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; font-style: normal">David Graeber:
"Schulden - Die ersten 5000 Jahre"</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; font-style: normal">Robert Kurz: "Geld
ohne Wert"</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; font-style: normal">Auf den ersten
Blick kommen diese Autoren zu teilweise scheinbar gegensätzlichen
Resultaten, aber das scheint mir ein Irrtum, den man ausräumen
kann.</p>
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