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<DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>Lieber Robert,</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>so spannend ich die mit deinem Essay vermittelten
Anregungen fand, meiner Meinung nach verkennt diese Fokussierung auf die
Totalität von Allem, auf das gesamte physikalische Universum und seine
Möglichkeitsbedingungen, als deren Ausruck Deleuze ja die Formel n
minus 1 einführt, die in ihrer Konsquenz doch sehr personalen Auswirkungen
der Armut. Ich bin der Überzeugung, dass uns die in deinem Essay anklingenden
fundamentalen Fragen dazu zwingen, Armut und Benachteiligung in bezug auf das
Leben zu verstehen, das Menschen in der Lage sind zu führen, sowie auf die
Freiheiten, die sie tatsächlich genießen. Normativ gesehen, lässt sich Armut vor
allem als Mangel an Verwirklichungschancen deuten. In dieser Perspektive
scheint Armut weniger als ein instrumenteller denn als intrinsisch bedeutsamer
Mangel. </FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>Ich glaube per se nicht, dass die Spannung zwischen
Personalität und Solidarität aufzulösen ist, schon gar nicht mit der großen
allumfassenden "Deleuze-Keule". Individuen mögen moralische Ideen und Prinzipien
unterschiedlich auslegen, auch die Idee der sozialen Gerechtigkeit, und sie
mögen ihre Zweifel haben, welchen institutionellen Ausdruck sie ihren Ideen und
Prinzipien verleihen können. Doch die fundamentalen
Gerechtigkeitsvorstellungen sind nichts Fremdes für soziale Wesen, die sich über
ihre eigenen Interessen, die ihrer Lieben, ihrer Nachbarn, Mitbürgerinnen und
Mitbürger und anderer Menschen in der Welt Gedanken machen. Um mit Amartya Sen
zu sprechen, "wir müssen im menschlichen Verstand nicht erst künstlich Platz
schaffen für die Idee der Gerechtigkeit oder Fairneß, indem wir ihn einem
Bombardement oder leidenschaftlichen Wortergüssen aussetzen. Der Platz existiert
bereits, und die Frage ist, wie wir die allgemeinen Interessen der Menschen
systematisch, stringent und effektiv einsetzen können."</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>Schöne Grüße</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>Dorothee Schulte-Basta</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV></DIV>
<BLOCKQUOTE
style="PADDING-RIGHT: 0px; PADDING-LEFT: 5px; MARGIN-LEFT: 5px; BORDER-LEFT: #000000 2px solid; MARGIN-RIGHT: 0px">
<DIV style="FONT: 10pt arial">----- Original Message ----- </DIV>
<DIV
style="BACKGROUND: #e4e4e4; FONT: 10pt arial; font-color: black"><B>From:</B>
<A title=zion@robert-zion.de href="mailto:zion@robert-zion.de">Robert Zion</A>
</DIV>
<DIV style="FONT: 10pt arial"><B>To:</B> <A title=mk@mphase.net
href="mailto:mk@mphase.net">mk@mphase.net</A> ; <A title=k.reitter@gmx.net
href="mailto:k.reitter@gmx.net">reitter karl</A> ; <A
title=andreas.exner@chello.at href="mailto:andreas.exner@chello.at">Andreas
Exner</A> </DIV>
<DIV style="FONT: 10pt arial"><B>Cc:</B> <A
title=runder-tisch-grundeinkommen-at@listi.jpberlin.de
href="mailto:runder-tisch-grundeinkommen-at@listi.jpberlin.de">runder-tisch-grundeinkommen-at@listi.jpberlin.de</A>
; <A title=andreas.exner@chello.at
href="mailto:andreas.exner@chello.at">'Andreas Exner'</A> ; <A
title=gruenes_netzwerk_grundeinkommen@gruene-berlin.de
href="mailto:gruenes_netzwerk_grundeinkommen@gruene-berlin.de">Grünes Netzwerk
Grundeinkommen</A> ; <A title=markus.schallhas@khg.jku.at
href="mailto:markus.schallhas@khg.jku.at">'Markus Schallhas'</A> ; <A
title=debatte-grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de
href="mailto:debatte-grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de">debatte-grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de</A>
</DIV>
<DIV style="FONT: 10pt arial"><B>Sent:</B> Monday, October 27, 2008 9:48
AM</DIV>
<DIV style="FONT: 10pt arial"><B>Subject:</B> Re:
[Debatte-Grundeinkommen][rtga] Anregung für eine globale Kampagne</DIV>
<DIV><BR></DIV><FONT face=Arial size=2>Hallo zusammen,<BR><BR>ich bin mir
nicht sicher, ob derlei funktionalistische Beschreibungen hinreichen, um die
gegenwärtige Problematik in ihrer ganzen Tragweite zu erfassen. Es scheint mir
doch eher eine schwerwiegende Krise der normativen Grundlagen unserer
Produktions- und damit auch Lebensweise dahinter zu stehen. Nennen wir es doch
einfach einmal thetisch ein Krise unseres Ethos, eine Krise dessen, was Marx
"Plusmacherei" genannt hat. Und da wir vom Ethischen nur ethisch sprechen
können, unten ein kleiner anlässlich der Krise geschriebener Essay von mir.
Zugegebenermaßen in einem schwierigen philosophischen Modus verfasst, der aber
vielleicht den ein oder anderen zum Nachdenken anregt.<BR><BR>Liebe
Grüße<BR><BR>Robert <BR>-- <BR>Robert Zion Vorstandssprecher<BR>B'90/Grüne KV
Gelsenkirchen<BR>Tel: 0209-3187462 / Mobil: 0176-24711907<BR>E-Mail: <A
href="mailto:zion@robert-zion.de">zion@robert-zion.de</A><BR><A
href="http://www.robert-zion.de">www.robert-zion.de</A><BR><A
href="http://www.robert-zion.de/positionen.htm">http://www.robert-zion.de/positionen.htm</A><BR><BR><BR><BR> <BR>
<H1 style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 18pt; mso-bidi-font-size: 12.0pt"><FONT face=Georgia>Vom
Ethos der einen Menschheit<o:p></o:p></FONT></SPAN></H1>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-FAMILY: Georgia"><FONT size=3> <o:p></o:p></FONT></SPAN></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 10pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 12.0pt">Von
Robert Zion<o:p></o:p></SPAN></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 12.0pt"> <o:p></o:p></SPAN></P>
<P class=MsoBodyText style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><FONT face=Georgia size=3>Der
vom Menschen verursachte Klimawandel kommt schneller als prognostiziert und
wird umwälzende Folgen haben. Zugleich trifft dieser Klimawandel die
Menschheit in einer Entwicklungsphase, in der die demografischen Dynamiken in
den reichen Staaten der Nordhalbkugel und den armen Staaten des Südens in
genau entgegengesetzte Richtungen verlaufen und in der mit der Krise der
globalen Finanzmärkte das ökonomische Aussteuerungssystem des globalen
Kapitalismus einen Infarkt erlitten hat. Wie viele Bypässe die Staaten nun
auch national oder international legen werden, wie viel Hunger und staatliche
Instabilität im Süden und an den Küstenregionen unseres Wasserplaneten nun
auch eintreten und wie dramatisch Wanderungs- und Migrationströme nun auch
immer ausfallen werden, eines ist sicher: Wir müssen uns die nächsten Jahre
entscheiden ob und wie wir auf diesem Globus weiterleben wollen.
Wir?</FONT></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 12.0pt"> <o:p></o:p></SPAN></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 12.0pt"><FONT
size=3>Das Gattungswesen Mensch, jenes von Nietzsche so genannte „nicht
festgestellte Thier“ muss also sehr rasch und pragmatisch ein Bewusstsein
dafür entwickeln, dass es nun ein <I>Gesamtinteresse</I> gibt, welches die
Handlungsmaximen und Werteorientierungen der bisherigen Völker, Religionen und
Staaten überlagert, es muss buchstäblich zur Menschheit werden. So etwas hat
es im Übrigen noch nie gegeben. Es wäre aber falsch jetzt von einer
Weltregierung, einer Weltreligion, einem ökonomischen Weltsystems zu reden,
denn faktisch und unhintergehbar leben wir in einer multipolaren Welt der
Interessen- und Wertegegensätze. Entweder wir leben und überleben in einer
solchen <I>Mannigfaltigkeit</I> oder wir gehen darin unter. Im Überleben oder
Untergehen wird die Menschheit also <I>eine</I> gewesen sein, die Frage aber,
wie es dazu kommen wird, wird in der faktischen Mannigfaltigkeit entschieden
werden.<o:p></o:p></FONT></SPAN></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 12.0pt"> <o:p></o:p></SPAN></P>
<P class=MsoBodyText style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><FONT face=Georgia
size=3>Gefragt ist also nicht, das Eine zu denken und entsprechend zu handeln,
sondern das Viele, gefragt ist ein Handlungsprinzip, eine Ethik der
Mannigfaltigkeit und Multipolarität. Und gefragt ist eine Ethik, die vom
Mitglied der untersten Kaste in Indien ebenso verstanden und pragmatisch
angewandt werden kann, wie vom Bankmanager in London, dem Bergarbeiter in
China oder vom Präsidenten der Vereinigten Staaten, von Frauen wie von
Männern, von Revolutionären wie von Reaktionären. Sie alle werden eben keine
Weltregierung, keine Weltreligion, kein ökonomisches Weltsystem stiften
können, sie alle werden in der Mannigfaltigkeit untergehen, insofern ihre
partikularen Interessen und Handlungen in ihren konkreten Auswirkungen nicht
auf ein ihnen gemeinsames Gesamtinteresse bezogen werden können. Einen solchen
Ethos der Mannigfaltigkeit, der zugleich der Ethos der einen Menschheit werden
muss, gibt es, er ist formuliert und er ist abstrakt genug, um die Ebene des
Universellen zu erreichen: n-1.</FONT></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 12.0pt"> <o:p></o:p></SPAN></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><FONT size=3><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 12.0pt">n
minus 1. Formuliert in einem der schwierigsten aber auch zentralsten
philosophischen Werke des zwanzigsten Jahrhunderts, in Gilles Deleuzes und
Félix Guattaris <I>Tausend Plateaus</I>: „Das Mannigfaltige <I>muss gemacht
werden</I>, aber nicht dadurch, dass man immer wieder eine höhere Dimension
hinzufügt, sondern vielmehr schlicht und einfach in allen Dimensionen, über
die man verfügt: immer n-1 (das Eine ist nur dann ein Teil des Mannigfaltigen,
wenn es davon abgezogen wird).“ Zunächst noch erscheint dieses ethische
Prinzip als Zumutung, ebenso wie einst Kants kategorischer Imperativ als zu
abstrakte Zumutung empfunden wurde. Es besagt nichts weniger, als dass ich in
meiner Einheit als Einzelner, als Staat, als Religion, Volk oder ökonomischer
Akteur, mein Partikularinteresse, sobald ich dessen gewahr werde, von allen
anderen Interessen abziehen muss. </SPAN><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 10.0pt; mso-bidi-font-family: Arial">Denn
Letztere bilden nicht einfach eine Summe, aus der ein Gesamtinteresse
hervorgeht, sondern eine wesentlich neue Qualität (gemeinsam überleben oder
untergehen), die sonst nicht Teil der faktischen Mannigfaltigkeit werden
kann.<o:p></o:p></SPAN></FONT></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 10.0pt; mso-bidi-font-family: Arial"> <o:p></o:p></SPAN></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 10.0pt; mso-bidi-font-family: Arial">Bisher
beruhten unsere menschheitlichen religiösen, politischen und ökonomischen
Wertegemeinschaften auf Vorstellungen des Einen, die die jeweiligen
partikularen Weltbilder in hierarchischer und hegemonialer Absicht zu
universalisieren versuchten. In allen Dimensionen der Begegnung untereinander
religiöser, politischer und ökonomischer Art herrschte so das Prinzip der
Überwältigung des jeweils anderen durch das <I>eigene</I> Universelle vor, das
<I>per se</I> aber nur ein Partikular-Universelles sein kann. In diesem Modus
der Überwältigung wurde bislang anhand unserer Projektionen von Gott, Staat
und Markt unser Bild vom Menschen als Rückprojektion geprägt und vielleicht
verstehen wir auch erst jetzt Nietzsches erratisch anmutende Anmerkung zu
Beginn unseres Zeitalters, dass eben dieser Mensch etwas ist, was überwunden
werden muss, dass die ewige Wiederkehr des Gleichen des
Partikular-Universellen das Entstehen <I>einer</I> Menschheit <I>als</I>
Mannigfaltigkeit verhindert hat.<o:p></o:p></SPAN></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 10.0pt; mso-bidi-font-family: Arial"> <o:p></o:p></SPAN></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 10.0pt; mso-bidi-font-family: Arial">Wenn
wir also heute politisch von Multipolarität reden, dann sollten wir nicht von
alten und neuen Mächten wie den USA, China oder Indien reden, für deren
partikular-universelle Hegemonien ein neues Gleichgewicht gefunden werden
muss, oder gar davon, an welchem Partikular-Universellen die Welt genesen
könnte. Wir sollten davon reden, was diese Mächte in ihrer
<I>Unterschiedenheit</I> vereint, ja, davon, dass das sie Vereinende eben ihre
Unterschiedenheit <I>ist</I>. Der Ethos der einen Menschheit, heißt das, ist
ein differenzieller.<o:p></o:p></SPAN></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 10.0pt; mso-bidi-font-family: Arial"> <o:p></o:p></SPAN></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 10.0pt; mso-bidi-font-family: Arial">Beziehen
wir zur Verdeutlichung diesen Ethos einmal auf den globalen Markt, den
Klimawandel und die demografischen Dynamiken. Die unsichtbare Hand des
Marktes, eine aus der ordnenden Hand Gottes abgeleitete Fiktion der
christlich-abendländischen Tradition, hat ihr notorische Abwesenheit in der
gegenwärtigen Finanzmarktkrise erneut bestätigt. Diese Krise der Aussteuerung
des ökonomischen Systems, das früher Kapitalismus hieß und heute Markt genannt
wird, ist eben genau auf sein Funktionsprinzip und seinem dem entsprechenden
linearen statt differenziellen Ethos zurückzuführen, dass das Eine nur dann
Teil des Mannigfaltigen ist, wenn es diesem <I>hinzugefügt</I> wird: n+1.
Jedes Partikularinteresse <I>muss</I> also in Anschlag gebracht, realisiert
werden, um überhaupt Teil jenes fiktiven Gesamtinteresses werden zu können,
das die göttliche Funktion „Markt“ verspricht.<o:p></o:p></SPAN></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 10.0pt; mso-bidi-font-family: Arial"> <o:p></o:p></SPAN></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 10.0pt; mso-bidi-font-family: Arial">In
dieser linearen Ethik des Marktes gesprochen ist jeder Verhungernde im Kongo
Nicht-Marktteilnehmer, insofern er sein Partikularinteresse (überleben) nicht
realisiert. Moralisch gesprochen ist <I>er</I> aber derjenige, der in der
linearen Ethik des Marktes die Differenz beschreibt, indem er
<I>notgedrungen</I> n-1 sagen muss. Aus diesem zunächst moralischen Skandal
eine Ethik zu machen, wäre die Aufgabe einer nun anstehenden neuen
Wirtschaftsordnung. <o:p></o:p></SPAN></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 10.0pt; mso-bidi-font-family: Arial"> <o:p></o:p></SPAN></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 10.0pt; mso-bidi-font-family: Arial">Ein
Markt, der mit seinem linearen Ethos des n+1 auf grenzenloses Wachstum
programmiert ist, erzeugt hiermit zugleich eine zweifache, eine innere und
äußere Instabilität. Der Markt ist streng genommen eine Plunder- und
Plünderökonomie geworden. In seinem Binnenverhältnis in der Geld- und
Wertschöpfung (auch unser ökonomischer Schöpfungsbegriff ist im Übrigen eine
aus dem Christentum abgleitete Fiktion) auf lineares Wachstum ausgerichtet
(n+1 in jeder Dimension), ist er ein doppeltes System einer periodisch
ablaufenden Anhäufung (Akkumulation) und Vernichtung (Markträumung) von
Plunder.<o:p></o:p></SPAN></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 10.0pt; mso-bidi-font-family: Arial"> <o:p></o:p></SPAN></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 10.0pt; mso-bidi-font-family: Arial">Ob
es sich nun in der Geldschöpfung um die Akkumulation jener strukturierten
Finanzmarktprodukte handelt, deren Markträumung wir gerade als Krise erleben,
oder in der Wertschöpfung um die Akkumulation materieller wie immaterieller
Waren und Dienstleistungen: Schöpfung und ordnende Hand Gottes werden in ihm
in ein instabiles System rein quantitativer Anhäufung und Abräumung
transformiert.<o:p></o:p></SPAN></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 10.0pt; mso-bidi-font-family: Arial"> <o:p></o:p></SPAN></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 10.0pt; mso-bidi-font-family: Arial">Zugleich
vollzieht der Markt in seinem Außenverhältnis einen permanenten Ausschluss des
Nicht-Marktfähigen (ungeordnete Gottlosigkeit und Apokalypse). Klimawandel,
Hunger und Bevölkerungsexplosion in den armen Ländern der Südhalbkugel sind
also keineswegs Ausdruck eines „Marktversagens“ - dieses findet ausschließlich
in seinen Binnenverhältnissen statt -, sondern Szenarien seines eigenen
Untergangs und damit die Beschreibung eines qualitativen Außen seiner selbst:
Der Markt <I>kann</I> sich mit seinem linearen Ethos des grenzenlosen
Wachstums (n+1) nicht bis zu seiner äußersten Grenze (der Globus) und über die
Südhalbkugel ausdehnen, d. h. er bleibt <I>gezwungen</I> sein Außen (Armut,
Natur) zu exkludieren, zu plündern und zugleich als Bedrohung seine selbst zu
beschreiben. Dies ist die zweite Form seiner
Instabilität.<o:p></o:p></SPAN></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 10.0pt; mso-bidi-font-family: Arial"> <o:p></o:p></SPAN></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 10.0pt; mso-bidi-font-family: Arial">Was
sich also im rein quantitativen Ethos des Marktes (n+1) als Ausschluss und
Bedrohung darstellt, beschreibt tatsächlich die für einen zukünftigen Ethos
der einen Menschheit entscheidende qualitative Differenz. Es werden daher
ausschließlich die Hungernden und Ströme von Migranten sein, die diesen
definieren und formulieren: n-1. Es ist <I>ihre</I> Lebensform der Migration
auf der Suche der besten Lebensbedingungen im Klimawandel, <I>ihre</I> Antwort
auf die Herausforderung des demografischen und ökonomischen
Nicht-mehr-wachsen-Könnens, <I>ihre</I> gelebte Erfahrung des Abzugs des
eigenen Interesses von den Interessen aller anderen, die erst eine
überlebensfähige Mannigfaltigkeit der Menschheit möglich werden lässt. Das
n-1, zu dem <I>wir</I> sie vorerst noch durch die Exklusion aus unserem n+1
zwingen, und das ihnen gegenwärtig noch einen Schrumpfungsprozess bis zur
eigenen Vernichtung aufnötigt, wird auch für uns unumgehbar zum Prüfstein
werden, ob wir die Frage, ob und wie wir auf diesem Globus weiterleben wollen,
überhaupt noch beantworten können werden. Es geht dabei um nichts weniger als
um eine Erneuerung des <I>Seins</I> des Menschen auf
Erden.<o:p></o:p></SPAN></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 10.0pt; mso-bidi-font-family: Arial"> <o:p></o:p></SPAN></P>
<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 10.0pt; mso-bidi-font-family: Arial">„Der
Arme selbst ist Macht“, schreiben Michael Hardt und Antonio Negri darum auch
in ihrem Weltbestseller <I>Empire</I>. „Es gibt eine Weltarmut, aber vor allem
auch eine Weltchance, und einzig der Arme kann sie ergreifen.“ Und sie
schreiben vollkommen zu Recht, der Arme „ist auch die Begründung jeder
Möglichkeit von Humanität. (...) Nur der Arme lebt radikal das tatsächliche
und gegenwärtige Sein, in Not und Leid, und deshalb verfügt einzig der Arme
über die Fähigkeit, das Sein zu erneuern. (...) Der Arme ist Gott auf Erden“.
Großartige Sätze eines neuen Humanismus, die für uns deutlicher werden lassen:
Wir werden mit unserer Art des Lebens den Grossteil der Menschheit nicht aus
der Armut führen können, es ist diese Armut, die uns führen wird, ja, in
Wirklichkeit bereits längst führt – heraus aus der Zerstörung unserer
natürlichen Lebensgrundlagen, heraus aus Vernichtung von uns selbst. Ihr n-1
ist unsere gemeinsame Zukunft.</SPAN><SPAN
style="FONT-SIZE: 11pt; FONT-FAMILY: Georgia; mso-bidi-font-size: 12.0pt"><o:p></o:p></SPAN></P></FONT>
<P>
<HR>
<P></P>_______________________________________________<BR>Debatte-grundeinkommen
Mailingliste<BR>JPBerlin - Politischer
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