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<font color="#000066">Hallo, dieser
kleine
Auszug aus dem Buch "Auf der Suche nach dem verlorenen Glück" von Jean
Liedloff ist passend zum bedingungslosen Grundeinkommen. Im Grunde
beschreibt
es den Prozess, der für viele eintreten kann, wenn der Zwang zur Arbeit
aufhören wird, so wie es hier einem "zwangskultivierten" Indianer ging.
(Wobei ich weder gegen Kultur noch für eine Rückkehr in Urzustände
plädiere!!!).<br>
<br>
Die Autorin Jean Liedloff traf in den 70ern im Dschungel von Venezuela
auf die Yequana-Indianer, lebt dort 2 1/2 Jahre und versucht in ihrem
Buch die Ursache ihres glücklichen Zusammenlebens zu ergründen. Einige
ihrer Erkenntnisse - speziell zwei zum Thema Arbeit - haben mich schon
vor 20 Jahren sehr beschäftigt. <br>
Damals lag es noch in fernster Zukunft, wenn überhaupt, dass solchen
Geschichten mehr als wehmütige aber illusionäre Ideale betrachtet
werden. Die derzeitigen Diskussionen um das Grundeinkommen verändern
das Bild.<br>
<br>
Hier der Auszug:<br>
<font color="#336666"><br>
<b><font color="#006600">°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°</font></b></font></font><font
 color="#006600"><br>
<small><font face="Helvetica, Arial, sans-serif"><b>"Ein
weiterer Hinweis auf die menschliche Natur und Arbeit ergab sich später.<br>
<br>
Zwei Indianerfamilien wohnten in einer Hütte mit Aussicht auf einen
herrlichen weißen Strand, eine Lagune in einem weiten Halbkreis von
Felsen mit dem Caroni und den Arepuchifällen dahinter. Der eine
Familienälteste hieß Pepe, der andere Cesar. Pepe erzählte mir die
Geschichte.<br>
<br>
Offenbar war Cesar in sehr jungem Alter von Venezolanern 'adoptiert'
worden und war mit ihnen in eine Kleinstadt gezogen. Man schickte ihn
zur Schule, er lernte lesen und schreiben und wurde von Venezulanern
aufgezogen. Als er erwachsen war, kam er, wie viele Männer aus jenen
Stäcten in Guyana, zum oberen Caroni, um sein Glück bei der Diamanten
suche zu versuchen. Er arbeitete gerade mit einer Gruppe von
Venezolanern, als er von Mundo, dem Häuptling der Tauripans von
Guayparu, erkannt wurde. <br>
<br>
'Bist du nicht von José Grande in seinem Haus mitgenommen worden?'
fragte ihn Mundo. <br>
<br>
'Ich wurde von José Grande aufgezogen', sagte Cesar, der Geschichte
nach.<br>
<br>
'Dann bist du zu deinem eigenen Volk zurückgekehrt. Du bist ein
Tauripan, sagte Mundo.<br>
<br>
Worauf Cesar nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss kam, es würde
ihm als Indianer besser gehen, als wenn er als Venezolaner lebte; er
kam also nach Arepuchi, wo Pepe wohnte.<br>
<br>
Fünf Jahre lang lebte Cesar nun mit Pepes Familie, heiratete eine
hübsche Tauripan-Frau und wurde Vater eines kleinen Mädchens. Da Cesar
nicht gern arbeitete, aßen er, seine Frau und seine Tochter von dem.
was in Pepes Pflanzung wuchs. Cesar war hocherfreut, daß Pepe nicht von
ihm erwartete, er müsse sich einen eigenen Garten anlegen oder auch nur
bei der Arbeit in dem seinen helfen. Pepe arbeitete gern, und da Cesar
das nicht tat, paßte diese Regelung beiden Seiten.<br>
<br>
Cesars Frau beteiligte sich gern mit den anderen Frauen und Mädchen
zusammen am Schneiden und Zubereiten der Cassaba, aber Cesar tat nichts
gern, außer den Tapi und gelegentlich anderes Wild zu jagen. Nach
einigen Jahren entwickelte er eine Neigung zum Fischen und fügte seine
Fänge denen von Pepe und seinen zwei Söhnen hinzu, die immer gern
fischten und seine Familie immer großzügig versorgt hatten wie ihre
eigene. <br>
<br>
Kurz vor unserem Eintreffen dort beschloß Cesar, sich einen eigenen
Garten anzulegen, und Pepe half ihm bei jeder Kleinigkeit, von der Wahl
der Lage bis zum Fällen und Verbrennen der Bäume. Pepe genoß das um so
mehr, als er und sein Freund die ganze Zeit schwatzten und Späße
machten. <br>
Nach fünfjähriger Rückenstärkung hatte Cesar das Gefühl, daß ihn keiner
zu diesem Projekt trieb und war ebenso frei, Freude an der ARbeit zu
empfinden, wie Pepe oder irgendein andere Indianer.<br>
<br>
Pepe erzählte uns, daß alle in Arepuchi darüber froh waren, da Cesar
zunehmend unzufrieden und reizbar geworden war. 'Er wollte sich gern
einen eigenen Garten anlegen' - lachte Pepe - ' aber er wußte es selber
nicht!' <br>
<br>
Pepe fand es sehr komisch, daß es jemanden gab, der nicht
wußte, daß er arbeiten wollte.'<br>
<br>
Beck'sche Verlagshandlung, </b>
</font></small><b><small><font face="Helvetica, Arial, sans-serif">Ausgabe
1984, 75.-96.Tsd., </font></small><small><font
 face="Helvetica, Arial, sans-serif">S.21-22</font></small></b></font><b>
<font color="#006600"><br>
</font></b><font color="#000066"><b><font color="#006600">°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°</font></b><br>
Gruß<br>
Christiane  </font><br>
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