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<DIV><FONT face=Arial size=2>Hallo Leute,</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>danke Rüdiger (Heescher) für Deine Anmerkungen und 
sinnvollen Hinweise. Was die ganze Frage der "Empire"-Diskussion angeht, so 
würde ich das BGE in den Transformationsprozess einordnen, den heute das 
Akkumulations-, Produktions- und Arbeitsregime durchläuft.</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>Ich versuche es kurz zusammenzufassen:</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2><STRONG>Der Transformationsprozess der Produktion: 
Das Ende des fordistisch-tayloristischen Produktionsregimes samt angeschlossenem 
keynesianisch-wohlfahrtsstaatlichen Steuerungsmodellen und des hegemonialen 
Charakters von Lohnarbeit (von der Subjektivität abgetrennte und handelbare Ware 
Arbeitskraft). Der Transformationsprozess hin zur Wissensgesellschaft generiert 
heute eine andere (hegemoniale) Form der Arbeit und Ausbeutung: Das Kapital 
setzt heute die gesamte Gesellschaft in Produktion und schöpft den 
Kommunikationsüberschuss als Mehrwert ab. Arbeit ist heute (bereits jetzt 
hegemonial, in Zukunft auch quantitativ normbildend) gesellschaftliche Arbeit, 
der Arbeiter gesellschaftlicher Arbeiter, der nicht nur mehr seine Arbeitskraft, 
vielmehr seine gesamte Subjektivität, Kommunikations- und Vernetzungsfähigkeit 
usw. einbringen muss. Das Kapital generiert hierbei einen gigantischen und 
völlig neuen Widerspruch: Die gesellschaftliche Arbeit verlangt freie 
Produzenten (gesellschaftliche Arbeiter, Arbeitskräfteunternehmer ihrer selbst), 
die mit ihrer Subjektivität, Wissen, Kommunikation, Vernetzung usw. den 
abschöpfbaren Mehrwert frei generieren. Das Kapital kann deshalb die 
herkömmlichen Kontrollregime nicht mehr aufrecht erhalten. So steht es vor dem 
Problem, neue Kontrollregime einführen zu müssen, ohne sich dabei selbst die 
Basis zu entziehen: Es muss die neuen gesellschaftlichen, immateriellen, 
kommunikativen und vernetzten Arbeitsformen organisieren (kontrollieren) und 
zugleich das Subjekt als freien Produzenten erzeugen. Der Neoliberalismus ist 
eine Antwort auf diese Problematik, seine Strategie besteht darin, die alten nun 
blockierenden Kontrollregime (Politik, Sozialstaat) schrittweise abzubauen und 
sich von normativ-emanzipatorischen Gesellschaftszielen zu verabschieden 
(Funktionalisierung, Legitimation durch Verfahren).  Die Politik bewegt 
sich größtenteils genau in den Bahnen des neoliberalen Projekts, stellt sich auf 
die Seite des Kapitals und übernimmt dessen Strategien.    <BR>Mir 
scheint der Begriff der „Wirtschaftsdemokratie“ ein guter (Kampf)Begriff zu 
sein, der, anders als der der Arbeiterklasse, nicht nur Utopien heraufbeschwört, 
sondern wieder einen konkreten emanzipatorischen Horizont, auch kurzfristig, 
eröffnet. Da die in ihrer Gesamtheit in Produktion gesetzte Gesellschaft mit der 
Wirtschaft tendenziell in eins fällt (Produktion von allem durch alle), kann 
Demokratie nur (neu) definiert werden als uneingeschränkte bzw. absolute 
Demokratie (Regierung aller durch alle).  Oberstes Emanzipationsziel der 
Wirtschaftsdemokratie kann dann nur (wieder) die Aneignung der Produktionsmittel 
(Marx) sein, verstanden als Wiederaneignung der eigenen Subjektivität des 
gesellschaftlichen Arbeiters. Damit wird dem Kapital seine eigene 
Reproduktionsfähigkeit in der Wissensgesellschaft entzogen und die 
gesellschaftliche Reproduktion wieder in die Sphäre der Produzenten 
verlegt.</STRONG></FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>Das eben Beschriebene ist die eigentliche 
Revolution, die gerade geschieht! </FONT> <FONT face=Arial size=2>Das BGE 
wäre demgemäß das allererste Instrument, dass auf die Veränderung des Charakters 
der Arbeit eine emanzipatorische Antwort liefert. Da ich hier in Gelsenkirchen 
für die Grünen auch kommunalpolitisch aktiv bin, werde ich Euch eine Zahl 
nennen, was dieser Transformationsprozess der Arbeit ganz konkret bedeutet. 
Gelsenkirchen hat ca. 260.000 Einwohner. Was glaubt Ihr wieviel davon in der 
freien Wirtschaft in sozialversicherungspflichtigen 
Vollbeschäftigungsverhältnissen arbeiten? Ca. 6.500 Menschen! Der Rest der 
Beschäftigten (ca. 110.000) arbeitet prekär, in Leiharbeit, 
(schein)selbstständig, im öffentlichen Sektor, in Eigenarbeit, in Maßnahmen. 
Unser Sozialstaat ist aber nach wie vor noch am bismarckschen 
Industriearbeitersozialvesicherungsmodell ausgerichtet. Deshalb müssen wir 
tatsächlich zunächst den Arbeitsbegriff überdenken (siehe oben: 
<STRONG>Fett</STRONG>).</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>Noch eine Anmerkung zu den Grünen. Auf dem letzten 
Parteitag in Köln haben wir ja beschlossen, ein Jahr lang die Modelle 
armutsfeste Grundsicherung oder BGE innerparteilich zu diskutieren und auf 
dem nächsten Parteitag zur Abstimmung zu stellen. Das BGE wurde übrigens von der 
Grünen Basis wieder in die Partei eingebracht (wieder, weil das BGE ja die 
allererste sozialpolitische Forderung der Grünen überhaupt war) - so hat etwa 
mein Kreisverband Gelsenkirchen als erster Kreisverband in Deutschland das BGE 
als Zukunftsmodell beschlossen.</FONT> <FONT face=Arial size=2>So sind wir 
die einzige der etablierten Parteien, die sich als Gesamtpartei mit dem BGE 
auseinandersetzen (die von mir durchaus geschätzte Katja Kipping konnte sich ja 
leider nicht bei der Linkspartei.PDS durchsetzen). Nach meiner Wahrnehmung aber 
gestaltet sich der innerparteiliche Diskssionsprozess aber schwieriger als 
erwartet, da wir damit zugleich (personell und inhaltlich) noch die Vergangheit 
aufarbeiten müssen. Ich könnte Euch ja vorstellen, was: Die ganze Hartz-Schei... 
</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>Später vielleicht noch mehr</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>Grüße</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>Robert Zion<BR>B'90/Grüne, Geschäftsführender 
Vorstand und Bundesdeligierter, KV Gelsenkirchen<BR>Umweltpolitischer Sprecher 
der Ratsfraktion B'90/Grüne, Gelsenkirchen<BR></FONT> </DIV>
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