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<DIV><FONT face=Arial size=2>Hallo Rüdiger (und sonstige
Interessierte),</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>danke für Deine ausführliche Antwort, was zum
besseren Verständnis beiträgt. Trotzdem bin ich der Meinung, daß der
Kommunismus, bzw. Marxismus nicht funktioniert. Der Mensch ist eben nicht auf
der Ebene gleich, wie ihn diese Theorien gleich machen wollen. Deshalb ist jeder
realer Umsetzungsversuch zum Scheitern verurteilt (was uns die Geschichte
gezeigt hat). Auch würde ich behaupten, daß Marx Hegel nicht ganz verstanden
hatte, sondern gewisse Dinge fehlinterpretiert wurden. Hegel ist eben nicht ganz
so einfach zu verstehen. Der Hauptfehler liegt in meinen Augen darin, daß die
Dialektik von Hegel auf den Materialismus übertragen wurde.</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>Du führst den Sozialneid als Komponente auf, der
zum Funktionieren von verschiedenen Systemen notwendig sei. Da gebe ich Dir
gerne Recht. Doch fragen wir einmal, was Sozialneid eigentlich ist. Hat es damit
zu tun, nicht zu akzeptieren, daß Menschen unterschiedlich sind - oder
vielleicht besser ausgedrückt: daß Menschen in unterschiedlichen
Besitzverhältnissen stehen? Was spricht dagegen, daß der eine mehr hat, als der
andere? Meiner Meinung nach spricht nur dann etwas dagegen, wenn jener, der
weniger hat, davon nicht mehr "frei" leben kann. Und diese "Unfreiheit" führt
zum Sozialneid (jener, die nicht ausreichend zum Leben haben). Aber sie hängt
auch mit Unvernunft zusammen.</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>Im Gegensatz zum Marxismus verstehe ich nach dem
Klassenkampf nicht den Übergang zurück zur Urgemeinschaft (sozialistische,
kommunistische Gesellschaft), sondern ein Übergang zum Kulturkampf. Die gesamte
Geschichte weist einen "Geschlechterkampf" auf, der zwischen dem weiblichen
Prinzip (Gesellschaft) und dem männlichen Prinzip (Gemeinschaft) herrscht.
Gemeinschaften (Klassen) lösen sich innerhalb einer Gesellschaft langsam auf.
Das passiert auch in kapitalistischen Gesellschaften: beim Arbeitsamt trifft
sich heute der einfache Handwerker mit dem 50jährigen Ingenieur und beide haben
das "gleiche Schicksal" - trotzdem verbindet sie nichts (die "Klasse"). Der
Übergang von Gemeinschaft (was viele als schmerzlich empfinden) zur Gesellschaft
ist ein Individualisierungsprozeß, aber auch ein Identitätsproblem (konnte ich
mich früher mit einer bestimmten "Klasse" identifizieren, tue ich mir heute
schwer, weil es auch innerhalb der "Klasse" Unterschiede gibt). Man sucht sich
neue Identifikationsmöglichkeiten - so zum Beispiel in der Postsowjetunion im
"Nationalismus"; aber auch Religionen bieten Identifikation. Diese (sich neu
bildenen) "Über"-Gemeinschaften sind keine "Klassen", sondern "Kulturen", welche
in Konkurrenz treten. Erst durch die Überwindung des "Kulturkampfs" wird es zur
tatsächlichen Weltgesellschaft kommen, die sich Marx wünschte (Stichwort: "Alle
Kulturen der Völker gehören allen Menschen").</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>Der Konflikt besteht nicht in den Ideologien,
sondern im Menschsein: dem Problem der Gleichheit und gleichzeitigen
Unterschiedlichkeit. Wo finde ich das aber bei Marx? Welchen Weg schlägt er vor?
Entspricht dieser Weg noch der heutigen Zeit? Wo wird bei Marx der Mensch
betrachtet? Wie sieht er ihn?</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>Warum ich nun diese Artikel als Beispiele genommen
hatte, hing damit zusammen, daß sie oberflächlich betrachtet, Argumente
für den Marxismus/Kommunismus sind. Ich dachte auch lange, diese Ideale
wären erstrebenswert, obwohl ich immer etwas ablehnend demgegenüber war. Meine
Zeit in der Ukraine brachten mich mit Grundsätzen in Berührung, die tiefer
gingen. Der Kommunismus gilt hier bei vielen noch als erstrebenswertes Ideal,
weil es an Alternativen mangelt, die diese spürbare Ungerechtigkeit
beheben.</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>Wir stehen vor einer "neuen sozialen Frage", die
auf "soziale Gerechtigkeit" hinausläuft. Und "soziale Gerechtigkeit" hat sehr
viel mit Gleichheit zu tun. Das BGE versucht eine Antwort darauf zu geben, aber
ein marxistisch/kommunistisches BGE scheint meiner Meinung nach nicht zu
funktionieren, weil es die Unterschiedlichkeit der Menschen nicht
berücksichtigt. Es entspricht einfach nicht der Natur (sonst wäre das Universum
absolut gleichmäßig mit Materie gefüllt und Leben würde nicht existieren). Der
Ansatz von Matthias (Dilthey) gefällt mir deshalb am Besten, denn dort wird
jedem das zugestanden, was er selbst erarbeitet (bis zu einer Höhe, die sich am
Gesamterwirtschafteten orientiert - "eigener Hände Arbeit"), aber verteilt jedem
etwas aus dem Gesamtvermögen. Es ist ein "sich selbst regulierendes
System".</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>
<DIV><FONT face=Arial size=2>Ich weiß nicht, ob Du die Fassung des "Jovialismus
als Staatstheorie" vom September gelesen hast - darin stehen diese Überlegungen
als Vorschlag beschrieben; außerdem auch, warum ich die Demokratie (als
Mehrheitsverfahren) für "schlecht" halte. Ich versuchte Anarchie zu
organisieren, die über dem Marxismus/Kommunismus steht.</FONT></DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV>Wir leben in bewegten Zeiten und es steht uns frei, selbst zu bewegen -
aber nicht unbedingt hin zu einem System, das die menschliche Natur "falsch"
beurteilt.</DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV>Viele Grüße aus Kiew,</DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV>Jörg</DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV> </DIV></FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV>
<BLOCKQUOTE dir=ltr
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<DIV style="FONT: 10pt arial">----- Original Message ----- </DIV>
<DIV
style="BACKGROUND: #e4e4e4; FONT: 10pt arial; font-color: black"><B>From:</B>
<A title=ruediger.heescher@attac.de
href="mailto:ruediger.heescher@attac.de">Rüdiger Heescher</A> </DIV>
<DIV style="FONT: 10pt arial"><B>To:</B> <A title=iovialis@gmx.de
href="mailto:iovialis@gmx.de">Joerg Drescher</A> </DIV>
<DIV style="FONT: 10pt arial"><B>Cc:</B> <A
title=genugfueralle@listen.attac.de
href="mailto:genugfueralle@listen.attac.de">genugfueralle@listen.attac.de</A>
; <A title=debatte-grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de
href="mailto:debatte-grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de">debatte-grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de</A>
</DIV>
<DIV style="FONT: 10pt arial"><B>Sent:</B> Monday, October 22, 2007 12:41
PM</DIV>
<DIV style="FONT: 10pt arial"><B>Subject:</B> Re: [Genugfueralle] Für alle
Marxisten...</DIV>
<DIV><BR></DIV>Lieber Jörg
<DIV><BR class=webkit-block-placeholder></DIV>
<DIV>ich weiss jetzt nicht so genau, was diese Artikel im Zusammenhang mit
Deiner Ausführung zu tun haben.</DIV>
<DIV><BR class=webkit-block-placeholder></DIV>
<DIV>Erstmal: In der UdSSR gab es keinen Kommunismus oder Marxismus. Das war
ein Leninistischer Sozialismus, der zu einem Staatskapitalismus gemacht wurde
aus welchen Gründen auch immer. Im Prinzip kann man sagen, dass Putin
letztlich genauso wieder dahin steuert. Dabei spielen die Menschen als Bürger
sowieso kaum eine Rolle. Das ist die gleiche Denke wie damals von den StamoKap
der SPD weswegen sich jetzt auch wohl Schröder so gut mit Putin
versteht.</DIV>
<DIV><BR class=webkit-block-placeholder></DIV>
<DIV>zweitens: Das geschieht aus Sozialneid heraus, was Du beschreibst und
wenn ein System Sozialneid bedient, dann kann es kein Marxismus sein als
Kommunismus. Kommunismus heute gedacht ist ein libertärer was systemisch ohne
Sozialneid auskommt ohne Menschen umerziehen zu müssen. Sozialneid ist eine
Notwendigkeit für Sozialdemokratie innerhalb des Kapitalismus. Ohne dem kann
Sozialdemokratie zur Legitimation gar nicht funktionieren. Der Kapitalismus
ist darauf angewiesen und SOzialdemokratie gibt dem Kapitlaimsus damit
wiederum eine Legitimierung und das ganz persönlich über Sozialneid. Bei der
Sozialistischen Staatlichen Variante sieht es ähnlich aus und hat uns im
kalten Krieg gezeigt.</DIV>
<DIV><BR class=webkit-block-placeholder></DIV>
<DIV>Warum das damals alles nicht funktioniert hat lag an Lenin, der es
praktisch umsetzen wollte, wo aber der Kapitalismus noch lange nicht soweit
war überwunden zu werden. Er glaubte, dass man gleich als Übergangsform den
Sozialismus einführen müsse mit Gewalt um dann irgend wann den Kommunismus zu
bekommen. Es herrschte damals ja die Vorstellung, dass man erstmal zum üben
den Sozialsmus braucht um dann irgendwann den Kommunismus zu erreichen. Die
Realität hat gezeigt, dass es ganz anders kam und aus puren ökonomischen und
Überlebenszwängen das System dann gekippt werden musste zu einem totalitätren
Staatskapitalismus, was letztlich dem Faschismus gleichzustellen ist. Ein
gelernter Marxist wusste, dass dieses genau das gegenteil von dem ist, was man
eigentlich wollte. Worauf es ankommt beim Kommunismus um ihn zu erreichen ist
ihn in der Blüte des Kapitalismus systemisch zu überwinden. Ohne dann mit
erzieherischen Methoden den Menschen über einen Sozialismus dann dorthin zu
kommen. Mit Erzieherischen Methoden wird man den Menschen nicht dazu kriegen
ein perfekter Mensch für ein perfektes System hinzubekommen. Das wird immer in
die urne gehen. Es müssen die Rahmenbedingunegn geschaffen werden, die dann
den Menschen aus sich heraus ohne SOzialneid, Gier etc handeln zu lassen. und
das ist das libertäre Moment, was es dann ausmacht.</DIV>
<DIV><BR class=webkit-block-placeholder></DIV>
<DIV>drittens: Bei den Grünen wird als erster Partei von allen 5 auf einer BDK
darüber abgestimmt wohin man will mit der Möglichkeit ein bGE wie auch immer
geartet zu fordern. Die völlige Abkehr von Hartz 4 ist somit eingeleitet und
auch die Denke die hinter Grusi steht wird jetzt bei den Grünen aufgeweicht.
Man kommt was das angeht wieder zu völlig alten überlegungen, wie damals noch
in den 70er oder 80er JAhren. Und das ist gar nicht schlecht. Interessant ist,
dass gerade vermeintliche Linke innerhalb der Grünen nun auf Grusi bestehen.
Interessant ist auch dass man bei allen Überlegungen immer im Hinterkopf hat
wo man Koalionsfähig ist und was man da am besten berücksichtigt.
Koalionsfähigkeit heisst nicht alleine Machterhalt oder Regierungsfähigkeit
sondern auch die Möglichkeit Mehrheiten in seinen Positionen zu finden. und
die Diskussion bei den Grünen ist dabei spannend weil es auch Diskussionen in
dieser Form bei anderen Parteien entwickeln kann.</DIV>
<DIV><BR class=webkit-block-placeholder></DIV>
<DIV>Es ist viel in Bewegung zur Zeit und die Annäherung kann durchaus von
allen Möglichen Partiene her in diesem Punkt passieren. Bei den Gralshütern
von Sozialdemokratie sicherlich nicht. Da wird man vor eine Wand laufen. Denn
gerade diese sind darauf angewiesen, dass ein kapitalistisches System wie auch
immer erhalten bleibt um eine legitimierung zur eigenen Existenz zu bekommen.
Bestes Beispiel hierbei sind Gewerkschaften.</DIV>
<DIV><BR class=webkit-block-placeholder></DIV>
<DIV>Überwindung des Kapitalimsus funktioniert daher auch nur wenn man
einsieht, dass die eigene Existenzlegitimierung nicht mehr notwendig ist. Aber
da gilt es noch viele dicke Bretter zu bohren. SOlange wie das weiterhin noch
vorhanden ist, werden gurndsätzlich im Menschen immer weiter SOzialneid und
auch Gier befördert. Es ist also ein Wechselspiel. SOlange das eine existiert
ist dann das andere auch noch notwendig. So müsste man es sich vorstellen. Es
ist also alles ein Prozess der dauert. Man kann nicht einfach ein System
festlegen und sagen, dass ist nun das tollste System und alle Menschen müssen
dann so funtkionieren. Das passiert aber solange man eine Ideologie zugrunde
legt. </DIV>
<DIV><BR class=webkit-block-placeholder></DIV>
<DIV>Wenn wir es hinbekommen, dass die Menschen egal mit welcher Ideologie
behaftet irgend wann den Leitspruch aus dem Kantischen Verständnis heraus
hinbekommen, dass Vernunft walten solle durch "Einsicht in die Notwendigkeit"
dann kann viel sich bewegen und die Richtung führen in die wir wollen. Und
dann kommen wir direkt zum Geschichtsphilosophischen Verständnis von Hegel. In
seinem System funktioniert es einfach so, dass diese BEwegung in diesem
Verständnis erfolgt.</DIV>
<DIV><BR class=webkit-block-placeholder></DIV>
<DIV>Das wird aber noch dauern ehe wir das dann auch historisch betrachtet so
bewerten können.</DIV>
<DIV><BR></DIV>
<DIV>
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