<font style="font-family: arial,helvetica,sans-serif;" size="2">Sehr
geehrter Herr Crefeld,<br /><br />sehe ich das folgende richtig? Sie und
die Befürworter des bGE  wollen einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf
ein bGE  ?<br /><br />Wissen Sie was?  Gesetzliche Rechtsansprüche gibt 
es derzeit zu Hauf, die alle schön klingen, richtig sind und
menschenwürdig, <br />aber leider wegen der "Globalisierung"
und anderen "Sachzwaengen", so sagt man wenigstens  an
politisch verantwortlicher Stelle, nicht von den Bürgern durchgesetzt
werden können und gezielt von interessierten Kreisen unterminiert und
ausgehöhlt und zerstört werden. <br />Es gibt sogar einen
grundgesetzlichen Anspruch auf den Schutz der Menschenwürde in Art. 1
GG.<br />Wo bitte ist der heutzutage? Wo ist die Verwirklichung all der
gesetzlichen Rechtsansprüche  des Grundgesetzes und der
Menschenrechte?<br />Glauben Sie noch an Gesetze? Oder an die faktische
Folgerichtigkeit von Gabe und Gegengabe in einer arbeitsteiligen humanen
Gesellschaft?<br /><br />Ich will hier niemanden diskreditieren;
allerdings wird ein bedingungsloses Grundeinkommen von großen Teilen der
Bevölkerung als Geschenk empfunden werden. Wir haben es schließlich
nicht mit Heiligen zu tun, sondern mit Menschen verschiedenster
Bewußtseinslagen.<br />Und wie die einen dieses Geschenk bewerten und
wie die anderen, - das ist wichtig für die Akzeptanz  innerhalb der
Bevölkerung und auch bei den Empfängern.  Es will ja gar nicht jeder
großmütig beschenkt werden. Und nicht jeder in der Bevölkerung 
betrachtet  ein bedingungsloses Grundeinkommen   als soziale
Verpflichtung.<br />Und der entstehende Unmut  wird auf die Empfänger
des bGE zurück schlagen. <br />Welche Zukunftsperspektive bieten Sie
jungen Menschen? <br /><br />Sie kritisieren meine Wortwahl:
"Alimentierung".  Glauben Sie,  die Bevölkerung wird 
mehrheitlich  so feine Unterscheidungen  machen, wenn es - gesetzlich
verankert - heißt: "Denen, die wir für unseren Produktionsprozeß 
nicht mehr brauchen, geben wir ein bGE, aber um Gottes Willen keine
Almosen, nein, auch keine Alimentierung, sondern wir erfüllen einen
gesetzlichen  Anspruch. Ansonsten brauchen wir sie nicht mehr für
unseren Profitmaximierungsprozeß."<br />Wie, glauben Sie, werden
die Menschen sich dann fühlen? <br />Und wie lange wird der gesetzliche
Anspruch Bestand haben,. wenn die selbstverschuldete
Staatshaushaltskrise sich so weiter entwickelt?   <br />Es wird ja heute
schon von angeblichen Wirtschaftswissenschaftlern empfohlen, die ALG 2
Bezüge um 30 Prozent zu kürzen.  Glauben Sie, das bliebe dem
Grundeinkommen erspart?   <br /><br />Ich denke: Nein, das bliebe ihm
nicht erspart. Deshalb plädiere ich nach wie vor dafür, eine große
Transformation der gesellschaftlichen Steuerungsmechanismen - von denen
das Grundeinkommen nur ein Element ist und sein kann - in Angriff zu
nehmen. <br />Das bedeutet unter anderem , die gesamte
Steuergesetzgebung  umzustellen in Richtung auf eine Humanisierung und 
Ökologisierung der Gesellschaften. Darum kommen wir nicht herum, wenn
wir diesen Planeten- unsere Lebensgrundlage -  nicht ruinieren
wollen.<br /><br />Mir fehlen  jetzt  die Zeit und der Platz, um
detailliert darauf einzugehen.<br />Aber  zwei Wege zu dem o. gen. Ziel
wurden bereits erarbeitet und schriftlich fixiert..<br />Die Konzepte
dazu finden Sie unter meiner Webadresse.<br /><br />Abschließend möchte
ich hinzufügen: ich bin für ein bGE, wenn es als ein Schritt auf dem Weg
zum Ziel begriffen und auch so  kommuniziert wird. <br />Ein Schritt,
dem weitere folgen müssen und sollen.<br />Damit könnte es - in
entsprechender Höhe - sicher eine Erleichterung für Millionen Menschen
werden und ihre Lebensqualität erst einmal auf menschenwürdiges Niveau
heben. <br />Aber allein mehr Geld nützt auf die Dauer auch nicht viel,
wenn alles andere so weiter geht wie bisher.  Deshalb sollte es einen 
veröffentlichtes Programm geben, wie  diese Gesellschaft  ihren
selbstformulierten Ansprüchen gerecht werden will: Menschenwürde; 
Gleiches Recht für alle. Demokratisierung der Arbeitswelt und der
politischen Prozesse; Kostenlose Bildung, Gesundheit, Kultur für alle;
gleiche staatsbürgerliche Rechte und Pflichten für alle;
Umweltregeneration. Gute Lebensmittel für alle. Nicht nur Bioessen für
Reiche.<br />MfG   <br />Klaus Jäger<br /><br /> <br /><br /> <br /><br
/>
-----Original Message-----<br />
> Date: Thu, 14 Sep 2006 19:23:11 +0200<br />
> Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Widerspruch zur Erklärung
des<br />> SprecherInnenkreises<br />
> From: Tobias Crefeld <tc-wasg@onlinehome.de><br />
> To: debatte-grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de<br />
<br />
> On Wed, 13 Sep 2006 13:58:46 +0200 "Klaus Jaeger"<br />
> <jaeger.moers@t-online.de> wrote:<br />
> <br />
> > 4. Die bedingungslose Alimentierung von Millionen Menschen
wird<br />
> > diese  - wie im Mittelalter - zu Bettlern an den Küchentüren
der<br />
> > Reichen machen und ihnen - den Almosenempfängern -  den
gleichen<br />
> > sozialen Status wie den Bettlern gewähren.<br />
> <br />
> Das und vieles andere von dem, was Sie noch in Ihrer Mail
schreiben,<br />
> ist wenig durchdacht und ihre Wortwahl ist ganz offenbar darauf<br
/>
> ausgelegt, durch nicht sachgerechte Bezeichnungen wie
"bedingungslose<br />
> Alimentierung" zu diskreditieren. Wenn Sie so einen Begriff
erfinden,<br />
> sollten Sie auch schreiben, was Sie darunter verstehen.<br />
> <br />
> Ein "Almosen" (wenn Sie den Begriff verwenden, sollten
Sie auch seine<br />
> Bedeutung kennen: http://de.wikipedia.org/wiki/Almosen ) wird zwar
wie<br />
> das BGE ohne Erwartungen an den Empfänger gegeben und kann<br />
> manchmal durchaus existenzsichernd sein, ist aber ähnlich wie
eine<br />
> Spende eine freiwillige Leistung, d.h. der Empfänger hat keinen<br
/>
> Rechtsanspruch darauf. Damit erfüllt ein Almosen nicht den
Anspruch,<br />
> der an ein BGE gestellt wird, sondern stellt vielmehr sogar
einen<br />
> kulturellen Rückschritt gegenüber der Sozialhilfe dar.<br />
> <br />
> Die Wiedereinführung des Bettlertums strebt derzeit ja wohl eher
der<br />
> derzeitige politische Mainstream um Müntefering, Merkel und dem<br
/>
> "Sachverständigenrat" an, wenn sie die
arbeitsbereitschaftsabhängige<br />
> Zahlung eines für viele Bürger nicht-existenzsichernden ALG-2
immer<br />
> weiter einschränken.<br />
> <br />
> <br />
> Das BGE wird allerdings alleine (ich wiederhole mich hier, aber es
ist<br />
> offenbar nötig) keinesfalls alle politischen und sozialen
Probleme<br />
> dieser Welt lösen!<br />
> <br />
> Deswegen schlagen WASG und LPDS auch eine gesetzliche<br />
> Arbeitszeitverkürzung und einen gesetzlichen Mindestlohn vor.
Beides<br />
> interferiert zwar mit dem BGE, ist aber grundsätzlich unabhängig
davon<br />
> und wird deswegen in der Diskussion ums BGE auch meist
ausgeklammert -<br />
> zumal es eine separate Diskussion ist.<br />
> <br />
> Sollten Sie sich für diese und ähnliche Konzepte begeistern
können,<br />
> würde Ihre Unterstützung gerne gesehen - aber mit dem BGE hat es<br
/>
> nichts zu tun. Ihre sonstigen politischen Ansprüche und
humanistischen<br />
> Forderungen werden sicher von mehr Leuten geteilt, aber für
diesen<br />
> Kreis hier gilt: Thema verfehlt, sorry!<br />
> <br />
> <br />
> <br />
> > Vielleicht wollen Sie ja alle eine Klassengesellschaft, die
sich in<br />
> > Arbeitsplatzbesitzer und Erwerbslose gliedert?<br />
> > <br />
> <br />
> Dieser Vorwurf blendet die Realität aus, in der es heute längst
eine<br />
> solche Klassifizierung gibt.<br />
> <br />
> Er kommt übrigens besonders häufig von Gewerkschaftern, also
gerade<br />
> von den Organisationen, die mehrheitlich noch immer ihren Fokus
auf<br />
> die Erwerbstätigen gerichtet haben und Erwerbslosigkeit nicht als
ein<br />
> Problem begreifen, dass ihren Aufgabenbereich mittelbar und
immer<br />
> gravierender tangiert und die dementsprechend wenig gegen<br />
> Erwerbslosigkeit unternehmen.<br />
> <br />
> Aber nochmal: Das hat nichts mit der Diskussion BGE vs. Sozialhilfe
/<br />
> Arbeitslosengeld zu tun. Beim BGE geht es erstmal nur darum, dass
eine<br />
> faire Möglichkeit eröffnet wird, ohne Erwerbstätigkeit auch dann
sein<br />
> Auskommen zu haben, wenn man nicht in der glücklichen Lage ist,
über<br />
> Erbschaft oder Lottogewinn eine andere Geldquelle zu besitzen.<br
/>
> <br />
> Insofern finde ich es schon bemerkenswert, dass sich
BGE-Befürworter<br />
> immer wieder in die "Neiddiskussion" einlassen sollen,
die<br />
> andererseits die Bezieher von Einkommen aus großem Vermögen und<br
/>
> Erbschaft permanent ausspart.<br />
> <br />
> Aber in dem Punkt haben Sie indirekt schon recht: Da ist sicher
noch<br />
> einiges an Aufklärung nötig, damit eine Mehrheit der Bürger mal<br
/>
> konsequent zu Ende denkt, was denn die Alternativen wären und von
der<br />
> spärlichen "die wollen ja nur nicht arbeiten"-Position
weiterkommt.<br />
> <br />
> <br />
> Der Fokus des Sprecher-Papiers ging bislang offenbar eher unter.
Es<br />
> geht (vermutlich) insbesondere um eine Distanzierung von
Varianten,<br />
> die sich BGE nennen, es aber nicht sind. Dadurch, dass diese<br />
> vornehmerweise nicht genau benannt werden, wirkt das Papier
ziemlich<br />
> unkonkret.<br />
> <br />
> <br />
> Gruß,<br />
> Tobias.<br />
> _______________________________________________<br />
> Debatte-grundeinkommen Mailingliste<br />
> JPBerlin - Politischer Provider<br />
> Debatte-grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de<br />
> http://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen
<br />
> <br />
</font>