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<font face="Arial">Der Versuch einer Antwort:<br>
<br>
MIR gefällt der Text zu den "Menschenpflichten" überhaupt nicht.
Nicht, dass ich inhaltlich großartig etwas daran auszusetzen
hätte; im Großen und Ganzen steht ja nichts umwerfend Neues darin.
<br>
<br>
Doch was für ein Menschenbild steckt denn eigentlich hinter solch
einem "Pflichtenkatalog"?<br>
<br>
Soll ich mir das so vorstellen, dass ein Mensch geboren wird und
dann irgendwann, mit Erlangung der nötigen Reife quasi zwei
Entscheidungsmöglichkeiten zur Auswahl hat: "Gut" zu werden und
sich diesen ganzen Pflichten zu beugen oder eben "schlecht" zu
werden um den Preis von Sanktionen.<br>
<br>
Sind wir Menschen denn tatsächlich bloß eine Art leeres Gefäß,
dass man erst mit einem Katalog von ethischen Werten füllen muss?<br>
<br>
Ich finde das einigermaßen lächerlich. Wenn ich ein solches
Menschenbild hätte, würde ich mich wohl kaum für ein
Grundeinkommen einsetzten und schon gar nicht für ein
"bedingungsloses" in dem Sinne, dass ich eben NICHT das
Akzeptieren eines "Pflichtenhefts der Menschlichkeit" fordere,
sondern schlichtweg davon ausgehe, dass der Mensch, wenn man ihm
denn die Muße und die Freiheit gibt, sein Leben - materiell
grundgesichtert durch ein BGE - SELBST zu gestalten, aus sich
selbst heraus bestrebt ist, es nicht nur sich selbst, sondern auch
seinen Mitmenschen gut gehen zu lassen.<br>
<br>
Was ist mit matriachalen Gesellschaftsentwürfen? Was mit Allmende,
an vielen Orten der Welt lange und erfolgreich im Sinne des
Gemeinwohls praktiziert? Auch ohne Pflichtenheft haben Menschen
schon vor langer Zeit gemerkt, dass Kooperation und Gemeinsinn für
ein friedliches Miteinander zuträglicher sind, als Habgier und
Egoismus. <br>
<br>
Die Tatsache, DASS es aber all die negativen Auswüchse unseres
menschlichen Daseins gibt, ist kaum ein Beweis dafür, dass wir
nicht irgendwo tief drinnen eine Ahnung davon hätten, was uns
eigentlich wichtig ist.<br>
<br>
...und mit den paar untherapierbaren Soziopathen, die es sicher -
aus den unterschiedlichsten Gründen - geben mag (1 bis 4 pro 100,
habe ich mal gelesen), werden wir als menschliche Gemeinschaft
sicher fertig, wenn wir nur aufhören, deren Eigenschaften für
besonders ehrenvollen Handlungsweisen zu halten und sie auch noch
belohnen. <br>
<br>
Nein, auch ich bin der Meinung, es braucht KEIN "Recht zur
Pflicht". Damit verbiegen wir nämlich gleich schon wieder -
kleingeistig und ängslich; Thomas Hobbes im Hinterkopf, der Mensch
sei dem Menschen doch bloß ein Wolf...<br>
<br>
Gruß,<br>
Martina Steinheuer</font><br>
<br>
<br>
Am 17.09.2010 16:56, schrieb Joerg Drescher:
<blockquote cite="mid:ECD13E38A640468FA6A181362376182B@iovialis"
type="cite">Hallo zusammen,
<br>
<br>
offenbar ist diese Diskussionsliste etwas eingeschlafen, was
hoffentlich nicht heißt, daß es keine Diskussion mehr über das
Grundeinkommen gibt. Ich möchte hiermit einen Austausch anstoßen,
der sich auf das "Grundeinkommen als Recht" bezieht.
<br>
<br>
Wer sich ein bisschen mit Recht beschäftigt, sollte prinzipiell
darauf kommen, daß es jemanden geben sollte, bei dem dieses Recht
"einklagbar" ist. Dies ist in Bezug auf Nichtstaatsbürger
interessant, wenn es um das "Grundeinkommen als Recht" geht.
Hannah Arendt forderte zum Beispiel in Bezug auf die
Menschenrechte ein "Recht, Rechte zu haben".
<br>
<br>
Wer den Film von Häni/Schmidt gesehen hat, dürfte die Aussage
kennen (die im Beiheft auf Seite 18 zu finden ist), daß es kein
"Recht auf Pflicht" gäbe. Seit ich den Film zum ersten Mal sah,
stieß mir diese Aussage sauer auf, da für mich dieses "Recht auf
Pflicht" eine zentrale Bedeutung hat und ich es sogar als
fundamentales Naturrecht betrachte. Nun ist leider (wie so vieles
in dem Film) unklar, was damit eigentlich gemeint ist.
<br>
<br>
Welche Folgen allerdings die Aussage "Es gibt kein Recht auf
Pflicht" haben würde, kann man sich an der "Allgemeine Erklärung
der Menschenpflichten" vom 1. Sept. 1997 ausmalen, die ich im
Zusammenhang mit der Einführung eines Grundeinkommens für
essentiell sehe:
<br>
<a class="moz-txt-link-freetext" href="http://www.interactioncouncil.org/udhr/de_udhr.html">http://www.interactioncouncil.org/udhr/de_udhr.html</a>
<br>
<br>
Vor allem Art. 9 ist Voraussetzung für ein Grundeinkommen... Aber
wenn es niemand mehr als sein Recht ansieht, solche Pflichten zu
erfüllen (weil es ja laut Häni/Schmidt kein "Recht auf Pflicht"
gibt), möchte ich nicht wissen, was mit der Menschheit passieren
würde...
<br>
<br>
Ich hoffe, auf der Liste sind noch ein paar Leute, die an einem
Austausch über das Thema "Grundeinkommen als Recht" interessiert
sind.
<br>
<br>
Viele Grüße aus Kiew,
<br>
<br>
Jörg (Drescher)
<br>
Projekt Jovialismus <br>
_______________________________________________
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JPBerlin - Politischer Provider
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<br>
<br>
</blockquote>
</body>
</html>