Lieber Tobias, liebe Netzwerker<br><br>von einer Jagd der Politiker als einer Jagd des Netzwerkes möchte ich abraten.<br>Selbstverständlich - das zeitigen parteispezifische Verhaltensweisen gerade in der Sache um das BGE/ dort eher GE, läuft oftmals denen das Interesse zuwider, Gerechtigkeit im Sinne eines BGE bspw. tatsächlich greifbar umzusetzen. Nur dürfen wir uns nicht daran festhalten, daß die Linkspartei und die WASG sich eben nicht dafür entschieden haben und es gehört auch zu einer politisch fairen Unterscheidung, die Muskeln nicht gegen alle Politiker spielen zu lassen. Zumindest haben 
m.E. die linken AkteurInnen nicht ausreichend Macht, um - welche Prinzipien auch immer durchzusetzen. Das kann Inaktivität sicher kaum entschuldigen - soll es auch nicht. Das soll nur darauf hinweisen, daß diese "Jagd" auch ein nutzloses und eher ideologisches Unterfangen wäre. Auf der vielmals als komfortabel geschilderte oppositionelle Lage der beiden Parteien, ebenso der Grünen mit eher marktwirtschaftl. Ansätzen (AutorInnenpapier) liegt natürlich der Erwartungsdruck. Hingegen die konservativen Politiker haben sich auch bislang nicht gescheut, sich offen gegen jede soziale Idee zu verhalten. Dies zu "honorieren" wäre dringlichste Leidenschaft meinerseits. Bisher habe ich von dort nur Ödes gehört; das Weichwaschen der BGE-Idee bis hin zur Ersetzung mindest/investivlohnorientierter Strategien.
<br>Ich sehe bspw. kein Problem darin, Mindestlohn als Etappe bzw. als spätere Ergänzung des BGE zu werten und beiden Modellen einen entsprechenden Rahmen in politischen und Gesellschaftskonzepten zu bieten.<br>Dort besteht freilich in der Linken noch Nachholbedarf - den gewerkschaftlichen Mitstreitern einmal klarzumachen, daß (was wir hier lesen und hören) die Änderung gesellschaftlicher Rahmenbedingungen nicht beide voneinander ausschließt. Letztlich ist sowohl das Eine als auch das Andere lediglich von der Finanzierbarkeit im Umbruch und unter der Logik veränderter Finanz- und Wirtschaftspolitik abhängig. Die jetzigen Voraussetzungen stellen natürlich ein Signal der Umverteilungsfrage auf Rot. Bspw. die Einführung des Regionalgeldes in Ostthüringen, in MVP und demnächst auch in Sachsen sind geeignet, die Sichtweise auf Geldflüsse zu entzerren und auch eine andere Beziehung zum Geld zu entwickeln. Solche Modelle sehe ich als schlüssige Notbremse in einer sozial verkaterten Welt/Region an, die -zwar nur als Aufmerksamkeit schaffendes Kleinregulativ -  immerhin  wach rüttelt. Ob nun Banken, Globalwirtschaftler oder Export/Importwahnsinnige und BIP-Abhängige, das ist egal, wenn es damit nur gelänge, eine Sensibilität herzustellen.
<br><br>Lieber Axel Tigges,<br><br>Ob man nun R. Bahro nun wegen seiner privaten "Glaubwürdigkeit" glaubt oder nicht - steht außer Frage für mich. Entscheidend sind für mich daraus die Schlüsse in der Angelegenheit eines sich natürlicherweise (nicht natürlicherweise existierenden) differenzierenden Marktes unter kapitalistischen Bedingungen. Aber das ist (hier) nicht neu und deswegen sicher bereits ein abgeschlossenes Thema. Ich könnte durchaus auch den "weicheren" theoretischen Varianten einer ökologischen sozialen Marktwirtschaft (die es wahrscheinlich praktisch nicht gibt) etwas abgewinnen, wenn darin die Verteilungsprinzipien objektiv gerecht sind. Dazu gehört für mich das BGE ohne Ausnahme.
<br>Das werden wir aber mit einer "Jagd" nicht erreichen, denn dan verschwinden die, denen man einen aktiven Mitwirkungsgrad zugesteht.<br><br>Herzl. Grüße<br>Ingo Groepler-Roeser<br><br><br><div><span class="gmail_quote">
Am 11.04.07 schrieb <b class="gmail_sendername">Tobias Crefeld</b> <<a href="mailto:tc-wasg@onlinehome.de">tc-wasg@onlinehome.de</a>>:</span><blockquote class="gmail_quote" style="border-left: 1px solid rgb(204, 204, 204); margin: 0pt 0pt 0pt 0.8ex; padding-left: 1ex;">
On Tue, 10 Apr 2007 19:22:44 +0200 "Ingo Groepler-Roeser"<br><<a href="mailto:ingo.groepler.roeser@googlemail.com">ingo.groepler.roeser@googlemail.com</a>> wrote:<br><br>> Um es ganz plastisch zu übertreiben: Ich halte Sprecher für
<br>> Sprecherpositionen ungeeignet, weil sie Sprecher sind? Vielleicht<br>> wäre es ganz nett, wenn hin und wieder der ein oder andere<br>> "Berufspolitiker" sich auf den Streit/die Diskussion einließe - sich
<br>> stellen würde.<br><br>Ich sehe keine Berufspolitiker, die sich einer Diskussion stellen. Wenn<br>ich hier Veranstaltungen rund ums BGE besuche, dann sitzen da<br>gelegentlich Parlamentarier oder Angestellte aus dem politischen
<br>Apparat, tw. auch aus Kippings Partei und halten die meiste Zeit brav<br>den Schnabel oder ergehen sich in Allgemeinplätzen, um ja nicht<br>anzuecken. So wie das halt alle Politiker machen, die unbedingt<br>wiedergewählt werden wollen. Das ist nun mal so und das ist
<br>gleichzeitig deren Handicap im Hinblick auf ihre Überzeugungskraft.<br>Warum soll sich eine Organisation Sprecher mit solchen Handicaps antun?<br><br><br>> Das politische Maß an Offenheit gegenüber "ganz<br>> bodenständigen" Auseinandersetzungen scheint derzeit in Deutschland
<br>> ohnehin einer Kultur des "positiven Verdrängens" (positive<br>> unthinking) zu weichen.<br><br>Da sehe ich doch eine etwas positivere Tendenz. Im politischen Apparat<br>mag das so sein, aber "am Stammtisch" hat sich nach Jahren des
<br>Konkurrierens und der getrennten Alleingänge wieder häufiger ein<br>gemeinsames politisches Interesse herausgebildet, dass sich allerdings<br>auf konkrete Punkte fokussiert und im übrigen von der Sinnlosigkeit der<br>
parteipolitischen Ochsentour ausgeht.<br><br>Die Tendenz der letzten 10..20 Jahr zu mehr direkter Demokratie und<br>gleichzeitig zu mehr Lobbyismus kommt ja nicht von ungefähr. Sie ist<br>eine Reaktion auf die Mängel des repräsentativ-demokratischen Systems,
<br>wie es sich heute darstellt. In meiner Jugend, also vor langer Zeit,<br>gab es immer wieder spannende Debatten im Bundestag, die wir live am<br>Radio verfolgten - tw. auch während der Unterrichtszeit. Heute schlafen<br>
einem die Füsse ein bei dem Rumgestotter. Und bei Abstimmungen, bei<br>denen das Ergebnis schon vorher ausgekartet wurde, braucht man sich<br>auch nicht mehr fürs Plenum zu interessieren. Wenn dies nun, wie im<br>vorliegenden Fall, auf Parteien übertragen wird, dann stirbt die
<br>politische Kultur eben auch dort. Das braucht nur die Partei zu<br>interessieren, aber auf solche "Pferde" sollte man außerhalb von<br>Parteien nicht mehr setzen.<br><br><br>> Vielmehr gilt es doch, die öffentlich konstruierte
<br>> Trendwende "hin zum Sozialen" quer durch alle Parteien zu<br>> dynamisieren und die Politischen beim Wort zu nehmen.<br><br>Richtig, so wie sich die Mehrheitsverhältnisse darstellen, wird dies<br>ohne Zweifel der einzige Weg sein, ein BGE durchzusetzen.
<br><br>Nur: "Beim Wort nehmen" hat was damit zu tun, dass wir die Politiker so<br>lange jagen müssen, bis sie das so realisieren. Und das funktioniert<br>eben nicht, wenn Berufspolitiker sich selbst "jagen" sollen. Der Bock
<br>ist nunmal ein schlechter Gärtner.<br><br>--<br>Gruß,<br> Tobias.<br>_______________________________________________<br>Debatte-grundeinkommen Mailingliste<br>JPBerlin - Politischer Provider<br><a href="mailto:Debatte-grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de">
Debatte-grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de</a><br><a href="http://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen">http://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen</a><br></blockquote></div>
<br><br clear="all"><br>-- <br>Herzliche Grüße<br>Ingo Groepler-Roeser<br>___________________________<br><br>"You must have a system. If you dont have a system, you are a part of someone elses system." Terence Mc Kenna
<br>__________________________<br><br>"Das Problem mit Bogart ist, dass er denkt er sei Bogart." John Huston (Regisseur)